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Erste israelische Geiseln frei – Israel entlässt Häftlinge

20.01.2025, Palästinensische Gebiete, Betunia: Eine palästinensische Gefangene wird begrüßt, nachdem sie nach ihrer Entlassung aus einem israelischen Gefängnis in der Stadt Beitunia im Westjordanland aus einem Bus ausgestiegen ist. Foto: Ayman Nobani/dpa

AKTUALISIERT – Im Austausch gegen drei israelische Geiseln sind nun auch die ersten palästinensischen Häftlinge frei. Israels Außenminister warnt mit Blick auf die Hamas vor einem vorzeitigen Ende der Feuerpause.

Nach der Freilassung von drei israelischen Geiseln durch die islamistische Hamas hat Israel in der Nacht gemäß dem Gaza-Abkommen 90 Palästinenser aus der Haft entlassen. Das gab die israelische Gefängnisbehörde bekannt. Die meisten von ihnen sollen Frauen und Minderjährige sein. Am Tag zuvor war am Vormittag nach mehr als 15 Monaten Krieg eine Waffenruhe im Gazastreifen in Kraft getreten.

Während die weiblichen Geiseln Romi Gonen (24), Emily Damari (28) und Doron Steinbrecher (31) wieder mit ihren Familien vereint sind, liefen im weitgehend zerstörten Gazastreifen laut örtlichen Sicherheitskräften verstärkte Hilfslieferungen für die Bevölkerung an, deren Lage weiterhin katastrophal ist.

20.01.2025, Palästinensische Gebiete, Betunia: Eine palästinensische Gefangene wird begrüßt, nachdem sie nach ihrer Entlassung aus einem israelischen Gefängnis in der Stadt Beitunia im Westjordanland aus einem Bus ausgestiegen ist. Foto: Ayman Nobani/dpa

Die Waffenruhe soll zunächst sechs Wochen gelten. In der ersten von drei Phasen einer unter Vermittlung Katars, Ägyptens und den USA ausgehandelten Vereinbarung sollen 1.904 palästinensische Häftlinge gegen 33 von insgesamt 94 Geiseln freikommen. Ob ein dauerhaftes Ende der Kämpfe erreicht werden kann, hängt jedoch von weiteren Verhandlungen ab, die in gut zwei Wochen beginnen sollen. Werde keine Einigung erzielt, könnten die Kämpfe weitergehen, hatte der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu bereits gedroht.

Die nächste Freilassung von Geiseln soll dem Vernehmen nach am kommenden Samstag erfolgen. Dabei sollen laut einem Hamas-Vertreter vier Geiseln freikommen.

Ein gut zwei Minuten langes von Israels Regierung veröffentlichtes Video zeigt das äußerst emotionale Wiedersehen der drei freigelassenen jungen Frauen mit ihren Angehörigen: Es gab innige Umarmungen, es flossen Tränen, es war Schluchzen und Jubel zu hören. Die freigelassenen Frauen werden in einem Krankenhaus untersucht und psychologisch betreut.

Terroristen hatten die Drei während des Hamas-Massakers in Israel am 7. Oktober 2023 verschleppt und seitdem in Gaza festgehalten. Damari verlor während der Entführung zwei Finger, wie mehrere israelische Medien übereinstimmend unter Berufung auf ihre Familie berichteten. Auf Bildern war auch die bandagierte Hand der Frau zu sehen.

– Hamas verbreitet Propagandavideo: Der militärische Arm der Hamas verbreitete ein Propagandavideo von der Freilassung der drei jungen Frauen, das in Israel als sehr zynisch eingestuft wurde. Zu sehen ist in dem Video, wie die Israelinnen vor ihrer Übergabe in einem Fahrzeug sitzen und lächeln. Um den Hals tragen sie Bänder mit der Aufschrift „Palestine“ (Palästina) in den Farben der palästinensischen Flagge. Tüten mit „Andenken“ an ihren Aufenthalt in Gaza werden ihnen überreicht.

20.01.2025, Palästinensische Gebiete, Betunia: Eine palästinensische Gefangene wird begrüßt, nachdem sie nach ihrer Entlassung aus einem israelischen Gefängnis in der Stadt Beitunia im Westjordanland aus einem Bus ausgestiegen ist. Foto: Ayman Nobani/dpa

Bei der Übergabe an das Rote Kreuz werden die Fahrzeuge von bewaffneten Hamas-Kämpfern und einer dichten Menschenmenge umringt, die dabei „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) skandiert. Bei einer früheren Waffenruhe freigelassene Geiseln hatten berichtet, dass sie den Moment der Übergabe – umringt von einer riesigen Menschenmenge – als extrem beängstigend empfunden hatten.

