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Papst Franziskus vergleicht die Abtreibung mit einem Auftragsmord – Empörung weltweit über die Wortwahl

10.10.2018, Vatikan: Papst Franziskus hält seine Botschaft anlässlich seiner wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz im Vatikan. Foto: Gregorio Borgia/AP/dpa

Für viele Frauen ist eine Abtreibung die schwerste Entscheidung des Lebens. Der Papst hingegen sieht in der Sache gar Berufskiller am Werk. Die Empörung über die Wortwahl und die „abstrusen Gedanken der Päpste“ folgt prompt.

Papst Franziskus hat Abtreibungen mit einem Auftragsmord gleichgestellt. „Aber wie kann ein Akt, der das unschuldige Leben (…) unterdrückt, therapeutisch, zivil oder einfach menschlich sein“, sagte der Pontifex am Mittwoch bei seiner Generalaudienz in Rom.

„Ich frage Euch: Ist es gerecht, jemanden umzubringen, um ein Problem zu lösen? Das kann man nicht machen, es ist nicht gerecht, einen Menschen umzubringen, auch wenn er klein ist.“ Und er fuhr vom Redemanuskript abweichend fort: „Es ist, wie einen Auftragsmörder zu mieten, um ein Problem zu lösen.“

Wenn Eltern die Diagnose einer schweren Behinderung ihres ungeborenen Kindes bekämen, brauchten sie „wahre Nähe“ und Solidarität, um ihre Ängste zu überwinden.

10.10.2018, Vatikan: Papst Franziskus kommt, begleitet von Sicherheitskräften, mit dem Papamobil auf dem Petersplatz an, um seine wöchentliche Generalaudienz im Vatikan zu halten. Foto: Gregorio Borgia/AP/dpa

„Stattdessen bekommen sie hastige Ratschläge, die Schwangerschaft abzubrechen“, sagte das Oberhaupt der Katholiken bei einer Audienz am Petersplatz, die das Gebot „Du sollst nicht töten“ zum Thema hatte. „Das sagt man so: die Schwangerschaft unterbrechen. Aber das bedeutet, jemanden direkt um die Ecke zu bringen.“

Für die katholische Kirche ist Abtreibung in jedem Fall eine schwere Sünde. Die Kirche sieht eigentlich sogar die Exkommunikation für jene vor, die eine Abtreibung vorgenommen haben: Nicht nur die Frau selbst, sondern auch der Abtreibungsarzt und der Partner, wenn er die Frau zur Abtreibung gedrängt hat, sind automatisch vom Empfang der Sakramente – auch des Bußsakraments – ausgeschlossen.

Vor zwei Jahren sorgte Franziskus mit seiner Entscheidung für Furore, dass er Priestern erlaubt, Frauen diese „Sünde“ zu vergeben. Doch das ändert nichts an seiner Einstellung, dass es ein Verbrechen sei, ungeborenes Leben zu töten.

„Beunruhigende, aber wenig überraschende Worte“

Erst im Juni hatte der Argentinier Abtreibung behinderter Kinder mit den Euthanasie-Morden der Nationalsozialisten verglichen. Im vergangenen Jahrhundert habe sich die ganze Welt über die Euthanasie der Nazis empört. Heute mache man „dasselbe mit weißen Handschuhen“, hatte er gesagt.

Auch jetzt kam umgehend Kritik. Der Vergleich zwischen einem Auftragsmord und einem Schwangerschaftsabbruch „beleidigt sowohl die Opfer eines Mordes als auch die Gewissensentscheidung einer Frau im Schwangerschaftskonflikt“, erklärte der katholische Verein Frauenwürde, der Schwangerschaftskonfliktberatung anbietet.

„Die geringe Sensibilität gegenüber schwangeren Frauen, die sich aus vielerlei und unterschiedlichen Gründen nicht in der Lage sehen, für das Kind, das sie erwarten, eine Zukunft aufzubauen, reiht sich ein in die vielen abstrusen Gedanken der Päpste der römisch-katholischen Kirche zur Lebenswirklichkeit von Frauen.“

„Es sind beunruhigende, aber wenig überraschende Worte“, erklärte Adele Orioli vom Verband der rationalistischen Atheisten und Agnostiker (Uaar) in Italien. „Es ist bekannt, dass sich die Kirche immer erlaubt hat, alles Mögliche über den Körper und über die Entscheidungen von Frauen zu sagen. Und der „revolutionäre“ Franziskus ist da keine Ausnahme.“ Gerade in katholisch geprägten Ländern wie Italien ist es für Frauen schwer, einen Arzt zu finden, der Abtreibungen vornimmt. Denn viele Krankenhäuser gehören zur Kirche.

