Leserbrief

Johann Klos: Regionale Wirtschaftsräume

Fachkräftemangel – scheinheiliges Alibi zur Untermauerung der immer wieder geforderten Zuwanderung, ohne Berücksichtigung der für die Zukunft überwiegend regionalen überlebenswichtigen Wirtschaftsräume.

In den USA leben um die 50 Einwohner pro km2. In Brasilien um die 25. In Kanada um die 10. In Belgien müssten es um die 350 sein, etwas mehr als bei unseren deutschen Nachbarn.

Wenn wir die Zukunft meistern wollen, dann sollten wir uns Folgendes hinter die Ohren schreiben. Für einen bestimmten geographischen Raum gilt eine Bevölkerungsdichte dann als naturverträglich, wenn die jeweiligen Anwohner sich die auf diesen Böden erzeugten Erträge ernähren können. Wichtig dabei ist, dass es noch genügend naturbelassene Flächen gibt, um die Artenvielfallt nicht zu gefährden.

Genau hier muss die Politik der Zukunft ansetzen, da ein – wie gerade beschrieben – naturverträglicher Lebensraum nur durch strikte politische Steuerung innerhalb der einzelnen autonomen Räume angepeilt werden kann. Ein solches Mammutprojekt kann nicht innerhalb einer Generation gestemmt werden. Wie man weiterhin die einzelnen Bevölkerungsdichten – die je nach Lage sehr unterschiedlich sein werden – dauerhaft stabilisiert: keine Ahnung…

Wir- und insbesondere unsere Nachfahren kommen nicht daran vorbei, eine solche Wirtschaftsordnung zu installieren, um die auf Dauer nicht mehr zu ignorierenden ökologischen und soziale Forderungen durchzusetzen.

Alle Ressourcen sind endlich, darum benötigen wir für alle Bereiche geschlossene Stoffkreisläufe. Nachwachsende Rohstoffe sind die Träger der Zukunft. Nicht erneuerbare Rohstoff müssen durch erneuerbare ersetzt werden.

Natürlich gibt es Stoffe, die nicht erneuerbar sind, hier muss intensiv an geschlossenen Kreisläufen gearbeitet und diese entwickelt werden. Eine so gut wie Wiedergewinnung ohne große Verluste setzt voraus, dass wir damit aufhören, Stoffe zu vermischen. Die sind ganz neue Zielsetzungen in der Entwicklung neuer Endprodukte.

Unwahrscheinlich wichtig für die Zukunft, finde wenigstens ich, und das ist auch Grund meiner sozialdemokratischen Ader, ist die wirtschaftliche politische Steuerung der Unternehmen aller Branchen in Bezug auf ihre Größe. Sicher sollte eine volle produktionstechnische Funktionalität vorhanden sein, aber alles darüber hinaus durch staatliche Abgaben unattraktiv für die Unternehmen werden.

Begründung: Wir benötigen dringendst wieder eine geographische Verteilung der Produktion. Ohne diese …. CPAS lässt grüßen.

Darüber hinaus können Ungleichgewichte von Marktanteilen zwischen internen und externen Anbietern sowie Verdrängungen interner Anbieter durch Handelskontingente ausgeglichen werden.

In Bezug auf den außenwirtschaftlichen Wettbewerb habe ich bereits vor längerer Zeit den Begriff der Lebensstandardausgleichsabgabe in die Welt gesetzt (Mai 2013). In Fortsetzung dessen kann man anfügen, dass bestehende Differenzen in Produktivität und Lohngefüge durch bilaterale Wechselkursanpassungen und durch sogenannte Neutralisationszölle ausgeglichen werden müssen.

Handelskontigentabsprachen sind ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Ich nenne das eine sinnvolle Protektion zur gleichmäßigen Verteilung der Arbeit und des Wohlstandes und sehe darin keine protektionistische Abschottung.

Genau so die Einkommensbesteuerung. Hier kann nur eine progressive Einkommensbesteuerung aller Sorten von Einkünfte zielführend sein, weil sie die Leistungsbereitschaft der Bürger fördert und für sozialen Frieden Sorge trägt.

Wir brauchen neue Wege, wenn wir die sich aufzeichnende Sackgasse der derzeitigen Wirtschaft ohne zahlungsfähige Konsumenten hinter uns lassen wollen.

13.1.2015 Johann Klos, Eupen

10 Antworten auf “Johann Klos: Regionale Wirtschaftsräume”

  1. Zitat….

    Wenn wir die Zukunft meistern wollen, dann sollten wir uns Folgendes hinter die Ohren schreiben. Für einen bestimmten geographischen Raum gilt eine Bevölkerungsdichte dann als naturverträglich, wenn die jeweiligen Anwohner sich die auf diesen Böden erzeugten Erträge ernähren können. Wichtig dabei ist, dass es noch genügend naturbelassene Flächen gibt, um die Artenvielfallt nicht zu gefährden.

