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Künftig jeder zweite Mitarbeiter nicht im Büro? – Facebook-Chef: Homeoffice effizienter als erwartet

Eine Frau arbeitet im Homeoffice. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Die großen Tech-Konzerne haben sich mit ihren gewaltigen Firmenzentralen für tausende Mitarbeiter ein Denkmal gesetzt. Doch in der Corona-Krise arbeiten viele von Zuhause aus. Das dürfte laut dem Facebook-Chef zu einem Langzeit-Trend werden.

Facebook-Chef Mark Zuckerberg geht davon aus, dass die Corona-Krise einen langfristigen Wandel hin zur Arbeit außerhalb des Büros angestoßen hat. Er rechne damit, dass in zehn Jahren rund jeder zweite Beschäftigte des Online-Netzwerks so arbeiten werde, sagte Zuckerberg in einem Interview des Technologieblogs „The Verge“ am Donnerstag.

Zuvor hatte bereits unter anderem Twitter angekündigt, dass alle Mitarbeiter auch nach dem Ende der Krise ihre Jobs von Zuhause aus fortführen könnten, wenn ihre Aufgaben dies zulassen.

18.03.2020, Baden-Württemberg, Stuttgart: Eine Frau arbeitet im Homeoffice in ihrem Wohnzimmer und nimmt an einer Telefonkonferenz teil. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Die Zahl von 50 Prozent sei seine Schätzung, kein Ziel, betonte Zuckerberg. In einer Umfrage habe jeder fünfte Mitarbeiter sich dafür ausgesprochen, dauerhaft von Zuhause aus zu arbeiten, weitere 20 Prozent hätten einiges Interesse daran gezeigt. Bei einigen von diesen 40 Prozent werde das angesichts ihrer Jobs nicht funktionieren – aber er gehe davon aus, dass in den kommenden Jahren weitere Mitarbeiter eingestellt werden, die von Anfang an von Zuhause arbeiten.

Die großen amerikanischen Tech-Konzerne hatten traditionell im Gegenteil darauf gesetzt, ihre Mitarbeiter in Firmenzentralen und großen Büros im Ausland an einem Ort zusammenzubringen. Dafür leisteten sie sich auch teure Bauprojekte. So errichtete Apple ein noch vom Gründer Steve Jobs erdachtes kreisförmiges Gebäude für 12.000 Beschäftigte.

Facebook erweiterte seine Zentrale mit hangargroßen Gebäuden des Stararchitekten Frank Gehry mit Gärten auf dem Dach. Google ist dabei, eine aufsehenerregende neue Zentrale in einem gewaltigen Glas-Zelt zu bauen.

15.02.2020, Bayern, München: Mark Zuckerberg, Vorstandsvorsitzender von Facebook, spricht am zweiten Tag der 56. Münchner Sicherheitskonferenz. Zuckerberg geht davon aus, dass die Corona-Krise einen langfristigen Wandel hin zur Arbeit außerhalb des Büros angestoßen hat. Foto: Tobias Hase/dpa

Zugleich trug die Konzentration hochbezahlter Mitarbeiter zum drastischen Anstieg der Immobilienpreise im Silicon Valley bei, der für soziale Probleme sorgt. Wenn Beschäftigte, die außerhalb des Büros arbeiten, aus dem Silicon Valley wegziehen, müssten sie das Unternehmen darüber informieren, damit ihre Einkommen angepasst werden können, sagte Zuckerberg laut Medienberichten in einem Livestream für Mitarbeiter.

Im Gespräch mit „The Verge“ betonte der Facebook-Chef, dass sich das Arbeiten von Zuhause als effizienter als erwartet erwiesen habe. „Einige Leute dachten, dass alles auseinanderfallen wird – aber das passierte nicht.“ Eine wichtige Frage auf Dauer sei aber, wie man dabei Unternehmenskultur, Kreativität und soziale Kontakte erhalte. Zugleich könnten dadurch aber mehr Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten für ein Unternehmen arbeiten, weil weniger von ihnen umziehen oder pendeln müssten.

In der Corona-Krise wechselten mehr als 90 Prozent der Facebook-Beschäftigten ins Homeoffice. Wenn demnächst die Öffnung der Büros beginne, würden sie nur zu etwa einem Viertel besetzt sein, sagte Zuckerberg. Er selbst müsse zwar für Treffen zum Beispiel mit Geschäftspartnern oder Behördenvertretern in die Zentrale kommen – werde aber in Zukunft mehr Zeit als bisher außerhalb des Büros arbeiten. Auch er sei Zuhause produktiver gewesen als erwartet. (dpa)

5 Antworten auf “Künftig jeder zweite Mitarbeiter nicht im Büro? – Facebook-Chef: Homeoffice effizienter als erwartet”

  1. Besorgte Mutter

    Für den Arbeitgeber ist das gut, er spart sich den Bau oder die Anmietung von Büroflächen, er spart sich die Versorgungskosten, wie TEL, Strom, Wasser, Heizung, Fahrtkosten etc. und er zahlt, wenn es denn gut geht, 30% dieser Kosten am Homeofficenehmer aus.
    Soweit finde ich das auch noch ok, aber ich sehe auch jene Menschen, die ohnehin schon zu wenige soziale Kontakte haben. Die werden dann, wenn sie auch keine Kollegen vor Ort mehr physisch treffen, noch viel tiefer in soziale Isolation stürzen.
    Diese „neue Normalität“ wird wahrscheinlich viele digitale Opfer generieren, die es kaum noch bis vor die eigene Haustüre schaffen werden.

  2. In der Industrie sieht das anders aus. Home Office wird so schnell wie möglich zurück gefahren, besonders im produzierenden Gewerbe ist der Kontakt mit den Abläufen vor Ort nicht zu ersetzen.

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