Gesellschaft

Lesegewohnheiten in der DG: „Es wird heute nicht weniger gelesen, es wird anders gelesen“

E-Books und Tablets verändern die Lesegewohnheiten. Foto: Shuttertock

Anlässlich der Vorstellung des Projekts „Die Euregio liest“ unterhielt sich „Ostbelgien Direkt“ mit Rita Bertemes, Leiterin des Medienzentrums der DG, über die veränderten Lesegewohnheiten der Ostbelgier. Ob Buch oder Zeitung, das Papier wird mit der Zeit immer mehr dem Elektronischen weichen.

Nachstehend das Interview, das „Ostbelgien Direkt“ mit Rita Bertemes über die sich ändernden Lesegewohnheiten der Ostbelgier führte.

OD: Frau Bertemes, es heißt allgemein, es würde heute weniger gelesen. Können auch Sie eine solche Entwicklung beobachten?

Rita Bertemes, Leiterin des Medienzentrums der DG. Foto: OD

Rita Bertemes, Leiterin des Medienzentrums der DG. Foto: OD

Bertemes: Ich würde da schon unterscheiden zwischen meiner Erfahrung und dem allgemeinen Trend. Wenn ich für das Medienzentrum spreche, dann stellen wir fest, dass die Zahlen stetig nach oben gehen. Das kann natürlich verschiedene Gründe haben, zum Beispiel den Grund, dass das Geld immer knapper wird und man es inzwischen vorzieht, ein Buch auszuleihen, statt es zu kaufen.

OD: Und welches ist der allgemeine Trend?

Bertemes: Es gibt Studien, die belegen, dass immer mehr Buchhandlungen verschwinden, was aber nicht bedeuten muss, dass weniger gelesen wird. Ich glaube eher, es wird heute anders gelesen als früher. Jugendliche zum Beispiel lesen nicht mehr unbedingt ein ganzes Buch am Stück, sondern eher „häppchenweise“. Das Internet bietet nunmal diese Art des Lesens in verstärktem Maße an. Man stellt natürlich auch hier in der DG fest, dass immer mehr Bücher per E-Book-Reader gelesen werden. Es wird also nicht unbedingt weniger gelesen, nur anders.

OD: Sie sprachen davon, dass Jugendliche in verstärktem Maße „häppchenweise“ lesen. Muss dies für die Buchautoren und Buchverlage nicht heißen, dass mittlerweile viele Bücher einfach zu dick sind?

Ob auf Papier oder elektronisch - das Lesen bleibt ein Vergnügen. Foto: Shuttertock

Ob auf Papier oder elektronisch – das Lesen bleibt ein Vergnügen. Foto: Shuttertock

Bertemes: Manche Bücher sind in der Tat zu dick, vielleicht auch zu schwerfällig. Die leichter konsumierbare Literatur hat es heute sicherlich einfacher, sie wird vor allem von einem jüngeren Publikum eher frequentiert, was nicht unbedingt als negativ bewertet werden muss. Die allzu schwere Kost wird auch bei uns immer weniger gefragt. Kurzgeschichten sind zweifelsohne im Trend. Grundsätzlich aber muss man sagen, dass vor allem jene Bücher ausgeliehen oder gekauft werden, die in den Medien stark beworben werden.

OD: Welche Trends gibt es denn ansonsten noch im Buchgeschäft?

Bertemes: Das Hörbuch ist voll im Trend, würde ich sagen – vor allem bei Männern. Weshalb nicht während einer langen Autofahrt ein Hörbuch statt Radio? Und wie schon gesagt, das E-Book ist weiter auf dem Vormarsch. Ein weiterer Trend ist zweifellos die sogenannte „All-Age-Literatur“, die immer mehr die Kinderbücher verdrängt. Dabei geht es um Bücher, die sowohl für junge Menschen als auch für junge Erwachsene bestimmt sind: Harry Potter, die Vampir-Geschichten usw. Die werden von 12-Jährigen gelesen, aber auch von 82-Jährigen.

„Die Euregio liest“: Lesen über die Grenzen hinweg

Gruppenfoto der Organisatoren des Projekts "Die Euregio liest". Foto: OD

Gruppenfoto der Organisatoren des Projekts „Die Euregio liest“. Foto: OD

Das Projekt „Die Euregio liest“ ist der Versuch, eine ganze Region über Sprach- und Landesgrenzen hinweg zum gemeinschaftlichen Lesen zu animieren, so wie dies bisher nur dem „Euregio-Schüler-Literaturpreis“ gelungen ist, der seit 2002 jedes Jahr Schülerinnen und Schüler aus der gesamten Euregio Maas-Rhein über die gemeinsame Lektüre von zeitgenössischen Romanen zusammenbringt.