Der Zeitpunkt von Franziskus‘ Aussagen ist heikel. Gerade tagen die Bischöfe der Welt auf einer Synode in Rom. Dabei geht es in diesem Jahr um die Belange der Jugend. Und für junge Menschen sind Themen wie Sexualität, Abtreibung, Homosexualität und Frauenrechte besonders wichtig. Viele wünschen sich, dass sich die Kirche in dieser Hinsicht mehr öffnet. Ob Franziskus mit dem Vergleich des Auftragskillers den richtigen Ton getroffen hat, ist fraglich. (dpa)

21 Antworten auf “Papst Franziskus vergleicht die Abtreibung mit einem Auftragsmord – Empörung weltweit über die Wortwahl”

  1. Schwarzweiss

    Dass man es Auftragsmord nennen muss, bezweifle ich. Es ist Tötung. Der Unterschied zwischen der Euthanasie der Nazis und einer Abtreibung liegt darin, dass eine Abtreibung auf freiwilliger Basis beruht. Normalerweise! Die Ideen dahinter sind wahrscheinlich die selben: Zu früh, kein Geld, keine Lust, der Vater ist ein Arschloch und hat sich verpisst, strenge Eltern, Ein-Kind-Politik, Kind ist behindert und hat keine hohe Lebenserwartung, etc…
    Sollte jedoch eine Zwangsabtreibung gegen den Willen der Mutter vorliegen (in der Schweiz bis in die 80er Jahre noch gebräuchlich), so gibt es für mich persönlich keinen Vergleich mit einem Auftragsmord. Für jeden anderen Fall (ausgenommen, das Kind ist behindert und hat KEINE Lebenserwartung) sollten wir uns alle für die lebensfeindliche Gesellschaft schämen, die wir am kreieren sind.

  2. Polarlicht

    Im Bericht heißt es, dass es um die Belange der Jugend geht, Ja da hat die katholischen Kirche doch jede Menge zu sagen?! Wie viele psychische Massenmorde gehen auf das Konto der RK im Zusammenhang mit dem Missbrauch???

  3. Polarlicht

    Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Kurie oder der Papst sich auch nur entfernt in Frauen hineinversetzen können, die sich zu einer Abtreibung entschließen! Mal abgesehen davon, dass die katholische Kirche doch genug andere Themen zu besprechen hätte!

  4. TierProduktKonsument

    Ein Glück gibt es die Zucht von NUTZvieh. Egal, wie Masthühner leben müssen. Egal, wie „Behinderungen“ weiter entwickelt werden. Egal, ob, jeden Tag Milliarden Tiere gezüchtet werden und EGAL, dass die gleiche Menge zum Schlachthof transportiert werden, wo diese dann voll mit Adrenalin enthauptet werden. Egal, dass diese Tiere ein vielfaches an Fläche gebrauchen, um sie zu Füttern (Regenwaldrodung für Futtermittel…) Egal, dass diese Industrie einen Großteil der Resourcen missbraucht.
    Das und noch EGALER, sind die Kinder, die systemtisch sexuell missbraucht werden.
    Es scheint so zu sein, dass Abtreibung ein Auftragsmord sein soll. Aber was bedeutet mein Konsumverhalten? Also, mir wurde gerade bewusst, dass ich, durch meine Finanzierung, der Tierindustrie, noch viel mehr Leid unterstütze.
    Da will ich, als Mann nicht mehr mitmachen.
    https://www.youtube.com/watch?v=BrlBSuuy50Y&t=10s
    https://www.youtube.com/watch?v=Lw0rz3uHWhM

  5. Polarlicht

    @Eiflerin
    Haben Sie schon ein am Hunger gestorbenes Kind gesehen? In Afrika sterben hunderte Kinder, weil die Kirche predigt, Verhütung sei Sünde!! Wir leben im Jahr 2018, nicht im achten Jahrhundert! Die römisch katholische Kirche ist antiquiert! Verbohrt in ihrer Haltung

    • Eiflerin

      In Afrika gibt es nicht viele Katholiken, also hat der katholische Glaube nichts damit zu tun, ausser zu spenden und zu beten, die Spenden werden dann auch noch von der Regierung in Afrika eingesteckt.

