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Schlachthof PEGRI und Zerlegebetrieb P&M verlassen St. Vith – Die Betreiber machen der Gemeinde Vorwürfe

Foto: Alfons Henkes

Nachdem bekannt geworden ist, dass der St. Vither Schlachthof Ende 2024 nach Bastogne umzieht, ist ein Streit zwischen den Betreibern und der Gemeinde entfacht. Letzterer wird vorgeworfen, nicht genug unternommen zu haben, um das Unternehmen mit fast 100 Arbeitsplätzen in St. Vith zu halten.

Dass sich der Schlachthof PEGRI und der Zerlegebetrieb P&M nach fast 70 Jahren aus St. Vith zurückziehen, hätte nach Meinung der Gesellschafter Marcel Peters und Thomas Gritten verhindert werden können. Man wäre am liebsten in St. Vith geblieben.

Die Betreiber hatten auch schon einen Standort in der Gewerbezone II ausfindig gemacht. Dass daraus nichts wurde, führen Peters und Gritten darauf zurück, dass ein Schlachthof in der Gemeinde St. Vith – wahrscheinlich wegen Klagen von Anwohnern – nicht erwünscht war.

Foto: Alfons Henkes

Der Schlachthof PEGRI ist einer der größten Belgiens. Er wurde 1956 von einigen Metzgern des Ortes gegründet. „Wir garantieren die Einhaltung strengster Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen und pflegen im Umgang mit Tierärzten sowie offiziellen Kontrollorganen absolute Transparenz. Denn wir wissen: Qualität und Vertrauen sind für langfristigen Erfolg unerlässlich“, heißt es auf der Internetseite des Unternehmens.

Peters und Gritten sind der festen Überzeugung, dass ein Verbleib in St. Vith möglich gewesen wäre, wenn die Gemeinde das Vorhaben tatkräftig unterstützt hätte.

In den letzten Jahren hat es mehrere Treffen zwischen Bürgermeister Herbert Grommes und Umweltschöffe René Hoffmann gegeben, um nach einer Lösung zu suchen, doch hatten Peters und Gritten stets den Eindruck, „dass wir quasi auf der Anklagebank saßen“ und man seitens der Stadt froh war, „dass dieses leidige Thema mit Auslaufen der Betriebsgenehmigungen endlich beendet sein würde“. Eine weitere Verlängerung der Betriebsgenehmigung (von 2026 auf z.B. 2027 oder 2028) sei stets kategorisch und konsequent abgelehnt worden.

Foto: Alfons Henkes

Verärgert hat die beiden Gesellschafter auch eine Aussage des St. Vither Umweltschöffen und stellvertretenden Bürgermeisters René Hoffmann im Grenz-Echo. Laut Hoffmann schlägt die Auslagerung von 95 Arbeitsplätzen durch den Wegzug der beiden Unternehmen nicht allzu sehr ins Gewicht. Begründung: „So weit ich weiß, sind nur die wenigsten Beschäftigten ortsgebunden bzw. in unserer Gemeinde wohnhaft.“

Hoffmanns Aussage sei „respektlos“ und zeuge von „Kurzsichtigkeit“, so Peters und Gritten: „Geminderte Steuereinnahmen, Verlust der Wirtschaftsleistung sowie verminderte Kaufkraft sind nur einige Negativfolgen, die mit dem Wegfall der Arbeitsplätze einhergehen.“

Was die von Hoffmann erwähnten „nicht ortsgebundenen Beschäftigten“ betrifft, so ziele der Schöffe „vermutlich auf unsere Mitarbeiter aus dem osteuropäischen Raum“ ab. Doch Peters und Gritten verweisen darauf, „dass auch diese Menschen größtenteils in St. Vith wohnen, hier leben und Geld ausgeben – teils bereits seit Jahren mit ihren Familien sowie ihren Kindern, die hier geboren wurden und hier zur Schule gehen“. (cre)

42 Antworten auf “Schlachthof PEGRI und Zerlegebetrieb P&M verlassen St. Vith – Die Betreiber machen der Gemeinde Vorwürfe”

  1. Da schaufelt sich jemand ein sehr tiefes politisches Grab… Die Entschuldigung ist am Ende eine noch größere Frechheit als die ursprüngliche Ursache, der Untätigkeit des Schöffen. Es wird ihm aber auch egal sein, denn der hat ja auch bestimmt bald die Rente.

