Die Studie der Autonomen Hochschule (AHS) über die Hausaufgabenpraxis in der DG liefert wenig Überraschendes (siehe Artikel an anderer Stelle). Sie ist trotzdem ein hilfreiches Instrument, wenn man im Bereich der Hausaufgaben Verbesserungen erzielen will, was ja das erklärte Ziel von Unterrichtsminister Oliver Paasch (ProDG) ist. Die grundsätzliche Frage, ob Hausaufgaben überhaupt nötig sind, wird in der Untersuchung leider nur beiläufig gestellt und beantwortet. Vielleicht deshalb, weil die Verantwortlichen nicht ernsthaft über eine Schule ohne Hausaufgaben nachdenken wollen.
Gänzlich auf Hausaufgaben zu verzichten, heißt natürlich nicht, dass man die Schüler nach Schulschluss einfach sich selbst überlässt. Im Gegenteil. Es müssen ganz neue Wege gefunden werden, damit die Zeit sinnvoller genutzt werden kann, als dies bisher mit der klassischen Methode der Hausaufgaben der Fall ist. Natürlich setzt dies voraus, dass die Politik und die Gesellschaft dafür auch die nötigen Rahmenbedingungen schaffen.
Die Zeit, die Schüler heute pro Woche in der Schule verbringen, und dies bis zum Abitur mindestens 12 Jahre lang, müsste dicke reichen, um ihnen das Wissen zu vermitteln, das sie benötigen. Wenn dies nicht der Fall ist, dann muss man die Unterrichtspädagogik hinterfragen.
Mehr an Freizeit sinnvoll nutzen
Eine Pädagogik wird nicht besser, wenn man den Schülern nach Schulschluss noch Hausaufgaben „aufbrummt“. Dann wäre es sinnvoller, sie nutzen die Zeit nach dem Unterricht für mehr Sport, Musik, Kunst, kulturelle oder soziale Aktivitäten, die im Schulalltag zu kurz kommen.
Die Alternative zu den Hausaufgaben, so wie es sie heute gibt, sollte in jedem Fall ganz andere Fähigkeiten fördern als im Schulunterricht. Sie sollte eine zusätzliche Motivation schaffen. Gerade dies ist bei den meisten Hausaufgaben nicht der Fall.
Hauptsache, es wird ein Mehrwert geschaffen im Vergleich zum „Pauken“ nach heutigem Muster.
GERARD CREMER
Siehe dazu Artikel „Hausaufgaben in der DG – wie oft, wie lang, wie gut?“
Hausaufgaben in Hinblick auf mehr (oder wie hier beschrieben „sinnvoller genutze“) Freizeit zu hinterfragen, finde ich sehr kurzsichtig. Dass es in manchen Punkten Verbesserungsbedarf gibt, will ich nicht leugnen. Aber es ist falsch, Hausaufgaben – oder Arbeiten ausserhalb der Schulzeit – generell zu hinterfragen.
Das Universitäts- und Hochschulsystem setzt eigenständiges Arbeiten nämlich voraus – und darauf müssen die Schüler vorbereitet werden. Ich habe nämlich selbst erlebt, wie einige Studenten aus Luxemburg (allgemein bekannt für ein schlechtes Schulsystem) im ersten Jahr an der Uni Lüttich auch beim zweiten Anlauf des ersten Jahres sang- und klanglos gescheitert sind. Sie kannten nämlich keine Semesterprüfungen aus der Sekundarschule, sprich eine grössere Menge Stoff in kurzer Zeit zu lernen. Das lässt sich auch auf die Hausaufgaben übertragen.
@BAC: Es geht nicht um mehr Freizeit. Das ist gerade der springende Punkt. Es soll mehr Zeit zur Verfügung stehen für ANDERE Aktivitäten, die für den Schüler genauso wichtig sein können wie Hausaufgaben. Sport, Musik oder auch ein Engagement im sozialen Bereich…
Das Leben ist kein Ponnyhof…
Ein Schulabschluss fordert eben ein gewisses Maß an Arbeit, und wer das nicht bringen kann, oder will, muss sich eben anders orientieren; eine Lehre machen z.B.
