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„Tagesschau“ berichtet über Kabul aus dem 1.000 km entfernten Neu-Delhi (Indien) – Nur Effekthascherei?

„Tagesschau“-Sprecher Thorsten Schröder kündigt Sibylle Licht in …Neu-Delhi an, damit diese über die Ereignisse im 1.000 km entfernten Kabul berichtet. Foto: Screenshot tagesschau.de

Die etablierten Medien erwähnen nicht selten voller Stolz, dass sie stets vor Ort sind, wenn etwas Wichtiges in der Welt passiert. Bei der „Tagesschau“ der ARD scheint man es mit dem „vor Ort“ nicht so genau zu nehmen, wie sich am Montag gezeigt hat.

Um zu erfahren, was sich am selben Tag in der afghanischen Hauptstadt Kabul abgespielt hatte, gab es in der wichtigsten deutschen Nachrichten-Sendung von 20 Uhr eine Liveschalte nach …Neu-Delhi in Indien.

Von dort meldete sich die Leiterin des ARD-Studios, Sibylle Licht, um über das zu berichten, was die Kollegen in Hamburg oder sonstwo auf der Welt auch bei dpa oder über eine andere Agentur hätten erfahren können. „Nach der Panik am Tag herrscht jetzt gespannte Ruhe in Kabul“, meldete die Frau aus Neu-Delhi.

Das Logo der „Tagesschau“, der ältesten Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen.

1.000 km liegen zwischen der indischen Hauptstadt und Kabul. Das ist fast so, als würde der Belgische Rundfunk (BRF) live zu einem Redakteur in Eupen schalten und ihn bitten, den Zuschauern oder Zuhörern zu schildern, was zur selben Zeit in …Rom passiert.

Manchmal ist Journalismus auch Effekthascherei. Das erinnert ein bisschen an die Kollegen von der Sportredaktion der geschriebenen Presse, die ein Fußballspiel im Stadion auf der Pressetribüne verfolgen und nach einer strittigen Strafraumszene, die sie aus der Entfernung unmöglich richtig bewerten können, einen Kollegen in der Redaktion anrufen, der dort das Spiel im Fernsehen verfolgt, und ihn fragen, ob das ein klarer Elfmeter war oder nicht.

Merke: Der Redakteur vor dem Fernseher hat eine Zeitlupe, über die der Journalist im Stadion auf der Pressetribüne nur in den seltensten Fällen verfügt… (cre)

 

 

 

 

 

 

39 Antworten auf “„Tagesschau“ berichtet über Kabul aus dem 1.000 km entfernten Neu-Delhi (Indien) – Nur Effekthascherei?”

  1. Na ja die Deutschen Staatsmedien berichten eh von einem anderen Stern aus und erzählen auch nur das was in ihr Narrativ passt. Leute wie Peter Scholl-Latour z.B. würden doch heute gar nicht mehr vor eine Kamera gelassen, die sagten doch was ist und nicht was Merkel den Leuten weismachen will….

  2. Arnold Heck

    Kann mir mal einer sagen, was die Deutschen überhaupt am Hindukusch zu suchen hatten? Die haben das doch wohl nicht ernst genommen, als der Struck damals sagte „Die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt.“
    Also, was wollten die da? war es wirklich nur um den kleinen afghanischen Kopftuchmädchen den Weg zur Schule freizuhalten?

    • Ossenknecht

      Das Ganze basiert auf der UN-Resolution 1386, die 2001 von den Amerikanern auf den Weg gebracht wurde.

      Im Rahmen der so legitimierten „ISAF-Mission“ 2001–2014 haben sämtliche (!) NATO-Verbündete Truppen nach Afghanistan geschickt, und anschließend als „Resolute Support Mission“ ca. 40, darunter natürlich auch Belgien, das bis Mitte Juni ebenfalls irgendetwas „am Hindukusch verteidigt“ hat, fragen Sie mich nicht, was.

      • Na, ist das denn so schwer zu verstehen? Natürlich wurden die finanziellen Interessen der USA und der EU dort verteidigt. Mit dem Blut der Menschen, die natürlich nichts mit diesen Geschäften zu tun haben. Oder haben Sie jemals einen Reichen an vorderster Front kämpfen oder sterben sehen?

        • Ossenknecht

          Angesichts der zahlreichen Milliarden, die die beiden Missionen verschlungen haben, müssen Sie mir die finanziellen Vorteile schon etwas genauer erklären. Welche konkreten Einnahmen stehen den irrwitzig hohen Ausgaben gegenüber?

          Ich brauche handfeste Belege, bevor ich das als historische Tatsache hinausposaune.

  3. Robin Wood

    Journalismus ist inzwischen nur noch Effekthascherei.
    Am besten immer zur besten Sendezeit die schlimmsten Nachrichten mit den übelsten Bildern garniert servieren.
    Jeder Sender will nur noch der Erste mit neuen, schrecklichen Nachrichten sein. Seriöser Journalismus – gibt es den überhaupt noch?

