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PS: Für schwere Berufe Renteneintrittsalter von 60 – Ludivine Dedonder: „Diese Menschen sind erschöpft“

Ein an Alzheimer erkrankter Mann wird von zwei Pflegerinnen angezogen. Foto: dpa

Die ehemalige Verteidigungsministerin Ludivine Dedonder (PS) war am Mittwochmorgen zu Gast beim Radiosender Bel RTL. Die föderale Abgeordnete nahm die Gelegenheit wahr, um für einen von der PS eingebrachten Gesetzentwurf zur Rentenreform eine Lanze zu brechen.

Die frankophonen Sozialisten schlagen vor, dass man die Beschwerlichkeit (pénibilité) der beruflichen Tätigkeit berücksichtigt, um das Renteneintrittsalter festzulegen. Für bestimmte Berufe soll es einen früheren Renteneintritt geben, ohne dass dabei zusätzliche Kosten entstehen.

Dedonder kritisierte die Rentenreform der „Arizona-Koalition“ (N-VA, MR, Vooruit, Les Engagés und CD&V). „Diese Regierung wird die Bedingungen für den Zugang zur Rente verschärfen. Gleichzeitig führt sie einen Malus ein, eine Strafe für Arbeitnehmer, die das gesetzliche Rentenalter nicht erreichen können. Der Föderale Öffentliche Dienst (FÖD) schätzt den Rentenverlust auf durchschnittlich 300 Euro pro Monat“, sagte die Parlamentarierin aus Tournai.

Ein Stahlarbeiter bei der Ausübung seines knochenharten Jobs. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Die sozialistische Reform stützt sich auf vier objektive Kriterien, um die Beschwerlichkeit der Berufe bei der Berechnung der Rente zu berücksichtigen:

Körperliche Belastungen (Tragen schwerer Lasten, anstrengende Körperhaltungen, Vibrationen usw.)

– Die Arbeitsorganisation (Nachtarbeit, Fließbandarbeit usw.)

Sicherheitsrisiken (Exposition gegenüber chemischen oder biologischen Stoffen, Lärm, Kälte oder Hitze, Arbeiten in der Höhe usw.)

Die mentale und emotionale Belastung (Konfrontation mit Leid, starkem Stress, Tod usw.)
Diese wissenschaftlich definierten Kriterien würden eine Erhöhung um 5 Prozent pro Kriterium und somit einen vorzeitigen Renteneintritt ohne finanzielle Einbußen ermöglichen.

Eine Krankenschwester, die nach einem vierjährigen Studium im Alter von 22 Jahren zu arbeiten beginnt und durchschnittlich 4.000 Euro im Monat verdient, kann mit der Reform der Regierung von Arizona erst mit 64 Jahren in Rente gehen und erhält dann 2.240 Euro im Monat. Mit drei anerkannten Kriterien für beschwerliche Arbeit könnte sie mit 60 Jahren in Rente gehen und 2.230 Euro im Monat beziehen.

Die ehemalige Verteidigungsministerin und heutige PS-Föderalabgeordnete Ludivine Dedonder. Foto: Shutterstock

Ludivine Dedonder, Abgeordnete im föderalen Parlament, erinnert daran:
„Wenn eine Pflegekraft oder ein Bauarbeiter ihr ganzes Leben lang unter schwierigen Bedingungen gearbeitet haben, verdienen sie eine angemessene Rente. Die Anerkennung der Beschwerlichkeit bedeutet die Anerkennung des Wertes der geleisteten Arbeit.”

Dieser Vorschlag richtet sich also nur an Berufe, die als „beschwerlich“ gelten. „Die Realität vor Ort sieht heute so aus, dass Arbeiter, Pflegehelfer, Familienhelfer, Haushaltshilfen und Krankenschwestern nicht bis zum Alter von 67 Jahren arbeiten können, weil sie durch ihre Arbeit körperlich und geistig geschädigt sind. Diese Menschen sind erschöpft“, begründet Ludivine Dedonder.

Die Abgeordnete der PS möchte daher „die Arbeitnehmer belohnen“. Sie kündigt jedoch einen zweiten Vorteil an, sollte ein solcher Vorschlag angenommen werden: „Die Würde der Arbeitnehmer zu gewährleisten, trägt auch dazu bei, Langzeiterkrankungen zu vermeiden.“

Ludivine Dedonder bekräftigt, dass dieser Vorschlag „haushaltsneutral“ sei: „Das ist der springende Punkt dieses Vorschlags, denn die dadurch entstehenden Kosten werden durch geringere Ausgaben in anderen Bereichen der Sozialversicherung, beispielsweise bei den Langzeitkranken, ausgeglichen.“

Laut der Abgeordneten weisen Studien sehr deutlich auf einen Zusammenhang zwischen der Anhebung des Rentenalters und der Zunahme von Langzeitkranken hin. Dedonder ist der Ansicht, dass die Regierung durch die Verschärfung der Bedingungen für den Rentenbezug zur Zunahme der Zahl der Langzeitkranken beiträgt.

Mit anderen Worten: Eine Senkung des Renteneintrittsalters für Menschen, die einen schweren Beruf ausgeübt haben, würde nach Auffassung der PS Mittel freisetzen, da es dadurch weniger Langzeitkranke gäbe. (cre)

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