Politik

Minister Antoniadis besorgt über ungewisse Zukunft der Entbindungsstation in Eupen – „Eine Priorität“

Eine Mutter mit ihren neugeborenen Baby nach der Geburt. Foto: Shutterstock

AKTUALISIERT – Weil zwei Gynäkologen das St. Nikolaus-Hospital verlassen werden, befindet sich die Entbindungsstation zurzeit in schwerem Fahrwasser. DG-Minister Antonios Antoniadis äußert sich besorgt, ist aber dennoch zuversichtlich, dass eine Lösung gefunden werden kann.

Bei den zwei Fachärzten handelt es sich um Dr. Ahmed Wafi und Dr. Dirk Crommelinck. Es bleiben den Verantwortlichen des Krankenhauses noch etwa zwei Monate, um das Team der Entbindungsstation auf ärztlicher Ebene neu zu stärken.

„Hinter den Kulissen finden zahlreiche Gespräche statt, um eine ungebrochene Kontinuität der anerkannten Arbeit zu gewährleisten“, teilte die Direktion des Hospitals mit. „Nicht zuletzt wegen der Zweisprachigkeit stellt sich die Suche nach Nachfolgern als schwere Geburt heraus.“

November 2018: Schlüsselübergabe zwischen dem ehemaligen Stationsleiter Dr. Paul Baltus (r) und seinem Nachfolger Dr. Dirk Crommelinck (l) vor den Augen von Chefarzt Dr. Frédéric Marenne (M). Foto: Gerd Comouth

In den Zukunftsplanungen des St. Nikolaus-Hospitals spiele die Entbindungsstation, bei der ganze Generationen von Menschen aus dem Eupener Raum zur Welt gekommen sind, weiter eine wichtige Rolle, hieß es weiter. „Die Arbeit der engagierten Hebammen und ihrer multiprofessionellen Kolleginnen und Kollegen wird allseitig hochgeschätzt.“

Im Sinne der verunsicherten Frauen, die ein Kind erwarten, betonen die Verantwortlichen des St. Nikolaus-Hospitals, dass es weitergehen soll. Auch die Fachexpertise, die Dr. Dirk Crommelinck etwa in Fragen von Brustkrebs eingebracht hat, soll in Eupen erhalten bleiben. „Die Gespräche laufen, aber es wird noch dauern, bis weißer Rauch aufsteigt.“

Klar ist: Wer in den nächsten Wochen ein Kind erwartet, wird weiterhin bestmöglich in der Schwangerschaft und bei der Geburt begleitet. Eine feste Zusage für die Zeit nach September 2021 lässt sich laut Direktion zurzeit leider nicht treffen. Sobald es Neues gebe, werde die Öffentlichkeit zeitnah über die Entwicklung informiert. „Das Haus hofft auf gute Nachrichten.“

Minister: „Werdende Eltern brauchen Versorgungsgarantie“

Das hofft auch der für den Bereich Gesundheit zuständige DG-Minister Antonios Antoniadis (SP). „Werdende Eltern brauchen eine Versorgungsgarantie“, betonte der Vize-Ministerpräsident, der trotzdem guter Hoffnung ist, dass die Verantwortlichen des Eupener Krankenhauses eine Lösung finden werden.

Antoniadis: „Die Entbindungsstation im Eupener Krankenhaus ist ein wichtiger Bestandteil der Grundversorgung und eine der wenigen Angebote des Hospitals, mit denen die Bevölkerung positive Gefühle und Erfahrungen verbindet. Dieses Angebot in Eupen aufrechtzuerhalten und zu stärken, sollte daher zu einer absoluten Priorität des Krankenhauses gehören. Ich bin mir sicher, dass die Krankenhausverantwortlichen aus Direktion und Verwaltungsrat alles daransetzen werden, um eine zeitnahe Lösung zu finden.“

Sozial- und Gesundheitsminister Antonios Antoniadis (SP) im Parlament der DG. Foto: PDG/CK

Die Regierung der DG habe sich trotz fehlender Zuständigkeit wiederholt für eine Sicherstellung der Entbindungsstation stark gemacht. Erst kürzlich habe er selbst mit dem zuständigen Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke (Vooruit) über die Aufrechterhaltung des Dienstes in Eupen ausgetauscht, da die umliegenden Krankenhäuser im Inland zu weit weg liegen, je nachdem, wo man im Norden der DG wohnt, so der DG-Minister. Zwar könne man für den eigentlichen Akt der Entbindung aufgrund einer europäischen Richtlinie im benachbarten Ausland entbinden. Anders sehe es aber für Vor- und Nachuntersuchungen sowie die Begleitung aus.