  4. delegierter

    genau wie mit der Evakuierung. Der amerikanische Flieger hatte fast 700 Personen an Bord als er aus Afghanistan abflog, der deutsche Flieger startete mit 7 (?!?) Personen.
    Die anderen waren weder geimpft, getestet oder genesen; außerdem trugen sie keine Masken.

  5. Ganz besonders witzig

    Das ist genau mein Humor, das ist ähnlich „Kochenlernen mit Paris Hilton“ – wobei sich letzterer Sender allerdings nicht über 9 Milliarden Zwangsgebühren per annum finanziert. Der Herr Thiel sitzt jetzt seit fast 6 Monaten in Erzwingungshaft, wg. Nichtzahlung seiner monatlichen „Demokratieabgabe“ – das ist so ähnlich wie „Arbeit macht… ihr wisst schon“ – iHv knapp 40 Mark im Monat und Nichtabgabe der sog. „eidesstattlichen Erklärung“; in ca. 10 Tagen ist er erstmal wieder frei, aber ggf. nicht für lange, denn dann geht es erstmal wieder zur „eidesstattlichen Erklärung“ („Ich hab‘ nix, Leute, isch schwör!“), und wenn er die dann wieder nicht abgibt, lässt es sich der WDR („Intendant“: Buhrow, Jahresgehalt 405,000 Euro plus) sicher nicht nehmen, ihn erneut für 6 Monate einsperren zu lassen; kostet den WDR nur 3,600 Euro im Monat, rechnet sich damit voll und ganz, denn laut dem Chinaspruch (Mao, ohne „am“) „Bestrafe einen, erziehe Millionen“ wird sich der BRD-Untertan, schon wegen der üppigen Presseberichterstattung im Land über den Fall, schwer überlegen, ob er wie Thiel seine „Demokratieabgabe“ verweigert, und irgendwoher müssen die 18 Milliarden Mark ja schließlich kommen, damit die Öffentlich-Rechtlichen-Rundfunkbonzen noch höhere Gehälter und Pensionen als ihre – manche sagen: „ebenso nichtsnutzigen!“, eu-jeu-jeu! – Pendants bei der EU bekommen können; letztere können sich dann wenigstens noch belgische Einzelhandelspreise (Normalpreis plus 200 Prozent) zu bezahlen erlauben, und der Brüsseler Einzelhandel sagt Danke… wenn er zwischenmal mal wieder öffnen darf… Und auch das ist genau mein Humor!

  6. Corona2019

    @ – Kleiner

    Mit der Vermutung liegen sie bestimmt richtig .
    Die brauchen jetzt Finanzkräftige Investoren.
    Ich wette das Dort wirtschaftlich gesehen es nur Steil nach oben gehen kann .
    Bis man dann Feststellen wird , das man in einem Schönen Land wohnt , mit Top Moderner Infrastruktur, ihnen selber aber nichts mehr gehört .
    Ich tippe in 10 Jahren ist das für die Chinesen unter Dach und Fach , und die Städte sind dann Dort Moderner als Jede Großstadt in Europa .

  7. Der 7. Sinn

    Aha und wie oft berichet OD von Eupen aus und schreibt Artikel über Ereignisse die nicht in der Nähe sind oder erhält diese über Reuter und Bilder kommen von Shutterstock statt selber vor Ort zu sein. Wo is da der Unterschied? Aber aber das ist ja auch komplett was anderes.

    • Ostbelgien Direkt

      @Der 7. Sinn: OD ist nicht an Reuters abonniert, sondern an dpa. Aber die dpa-Verfasser der Berichte über Afghanistan sitzen in Kabul und in Islamabad, der Hauptstadt des Nachbarlandes Pakistan. Das ist schon ein großer Unterschied zu Neu-Delhi (ARD) oder Istanbul (ZDF). Und Agenturen gibt es gerade deswegen, weil nicht jedes Medium sich eigene Kortespondenten überall in der Welt leisten kann. Aber ARD und ZDF könnten sich sehr wohl eigene Korrespondenten leisten. Gruß

      • OD: Trotzdem verstehe ich Ihre Aufregung nicht. S. Licht war für eine umfangreiche Reportage über den Rückzug aus Afghanistan verantwortlich, der Beitrag wurde Anfang August gesendet. Sie arbeitet nunmal für die ARD. Ich gehe davon aus, dass Sie als eine Expertin der Entwicklung in diesem Land angesehen wird. Soll man sie nach Kabul einfliegen, damit sie einen Kommentar „vor Ort“ bringt ? Das wäre allerdings „Effekthascherei“ !

