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Was passiert nach dem Tod des Papstes?

24.11.2024, Vatikan, Vatikanstadt: Papst Franziskus erteilt den Gläubigen während des Angelusgebets auf dem Petersplatz im Vatikan seinen Segen. Foto: Vatican Media/IPA via ZUMA Press/dpa

AKTUALISIERT – Wenn ein Papst stirbt, ist der Heilige Stuhl verwaist. Einen Stellvertreter hat der „Stellvertreter Christi“ nicht. Was passiert, bis ein neuer Pontifex an der Spitze der katholischen Kirche steht?

Nach dem Tod von Papst Franziskus stehen die mehr als 1,4 Milliarden Katholiken auf Erden ohne Führung da. Die Wahl eines Nachfolgers kann verhältnismäßig schnell erfolgen – oder sich über Wochen hinziehen. Ein Überblick, wie es nun weitergeht:

– Warum hat der Papst keinen Stellvertreter?

Nach katholischem Kirchenrecht herrscht ein Papst uneingeschränkt und seine Macht ist unteilbar. Der Glaubenslehre zufolge ist er «Stellvertreter Jesu Christi» auf Erden und Nachfolger des Apostels Petrus, der noch von Jesus eingesetzt wurde.

Das Wort Papst ist aus dem Griechischen abgeleitet: «pappas» bedeutet «Vater». Er ist auch Bischof von Rom, Primas von Italien und Oberhaupt des Vatikans, des kleinsten Staats der Welt. Oft wird er auch Pontifex genannt, wörtlich übersetzt: der Brückenbauer.

20.04.2025, Vatikan, Vatikanstadt: Papst Franziskus empfängt US-Vizepräsident JD Vance (l), bevor er den Segen Urbi et Orbi (lateinisch für „für die Stadt und die Welt“) am Ende der Ostermesse unter dem Vorsitz von Kardinal Comastri auf dem Petersplatz im Vatikan erteilt; in der Mitte der Leiter des päpstlichen Hauses, Bischof Leonardo Sapienza. Foto: Vatican Media/Vatican Media/AP/dpa

– Was bedeutet Sedisvakanz?

So wird die Zeitspanne bis zur Wahl des neuen Papstes bezeichnet. Die Dauer lässt sich nicht genau vorhersagen. Der Begriff kommt aus dem Lateinischen und heißt wörtlich übersetzt «leerer Stuhl». Am Ablauf wurde über die Jahrhunderte immer wieder etwas geändert, aber die großen Linien stehen fest.

Der Tod wird vom Camerlengo, dem Kardinalkämmerer, gemeinsam mit den Ärzten festgestellt. Früher war es so, dass der Kämmerer dem leblosen Papst mit einem kleinen silbernen Hämmerchen dreimal sachte an die Stirn klopfte und seinen Taufnamen rief. Mangels Antwort wurde der Pontifex dann für tot erklärt. Bis heute wird dem Papst nach seinem Tod der Siegelring von der Hand gezogen und zerstört. Arbeitszimmer und Privatgemächer werden versiegelt.

Während der Sedisvakanz dürfen im Vatikan keinerlei wichtige Entscheidungen getroffen werden. Die laufenden Geschäfte werden von einem Kollegium aus Kardinälen geregelt. Dazu gehören insbesondere die Vorbereitungen der Trauerfeiern und der Beisetzung sowie die Wahl des Nachfolgers.

– Wie sehen die Trauerfeierlichkeiten aus?

Das Kardinalskollegium bestimmt, wann und wie der Leichnam in den Petersdom zu überführen ist. Dort wird er aufgebahrt, damit Gläubige von ihm Abschied nehmen können. Die Trauerfeiern dauern neun Tage.

Die Bestattung ist in der Regel vier bis sechs Tage nach dem Tod. Zwar war es zuletzt üblich, dass die Verstorbenen im Petersdom auch ihr Grab haben. Doch anders als etwa seine Vorgänger Benedikt XVI. aus Bayern und Johannes Paul II. aus Polen wird Franziskus voraussichtlich nicht im Petersdom seine letzte Ruhe finden, sondern in der Basilika Santa Maria Maggiore, einem seiner Lieblingsorte. Zum Abschied werden Staats- und Regierungschefs aus aller Welt erwartet.

