Gesellschaft

2019 war das Jahr der Greta Thunberg – auch 2020?

25.01.2019, Schweiz, Davos: Die junge schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg spricht während einer Panelsitzung auf der 49. Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums WEF. Foto: Gian Ehrenzeller/KEYSTONE

Die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg hat das Jahr 2019 geprägt wie sonst kaum jemand. Ihre Bewegung Fridays for Future ruft lautstark nach entschiedenem Handeln gegen die Klimakrise. Wird dem auch 2020 so sein?

Als die Bewegung gegen die Klimakrise langsam größer wird, sitzt eine junge Schwedin 32 Stunden lang im Zug zurück in ihre Heimat. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos hat sich das Mädchen drei Wochen nach seinem 16. Geburtstag soeben die politische und wirtschaftliche Elite der Welt vorgeknöpft.

„Ich will, dass ihr handelt, als wenn euer Haus brennt, denn das tut es“, hat sie den Mächtigen an den Kopf geworfen. Ihr Worte schaffen es auf die Titelseiten.

01.02.2019, Schweden, Stockholm: Die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg demonstriert vor dem Reichstag in Stockholm für mehr Klimaschutz mit einem Plakat „skolstrejk for klimatet“ (Schulstreik für das Klima). Foto: Steffen Trumpf/dpa

Als Greta Thunberg später auf der langen Zugfahrt nach Hause mit der Deutschen Presse-Agentur telefoniert, ist sie im Kopf bereits einen Schritt weiter: 2020, sagt sie mit leiser, zaghafter Stimme, müsse die Emissionskurve drastisch nach unten gehen, 2020 sei entscheidend. Dann bricht die Verbindung ab – Funkloch irgendwo in Deutschland.

Das war im Januar 2019. Seitdem hat sich viel getan. Funklöcher gibt es zwar noch immer in Deutschland. Doch die Art und Weise, wie hier und in anderen Ländern über wirksame Klimamaßnahmen debattiert und gestritten wird, hat sich gewandelt – daran hat Thunberg mit ihrem einst einsamen „Schulstreik fürs Klima“ einen gewaltigen Anteil.

23.09.2019, USA, New York: Die Klimaaktivistin Greta Thunberg nimmt am UN-Klimagipfel bei den Vereinten Nationen teil. Foto: Jason Decrow/FR103966 AP/dpa

Die junge Schwedin kennt heute jeder. Millionen Menschen halten sie für einen Weltstar, andere finden sie und ihre Forderungen völlig daneben. Thunberg polarisiert. Wenn sie ein Bild von sich auf dem ICE-Boden veröffentlicht, beschäftigt das die sozialen Medien tagelang.

Thunberg traf alle – Barack Obama, Angela Merkel, den Papst, Leonardo DiCaprio, Arnold Schwarzenegger – aber nicht US-Präsident Donald Trump, der sich mehrfach skeptisch geäußert hat, ob es den Klimawandel überhaupt gibt und falls ja, ob er vom Menschen verursacht ist. Als sie im Dezember während der Klimakonferenz in Madrid demonstriert, müssen Sicherheitsleute sie von Schaulustigen abschirmen, so riesig ist der Rummel geworden.

Heute kann keine Partei den Klimaschutz ignorieren. Die neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will ihn sogar zu einem ihrer Schwerpunkte machen („Green Deal“). Wenn US-Präsident Donald Trump sein Land aus dem Pariser Klimaabkommen nimmt, sagen zig US-Staaten, Regionen, Städte und Unternehmen: „Wir sind noch drin.“

14.08.2019, Großbritannien, Plymouth: Greta Thunberg winkt von Bord der Hochseejacht „Malizia“. Foto: Kirsty Wigglesworth/AP Pool/dpa

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Ausstoß von Kohlendioxid aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas im Jahr 2019 weltweit weiter zugenommen hat. Dass neue Kohlekraftwerke geplant und gebaut werden, dass mit dem Wirtschaftswachstum in Staaten wie China und Indien auch die Emissionen wachsen. Und hierzulande werden unzählige Flugreisen gebucht und SUVs gekauft.

Bei der Weltklimakonferenz in Madrid wird Thunberg zwar als Star empfangen, am Ende nennen Politiker es aber einen Erfolg, dass man sich gegen Rückschritte gewehrt habe. Für Fridays for Future und andere, denen Klimaschutz wichtig ist, endet das Jahr daher mit einer herben Enttäuschung.

Da hilft es nichts, dass Klimaforscher mahnen: Bei einem „Weiter so“ könnte die Welt Ende des Jahrhunderts um knapp vier Grad wärmer sein als vor der Industrialisierung, mit katastrophalen Folgen.

11.12.2019, USA, New York: Greta Thunberg, Klimaaktivistin aus Schweden, ist auf dem Titel vom „Time Magazine“ abgebildet. Das US-Magazin kürte die 16-Jährige als jüngste Persönlichkeit überhaupt zur Person des Jahres 2019. Foto: -/Time Magazine/AP/dpa

“Deutlich unter zwei Grad“ ist das Ziel des Pariser Abkommens, möglichst 1,5 Grad. Dafür müssten den Vereinten Nationen zufolge die Emissionen weltweit betrachtet Jahr für Jahr um 7,6 Prozent zurückgehen – und zwar ab 2020. Nur große Optimisten dürften glauben, dass diese aus Sicht der Wissenschaft so wichtige Trendwende gelingt, die die Erderwärmung und ihre Folgen noch halbwegs kontrollierbar halten soll.

Auch aus einem anderen Grund ist 2020 für den Klimaschutz entscheidend: Es ist das Jahr, in dem die Mitgliedsstaaten des Pariser Abkommens zum ersten Mal neue und ehrgeizigere Klimaschutzpläne vorlegen sollen. Man könnte auch sagen: 2020 wird sich zeigen, was das Abkommen eigentlich wert ist.

