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Ex-Retter der AS Eupen und „Fußballpate“: SPIEGEL enthüllt die fragwürdigen Geschäfte von Luciano D’Onofrio

Luciano D'Onofrio zieht beim FC Antwerp die Fäden im Hintergrund. Der „Great Old“ will den Deal mit Eleven Sports nicht unterschreiben. Auch AA Gent legt sich quer. Foto: Belga

Er gehörte zu den Mächtigen im Weltfußball, das Magazin DER SPIEGEL nennt Luciano D’Onofrio sogar den „Fußballpaten“. Der Mann, der in der Saison 2011-2012 die AS Eupen rettete, weil diese ohne seine Hilfe keine Lizenz bekommen hätte, steht neuerdings im Mittelpunkt der Affäre um die Football-Leaks-Dokumente, die finanzielle Betrügereien von kolossalem Ausmaß im internationalem Profifußball aufdecken.

„D’Onofrio ist einer der größten Trickser im Weltfußball“, schreibt der SPIEGEL. Sein Name ist eng verbunden mit dem von Robert Louis-Dreyfus, den er einst zu Standard Lüttich lotste.

Louis-Dreyfus verhalf auch Uli Hoeneß mit einem Darlehen zu seinen Millionspielen an der Börse, die den Bayern-Präsidenten hinter Gitter brachten, und sprang überdies dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) bei der WM-Affäre 2006 „als undurchsichtiger Spender“ bei.

Immer dann, wenn in der Vergangenheit in Lütticher Fußballkreisen der Name von Luciano (oder Lucien) D’Onofrio fiel (nicht zu verwechseln mit seinem Bruder, dem frühern Trainer von Kelmis und Standard Lüttich, Dominique D’Onofrio, der vor einigen Monaten einem Herzinfarkt erlag), ahnten viele, dass es um dunkle Geschäfte ging.

Robert Louis-Dreyfus (rechts), lange Zeit Mäzen von Standard Lüttich, mit Bayern-Präsident Uli Hoeneß. Foto: dpa

Robert Louis-Dreyfus (rechts), lange Zeit Mäzen von Standard Lüttich, mit Bayern-Präsident Uli Hoeneß. Foto: dpa

Nach außen war D’Onofrio immer freundlich und zuvorkommend, spielte gerne das Unschuldslamm. 2007 sagte er dem „Foot Magazine“: „Egal, was ich mache, mir hängt immer der Ruf des Gangsters an, dabei bin ich nur ein Abenteurer, aber ein ehrlicher.“ Von wegen…

Als Retter in höchster Not betätigte sich Luciano D’Onofrio in der Saison 2011-2012, als er im Frühjahr 2012 – nach dem Abstieg der AS aus der 1. Division und der Verhaftung von Investor Ingo Klein Ende 2011 – für die „Freunde in Eupen“ das nötige Kleingeld locker machte, sodass die AS die Lizenz zugesprochen bekam, ohne die Aspire einige Monate später vielleicht gar nicht nach Eupen gekommen wäre.

Verbindungsmann bei dem Deal zwischen der AS Eupen und Luciano D’Onofrio war anscheinend der Eupener Rechtsanwalt Michel Lebeau, der den Kontakt zu D’Onofrio hergestellt haben soll.

Im Februar 2012 teilte die AS Eupen, Tabellenführer der 2. Division, in einem Kommuniqué mit: „Mit Freude kann die AS Eupen verkünden, am heutigen Tag fristgerecht die Lizenzanfrage für die Meisterschaft 2012-2013 eingereicht zu haben. Dank der finanziellen Unterstützung des Herrn Lucien D’Onofrio können die durch den Verband auferlegten finanziellen Verpflichtungen erfüllt werden. Der Verwaltungsrat der AS Eupen möchte sich bei Herrn D’Onofrio hierfür bedanken. Die Parteien haben vereinbart, keine weiteren Erklärungen hierzu abzugeben.“

Mann mit beachtlichem Strafregister

D’Onofrio, Jahrgang 1955, ist ein gebürtiger Italiener mit belgischem Pass. Er war Berater von Zinédine Zidane, Marcel Desailly und Didier Deschamps. D’Onofrio war seinerzeit Manager und Vize-Präsident von Standard Lüttich sowie gleichzeitig Spielerberater – eine Doppelrolle, die im Weltfußball verboten ist.

Der SPIEGEL-Artikel über Luciano D'Onofrio.

Der SPIEGEL-Artikel über Luciano D’Onofrio. (Zum Vergrößern Bild anklicken).

„Aber es war nur eine seiner Tricksereien in einem beachtlichen Strafregister. Liest man es durch, hat man das Gefühl, dass D’Onofrio bei jedem Skandal im französischen und belgischen Fußball irgendwie mitgemischt hat“, so DER SPIEGEL.

1995 wurde D’Onofrio verurteilt, weil er an einem Finanzbetrug um den SC Toulon involviert war. Auch bei den finanziellen Unregelmäßigkeiten um Olympique Marseille tauchte sein Name regelmäßig auf. 1998 folgte eine Verurteilung wegen seiner Verwicklung in Betrügereien bei Paris Saint-Germain.

2008 erfolgte eine Sperre für alle Aktivitäten, die mit dem Fußball zu tun haben. In Belgien wurde er wegen Geldwäsche angeklagt. Dem Gefängnis entging er nur, weil er eine hohe Geldstrafe zahlte.

Bei Transfers wie denen der Ex-Standard-Spieler Eliaquim Mangala und Daniel Opare von Lüttich nach Porto war D’Onofrio direkt beteiligt, so wie an vielen anderen auch. Und stets bastelte der „Fußballpate“ an dubiosen Geheimverträgen, die erst jetzt – im Zusammenhang mit den Football-Leaks-Enthüllungen – aufflogen. (cre)

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