In der Nacht kehrten unterdessen die im Gegenzug freigelassenen palästinensischen Häftlinge in ihre Heimatorte im Westjordanland und Ost-Jerusalem zurück. Auf Videos in sozialen Medien war zu sehen, wie Menschen nahe Ramallah das Eintreffen der weißen Busse jubelnd begrüßen. Israel wollte Berichten zufolge Feiern nach der Entlassung der Häftlinge unterbinden.

– Weiter Gefahr einer Hungersnot: Im schwer verwüsteten Gazastreifen verbrachten die notleidenden Menschen derweil die erste Nacht seit mehr als einem Jahr, in der die Waffen schwiegen. Im Rahmen der Waffenruhe muss sich die israelische Armee aus den Bevölkerungszentren des abgeriegelten Küstenstreifens zurückziehen. Große Teile liegen in Schutt und Asche. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde kamen mehr als 46.900 Menschen ums Leben. Wie viele davon Zivilisten und wie viele Kämpfer sind, sagt sie nicht.

Arabischen Medienberichten zufolge waren nach Beginn der Feuerpause die ersten knapp 200 Lastwagen auf dem Weg in das Gebiet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und ihre Partner wollen während der Waffenruhe versuchen, Teile des Gesundheitssystems wieder funktionstüchtig machen. Nur die Hälfte der Hospitäler in Gaza sei teilweise arbeitsfähig, hieß es. Fast alle Kliniken seien zerstört oder beschädigt. «Die Übertragung von Infektionskrankheiten hat massiv zugenommen, die Unterernährung nimmt zu und die Gefahr einer Hungersnot bleibt bestehen», hieß es weiter.

19.01.2025, Israel, Südisrael: Ein israelischer Hubschrauber startet mit den Israelis Romi Gonen, Doron Steinbrecher und Emily Damari, die am 7. Oktober im Gazastreifen von der Hamas entführt worden waren, nachdem sie aus dem Gazastreifen befreit worden waren, im Süden Israels. Foto: Ohad Zwigenberg/AP/dpa

– Schwierigste Fragen sind noch ungelöst: Bei den kommenden Verhandlungen geht es um die größten Streitpunkte, die bisher ausgeklammert wurden. Die Hamas fordert den vollständigen Abzug der israelischen Armee aus dem Küstenstreifen und eine Garantie, dass die Kämpfe dauerhaft beendet sind. Israels Regierungschef Netanjahu hingegen besteht auf der Zerschlagung der Hamas. Ein Stolperstein könnte die Frage sein, welche Häftlinge Israel in einer zweiten Phase im Austausch für die restlichen Geiseln freilassen soll. 34 der Geiseln in Gaza sind vermutlich bereits tot.

Israels Außenminister Gideon Saar warnte vor einem vorzeitigen Kollaps der Waffenruhe. „Wir haben heute die Bilder aus Gaza gesehen. Die Hamas ist noch immer an der Macht in Gaza“, sagte er in einem Interview des US-Senders CNN. „Es ist kein Automatismus, von einer Phase in die nächste überzugehen.“ Die Hamas dürfe nicht länger in Gaza herrschen, sagte er. Die Hamas bekannte sich nach eigenen Angaben zur Einhaltung der Waffenruhe. Ihr Sprecher Abu Obaida erklärte, die Vermittler müssten Israel zwingen, das Gleiche zu tun. (dpa)

55 Antworten auf “Erste israelische Geiseln frei – Israel entlässt Häftlinge”

  1. alter weißer mann

    Einem Bericht der Times of Israel zufolge soll der Berater des designierten US-Präsidenten Donald Trump den israelischen Regierungschef in einem einzigen Treffen stärker beeinflusst haben als der scheidende Präsident Joe Biden im ganzen Jahr. Die Zeitung beruft sich dabei auf zwei hochrangige arabische Beamte, die in die Verhandlungen involviert seien.
    Trump schrieb daraufhin auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social: „Dieses EPISCHE Waffenstillstandsabkommen konnte nur als Ergebnis unseres historischen Sieges im November zustande kommen, da es der ganzen Welt signalisierte, dass meine Regierung Frieden anstreben und Abkommen aushandeln würde, um die Sicherheit aller Amerikaner und unserer Verbündeten zu gewährleisten. Ich bin begeistert, dass amerikanische und israelische Geiseln nach Hause zurückkehren und mit ihren Familien und Angehörigen wiedervereint werden.“ Wenn er auch noch den Ukraine Krieg beendet, bekommt Donald Trump vielleicht noch den Friedensnobelpreis.
    .

    • Donald Trump vielleicht noch den Friedensnobelpreis.
      Nein , unmöglich, Frieden geht nur mit Krieg und Waffen. Das wird uns doch von den Politiker und Qualitätsmedien schon seit Jahren suggeriert ….Jetzt kommt dieser irre Trump und verhandelt noch vor seinem Amtsantritt Frieden im Gaza. Wo kommen wir denn dahin?