    Genau hier muss die Politik der Zukunft ansetzen………

    Wenn ich mich recht erinnere hing im letzten Wahlkampf auch Ihr Konterfei an den Laternen. Wie also wollen Sie ansetzen? Jeden dritten Belgier erschiessen damit für die anderen genug Platz bleibt? Oder nur die Einwanderer? Letzteres wird wohl nicht reichen.

    Zitat….

    Unwahrscheinlich wichtig für die Zukunft, finde wenigstens ich, und das ist auch Grund meiner sozialdemokratischen Ader, ist die wirtschaftliche politische Steuerung der Unternehmen aller Branchen in Bezug auf ihre Größe. Sicher sollte eine volle produktionstechnische Funktionalität vorhanden sein, aber alles darüber hinaus durch staatliche Abgaben unattraktiv für die Unternehmen werden.

    Sowas nennt man Planwirtschaft, hat schon im Kommunismus nicht sonderlich gut funktioniert.

    Zitat…

    Genau so die Einkommensbesteuerung. Hier kann nur eine progressive Einkommensbesteuerung aller Sorten von Einkünfte zielführend sein, weil sie die Leistungsbereitschaft der Bürger fördert und für sozialen Frieden Sorge trägt.

    Mit solchen Forderungen können Sie sich bei denen, die sich ohnehin über die zu hohe Steuerlast beschweren unglaublich beliebt machen. Diejenigen die ihre Steuern lieber in Luxembourg, den Kanalinseln oder den Caimans zahlen erreichen Sie ohnehin nicht und die, die begriffen haben das ihre Abzüge weniger dem Staat als der Sozialversicherung zugutekommen stellen die schweigende Mehrheit.

    Zitat…

    Wir brauchen neue Wege, wenn wir die sich aufzeichnende Sackgasse der derzeitigen Wirtschaft ohne zahlungsfähige Konsumenten hinter uns lassen wollen.

    Richtig, ich fürchte nur mit Allgemeinplätzen und Rabulistik werden wir es nicht schaffen.

  2. Zahlen:
    – 50 / km2 entspricht rund 1,5 Millionen Einwohner
    – dies wiederum entspricht der Anzahl Einwohner afrikanischen Ursprungs
    – schon im Jahre 1856 hatte Belgien dreimal soviel Einwohner
    – auf den Planeten bezogen hätten wir mit 50 ein Limit von 7,5 Milliarden.

    Aussagen:
    – jeden Dritten zu erschießen wird da nicht reichen
    – Trittbrettfahrer zum Thema Migration. Alterspyramiden sind irrelevant.
    – Belgien war also schon von Beginn an überbevölkert.
    – als dir drei Milliarden überschritten wurden, predigten schon manche den Weltuntergang.

    Die Aussagen entsprechen der Reihenfolge der Zahlen. Andere Aussagen sind möglich. Daher ist es müßig, diese im Detail zu erläutern. Wer lesen kann versteht.

    Worum gehts eigentlich im obigen Beitrag:
    – ein paar Zahlen zur Förderung der „Glaubwürdigkeit“
    – Eskalation durch das Argument der Unvermeidlichkeit („wenn … Ohren schreiben)
    – These 1: Anwohner sich ernähren können => geschickte Unterbringung des Dogmas der Autarkie (Handel verdient keine Erwähnung)
    – These 2: Artenvielfalt => damit kriegen wir ein Maximum der Leute an Bord
    – Ab hier folgen dann, anscheinend logisch aneinander gereiht, eine Reihe von Unvermeidlichkeiten.

    Jedes der Argumente ist überdenkenswert, aber zurück bleibt:
    – Autarkie (angewandter Sozialismus)
    – strikte politische Steuerung (hatten wir schon öfters)
    – Stabilisierung der Bevölkerungsdichten (scheint die Welt ja gerade wieder in Angriff zu nehmen)
    – Reindustrialisierung (lass ich mal gelten, aber die Mittel)
    – Handelskontingente: das Problem sind die Anderen. Wir wärs mal mit „Geiz ist geil“ abschaffen und den Staat ein wenig weniger zu belästigen.
    – Bilaterale Wechselkursanpassungen => ich hoffe wir wollen die nicht „strikt“ durchsetzen
    – Steuern fördern die Leistungsbereitschaft (Orwell 1984); in der (nicht nur belgischen) Praxis sehr viel mehr die Kreativität.

