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Mehr Darmkrebs bei jüngeren Menschen: Was steckt dahinter? Veränderte Lebens- und Ernährungsstile?

In einem Krankenhaus wird bei einer Patientin im Zuge der Krebsvorsorge eine Darmspiegelung durchgeführt. Darmkrebs trifft in einer Reihe von Ländern immer häufiger jüngere Erwachsene im Alter von unter 50 Jahren. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Forscher rätseln über die steigende Zahl der Fälle von Darmkrebs bei unter 50-Jährigen in einigen Ländern.

Darmkrebs trifft in einer Reihe von Ländern immer häufiger jüngere Erwachsene im Alter von unter 50 Jahren. Das ist das Ergebnis einer Studie der US-amerikanischen Krebsgesellschaft, die im Fachblatt „Gut“ veröffentlich wurde.

Die Untersuchung erfasst erstmals das Vorkommen von Darmkrebs bei 20- bis 49-Jährigen sowie bei ab 50-Jährigen weltweit. Es flossen Daten aus insgesamt 43 Ländern in die Ergebnisse ein.

Schon zuvor gab es Hinweise auf steigende Darmkrebsraten bei Erwachsenen unter 50. „Die bisherigen Studien zu dem Thema haben sich aber nur mit einzelnen Ländern oder Regionen beschäftigt“, erklärt der Epidemiologe und Ernährungswissenschaftler Michael Hoffmeister vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, der selbst nicht an der Studie beteiligt war.

Foto: Shutterstock

Die neue Untersuchung liefert jetzt einen globalen Überblick: In Südkorea trat Darmkrebs demnach zwischen 2008 und 2012 jährlich bei 12,9 von 100.000 unter 50-jährigen Einwohnern auf. Das Land liegt damit an der Spitze bei den Erkrankungsraten jüngerer Erwachsener. Die wenigsten Erkrankungen hat die Stadt Chennai in Indien mit nur 3,5 jüngeren Erkrankten pro 100.000 Einwohner.

Das Risiko jüngerer Menschen, an Darmtumoren zu erkranken, sei immer noch gering im Vergleich zu dem älterer Menschen, erklärt die Studienleiterin Rebecca Siegel von der American Cancer Society in Atlanta in einer Mitteilung der Krebsgesellschaft. Bei den Darmkrebsraten von Erwachsenen ab 50 steht die Slowakei mit 192,5 Fällen pro 100.000 Einwohnern an der Spitze. Chennai in Indien hat mit 27,5 die wenigsten Fälle. Dennoch: „Die Zahlen bei jüngeren Erwachsenen sind sehr beunruhigend“, sagt Hoffmeister.

Aufhorchen lässt vor allem die Entwicklung innerhalb eines Jahrzehntes, die in der Studie für 36 Länder gezeigt wurde. In 14 Ländern blieb die Darmkrebsrate bei unter 50-Jährigen stabil, in drei Ländern ging sie zurück und in 19 Ländern stieg sie an.

Verarbeitete Lebensmittel und Fastfood

Neun dieser 19 Länder – allesamt Staaten mit vergleichsweise hohen Einkommen – verzeichnen gleichzeitig mit dem Anstieg bei Jüngeren sinkende oder konstante Fallzahlen bei Älteren: Australien, Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Kanada, Neuseeland, Schweden, Slowenien und die USA.

Über die Ursachen des Trends bei Jüngeren weiß man noch wenig. Die Studienautoren diskutieren veränderte Lebens- und Ernährungsstile, weil in vielen Ländern westliche Lebensweisen angenommen werden und stark verarbeitete Lebensmittel und Fastfood sich zunehmend verbreiten.