Antoniadis weiter: „Damit die Entbindung in Eupen attraktiver wird, brauchen junge Eltern eine Versorgungsgarantie und ein zeitgemäßes Angebot. Hier ist die Regierung, wie schon dem Krankenhaus bekannt, bereit, bei Vorlage eines entsprechenden Konzeptes in die Infrastruktur zu investieren. Erst in der vergangenen Legislaturperiode haben wir ein millionenschweres Projekt im Eupener Spital finanziert.“

Ende des Monats will der SP-Politiker den neuen Generaldirektor der beiden Krankenhäuser in Eupen und St. Vith treffen. „Neben den Themen zur strategischen Ausrichtung der beiden Standorte im Norden und Süden werde ich mich auch über die Maßnahmen zur personellen Verstärkung der Entbindungsstation in Eupen informieren. Nicht zuletzt den gut ausgebildeten Hebammen, die in Eupen einen hervorragenden Job machen, ist man es schuldig, alle Hebel in Bewegung zu setzen, damit sie über einen gesicherten Arbeitsplatz verfügen“, so Antoniadis. (cre)

45 Antworten auf “Minister Antoniadis besorgt über ungewisse Zukunft der Entbindungsstation in Eupen – „Eine Priorität“”

    • Finde ich traurig,das weiss man ja aber wenn man so einen Job lernt,genau wie Polizei und Krankenpfleger,man hat ja dafür mehr Lohn und andere Stunden frei…die Jugend von heute,und welche in Lux gingen jeden 2ten So in nem Supermarkt 8 St arbeiten und kriegen nun gesagt sie dürfen nur noch 4 arbeiten,toll dafür kann man nun jeden So gehen…

    • Frankenbernd

      Wie kann jemand der Gynaekologe wird, keine Nacht- und Wochenendschicht moegen. Das gehoert nunmal dazu wie ‚Feuer‘ zum Feuerwehrmann. Dann glaube ich schon eher, dass es Mangel an solchen gibt aus besagten Schichtgruenden oder wegen geringer Geburtenzahl. Aus Eupener Sicht bietet sich immer noch Aachen an oder Verviers (letzteres fuer diejenigen DG’ler, die in der Schule auch wirklich Franzoesich gelernt haben. Und jetzt sagen die Leut; viel zu weit! Nun, diese Art Entfernung ist fuer viele Schwangere auf ‚dem Land‘ -auch in der DG- dooh Realitaet. Hausgeburt? Kommt wieder in Mode, aber das will auch nicht jede werdende Mutter usw.

    • Taucher
      Geburtshelferinnen brauchen eine Versicherung und die ist verdammt teuer denn sollte bei einer Geburt was schieflaufen und das Kind behindert ist danach , oder würden sie arbeiten für die Versicherung und nichts oder kaum was zu verdienen, In Deutschland haben solche Geburtshelferinnen fast alle gesagt wir können die Beitäge nicht mehr bezahlen und sich einen anderen Job gesucht

  1. Da sind unsere Regierungsleute gefragt! Herr Paasch und der Gesundheitsminister. Sie haben ja angeblich so gute Kontakte nach überall hin. Der Autor klärt die Leser nicht genug auf im Text. Sind diese Ärzte auch dahin, wo die allermeisten abwandern, oder was sind die Gründe? Hier diese Situation ist bedenklich für das Eupener Haus.

    • Frankenbernd

      Nun, das Eupener Krankenhaus hat ja nun eine Reputation als ‚House of trouble‘, nicht gerade sehr anziehend.
      Dann die geforderte Zweisprachigkeit, obwohl ich mich frage, wieviele frankophone Patienten das Haus ueberhaupt ‚bedient‘.
      Fuer Bewerber aus ‚Altbelgien‘ ist natuerlich die deutsche Sprache ein Hindernis. Man koennte ausserdem versuchen in Deutschland anzuwerben, nette Umgebung, Naehe zu Aachen etc .
      Aber dann wieder das Sprachenproblem.
      Bin nicht sicher, in wieweit die Zeisprachigkeit in einem Krankenhaus gesetzlich gefordert ist, habe
      Zweifel wenn ich mir ansehe, wie sich die Sprachgruppen in Belgien abschotten, in der Wallonie lernt ja kaum ein Schueler Englisch, von