– Wie wird Franziskus‘ Nachfolger bestimmt?

Spätestens 20 Tage nach dem Tod sollen die Kardinäle aus aller Welt, die das 80. Lebensjahr bislang nicht überschritten haben, im Vatikan zum sogenannten Konklave erscheinen. Das Wort kommt aus dem Lateinischen: «cum clave», auf Deutsch: «mit dem Schlüssel».

20.04.2025, Vatikan, Vatikanstadt: Papst Franziskus erteilt den Segen Urbi et Orbi (lateinisch für „der Stadt und der Welt“) in der zentralen Loge des Petersdoms zum Abschluss der von Kardinal Comastri geleiteten Ostermesse auf dem Petersplatz im Vatikan. Foto: Andrew Medichini/AP/dpa

Die Wahl des neuen Papstes findet strengstens abgeschirmt in der Sixtinischen Kapelle statt, unter den berühmten Deckenfresken Michelangelos. Jegliche Kommunikation nach außen, die mit der Papstwahl zu tun haben könnte, ist untersagt.

Das Konklave kann nach wenigen Stunden vorbei sein, aber auch Wochen, Monate oder sogar Jahre dauern: Ein Zeitlimit gibt es nicht. Die längste Wahl begann im Herbst 1268. Erst nach zwei Jahren, neun Monaten und zwei Tagen gab es mit Gregor X. einen neuen Papst. Inzwischen geht es normalerweise aber recht zügig: Franziskus war 2013 nach etwas mehr als 26 Stunden und fünf Wahlgängen gewählt. Sein Vorgänger Benedikt XVI. stand 2005 nach vier Runden fest.

– Wie setzt sich das Konklave zusammen?

Wahlberechtigt sind alle Kardinäle, die noch keine 80 Jahre alt sind – nach dem Papst die höchsten Würdenträger der Kirche. Die allermeisten der heute stimmberechtigten Kardinäle wurden von Franziskus ernannt. Einige wurden aber auch noch von Benedikt XVI. und Johannes Paul II. ausgesucht. Die größte Gruppe stammt aus Europa. Insbesondere Franziskus hat aber dafür gesorgt, dass andere Weltregionen viel stärker vertreten sind als früher.

– Was passiert im Konklave?

Zur Wahl benötigt der neue Papst eine Zweidrittelmehrheit. Der erste Wahlgang in der Sixtinischen Kapelle findet zu Beginn am ersten Nachmittag statt. Der weitere Rhythmus an den folgenden Tagen besteht dann aus zwei Wahlgängen am Vormittag und zwei Wahlgängen am Nachmittag.

Auf den Stimmzettel schreibt jeder Kardinal «möglichst in verstellter, aber deutlicher Schrift» unter den Satz «Eligo in Summum Pontificem» («Ich wähle als obersten Brückenbauer») einen Namen und wirft ihn in die Wahlurne. Die Auszählung besteht dann darin, dass die Namen verlesen und Strichlisten gemacht werden. Anschließend werden alle abgegebenen Zettel auf einer Schnur aufgefädelt und verbrannt.

Dazu gibt es in der Sixtinischen Kapelle zwei gusseiserne Öfen. In den älteren der beiden Öfen, der seit 1939 in Gebrauch ist, kommen die Stimmzettel. Im anderen, der erstmals 2005 bei der Wahl Benedikts zum Einsatz kam, wird mit Hilfe von Chemikalien schwarzer oder weißer Rauch erzeugt. Die Abzüge münden beide im selben Schornstein, der auf dem Dach der Sixtinischen Kapelle zu sehen ist.

20.04.2025, Vatikan, Vatikanstadt: Papst Franziskus fährt in seinem Papamobil an der Menschenmenge auf dem Petersplatz vorbei, nachdem er am Ende der von Kardinal Comastri geleiteten Ostermesse auf dem Petersplatz den Segen Urbi et Orbi (lateinisch für „der Stadt und der Welt“) erteilt hat. Foto: Andrew Medichini/AP/dpa

Hat keiner der Kandidaten die erforderliche Mehrheit erreicht, steigt schwarzer Rauch auf. Weißer Rauch bedeutet: Wir haben einen neuen Papst. Manchmal erkennt man die Farbe anfangs nicht genau.

