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Wer wird Nachfolger von Papst Franziskus?

Eine Kombo mit Archivbildern zeigt mögliche Kandidaten für die Papst-Nachfolge. Oben (l-r): Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg (vom 05.10.2019), Peter Erdö, Erzbischof von Esztergom-Budapest (vom 20.04.2023), Charles Maung Bo, Erzbischof von Yangon (vom 06.01.2015), Luis Antonio Tagle, Pro-Präfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung - einer der wichtigsten Posten der Kurie, zuvor u.a. Erzbischof von Manila (vom 24.11.2012), Pietro Parolin, Kardinalstaatssekretär (vom 29.06.2021), Robert Francis Prevost, Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe (vom 30.09.2023), Jose Tolentino de Mendonca, Präfekt des vatikanischen Dikasteriums für Kultur und Bildung (vom 16.02.2025). Unten (l-r): Matteo Zuppi, Bischof aus Bologna und Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz (vom 28.01.2020), Jean-Marc Aveline, Erzbischof von Marseille, Frankreich (vom 27.08.2022), Fridolin Ambongo Besungu, Erzbischof von Kinshasa (vom 13.10.2023), Pierbattista Pizzaballa, Patriarch von Jerusalem (vom 24.12.2016), Raymond Burke, Kardinalpriester aus den USA, ehemaliger Erzbischof von St. Louis (vom 29.06.2015), Anders Arborelius, Bischof von Stockholm (vom 07.06.2021) und Cristobal Lopez Romero, Erzbischof von Rabat (vom 05.10.2019). Foto: Medichini/Erdos/Bo Bo/Brambatti/ZUMA/EPA/AP/dpa

Bislang ging es um den toten Papst Franziskus. Nun richten sich alle Augen auf die Wahl des Nachfolgers. Wer könnte die Nummer 267 werden?

Der alte Papst ist nun Geschichte. Ein einfaches Grab in der Marienkirche Santa Maria Maggiore, darauf nur sein Name in Latein: Franciscus. Jetzt geht es darum, wer der Nachfolger wird. Noch gibt es nicht einmal einen Termin, wann das Konklave zur Wahl des 267. Pontifex beginnt (auch wenn viele mit dem 5. oder 6. Mai rechnen) – Namen werden aber bereits ausgiebig gehandelt.

Die Entscheidung wird auf eine äußerst altmodische Weise fallen, die die Welt bis heute fasziniert: In der Sixtinischen Kapelle sitzen alle Kardinäle unter 80 Jahren so lange eingeschlossen zusammen (auf Latein: cum clave, mit dem Schlüssel), bis einer von ihnen zwei Drittel der Stimmen bekommt. Dann steigt aus einem Kamin weißer Rauch auf.

Tische und Stühle stehen in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan in Vorbereitung auf das Konklave am 16. April 2005. Foto: Pier Paolo Cito/AP/dpa

Der Kampf um den wichtigsten irdischen Posten der katholischen Christenheit hat natürlich längst begonnen. So gut wie alle 135 wahlberechtigten Kardinäle sind bereits in Rom. Im Kirchenstaat mit seinen nur 0,44 Quadratkilometern und den vielen Seitengassen rundum wird jetzt genetzwerkt. Die nächsten Tage könnten vorentscheidend sein.

– Viele der Kardinäle wählen erstmals einen Papst: Die Wahl gilt als so offen wie seit Jahrzehnten nicht mehr – auch, weil das Konklave international ist wie nie. Zudem ist die große Mehrheit der Kardinäle zum ersten Mal dabei. Mehr als 100 wurden in den letzten zwölf Jahren von Franziskus ernannt. Er berief gern Kirchenmänner aus Ländern wie Elfenbeinküste, Osttimor oder der Mongolei. Aus Europa kommen nur noch 53.

Einen Favoriten gibt es trotzdem: den Italiener Pietro Parolin, die bisherige Nummer Zwei des Vatikans. Mit 70 Jahren hätte er ein gutes Alter: Die Männer in den roten Gewändern suchen sich ungern jemanden aus, der sehr lange bleiben kann.