      • Mindestens die Hälfte des Personals sprechen nur französisch
        Das ist meine Erfahrung
        Man sollte nicht nur die Geburtsstation sondern auch die Notaufnahme extrem verbessern und besetzen
        Wer nach einem Unfall vom Dach erstmal 6Std mm liegengelassen wird schleppt sich mit seinem Wirbelbruch nach Aachen
        Und das werden auch die werdenden Mütter machen

    • Nur zur Info, gestern wollte ich einen Termin bei einem Augenarzt im Krankenhaus nehmen da habe ich sage und schreibe 22 Minuten am Telefon gehangen und habe danach entnervt aufgehangen. Wenn das in allen Abteilungen so läuft dann gute Nacht und niemand braucht sich zu wundern das die Ärzte abspringen. Welch eine Blamage.

      • Diese Erfahrung habe ich schon mehrfach gemacht und dies auch gemeldet. Das Krankenhaus bekommt dieses Problem nicht in den Griff, ebenso wenig wie die Abwanderung von Fachärzten und Pflegepersonal. Die, die gehen, sind nicht die, denen die Patienten egal sind. Es ist genau umgekehrt. Das Krankenhaus hat Ewigkeiten in Um-Aus- und Neubau investiert und es dabei versäumt, interne Abläufe so zu optimieren, dass sie dem PATIENTEN zugute kommen und die Arbeitsbedingunen für Mitarbeiter verbessern.
        Die Chefarztposition soll demnächst auch wieder vakant sein (Hörensagen).
        In naher Zukunft könnte Eupen eine Außenstelle von Verviers oder Lüttich werden…sprachlich wird das kein Problem sein, denn Französisch ist dort schon jetzt die „Arbeitssprache“. Die Berichterstattung erfolgt auch in Französisch. Wenn der Patient diese in Deutsch haben möchte, muss er wochenlange Wartezeiten in Kauf nehmen oder selbst einen Übersetzer suchen.

  2. Um es ganz klar zu sagen, als Patient in Ostbelgien sollte man zweisprachig sein, sonst wird es kompliziert. Letztes Jahr musste ich wegen einer akuten Geschichte in die Notaufnahme, ob der diensttuende Arzt Deutsch oder Französisch spricht ist Zufall. Dann für eine spezielle Untersuchung zum CHC Verviers, wenn man kein Französisch spricht, praktisch unmöglich. OP eine Woche später in Eupen, der Chirurg war Französischsprachig, Deutschsprachige waren in Urlaub und ich sollte nicht lange warten mit dem Eingriff. Am Ende ist für mich alles optimal ausgegangen, ich bin zweisprachig und kann jederzeit von der einen in die andere Sprache wechseln. Das ist die Realität, egal was unsere Politiker auch immer an Sonntagsreden von sich geben. Das war schon immer so, im April 1987 wurde ich nach einem Unfall an der Hand operiert, dasselbe Spiel, im OP, mich erwartete ein lokale Betäubung des Arms, war der Anästhesist rein Deutschsprachig, ein junger Mann in der Ausbildung sollte ihm zusehen, dieser war leider nur Französischsprachig. Somit haben ich dann den Übersetzer für meine eigene OP gespielt, war interessant denn so erfuhr man wie zuerst der Einstich um den Hauptnerv betäubt wird um dann diesen gefühllos zu machen. Im OP wurde dann gezeigt wo man am Arm testet ob die Narkose wirkt und wo man ggf. nach spritzen muss. Ich habe das alles vom OP Tisch aus übersetzt, im April 1987 wohlgemerkt…. Das ist die Ostbelgische Realität und daran ändert auch unser „Gesundheitsminister“ nicht das geringste. Wir brauchen solche Minister nicht aber eine fundierte Schulbildung in Deutsch UND Französisch!

  3. Ein Minister sollte nicht besorgt sein. Er sollte die Geschicke lenken, nicht warten bis andere entscheiden. Genau dafür wurde er gewählt, nicht um freundlich zu grinsen und alten Menschen die Hand zu schütteln (wobei letzteres ja derzeit weg fällt).

    • Walter Keutgen

      Haha, er ist kein Minister in einer Diktatur. In unserem liberalen System kann er keinen Facharzt zwingen, sich in Eupen niederzulassen. Er ist nur für Prophylaxe zuständig z.B. Impfungen, vorsorgliche Mammografien. Allerdings gibt es auch demokratische Länder, wo der Staat das Gesundheitssystem stärker organisiert z.B. Israel, Norwegen, Großbritannien.