Das Projekt „Die Euregio liest“ möchte ab 2014 die Nominierungen des Euregio-Schüler-Literaturpreises einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen. Die nominierten Werke werden in den teilnehmenden Bibliotheken und Buchhandlungen in der gesamten Euregio in der jeweiligen Landessprache verfügbar sein.

Infos zum Projekt „Die Euregio liest“ unter www.euregio-lit.eu

 

15 Antworten auf “Lesegewohnheiten in der DG: „Es wird heute nicht weniger gelesen, es wird anders gelesen“”

  1. Réalité

    Nicht nur die Bücher sind zu dick…..sondern vieles andere ist auch zu dick!Sogar viel zu dick!
    Mein Gott,ich glaube es gibt doch viel wichtigeres zu tun!Aber das ist eines der vielen Probleme in der DG!Unsere Minigegend ist sowas von überlaufen von Kulturveranstaltungen und Anhang,dass man fast keine Themen mehr findet!Theater,Filme,Musik,Konzerte,die Bevölkerung erstickt fast an den Angeboten,und nebenbei wird sehr vielen kleinen Vereinen,besonders in den Dörfern der Teppich unterm Boden weggezogen, und und und…!Die Welt besteht auch noch aus anderen und wichtigeren Sachen!
    Lassen sie die Menschen doch auch mal frei atmen….
    Kultur ist gut und auch schön,soll sein,aber dosiert und nicht in diesen Mengen bitte!

    • DerPostbote

      Genau der selben Meinung bin ich auch. Man hat das Gefühl, dass die Vereine durch die großen Kulturveranstaltungen verdrängt werden und das Phänomen, als ganzes Dorf aufzutreten oder der eigenen kleinen Dorfveranstaltungen zu verschwinden scheinen… Meiner Meinung nach sollte die DG – und auch andere Gebiete – kleinere Vereine mehr unterstützen und nicht durch eine Flut von kulturellen Anlässen verdrängen!

      • Réalité

        @ Der Postbote

        Es ist doch seit Jahren dasselbe!Beispiel,als die Stadt Eupen vor Jahren „Summer in d’r City“ einführte,da wurde die Stadt regelrecht mit Konzerten aller Art überschüttet.Da wurden viele Vereine der Stadt geradezu in hinterster Reihe gedrängt!Fast jedes W E war irgendwo irgendwann was los!Da brauchten bes. die Musik- noch Gesangsvereine sich nicht zu mühen selbst mal ein Auftritt zu veranstalten!Es fehlte an Daten bzw.an Lust und Interesse etwas für die kl Kasse zu veranstalten.Anderes Bspl.,auf vielen Theateraufführungen werden Schulkinder hinbefördert,ob die Kinder wollen oder nicht.Dann heisst es danach,so und soviele Zuschauer waren anwesend!Na ja,schönigen kann man alles!All diese Kulturveranstalter müssen ja positives berichten,warum wohl!?
        Kultur im Überfluss!

        • Damien François

          Jedes Kuhdorf hat heute sein Festival und alle versuchen alle anderen zu toppen. Und alle viele sind blasiert. Ein dummes Spiel, das natürlich nur eins bewirkt: Die Veranstalter müssen immer tiefer in die Tasche greifen um immer bekanntere Namen zu verpflichten. Und wie man allein an den Reaktionen hier merkt sind nicht die „Konsumenten“ Schuld, sondern die Veranstalter selbst – vor allem, in Eupen, die Chudosnik. Sie wollen das Bein beim Pi… hören heben, immer höher…
          Der Tag der Musik war wirklich ein Tag der Musik für alle als er kostenlos war; Bands aus der gegend mit einem Top-Act, oft auch aus belgien. Zum Beispiel 1995; die SCABS, damals ein echter Knaller live, spielten – nicht einmal als Top-Act – in der Gospertstrasse… Aber das Thema war die Lektüre, stimmt!

  2. Was mich persönliche am eBook stört ist das DRM (Digital Right Management). Dies war für mich der Grund zum Tabletten zu tendieren. Mit etwas „fummeln“ ist es mir aber bis jetzt immer gelungen die Bücher zu lesen die ich mir ausgesucht habe. Beachtenswert in diesem Rahmen auch die Projekte Googlebooks oder Gutemberg mit kostenlosen historischen Werken.

  3. Réalité

    Natürlich müssen diese Veranstalter,Organisationen usw diese Anlässe loben und aufbauschen und möglichst Presseecho bewirken,denn anhängend sind ja auch Jobs und Arbeitsstellen.So sagten mir schon vor Jahren jemand,dass ein sehr bekannter Eupener Chor bei auswärtigen Auftritten zumeist von sehr viel Publikum und positiven Echo berichtete…das Gegenteil jedoch der Fall gewesen sei!
    Unsere kleine Ecke kann „gut Kultur“,aber ganz sicher nicht im Überfluss!!Denn es gibt wichtigeres…….

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