  2. Ermitler

    Da bin ich mal gespannt wieviel lebende Geiseln von den Hamas denn zurück kommen. Man liest und hört immer das viele Kinder und Frauen getötet werden.Der Grund liegt bestimmt darin das deren Männer bestimmt die Hamaskämpfer sind und die eigene Familie als Schutzschild missbraucht

  3. Marcel Scholzen Eimerscheid

    Hoffen wir das Beste und auch dass die Hamas begreift, dass Gewalt keine Lösung ist. Eine friedliche Einigung ist langfristig besser für die Einwohner des Gazastreifens.

    • Politikus

      „Hoffen wir das Beste und auch dass die Hamas begreift, dass Gewalt keine Lösung ist. Eine friedliche Einigung ist langfristig besser für die Einwohner des Gazastreifens.“

      @ Marcel Scholzen,

      So zynisch es auch klingen mag in Bezug auf Gewalt : die von Trump an die Hamas angekündigte Gewaltanwendung ,bei gleichzeitiger Drohung an die Israelis, sich zusammen zu reissen, ansonsten seine Unterstützung überdacht würde, war höchstwahrscheinlich der ausschlaggebende Durchbruch in dieser Sache. Experten, selbst in Deutschland sind der Meinung, dass letztendlich Trump der „Dosenöffner“ war und nicht Biden.

  4. Die Israelis täten gut daran, nach dem Austausch der letzten israelischen Geiseln und ihrer verstorbenen Mitbürgerinnen und Mitbürger, das Bombardement auf Gaza sofort wieder aufzunehmen, weil diese islamistische Seuche mit dem Namen Hamas noch nicht restlos beseitigt ist.

    Ach ja, Hisbollah und Huthis bei der Gelegenheit gleich mit …

  5. Robin Wood

    Ich bin gespannt, ob die Hamas sich an die Abmachungen halten.
    Wer weiss, wie viele der Geiseln überhaupt noch leben. Die Überlebenden werden für ihr Leben traumatisiert sein. Niemand überlebt so eine lange, brutale Gefangenschaft ohne Schäden.
    Vorerst sollen nur 33 Geiseln frei gelassen werden im Gegenzug von 1.000 Palästinensern, die dann wohl wiederum gegen Israel kämpfen werden.

  6. Belgofritz

    Die Fotos zeigen das übliche… Der übliche, nationalistische „Siegestaumel“ mit viel Geschrei. Die Kinder bekommen das Fähnchen in die Hand gedrückt. Keine stille Freude, keine Demut, kein erkennbarer Wille, sich mit dem Nachbarn auszusöhnen oder auch nur zu arrangieren.
    Die Hamas wird geduldet in Palästina wieder aufleben. Dann geht das „ewige Drama“ mit viel Geschrei wieder von vorne los. Es ändert sich nie was.

    • Peer van Daalen

      Ich habe mir die Bilder der „siegestrunkenen“ Palästinenser – darunter Dutzende Kinder und Jugendliche – auf den Straße des Gaza heute genau angeschaut (internationale Medien).

      Unter einer massenhaften humanitären Katastrophe im Gazastreifen und dem totalem Zusammenbruch des Gesundheitswesens verstehe ich was anderes.

      Wieso ist das so? Ganz einfach, – die Medienberichterstattung der letzten Monate macht schlau – die Hamas hat den Transport von humanitärer und medizinischer Hilfe jedweder Art ständig überfallen, ausgeraubt und die Beute in ihren Affenhöhlen versteckt, während Otto-Normal-Palästinenser am verrecken gewesen war und ist.

      Ich wiederhole, – ist die letzte israelische Geisel raus aus diesem Hades der islamistischen Satanisten sollte, – nein, – müßen sie die Bombenangriffe auf die Hamas unverzüglich wieder aufnehmen.

      Die ersten Hinweise hierfür sind bereits erkennbar.

  7. Süß...

    Süß…
    Und wieviele Palästinenser sind getötet worden 200.000? Mehr?
    nein, ich bin nicht Mohammed A und möchte eigentlich auch keinen Islam hier. Aber ihr werdet es eh nicht verstehen, ihr Neokolonialisten!

  8. Herbert G.

    @ Belgofritz
    So sind unsere arabischen Freunde nun mal. Viel Geschrei zu jedem Anlass, ein verletztes Kind wird von mindestens 36 schwitzenden und brüllenden Helden hoch über den Köpfen getragen, keine Frau weit und breit und wenn doch eine schluchzende oder kreischende Alte, die wild gestikuliert. So lieben wir sie, unsere arabischen Freunde in ihren Steinwüsten. Das wichtigste Lebensziel ist nicht das Leben sondern der Kampf gegen Israel. Eine absolut kranke Einstellung.

  9. Ermitler

    Wenn ich so lese sind fast alle gegen die Palatisnänser und ich glaube zurecht ,plötzlich sind die Krieger wieder da.Und ich glaube auch das die Israelis wiedere kommen um den Rest zubeseitigen.

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