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Top-Epidemiologe Tegnell bedauert Corona-Scheitern bei den Senioren in Schweden

Der schwedische Staatsepidemiologe Anders Tegnell. Foto: ---/Folkhälsomyndigheten/dpa

Anders Tegnell bereut einen Teil seiner Strategie im Umgang mit dem Coronavirus.

Der Schutz vor einer Ansteckung der Älteren in schwedischen Senioreneinrichtungen sei gescheitert und die Todesrate „schrecklich“, sagte Schwedens Staatsepidemiologe im beliebten „Sommar“-Programm des Radios am Mittwoch.

„Wir dachten vermutlich, dass unsere alters-segregierte Gesellschaft uns erlauben würde, eine Situation zu vermeiden wie in Italien, wo verschiedene Generationen viel häufiger zusammenleben. Aber das erwies sich als falsch.“

20.04.2020, Schweden, Stockholm: Menschen sitzen im Stadtzentrum vor einem Eiscafé. Foto: Ali Lorestani/TT News Agency/AP/dpa

An Schwedens lockerer Corona-Strategie, für die Tegnell federführend verantwortlich war, mehrt sich die Kritik. Denn die Infektions- und Todeszahlen pro Einwohner sind im Vergleich zum restlichen Skandinavien und zu anderen europäischen Staaten sehr hoch.

In dem Land mit seinen etwas mehr als zehn Millionen Einwohnern wurden laut der staatlichen Gesundheitsbehörde bislang rund 62.300 Menschen positiv auf das Virus getestet. Mehr als 5.200 Menschen sind im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gestorben.

Zu Schwedens Sonderweg mit lediglich moderaten Einschränkungen für die Bevölkerung sagte der 64-Jährige, an sich habe das Gesundheitssystem die Pandemie bewältigen können. Aber vor allem die vielen Toten unter den Senioren hätten vermieden werden müssen. Der Epidemiologe hatte erstmals Anfang Juni Selbstkritik an der Strategie geübt und bedauert, dass das Land zu wenig Maßnahmen im Kampf gegen das Virus ergriffen habe. (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

10 Antworten auf “Top-Epidemiologe Tegnell bedauert Corona-Scheitern bei den Senioren in Schweden”

  1. Nörgler

    Schrecklich stimmt, aber Belgien hat fast doppelt so viele Tote beklagt und das belgische Königreich ist um etliche Milliarden Euro Schulden reicher.
    Wenn wir nicht aufpassen geht es immer weiter, keiner hält sich an Abstand und Hygiene Regeln.
    Ich bin sicher 80% der Belgier halten ihr bisschen Geld zusammen, da es praktisch sicher ist, dass wir spätestens zum Winter hin wieder große Probleme bekommen.

    • Ganz genau meine Meinung! Trotz Lockdown, Corona-Vermummung und Straßensperrungen doppelte soviel Tote! Meiner Meinung nach hat Schweden es besser gemeistert als Belgien! Da sieht man mal wieder was der Staat für Experten hat … da steht Schweden den Belgiern in nichts nach.

        • Ja, das ist mir schon bewusst, dass jeder Epidemiologe der Welt seine Meinung hat und diese auch kundtut. Die FAKTEN zeigen aber, dass Schweden’s Zahlen nicht „schlimmer“ sind als die belgischen. Von einem Topepidemiologen kann man doch wohl erwarten, dass er seine Meinung mit Fakten belegt, oder? Das die Senioren zu den am schwersten betroffenen Personengruppen zählen ist weltweit festzustellen und das hat nichts mit dem schwedischen „Sonderweg“ zu tun. Wenn wir nicht langsam lernen die Fakten zu analysieren und daraus korrekte Rückschlüsse zu ziehen, dann machen wir die gleichen Fehler noch einmal.

  2. Hausmeister

    Ist Herr Anders Tegnell jetzt schuldig? Schuldig des Mordes, des Totschlags oder der unterlassenen Hilfeleistung in 5.200 Fällen?
    Schließlich ist auf sein Rat hin, diese Politik gefahren worden. Wird so jemand zur Rechenschaft gezogen oder war´s das, so nach dem Motto: „Upps, hat nicht geklappt, tut mir leid.“

    • Im Umkehrschluss wäre ja dann der belgische Berater Schuld an dem Milliarden-Haushaltsloch und den unabsehbaren Folgen, die daraus in Zukunft noch entstehen. Uups, total unterwachtet so ein Zusammenbruch der Wirtschaft wenn man einen Lockdown macht. Die Schweden haben einen riskanten Weg gewählt, aber die Zahlen sind nicht unbedingt schlechter als die Zahlen derer, die alles gegen die Wand gefahren haben (mit oft sogar schlechterem Ergebnis). Wen sollte man jetzt also zur Rechenschaft ziehen und wofür?

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