  2. Schlachtochse

    Man mag den Herrn Hoffman mögen , oder nicht.
    Recht haben die Gemeindeverantwortlichen, wenn sie einen Betrieb, der Lärm durch LKW und ständigen Gestank in unmittelbaren Wohngebieten nach Jahrelangen Klagen endlich anderswo hinhaben wollen.
    Was die Arbeitnehmer in Sankt Vith angeht, bleibt auch die Erinnerung an Tönnies in den Hinterköpfen.

    • Kevin Giebels

      Da sehe ich aber eher die Anwohner im Fehler. Laut Artikel gibt es den Schlachthof seit 1956. Die meisten Anwohner werden also dorthin gezogen sein, als er dort schon angesiedelt war.

      Das wäre genau so, als ob ich mir eine Wohnung neben einem Stahlwerk mieten würde und mich dann über dessen Lautstärke beschwere…

  3. Die Wahrheit

    Es wäre sehr interessant zu erfahren, was die Anwohner denken. Ferner welche Arbeiter wo und wann wohnen und wie viel Steuern sie bezahlen. Wie viel Steuern der Betrieb bezahlt hat, ist natürlich auch von größter Wichtigkeit. Ganz zu schweigen von den Beihilfen, die das
    Unternehmen erhalten hat. Wie viel Straßenssteuer hat das Unternehmen gezahlt?
    Fragen über Fragen.
    So kann man kein objektives Urteil bilden. Es müssenn mehr Fakten auf den Tisch.

  4. Krisenmanagement

    Fakt ist den Schlachthof gab es schon länger wie viele Anwohner. Das Problem der Ruhestörung war bekannt. Sankt Vith hat eine schöne Industriezone. Nur hat man den Betreibern wirklich ein Angebot gemacht? Die Äusserungen des Herrn Hoffmann sind zynisch. Was bedeutet das für die hiesigen Landwirte? Auch Milchkühe müssen irgendwann zum Schachthof. Unnötig lange Transporte sind nicht gut für die Tiere. Transporte kosten mittlerweile sehr viel Geld. Dieses Geld bekommt am Ende der Landwirt weniger. Jeder Arbeitsplatz in einer Gemeinde sollte wertgeschätzt werden. Ist es wirklich zeitgemäss Sankt-Vith nur als Wohngemeinde anzusehen? Die Autoschlangen Richtung Luxemburg werden immer länger. Ich frage mich, was die Oppositionsparteien dazu sagen?

  5. Die Wahrheit

    Früher gab es Hausschlachtungen. Wir wollen doch alle zurück, also wird das wieder eingeführt. So hat das Tier den wenigsten Stress. kein unnötiger CO2 Ausstoss.
    Es ist doch immer das gleiche Problem. Die Firma sind schon Jahre dort. Dann werden Häuser um die Betriebe gebaut. Und nach einigen Jahren müssen die Betriebe weichen. So ergeht es auch den Bauernhöfen, den Flughäfen etc

  6. noergeler

    „Ein Schlachthof gehoert sich doch nicht fuer eine touristisch orientierte Stadt wie Sankt Vith.“In Bastogne wird die Firma mit offenen Armen empfangen,Die Zeitung ist voll des Lobes. Übrigens in den 60er Jahren hat der Reifenhersteller Godyear in St.vith angeklopft und ist schnell abgewiesen worden.Tourismus ist einfach wichtiger.