      • Genau. Ich wuerde gerne mal die Meinung der sich jetzt so sehr ueber den Papst empoerenden, ach so Liberalen und Aufgeklaerten hoeren,wenn sie sich(was ja Leider!!!! nicht geht)selbst in der Gebaermutter ihrer Mutter befinden wuerden und abgetrieben wuerden. Wuerden sie dann auch noch das Recht der Frau auf ihren Bauch verteidigen? Oder doch lieber geboren werden? Abtreibung IST Mord. Papst Franziskus nennt das Problem beim Namen. Auftragsmord? Ja, denn die „Mutter“ beauftragt den Arzt, ihr ungeborenes Kind zu toeten. Wer hat denn je ein Kind gesehen, das nach einer sogenannten Schwangerschafts“Unterbrechung“ lebend zur Welt kam? Ich nicht!

        • Nee, schon klar. Ein Auftragsmord ist böse. Dann lieber Kinder auf die Welt kommen lassen, die ein Leben lang leiden müssen, und die Eltern gleich mit. Oder, wie Polarlicht richtig sagt, ein Leben lang in Armut leiden müssen. Das ist human! Wenn die Kinder dann noch getauft sind kann ja nichts mehr schief gehen. Da kann man dann guten Gewissens behaupten, ein Leben war wert, geboren zu werden.
          Es ist einfach vom Papst, Abtreibung zu verurteilen, wenn er selber nie betroffen ist. Ich glaube auch nicht dass ein Fötus schon in der Lage ist zu denken, rein wissenschaftlich gehen. Aber Glaube bewegt ja Berge.

      • Polarlicht

        @Eiflerin
        Gute Frau in Afrika leben 17,3 % aller Katholiken . Vielleicht sollten Sie sich Mal schlau machen, bevor Sie hier Behauptungen von sich geben . Und ich frage mich , wo da ihr Gewissen bleibt ????

    • Warum regen sich Nicht-Glaeubige eigentlich ueber diese Aussage des Papstes auf? Wenn ihnen das Leben eines Kindes nichts gilt? Oder ist da doch noch ein Funke von Gewissen, den sie nicht hoeren wollen?

      • Polarlicht

        @ Karin
        ,…warum Regen sich nicht gläubige so auf….wenn Ihnen das Lebens eines Kindes nichts gilt.
        Wissen Sie , ich glaube auch, ich glaube dass ein Mann namens Jesus mit Sicherheit einmal gelebt hat, und in seinen Möglichkeiten viel Gutes getan hat!! Was die katholische Kirche daraus gemacht hat, daran glaube ich sicher nicht! Punkt eins….Punkt zwei : was gilt der katholischen Kirche das Leben eines Kindes? Kleine jungen über Jahre zu missbrauchen, die heute seelische Krüppel sind! Und wenn man denkt da kommt nichts mehr, weit gefehlt! Immer neue Missbrauchskandale kommen ans Licht! Wo bleibt da eigentlich Ihr Gewissen??? Oder sind Ihnen diese Kinder egal, schließlich waren sie ja auserwählt den Kirchenmännern zu Diensten zu sein . Bah mir wird spei übel bei soviel Heuchelei

    • Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4000 Jahren den Juden und vor knapp 2000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute? Auf solche Märchen kann ich mühelos verzichten.
      (Claire Goll, fr.-dt. Schriftstellerin, 1891-1977)

      Leidet ein Mensch an einer Wahnvorstellung, nennt man es Geisteskrankheit. Leiden viele Menschen an einer Wahnvorstellung, dann nennt man es Religion.
      (Robert M. Pirsig, am. Philosoph und Schriftsteller)

      Viel Spaß beim Beten.

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