Falls sich das Konklave länger hinzieht, können Ruhetage eingelegt werden, damit die Kardinäle Zeit für Gebete, Nachdenken und Gespräche haben. Das Ganze kann sich auch zu einem ziemlichen Poker um die Macht entwickeln. Nach etwas mehr als 30 erfolglosen Wahlgängen ist eine Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen möglich.

– Wie geht es nach der Wahl weiter?

Ist die erforderliche Mehrheit erreicht, wird der siegreiche Kandidat gefragt, ob er die Wahl annimmt. Das ist eigentlich Formsache, aber angeblich zögerte zum Beispiel Benedikt XVI. doch. Wenn der gewählte Kardinal Ja sagt, ist er neues Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche – und bleibt es, bis er stirbt oder, was fast nie vorkommt, zurücktritt. Das Konklave ist vorbei. Draußen werden zum weißen Rauch dann auch die Glocken geläutet.

Kurz darauf wird von der Loggia des Petersdoms der ganzen Welt verkündet: «Habemus papam» («Wir haben einen Papst»). Bei dieser Gelegenheit wird auch bekanntgegeben, welchen Namen sich der neue Papst ausgesucht hat. Von der Loggia aus erteilt er selbst zum ersten Mal den Apostolischen Segen «Urbi et Orbi» («der Stadt und dem Erdkreis»). Aus der wartenden Menschenmenge brandet dann stets großer Jubel auf. (dpa)

11 Antworten auf “Was passiert nach dem Tod des Papstes?”

  1. Marcel Scholzen Eimerscheid

    Die große Kirchenreform wird es wahrscheinlich nie geben, also Frauen als Priester, Aufhebung des Pflichtzölibates, Anerkennung gleichgeschlechtlicher Beziehungen etc. Dies weil die katholische Kirche eine Weltorganisation geworden ist. Der Schwerpunkt hat sich verlagert von Europa, USA nach Asien und Afrika. Und dort wird mittlerweile die Kirchenpolitik entschieden. Die katholische Kirche wird immer unwichtiger in den westlichen Ländern. Hier suchen die Menschen Spiritualität außerhalb der christlichen Kirchen. Was dabei heraus kommen wird, ist schwer zu sagen. Die vielbesagte Islamisierung wird es nicht geben. Das ist ein Mythos. Die Grundvoraussetzung fehlt. Es gibt keine Zentralgewalt, die so etwas plant und leitet. Es gibt nur eine Vielzahl von islamischen Gruppen, die mehr Probleme unter einander haben als mit anderen.

  2. Herr Scholzen,
    man muss schon blind sein um nicht zu sehen dass die Islamisierung Europas im vollen Gange ist.
    Selbst in einem Provinzstädtchen wie Eupen geht die Islamisierung rasch voran.
    Die Jugend sehnt sich nach Werten, auch wenn sie dies verneint. Sie möchten Antworten auf die Frage des “ Sinn des Lebens“. Die christliche Sichtweise ist ihnen mangels Lehre nicht bekannt, ihre muslimischen Freunde aber können auf diese Frage antworten was die zahlreichen Eintritte in den Islam erklärt. Die hohe Geburtenrate bei Muslimen sorgt zusätzlich dafür dass es keine ganze Generation mehr dauern wird bis dass der Islam Europa erobert hat.
    Die ständige Geisselung der christlichen Kirchen tut ein übriges und ist zumindest mitverantwortlich für diese Entwicklung.
    Der katholischen Kirche tut dies nur lokal weh, sie wächst ständig weiter, und zwar etwas schneller als der allgemeine Bevölkerungszuwachs.
    Ist die Islamisierung schlimm? Für uns Männer bestimmt nicht, der Islam ist eine Religion von einem Macho für Machos.
    Persönlich finde ich es schade, aber ich kanns sowieso nicht aufhalten.
    Ich möchte hinzufügen dass ich Ihre differenzierten Kommentare bezüglich Glaube und Kirche schätze, da Sie, im Gegensatz zu den bekannten Hetzern, wissen wovon Sie schreiben.