  7. deuxtrois

    Mir tut es Leid für die Arbeitnehmer, die in den Büros gearbeitet haben und eventuell nun woanders hinfahren müssen – allerdings sitzt ohnehin viel von der Verwaltung bereits in Luxemburg. Gilt das übrigens auch für die Arbeitnehmer, die dort die Arbeit im Schlachthof selbst, verrichteten? Der Betrieb hat einige Arbeitsplätze parat, aber sicherlich nicht nur für die hiesige Bevölkerung. Man wird wohl kaum den Rumänen oder Polen gefragt haben, was er von der Umstrukturierung hält.

    „Geminderte Steuereinnahmen, Verlust der Wirtschaftsleistung sowie verminderte Kaufkraft sind nur einige Negativfolgen, die mit dem Wegfall der Arbeitsplätze einhergehen.“

    Fragt sich, von wie vielen Arbeitsplätzen wir hier überhaupt sprechen, denn es werden keine 100 sein, wie überall in den Presseberichten behauptet. Die Nichtansäßigen werden sich sicher doch in Bastogne auch gut aufgehoben fühlen, oder etwa nicht? Sind diese Arbeitsplätze denn wirklich verloren? Ich glaube, man will uns einen Bären aufbinden. Der Betrieb wird aktuell immer größer, auch der Umzug in ein größeres Schlachthaus belegt das in diesem Fall.

    Auch der folgende Pressebericht, lässt etwas anderes behaupten:
    https://www.sillonbelge.be/9706/article/2022-09-07/abattoir-de-bastogne-deux-repreneurs-sassocient-pour-un-investissement-de-16

    « Par rapport à l’emploi, l’enjeu est de taille. Tous les travailleurs de Saint-Vith et de Liège vont être invités à venir travailler à Bastogne. C’est un défi que de pouvoir les convaincre de déménager professionnellement. »

    • @ Eifel_er… wie kann man denn wieder so einen Blödsinn schreiben…kennen Sie die Umgebung?? Wahrscheinlich nicht. Das Viertel besteht eben nicht nur aus Sozialwohnungen……..
      Gut das es endlich ein Ende hat mit diesem Gestank an vielen Tagen im Jahr…und was das Personal aus dem Ostblock anbelangt, welches bestimmt 90 % ausmacht, werden bestimmt mit nach Bastogne ziehen.. Büroabteilung eben nach Weiswampach in Luxemburg. In Bastogne wird der Herr Peters schon wieder Häuser oder Wohnungen mieten, wo das Personal eng zusammengequetscht wieder wohnen kann….

  8. Mephisto

    Liest man sich ein wenig durch die wallonische Presse in Bezug auf die neue Niederlassung in Bastogne, so dürfte man doch den Eindruck gewinnen, dass dieser Zusammenschluss und Wegzug aus Sankt Vith nicht erst seit gestern geplant sind (Investitionsplan liegt bereits vor, Beginn der Arbeiten schon 2024) und dass die Argumente, „man wäre gerne in Sankt Vith geblieben“, nur vorgeschoben sind. Hier spielen also eindeutig rein wirtschaftliche Interessen eine Rolle. Es ist natürlich seitens der Betriebfsführung taktisch klug, einen Sündenbock (sprich die Gemeindeverantwortlichen) für den Wegzug aus Sankt Vith öffentlich anzuprangern, um sich selbst nicht gegenüber dem Personal, der Kundschaft, den Landwirten usw. rechtfertigen zu müssen und ggf. in Erklärungsnöte zu geraten und den wahren Grund des Wegzugs offen zu legen. Wem die Arbeitskräfte, die Landwirte usw. letztendlich egal sind, sei mal dahingestellt…
    Dass der Betrieb in Sankt Vith außerdem in den letzten Jahrzehnten in regelmäßigen Abständen gegen die Auflagen der Genehmigungen verstoßen hat (Abwässer, Entsorgung von Abfällen, Ruhestörung, Lärmbelästigung usw.) dürfte hinlänglich bekannt und dokumentiert sein, was natürlich in der aktuell angezettelten Hetzkampagne gegen die Gemeindeverantwortlichen selbstverständlich in den Hintergrund gerückt wird.