Ein Teenager genießt in vollen Zügen einen Burger. Foto: Shutterstock

Auch häufige Antibiotikagaben an Kinder stehen unter Verdacht. „Besonders plausibel ist unter den diskutierten Ursachen das Übergewicht“, sagt Epidemiologe Hoffmeister. Dennoch sei auch das noch Spekulation. „Im Moment sind aber begründete Vermutungen in alle Richtungen hilfreich, weil auf ihnen weitere Studien aufbauen können, um die zugrundeliegenden Faktoren zu identifizieren und Maßnahmen zu ergreifen.“

Den Rückgang bei Älteren in vielen Industrieländern erklärt sich Hoffmeister so: „Das Darmkrebs-Screening, das in vielen Ländern für ältere Erwachsene etabliert ist, spielt bei diesem Rückgang eine große Rolle.“ Werden durch die Stuhluntersuchungen und Darmspiegelungen, Krebsvorstufen festgestellt und entfernt, so lassen sich Darmkrebsfälle vermeiden.

In den meisten Industrieländern wird das Screening ab einem Alter von 50 bis 60 Jahren angeboten. „Eine Vorverlegung des Screenings wird international intensiv diskutiert“, sagt Hoffmeister. Die Autoren der aktuellen Studie empfehlen, dass Ärzte Patienten unter 50, bei denen Darmkrebs in der Familien aufgetreten ist oder die selbst Symptome zeigen, vorsorglich mit den etablierten Screeningmethoden untersuchen sollten. Diese Empfehlung gilt auch schon offiziell in vielen Ländern. (dpa)

13 Antworten auf “Mehr Darmkrebs bei jüngeren Menschen: Was steckt dahinter? Veränderte Lebens- und Ernährungsstile?”

  1. Friedrich Meyer

    Zählt Red Bull, Monter und Co auch zu den Lebensmitteln oder zählt das erst ab Coca Cola?
    Es soll sogar Leute geben, die Ice Tea von Lipton zu den gesunden Nahrungsmittel zählen und täglich mehrer Dosen trinken.
    Na, war das keine schöne Werbung für ein paar Hersteller?

  2. Baudimont

    Krebs und Stress
    Dauerstress programmiert Zellen um.
    Die Bürokratie kostet nicht nur viel wertvolle Zeit , sondern auch das Gesundheit , Unsummen an Geld, unsummem an Stress, chronischer Stress ist ungesund und fördern Darmkrebs.

  3. Maria Heidelberg

    Unser täglich‘ Gift gebt uns heute und vergib Ihnen Ihre Schuld….

    Gibt es eigentlich noch Bürger, die nicht krank sind? Darm – Krebs und Co entsteht unter Anderem wenn man Regierungen vertraut die für die Großindustriellen alle Türen öffnet,….. damit der Gewinn da hin fließt, wo der Nutzen für sie am Größten ist.

    Kommt! Lasst uns mal aufzählen, was die Auslöser für die vielen Krankheiten sind, die wir uns mit einer Gutflaubigkeit leicht erarbeiten.

    Baudimont hat ja schon einen Punkt genannt.
    „Dauerstress programmiert die Zellen um.“ Ist tatsächlich so. Kann man schon mit dem Placeboeffekt belegen, der wohl auch umgekehrt – wie eine Studie belegt-seinen politischen Nutzen zeigt.
    Schockerlebnisse sind auch ungesund. Ich muss 600 Euro Steuern nachzahlen…. Der belgische Staat kann den Hals nicht voll genug bekommen…. Raffgierig bis zum Abwinken..

    Aber egal,…. :-)

    Krebspatienten sind gut fürs BIP.
    Stellt Euch mal vor, Regierungen würden wahrhaftige Prävention betreiben, damit die kleinen und großen Steuerzahler dauerhaft gesund bleiben….. Oh, da gäbe es aber nicht mehr viele synthetisch hergestellte Inhaltsstoffe in dem Zeug, was man uns als gesunde Lebensmittel verkauct…. Und (unser tägliches Gift gebt uns heute….. )

    Abgesegnet von ganz oben…. Danke dafür, ihr Götter mit Schlips…

    Die Chemoindustrie, die Pharma Industrie…werden sich bestimmt erkenntlich zeigen…

    Bis dahin….. :-)

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