  3. Zu nachdenken

    Sehr geehrter Herr Scholzen .
    Um es vorweg zu nehmen , bin ich kein Verfechter vom Vatikan und dem drum herum .
    Nur mit ihrem diktatorischem obigem Artikel verbunden mit all ihren Schlauheiten und Besserwissereien tun sie sich absolut keinen Gefallen .
    Der Papst konnte sein wie er wollte , aus Respekt vor diesem heiligen Vater hätten sie besser geschwiegen.

  4. Guido Scholzen

    R.I.P. Franziskus.
    Franziskus war eine wichtige Person, aber keine politische Kraft, eher eine tragische Figur.
    Er war kein „Fels in der Brandung“ wie Papst Johannes II., aber nach Papst Benedikt eine gute Wahl.
    Oft fragte ich mich, ob er überhaupt verstand, was da heute in der Welt los ist.

    Michail Gorbatschow meinte mal in den 1990er „Die katholische Kirche ist nach dem Zusammenbruch des Kommunismus nicht unbedingt erstarkt, und das liegt daran, dass man der Kirche den Teufel genommen hat, gegen den sie kämpfen kann.“ Gorbi nannte hiermit den Sowjet-Kommunismus als Teufel, und Rom als Gestalt eines ideologischen Gegners.
    Das ist etwas Wahres dran, denn die Kirche hatte einst den Teufel erfunden, als eine der Grundlage ihrer Daseinsberechtigung. Wo die Kirche ist, da ist der Teufel nicht weit – und auch umgekehrt sollte dies der Fall sein.
    Wir haben inzwischen neue sozialistische Teufel: nach dem Niedergang des roten Sozialismus Moskauer Bauart, wird es endlich an der Zeit, dass die Kirche erkennt, dass der Sozialismus nicht tot ist, sondern aktuellere Erscheinungsformen hat: grüne/woke Politik in Europa (reinste Esoterik), Diktatur in China, und marxistische Autokratien in Lateinamerika (Kuba, Venezuela). Beim letzteren (Franziskus ist ein Latino) gab es nur eine Hilfe in Form eines Herumkurierens an Symptomen anstatt den Teufel beim Namen zu nennen.
    Auch liess er in letzter Zeit noch verlauten, Europäer sollten sich positiver gegenüber Migranten einstellen. Nee, Franziskus, viele Immigranten sollten sich positiver gegenüber Europa einstellen! Damit sind natürlich die Muslime gemeint. Vielleicht war er letztens „verwirrt“, denn sonst redete er sehr kritisch über den Islam. Hoffentlich ist sein Nachfolger hiergehend konsequenter.

    Und kirchenintern?
    Der frühere Generalvikar Karl Gatzweiler meinte einst über Kirchenstrukturen „man müsste alles niederreißen.“
    Nun ja, so weit würde ich nicht gehen, aber eine gewisse ‚Protestantisierung‘ (Reformation) der Kurie wäre nötig, d.h. überdenken/nachdenken und evt. Abstimmungen über Neuerungen. Die Bibel sollte als Maßstab wichtiger sein: z.B. ist der Zwangszölibat in der Bibel verboten. (1. Timotheus 4,1–5)
    Franziskus blieb hierhin konservativ. https://www.kath.net/print/66737
    Über Missbrauch von Kindern und Frauen muss festgestellt werden, das nicht kirchenintern darüber entschieden werden soll (das gibt es auch bei den Zeugen Jehowahs) sondern das sind Fälle für die Polizei. Fertig! Franziskus redete hier oft um den heissen Brei herum.

    So schrieb Franziskus mal (zusammengefasst) „Der Glaube erlaubt es der Vernunft, besser zu funktionieren.“ [Lumen fidei]
    🤔 Sorry, das muss keiner ernst nehmen. Auch kein gläubiger Katholik.
    In einem GE-Leserbrief vor 10 Jahren schrieb ich einst, was ich von Franziskus halte.
    „Franziskus hat nichts vom polnischen Papst gelernt“
    https://www.grenzecho.net/art/community/leserbrief/franziskus-hat-nichts-vom-polnischen-papst-gelernt

    Ok, Franziskus, nach deiner Meinung (Glauben) bist du jetzt in einer anderen Welt, vielleicht entspricht dieses neue Dasein deinen Ansprüchen eher als hier in diesem materiellen 4-dimensionalen Raum-Zeit-Kontinuum – denn die Vernunft war ein Gegner deines Glaubens.

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