    Fazit:
    – einige Feststellungen sind überlegenswert
    – Lösungsansätze zutiefst sozialistisch (im Sinne der Puristen) getränkt.
    – alles läuft auf ein stark geregeltes Gemeinwesen hinaus
    – damit nicht die Welt, die ich mir wünsche. Jede konkrete Umsetzung solcher Ansätze hat zu Dramen geführt.
    – sprachlich ein Genuss: Meyer könnte sich davon eine Scheibe abschneiden.

    • Johann Klos

      Punkt – ohne Weitsicht ?

      „Nicht die Welt die ich mir wünsche“

      Wir haben den Zeitpunkt womöglich verpasst eine Weltordnung zu gestalten welche unserem Wunschdenken entspricht.

      Warum allerdings soziales Gedankengut immer herhalten muss für angedachte gesellschaftliche Veränderungen welche auch die weniger Privilegierten versucht mit ins Boot zu nehmen bleibt mir ein Rätsel.

      Sie denken zu kurzfristig sehr geehrter . Ich traue Ihnen zu, dass auch Sie gewisse gesellschaftliche Veränderungen auf uns zukommen sehen. Wirtschaftliche Leistungen werden heute schon anders beurteilt als vor 2008. Vielleicht informieren sie sich einmal wie das Sozialkapital – auch in Belgien – in den letzten Jahren angewachsen ist auf Kosten des Finanzkapitals und wie die Aussichten eines weiteren Anwachsens die Arbeitswelt verändern werden.

      Diese gewaltige Umorientierung erfolgt nicht von heute auf morgen. Sollten Sie die 40-zig überschritten haben so kann ich Sie beruhigen: Sie werden diese Welt nicht mehr erleben.

      Auf dem Weg dorthin sehr geehrter . muss es Anpassungsperioden geben und genau hier versuche ich meine Überzeugungen kundzutun.

      Sie haben natürlich recht, das durch den Glauben der „meisten“, auch zu irgendeiner Form des Mittelstandes zu gehören, haben es in den letzten Jahren sozialdemokratische Grundsatzfragen außerordentlich schwer sich in der Mitte der Gesellschaft gehör zu schaffen. Weiter ist auch nicht von der Hand zu weisen, das viele Politiker dieser –meiner – „Glaubensrichtung“ in der Vergangenheit nicht verantwortungsvoll genug mit ihrer ihr vom Volk übertragenen Macht umgegangen sind.

      Das begünstigt – auch bei uns in Ostbelgien – die angewachsene neoliberale Hegemonie die ihrerseits dafür verantwortlich zeichnet das die Macht der Finanzindustrie weiter zunimmt und leider derzeit noch nicht infrage gestellt wird.

      Verärgert es Sie stark wenn ich behaupte das eine solche – für mich konzeptlose Politik – die Errungenschaften der letzten Jahrzehnte unterhöhlt. Wachstum und mehr Beschäftigung zu lebenswürdigen Bedingungen – wird durch diese Zielvorgabe nicht entstehen.

      Die Produktionsverlagerung ins Ausland ist das ureigene Kind dieser für mich schizophrenen Ordnungspolitik. Auf der einen Seite steht die nationale Oberschicht, die von den Gewinnen der transnationalen Global Player profitiert; auf der anderen die große Masse der Verlierer, die bis heute noch nicht begriffen haben das es keine zwei Wege aus dieser Misere geben wird.

      Zum Abschluss nur noch „ Nicht das Land in dem ich meinen Kindern und Enkeln wünsche zu leben“

      Ich wünsche mir keinen belgischen/Euro Staat in dem die Merkmale Dienstleistungsarbeit und Niedriglohn von um die 10 Euro zusammenfallen. Bei unseren sprachlich verwanden Nachbarn ist schon jedes fünfte Beschäftigungsverhältnis solch ein „Job“ Es sind dort um die 5 Millionen die als einzige Form der Erwerbtätigkeit in einen solchen Arbeitsverhältnis hausen.

      Wenn durch ein stärker geregeltes Gemeinwesen, in einer Überganzzeit zu einer neuen Gesellschaftsform mit wesentlich ausgeprägten sozialen Zügen, ein Zurück ins 19 Jahrhundert verhindert werden kann, dann sollten wir dies in einem überschaubaren Zeitfenster in Kauf nehmen auch wenn es für mache nicht wünschenswert erscheint.

  3. Réalité

    -Sehr vieles an schlauer Lektüre hiervor!