Parolin gilt als ausgezeichneter Diplomat und Manager. Das würde für ihn sprechen, wenn sich das mittlere von drei derzeit viel diskutierten Szenarien durchsetzt: dass jemand gebraucht wird, der wieder Ruhe in die Kirche bringt. Zudem gibt es die These, dass nach fast einem halben Jahrhundert mit Päpsten aus Polen, Deutschland und Argentinien doch wieder einmal ein Italiener an die Reihe kommen könnte.

Die beiden anderen Szenarien: Wenn die Kardinäle weiter auf Reformen setzen, kommt eine Art Franziskus II. ins Amt. Oder das Gegenteil: ein Konservativer. Dafür gibt es, wie für so vieles, in Rom ein Sprichwort: „Auf einen dicken Papst folgt ein dünner“. Aber noch wichtiger ist ein anderer alter Spruch: „Wer als Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal heraus.“ Neben Parolin sind also noch mehrere andere Männer im Gespräch.

Matteo Zuppi: Als Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz ist der Erzbischof von Bologna schon von Amts wegen eine der zentralen Figuren der katholischen Kirche. Zudem war er Vatikan-Vermittler im Ukraine-Krieg, wenn auch ohne große Erfolge. Mehr als einmal war sein diplomatisches Geschick gefragt, wenn Franziskus überraschend für Schlagzeilen sorgte. Zuppi gilt als Reformer, der aber auch ausgleichend wirken kann. Mit 69 hätte er ein gutes Alter.

27.04.2025, Italien, Rom: Kardinäle erweisen dem verstorbenen Papst Franziskus am Grab in der päpstlichen Basilika Santa Maria Maggiore in Rom die letzte Ehre. Foto: Alessia Giuliani/IPA via ZUMA Press/dpa

Pierbattista Pizzaballa: Der Patriarch von Jerusalem leitet eine der schwierigsten Diözesen der Welt: Im Heiligen La8jnd stehen die Christen zwischen den Fronten. Als Brückenbauer hat er also Erfahrung. Pizzaballa kommt aus dem Franziskanerorden. Mit 60 ist er unter den «Papabile» einer der Jüngsten. Das könnte gegen ihn sprechen.

Peter Erdö: Der Primas von Ungarn, Erzbischof von Esztergom-Budapest, gehört klar zu den Konservativen. Als einer der wenigen wurde er noch von Johannes Paul II. ernannt. Sein Name wurde schon 2013 gehandelt, als es um die Nachfolge von Benedikt XVI. ging. Die Reformen seither verfolgte er kritisch. Erdö gilt eher als Intellektueller denn als Mann des Volkes. Das richtige Alter hätte er mit 72 noch.

Jean-Marc Aveline: Der Erzbischof von Marseille gilt als volksnah – ein Charakterzug, den er mit dem verstorbenen Papst teilt. Auch sonst gilt der Franzose als jemand, der in Stil und Politik viel mit Jorge Mario Bergoglio gemeinsam hat. Manche nennen ihn gar einen Super-Bergoglianer». Der 66-Jährige stünde dafür, dass das Vermächtnis des toten Pontifex fortgesetzt wird.

Jean-Claude Hollerich: Der Erzbischof von Luxemburg ist einer der einflussreichsten Männer im Vatikan. Der 66-Jährige sitzt in mehreren wichtigen Dikasterien – im Vatikan gewissermaßen die Ministerien. Bei der jüngsten Weltsynode war er als «Generalrelator eine Art Vermittler. Gegen ihn spricht, dass er wie Franziskus aus dem Jesuitenorden kommt. Zwei Jesuiten in Folge wäre ungewöhnlich.

Cristóbal López Romero: Der Spanier könnte einer der Überraschungskandidaten sein. Seit 2017 ist er Erzbischof von Rabat in Marokko. Zuvor war er als Missionar auch schon in Paraguay und Bolivien tätig. Der 72-Jährige gehört der Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos (SDB) an. Die Verteidigung der Rechte von Migranten und der Dialog mit dem Islam liegen ihm besonders am Herzen.

Anders Arborelius: Der Bischof von Stockholm wäre ein äußerst ungewöhnlicher Papst. Geboren 1949 in der Schweiz trat er mit 20 zum katholischen Glauben über. Franziskus machte ihn zum ersten Kardinal aus Skandinavien und zum Berater in Sachen Ökumene. In Deutschland ist der Schwede bekannt, weil er als Apostolischer Visitator Vorwürfe gegen den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki untersuchte.