    • deuxtrois

      Sie vergessen, dass die Betriebserlaubnis seitens der Gemeinde nicht mehr verlängert wurde. Der Wegzug des Unternehmens war damit schon besiegelt. Und die Verweigerung, die Betriebserlaubnis nochmal zu vergeben, hat unter den Umständen, die Sie gerade aufgezählt haben, definitiv ihre Daseinsberechtigung. Die Gemeinde trägt natürlich eine Mitschuld daran, denn ein Gebiet in der Industriezone wurde abgelehnt, weil die Fläche nicht größer war, als an dem bereits existierenden Standort.

  9. ne Hondsjong

    Wenn der Schlachthof seit 70 Jahre dort besteht, dann dürften die Nachbarn die klagen ja mindestens 88 Jahre alt sein, wenn sie jünger sind sind sie ja danach dorthin gezogen und sollten still sein !

  10. VeganeMaus

    Es ist eine Gute Sache für sankt vith dass dieser Schlachthof weg ist.
    Immer mehr junge Leute leben Vegan, wir brauchen diese Höfe nicht. Es gibt genug Alternativen um sein Geld zu verdienen.

    • Dann setzen wir an die Stelle einen Chemiekonzern, der aus importiertem Soja, aus dem brasilianischen Regenwald, den Ardenner Veggiburger macht. Wird bestimmt ein Verkaufsrenner. Unsere eigenen Landwirte schulen wir dann um zu Landschaftspflegern, die mit Motorgeräten das weg mähen wovon wir früher Lebensmittel machten, oder schicken sie zum Sozialhilfezentrum. So sieht die Welt der Veganer aus.

  11. schoppen

    Danke an René Hoffmann. Sein wahres Gesicht hat dieser Schöffe und Pöstchenjäger auch in anderen Gremien schon gezeigt, wo er ebenso überheblich seine Abneigung und Gleichgültigkeit gegenüber dem Personal unter Beweis gestellt hat.

  12. Unschuldslamm Marcel

    Es ist doch soooo typisch für Herrn Peters, dass er wie immer einen Schuldigen sucht und ER für nichts kann. Personal wechselt Herr Peters übrigens wie seine Unterhosen. Wer nicht tickt, wie er möchte, der muss sowieso gehen. Es dürfte ihm also egal sein, was mit den Arbeitern passiert. Sein Wort ist weniger wert als NICHTS!!!

  13. 2 freundliche Teilhaber

    DABEI wird’s besonders freuen wenn sie demnächst ab 2024 ihr Küchenfenster öffnen . Der Gestank ist desöfteren unerträglich.
    Wenn die Lkws mit den Schlachtabfällen zu schnell in oder aus dem Kreisverkehr fahren ist die Straße voller sinkender Brühe.

  14. Eifelbäuerin

    Naja es ist nicht von der Hand zu weisen, dass grosse Schlachthöfe leider viele Probleme bereiten. Jeder hat Nachteile von diesen zu grossen Strukturen. Wir fangen einmal bei den Landwirten an. Wir sind diesen Europäischen Grossschlachthöfen ausgeliefert. Diese Schlachthöfe bestimmen den Preis. Dann kommt das Personal dieses Schlachthofs. Warum arbeitet eigentlich kaum noch einheimisches Personal dort? Die Bezahlung wird nicht die Beste sein. Schlecht bezahlte Mitarbeiter und schlecht behandelte Menschen werden nicht so sorgfältig arbeiten können. Das wirkt sich auf die Tiere aus, die geschlachtet werden. Leider hat die Profitgier in diesem Gewerbe gewonnen. Lobbyisten sind solange zur EU gelaufen, bis die Investitionen für die Metzgereien, um Tiere vor Ort zu schlachten. Der Standortwechsel nach Bastogne wird rein gar nichts verbessern. Nur dieser Schlachthof liegt dann nicht mehr in einem Wohngebiet. Ob das aus den Augen aus dem Sinn so gut ist, weiss ich nicht. Vorher bekamen die Anwohner noch etwas mit. Die Gier nach Geld ist die einzigste Maxime vom Firmenchef von PEGRI.

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