    Da kommt meine Wenigkeit nicht mehr so richtig mit,in aller Bescheidenheit.
    Man kann vieles steuern aber auch nicht alles.Nur ein Beispiel:warum gabs vor ein paar Jahrzehnten noch so 2-3 Kinder pro Familie/Haushalt,und heute nur mehr 0,7 (ironisch gemeint),jedoch sicher nicht weit von der Wahrheit!?Anderes Bspl:Viel zu vieles ist heute so „ver-paragraphiert“,dass man jetzt schon nicht mehr ein noch aus weiss.Gesetze von vor einem Jahrhundert die total veraltet und weg müssten,usw.Selbst das Wetter spielt nicht mehr mit!Wo vor 40-50-60 Jahren der Winter von Anfang Dezember bis im März hinein präsent und regelmässig war,so spielt er und heut zu Tage fast täglich u wöchentlich ganz andere Grade u Wetterkapriolen zu.

    Gewiss,auch bei vielem nötigen im Leben sollen Visionen in die Zukunft gewagt und gefordert sein,aber auch solches kann ins Auge gehen und wenn man dann in X Jahren sieht das alles ganz anders gelaufen war….ja dann…..war alles umsonst und damit unnütz und sowieso zu teuer!

    Besser wäre es jetzt und heute zu aller erst mal eine Basis und das wichtigste zu schaffen,und damit den Grundstein zu einer dauerhaften und ernstgemeinten Politik der Zukunft zu kreieren!

    Die Politiker sollten endlich wieder zu ihren Grundwerten zurück kehren,und das „heute und das morgen“ zum Fundament der Zukunft der kommenden Generation erhalten bzw. aufbauen!

    Darauf wartet der Bürger sehnsüchtig und bereits seit langem,aber vergebens!

  4. Dann zitieren wir mal aus ihrem Schatz des „sozialem Gedankenguts“ und der „sozialdemokratischen Grundsatzfragen“:

    – strikte politische Steuerung
    – einzelne autonome Räume
    – Bevölkerungsdichten stabilisieren
    – wirtschaftlich politische Steuerung
    – alles über volle produktionstechnische Funktionalität hinaus unattraktiv für Unternehmen
    – stärker geregeltes Gemeinwesen
    – nicht verantwortungsvoll genug mit ihrer vom Volk übertragenen Macht umgegangen sind.

    Am Anfang könnte einiges aus dem Handbuch für Aquaristik stammen; stimmt ihre Prämisse ist ja ein geschlossenes System.

    Übertragene Macht: der einzige Teilsozialist, der dies für sich in Anspruch nehmen konnte, war wohl Hitler. Russland: Oktober(November)revolution. China: der lange Marsch. Die anderen hatten die Wahlmöglichkeit mit einer Knarre vor der Nase. Auch die letzten sind gerade dabei sich umzuorientieren (Kuba).

    Nicht verantwortungsvoll genug: ist ja wohl ein Euphemismus.

    Unser Nachbarland erscheint den meisten Menschen auf dieser Welt als einer der besten Plätze überhaupt.

    Das 19. Jhdt. wünsche ich mir nicht zurück; dann hätten wir nämlich 100 Jahre der von ihnen herbeigebeteten Umwälzungen (inklusive punktuellem Mangel an verantwortungsvollem Handeln) ja wieder vor uns.

  5. R.A. Punzel

    Hä? Sollte jemand diesen ganzen Sermon gelesen (und eventuell verstanden) haben: Glückwunsch.

    Ansonsten liebe Wirtschafts-Träumer: Die belgischen Strassen bedürfen der Reparatur: Morgen früh geht es los. Herr Klos möge heute noch die Postion des Vorarbeiters übernehmen.

  6. Réalité

    Tja,Herr Klos,Sie sehen und lesen da was anderes!Da müssen Sie wohl was klarer und verständlicher werden!

    Sie mögen schon in gewissen Dingen recht haben,jedoch warum alles so kompliziert und futuristisch!?Wenns denn auch einfacher ginge!
    Für mich ist so ein Text die „pure Politikersprache“!Das heisst:alles und vieles ist zu entschuldigen wenns denn mal schief ginge,so wie:das sind die anderen,dass ist die Wirtschaft,dass ist die Konjunktur,dass ist der starke Dollar….alles ist immer und ewig der/die anderen schuld!
    Wir waren das niemals schuld….nnneeeiiinnn wir nicht!

    Es müssen realistischere und weitsichtigere Politiker her!Wir brauchen sie nicht haufenweise so wie jetzt!
    Lieber ein Grossteil weniger,darum aber wohl bessere!

    • R.A. Punzel

      @Réalité: Da Ihre Tastatur anscheinend immer noch nicht mit Leerzeichen, zwecks besserem Leseverständnis, kon- dom oder auch -form geht: Zum üben erstmal kostenlose 20 Leerzeichen: “ “

      An Geldmangel soll Ihre Weiterbildung doch nicht zugrunde gehen ;-))

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