26.04.2025, Vatikan, Vatikanstadt: Kardinäle treffen zur Beerdigung von Papst Franziskus auf dem Petersplatz im Vatikan ein. Foto: Gregorio Borgia/AP/dpa

José Tolentino de Mendonça: Der Kurienkardinal aus Portugal wird zum progressiven Flügel der katholischen Kirche gerechnet. Und er machte zuletzt eine der steilsten Karrieren: 2018 ernannte ihn Franziskus zum obersten Bibliothekar, ein Jahr später zum Kardinal und 2022 zum Leiter des Dikasteriums für Kultur und Bildung. De Mendonça ist ein Intellektueller, der aber auch mit den Leuten kann. Gegen ihn spricht sein Alter: Er wird in diesem Jahr erst 60.

Luis Antonio Tagle: Der frühere Erzbischof von Manila wird immer wieder als aussichtsreichster Anwärter genannt, falls die Wahl erstmals auf einen Asiaten fallen sollte. Der 67-Jährige war auch schon 2013 im Gespräch. Wie Franziskus setzt er sich für eine Kirche an der Seite der Armen ein. Heute ist er in der Kurie Pro-Präfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung. Allerdings hatte seine Karriere zuletzt einen Knick: Franziskus setzte ihn als Leiter der internationalen Caritas ab.

Charles Maung Bo: Der 76-Jährige kommt ebenfalls aus Asien – aus Myanmar, dem ehemaligen Birma. Seine Wahl wäre ein besonderes Zeichen: Sein Heimatland versinkt seit Jahren in Bürgerkrieg und Gewalt. Zudem wurde es eben erst von einem schlimmen Erdbeben getroffen. Mehr Mitgefühl könnte die Kirche gerade nicht zeigen. Der gemäßigte Konservative hätte auch ein ziemlich perfektes Alter. Zudem steht er für die große Gruppe der Kirchenmänner aus fernen Ländern.

Fridolin Ambongo Besungu: Seit geraumer Zeit wird auch spekuliert, dass ein Papst auch aus Afrika kommen könnte: ein „schwarzer PAPST“ also. Am häufigsten genannt wird der Erzbischof von Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo: Fridolin Ambongo Besungu. Der 65-Jährige gilt als konservativ. Die Öffnung für die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren sieht er sehr kritisch. Für einen Papst wäre er jedoch recht jung. Und auch ohne große Erfahrung in Rom.

Raymond Burke: Der 76 Jahre alte Kardinalpriester aus den USA, ehemaliger Erzbischof von St. Louis, galt als einer der härtesten Gegner von Franziskus. Der konservative Hardliner kritisierte selbst vorsichtige Reformen wie den Segen für homosexuelle Paare. Manche sehen Burke als Kandidaten von Donald Trump. Seine Chancen: eher gering.

Robert Francis Prevost: Der US-Amerikaner mit Geburtsort Chicago leitet als Kurienkardinal das wichtige Dikasterium für die Bischöfe. Früher war er Missionar und Bischof in Peru und Generalprior des Augustinerordens. Der 69-Jährige könnte ein Kompromisskandidat werden, wenn sich die Lager nicht einigen können. (dpa)

9 Antworten auf “Wer wird Nachfolger von Papst Franziskus?”

  1. Spekulationen

    Lassen wir uns überraschen. Meiner Ansicht nach lehnte Papst Franziskus eigentlich dieses Papstamt ab. Er verliess eigentlich Werte, die eigentlich in der katholischen Kirche unumstösslich sein sollten.https://brf.be/regional/1964974/„Er hat die Kirche nachhaltig verändert“: Dechant Claude Theiss über Papst Franziskus“. Persönlich behaupte ich sogar, Franziskus hat der Kirche geschadet. Das unumstössliche Gottvertrauen wurde vor einigen Jahren zerstört. Menschen wurden ausgegrenzt. Man nannte es Nächstenliebe. Plötzlich wurde auch der Klimareligion gehuldigt. Alle Religionen wurden gleichgestellt. Vielleicht wird der neue Papst wieder aus der konservativen Ecke kommen?