        • Ostbelgien Direkt

          @5/11: Man hat ja Frau Licht nicht um eine Einschätzung oder um Hintergründe zum Vormarsch der Taliban gebeten. Wenn dem so gewesen wäre, hätte sie auch in Eupen sein können. In der „Tagesschau“ wurde sie in Neu-Delhi – 1.000 km Luftlinie von Kabul entfernt – gefragt, was sich zur selben Zeit in Kabul tut, speziell auf dem Flughafen. Gruß

          • deuxtrois

            Ostbelgische Medien (wozu auch Sie gehören) sind in Belgien auch selten zu sehen, und das sind weitaus weniger als 1.000 Kilometer. Über die anderen lässt es sich (aus dem Sofa oder Schreibtisch) dann doch ganz gut rummäkeln.

    • Willi Müller

      Recht hat er, der Herr Walpot. Schließlich sind die „Mujahedin“ keine normalen Menschen sondern Tiere, die ihn schnell einen Kopf kürzer machen könnten. Da ist es schon besser immer eine Armlänge Abstand zu halten.

  8. Corona2019

    In Zeiten wo die Leute Berichterstattung sowieso eher skeptisch betrachten , fällt man so natürlich Stark auf .
    Da sollte die ARD sich wirklich überlegen ob man nicht besser bei der Wahrheit bleibt .
    Werbung für den Sender sieht jedenfalls anders aus .

  9. unten steht doch:
    „„Die Älteren werden sich vielleicht erinnern: Die Tagesschau war einmal informativ, die Comedians waren witzig und in der Sportschau ging es um Sport.““
    Tageschau berichtet kaum mehr, vieles gleicht eher einem Verblödungsauftrag.
    Probleme im eigenen Land werden totgeschwiegen

    • Karli Dall

      #klar

      „Tageschau berichtet kaum mehr, vieles gleicht eher einem Verblödungsauftrag.
      Probleme im eigenen Land werden totgeschwiegen“
      👍👍

      Gilt allerdings nicht nur für die Tagesschau, sondern für die ÖR.

  10. Als ob…

    … Sie sich jetzt freiwillig in Kabul aufhalten würden Herr Cre. Aber Hauptsache wieder gegen die „Staatsmedien“ schiessen. Die gute Dame wird schon ihre Quellen vor Ort haben. Das Problem sehe ich eh nicht, es wird ja auch transparent gesagt, wo sich die Dame befindet.

  11. Corona2019

    @ – Als ob

    Im Moment oder zuvor , mochte sich wohl keiner Freiwillig dort aufhalten .
    Trotzdem gibt es ja auch sehr abenteuer lustige ,
    Mir fällt da jetzt Ulrich Klose ein , der mit Helm und Mikro im Schützengraben gelegen hatte ,
    zu manchen Kriegszeiten .
    Hut ab , auch für das Kamera Team .
    Hatte früher immer gehofft das denen nichts Passiert, scheint funktioniert zu haben .
    In diesem Sinne, Danke Herr Klose, für die Mutigen Bericht erstattungen .

  12. Corona2019

    @ Filou

    Kaum was zu holen?

    Lithium in Massen .
    Auch Gold , Silber , Kupfer , und Edelsteine .
    geschätzter Wert 3 Billionen US Dollar .
    oder haben Sie schon alles ausgegraben ? .-)😉

  13. meinemeinungdazu

    Wer bezahlt eigentlich die Rückführungen von Personen, die dort während ihrem Besuch bei Verwandten von den Taliban „überrascht“ wurden und nun um Rettung/Rückführung betteln. Wurden diese Leute nicht frühzeitig aufgefordert, Afganistan zu verlassen bzw. davor gewarnt dorthin zu reisen?
    Zu Beginn der Coronakrise wurden die Touristen in Spanien plötzlich aufgefordert, das Land innerhalb 10 Tagen zu verlassen. Den überteuerten Rückflug durfte man selbst bezahlen und auch an den organisierten Charterflüge durch Regierungen musste man auch sich beteiliegen.

  14. Rob-Otter

    #meinemeinungdazu

    „Wurden diese Leute nicht frühzeitig aufgefordert, Afganistan zu verlassen bzw. davor gewarnt dorthin zu reisen?“

    Diese Leute verteidigen seit 2004 „Die Sicherheit Deutschland auch am Hindukusch“.
    Also seit 17 Jahre gehören sie zu den Freiheits-/Sicherheitsverteidigern Deutschlands.

    Kurios ist aber, dass die Regierung Deutschlands nicht weiß, wie viele deutsche Staatsbürger überhaupt in Afghanistan sind.

    • Mithörer

      Sie sprechen von Ortskräften. Und was ist mit den Flüchtlingen, deren Asylantrag genehmigt wurde, die die deutsche Nationalität erhielten und die sich jetzt wieder bei ihren Verwandten, Familien, Freunden aufhielten und wieder schreien, „Holt uns hier raus“, obschon schon vor Wochen davor gewarnt wurde, dorthin zu reisen?
      Das ist doch alles nicht mehr normal!

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