Vor 30 Jahren definierte mein Fachkundelehrer in Verviers die Sachen so:
8 heures de travail à l’école
8 heures de délassement dans le travail
8 heures de sommeil
Aber solche Zumutungen wagt ja heute, in der postindustriellen Freizeitgesellschaft, niemand mehr auszusprechen…
@Dax: Vor 30 Jahren ist nicht heute. Natürlich verlangen tiefgreifende Veränderungen ein Umdenken und andere Lernmethoden. Ein Vergleich: Im Fußball dachten in Deutschland noch vor einigen Jahren Trainer und Spieler, um Erfolg zu haben, müsste man wie Berti Vogts rackern und ackern bis zum Umfallen. Irgendwann ist man auch beim DFB zu der Überzeugung gelangt, dass man auch mit intelligenteren Methoden, was Training und Taktik betrifft, noch erfolgreicher sein kann. Sie spielen heute mehr mit dem Verstand. Die Spieler müssen sich heute wahrscheinlich noch mehr anstrengen, aber es bereitet ihnen mehr Freude. Und sie begeistern und sind erfolgreich. So müsste es auch bei Aktivitäten nach Schulschluss sein.
Ja und wann war Deutschland das letzte mal Weltmeister???
Wann war Belgien das letzte mal Weltmeister?
Wie soll man es denn schaffen den Schüler dazu zu bringen mehr Zeit in Sport, Musik, Kunst, kulturelle und andere soziale Tätigkeiten zu investieren, wenn die Fernseh- und Computerspielbeschäftigung einen so massiven Teil der heute verfügbaren Freizeit einnimmt? Bei diesen Beschäftigungen kommt eine Reizflut von aussen und der Geist wird nicht beansprucht oder gefördert und gefordert, Wenn man jetzt auch noch die Hausaufgaben wegnimmt, dann würde das ganz wegfallen. Kinder, die es einfacher haben könnten es schaffen und Kinder, die es nicht so einfach haben, würden eher der Gefahr ausgesetzt in ihrer geistigen Entfaltung hinterherzuhinken.
Es ist allerdings tatsächlich so, dass es Lehrer gibt, die den Vogel abschiessen und total übertreiben. Das Gleiche ist in der Periode vor den Zeugnissen zu beobachten, wenn viele Lehrer merken, schei*e, ich muss noch mehr Punkte haben und dann halsen plötzlich alle Lehrer auf einmal Tests auf. Unter dieser mangelhaften Planung und Kommunikation unter den Lehrern leidet dann der Schüler, das ist nicht nötig.
Es wird ein gesundes Mittelmass gebraucht!
Ob Hausaufgaben abschaffen oder nicht, da wird sicher die Hälfte der Kids weder sportlich noch musikalisch oder kulturell gefördert werden, sondern nur“ abhängen“ oder „zocken“ in der Zeit, die dann mehr vorhanden ist. Sinnvoll wäre es, statt Hausaufgaben AG’s oder kulturelle Wahlfächer nach dem Unterricht anzubieten. So kann jedes Kind nach Interessen und Fähigkeiten etwas aussuchen… Dennoch ist es Fakt, dass mache Kinder mehr tun müssen, um mitzukommen, so sollte das bitte stattfinden??
Gute Initiative von Paasch, aber gegen das verkrustete belgische Schulsystem und die reaktionären Geister , die dieses System hervorbringt, wird er nur schwer ankommen. Wir Belgier sind nämlich der festen Überzeugung, dass unser mittelalterliches Schulsystem das beste der Welt ist, vor allem aber besser als das deutsche.
Ich hatte kein Problem damit bis zum Nachmittag hinein Schule zu haben, dann noch ne gute Stunde mit Vennliner raufzufahren. Essen und dann noch Hausaufgaben zu machen oder zu lernen. Es fanden sich noch immer die Dinge die man machen konnte, danach. Besonders der Mittwoch tat dann gut, nen Nachmittag frei zu haben. Ich find das kein Mittelaltersystem, das is gut für die Eltern, für das Kind man is untereinander sitzt vielleicht nicht doof allein zuhause rum. Das Hausaufgabe sollten vielleicht was lockerer sein, keine Megaprojekte damit man was Ruhe kommt.
Das ganze bitte nur unter einem Blickwinkel sehen:
Chinesen, Inder usw. lernen, lernen und lernen.
Wenn wir das derzeitige Wirtschaftssystem auch in Zukunft beibehalten wollen dann bitteschön zählt nur eins lernen und nochmal lernen. Ansonsten ……………. wie war das mit den Essensrationen?
Die Ferienarbeiten und Nachprüfungen werden auch abgeschafft, denn dafür muss der die Schüler – in ja zu Hause lernen!