      • Sie sagen es: er ist „nur“ dafür zuständig, daß das Drumherum stimmt. Ärzte bleiben, wenn das Drumherum stimmt. Wenn der Minister sich Sorgen macht, dann weiß er warum und das er selber Teil des Problems ist.

        • Walter Keutgen

          Haha, meiner Meinung ist er kaum für das Drumherum zuständig, denn die Heilung ist von der Sozialen Sicherheit zu bezahlen, weshalb der föderale Minister für die Krankenhäuser zuständig ist. Die Honorare sollen überall gleich sein. Er kann höchstens die Gemeinden beeinflussen, denen das Hospital gehört. NB: Für Apotheken gibt es in Belgien ein Zulassungssystem, dass die geografische Verteilung garantiert. In den drei oben genannten Ländern verfährt man gleicher Art mit den Ärzten. Hier hat man nur einen perversen Numerus clausus verhängt. Das war nicht Antoniadis, sondern alle föderalen Gesundheitsminister seit zwei Dutzend Jahren.

  4. Wenn ein Krankenhaus für Patienten und Ärzte nicht attraktiv ist, bzw. es bessere Möglichkeiten gibt, sieht es halt schlecht aus für das Eupener Krankenhaus. Das ist doch bei einem schlechten Bäcker, Metzger oder Supermarkt nicht anders: die Kunden bleiben aus und das Personal sucht sich bessere Arbeitsmöglichkeiten anderswo und das Geschäft schliesst irgendwann.

    • Walter Keutgen

      XYZ, das liegt aber nicht nur am Krankenhaus. Ein Kollege, der mal vom Kabelwerk angesprochen worden war, meinte: „Warum soll ich in den Wald ziehen?“. Ländliche Gebiete haben überall damit zu kämpfen, sogar, wenn es kein Sprachenproblem gibt; siehe Provinz Luxemburg.

  5. Ganz besonders witzig

    Oh he, der Minister ist besorgt?!!! Im Deutschen gibt es das schöne Verb „besorgen“, ist aber kein Synonym von „Besorgtsein“, sondern von „Sichdrumkümmern“, tja…
    Und es könnte natürlich auch der richtige Zeitpunkt sein, sich mal zu fragen, ob da überhaupt jemand (!) noch arbeiten will, der gut genug Französisch spricht, um in den Lütticher Krankenhäusern unterzukommen, gell?
    Aber ganz besonders witzig finde ich, dass hier im Kommentarbereich für Hausgeburten ohne weitere Spezifizierung, also offenbar im umfunktionierten Ehebett, Werbung gemacht wird, während jetzt, nachdem zukünftig alle Sommer buchstäblich ins Wasser fallen (und das also nicht nur z.B. der Eupener Unterstadt passiert) und die zahlreichen vorschnell gekauften, aufblasbaren Kinderschwimmbecken – 30 cm Wasserstand reichen, nur hübsch warm sollte das Wasser sein – doch jetzt überall nutzlos und unaufgeblasen in den Kellern rumliegen (oder vereinzelt gar noch -schwimmen? Oh ha! das wäre natürlich schlimm!):
    Könnte man da nicht andenken, die ostbelgischen Hausgeburten zwar nicht schmerzfrei, aber doch deutlich schmerzreduziert unter Wasser stattfinden zu lassen? Macht natürlich der Hebamme ein wenig mehr Arbeit – das Bücken! der Rücken! – und widerspricht somit leidergottes dem allgemeinbelgischen Grundsatz „Nur tun, was absolut nötig ist… und auch das nur, wenn dich ein Dritter dazu zwingt“: gell?
    Plantschgeburten, selbst im weiteren, Zusammenhang mit Eupener Krankenhäusern zu erwähnen, ist dann allerdings schon wieder steile Comedy, ne, oder auf Eifelisch: Watt der Bauer nit kennt, datt frisst er nit. (Und sein armes Frauchen darf es ausbaden… oder eben hier nicht, ne…)

  6. Frau Mertes alleine kann den Karren aus dem Dreck holen. Die Besserwisser und Co PDG wollen nur weiter ihr Süppchen kochen.
    Die Föderalregierung wird das nun sehr schmerzhaft regeln, Versager im Norden und Süden, die 4 te Region kommt nie.

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