  2. Zum nachdenken

    Egal wie und aber , wer hat all diesen Schwartzröcken die ganzen Erzählungen und Vermutungen aufgestellt , welche uns allen um die Ohren geschmettert werden .
    Könnte es etwa sein , das die Gebrüder Grimm auch mit daran fabriziert haben .

  3. Joseph Meyer

    @Spekulationen
    Da gebe ich Dechant Claude Theis recht, Papst Franziskus hat der katholischen Kirche offenbar in vielerlei Hinsicht geschadet. Gleich zu Anfang hat eer wohl gesagt: „Jetzt segnen wir uns gegenseitig“

    • Spekulationen

      Ich habe das vielleicht nicht ganz so deutlich gemacht. Es ist meine Subjektive Meinung, dass Papst Franziskus der Kirche geschadet hat. Claude Theiss lobt den Papst. Wer aufmerksam ist, dass der Papst sich mit seiner Freundschaft zu Bourla von Pfizer versündigt hat.

  4. Joseph Meyer

    … irrtümlich auf „absenden“ gedrückt …

    Zu Papst Franziskus sagt der Theologe und Philosoph Dr. David Berger (philosophia-perennis.com) – siehe auf
    :
    „Den Titel „Stellvertreter Christi“ hat er aus dem Vokabular des Vatikans streichen lassen. Bei dem Corona-Massenphänomen, der Corona-Hysterie, hat er sich als einer der Ersten gleichschalten lassen. Als die Impfung raus kam, war er ein intensiver Befürworter, im Vatikan flog jeder raus der sich nicht hatte impfen lassen. Es gab sogar keinen Zuritt zu den Gottesdiensten ohne Impfung. Impfstrassen im Kölner Dom, Ersatz des Weihwassers durch Desinfektionsmittel und der Kommunion durch die Impfung, usw. ging auf sein Konto ihn zurück, oder zu Ostern wurden die Kirchen geschlossen, zu Impfzeiten waren sie dann wieder auf. Wer so etwas macht zeigt doch, dass er selber an die ganze Sache nicht glaubt. Z.B. hat er bei der Arizona-Synode eine Patschamana-Figur, Gottheit der Indianer, in der Kirche aufstellen lassen, sein Ausspruch war, alle Religionen sind Wege zu Gott, für tiefgläubige Menschen ist das Häresie. Als Letztes hat er noch eine Art Homo-Ehe in der katholischen Kirche eingeführt, durch die Segnung homosexueller Partnerschaften wie für eine Ehe. Grosser Widerstand dagegen kam von afrikanischen Bischöfen! Man kann natürlich sagen, er hat das nicht „ex cathedra“ gemacht, sondern als Privatperson und da kann es sich täuschen … “
    David Berger ist der Meinung, dass jetzt allgemein ein konservativer Nachfolger gewünscht wird, und dass Kardinal Robert Sahra aus Guinea, ein 79 Jähriger, die besten Aussichten hat neuer Papst zu werden.
    Hier ein interessanter Link zu diesem Kandidaten:
    https://de.catholicnewsagency.com/news/13500/kardinal-sarah-gibt-diese-5-ratschlage-angesichts-der-glaubenskrise
    Für

  5. Der Alte

    Wer weiß, wer weiß. Prognosen sind ja besonders dann schwierig wenn sie die Zukunft betreffen.
    Schön wäre es für die Kirche und für Europa wenn es diesmal ein Katholik würde und nicht ein Agent des Islams.

  6. Im Sinne der Kirche war Franziskus bestimmt kein ’schlechter‘ Papst. Seine Schlichtheit und Brüderlichkeit war bestimmt beeindruckend. Allerdings hat er zwei heisse Eisen nicht weiter geschmiedet. Da sind die Missbrauchsfälle seines Bodenpersonals und die Gleichsetzung der Frauen in Ämtern, insbesondere ins Priesteramt und das damit verbundene Zöllibat.
    Solange diese Schwachstellen der katholischen Kirche nicht in Ordnung kommen sind für mich persönlich auf der einen Seite der Glaube und auf der anderen Seite die Religion zwei paar Schuhe.

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