Greta Thunberg und Fridays for Future werden weiter reichlich Anlässe zu Protesten haben. Am 3. Januar wird die Schwedin 17 Jahre alt. Am 20. August wird sie den zweiten Jahrestag ihres Klimaprotests feiern, der von einer Einzelaktion zu einer weltweiten Bewegung geworden ist.

Doch Thunberg dürfte auch einen Termin drei Tage vorher im Hinterkopf haben, den 17. August. Dann enden in Stockholm die Sommerferien – und für sie beginnt dann nach einem Jahr Schulpause fürs Klima, zwei Atlantik-Überquerungen, einem Alternativen Nobelpreis und Weltruhm aller Voraussicht nach die Zeit auf dem Gymnasium. (dpa/cre)

61 Antworten auf “2019 war das Jahr der Greta Thunberg – auch 2020?”

  1. 2020 wird das Jahr von Greta Thunberg. Aber nicht nur sie wird ihren Weg unbeirrt fortsetzen. Auch die vielen Bürger*innen weltweit, die sich gegen Populismus, Rechtsextremismus, Menschenfeindlichkeit und für Humanismus einsetzen. Umweltschutz und der Schutz unseres Klimas werden noch mehr in den Mittelpunkt gerückt.

    Das wird natürlich die Hetzer und Klimaleugner aufbringen. Sie werden kochen vor Wut!

    und 2021 schalten wir Thiange spätestens ab :)

  2. Hoffentlich nicht , die soll wieder zur Schule gehen !!!!!
    Kann es nicht mehr hören , mit dem Klimaschutz und ich kann sie nicht mehr Sehen
    Macht alles schlecht . Autofahren / Silvester Feuerwerk / Fliegen /
    Mann sollte mal mit den Großen anfangen
    ZB : Binnen und Kreuzfahrt Schiffe / Taxis / Polizei / Feuerwehr / und Lkw Fahrzeuge
    Alle auf E = Fahrzeuge das wäre schon ein großer Sprung

  3. Kommandorat

    Wenn man wie Greta die völlige Aufgabe der westlichen Lebensweise fordert, dann müsste sie eine politische Bewegung gründen. Was Greta dazu braucht das wären Männer wie Lenin, Mao, oder Khomeini gewesen, denn diese charismatischen Führer waren in der Lage, Weltgeschichte zu schreiben und sie konnten ganze Gesellschaften hinter sich versammeln und grundlegende in ihren Augen nötige Veränderungen herbeiführen. Khomeini einer der besten politischen Redner überhaupt, konnte aus seinem Exil in Frankreich, 4000 km entfernt von seiner Heimat Iran nur durch die Kraft seiner Worte, ein westlich gestütztes und gefestigtes Schah – Regime ins Wanken bringen und stürzen. Ein Journalist der das damals hautnah begleiten konnte war Peter Scholl Latour diese Reportagen machten ihn zur Legende. Oder denken wir an Lenin, fesselte seine Zuhörer über Stunden mit seinen frei gehaltenen Reden ohne sich zu wiederholen und danach stimmten alle überein der Mann hat Recht mit dem was er sagt, wir werden alle seine Genossen. 1917 war er am Ziel und baute das bis dahin größte Imperium das die Welt je sah, besser bekannt als UDSSR. Ein Dritter aus der Vergangenheit der die Gunst der Stunde heute zu nutzen wüsste wäre der Große Vorsitzende und Steuermann Mao gewesen. Maos langer Marsch, der große Sprung nach vorn oder die legendäre Kulturrevolution, hier forderte Mao gerade von den Jugendlichen Gehorsamkeit und Gefolgschaft, um noch größere Ziele zu erreichen. Nur so lässt sich das was Greta sich vorstellt auch umsetzen, Alles andere ist Dummes Zeug, den auch E Autos und Wind und Wasserkraft ändern nichts an der Lebensweise im Westen.

  4. Ja, früher hatte man noch Respekt vor der älteren Generation. Die haben sich früher aber auch diesen Respekt verdient! Heute widersprechen die Kinder! Warum auch nicht? Die Eltern DIESER Kinder haben von den fetten Jahren profitiert, denken nur noch an sich selber und lassen ihren Müll für die Kinder und Enkelkinder. Wofür soll man dieser Generation Respekt zollen? Natürlich sollten erstmal Andere anfangen. Es sind heute ja immer erst alle Anderen die etwas tun sollen, eh man selber sich dazu herablässt.

    • Sie müssen nicht durch Ihr Verhalten auf das Verhalten Anderer schließen.
      Auch sind kollektiv Verurteilung selten hilfreich. Eine ganze Generation eine kollektive Schuld geben ist nicht gerecht Vor allem wenn man bedenkt was geschehen ist. In Europa sind die großen Flüsse sauberer geworden im Vergleich zu den 80ger Jahren, die Fische kehren zurück, Kläranlagen wurden gebaut, die Wälder in der Wallonie wachsen, der Wolf und der Luchs kehren zurück, die Mülltrennung und Recycling wurden extrem vorangetrieben. Die Eltern dieser Kinder sind die erste Generation die brav ihren Müll trennen und samstäglich zum Containerpark bringen. Eine Prämiere in der Menschheitsgeschichte. Die Welt ist nunmal nicht schwarz oder weiß.

  5. Gretas Protest ist gut und richtig.
    Wäre sie jedoch meine Tochter hätte ich mich bereits lange vorher schützend vor sie gestellt.
    Der Protest engagierter junger Menschen sollte nicht an einer Person festgemacht werden.
    Der Medienhype ist nur den falschen dienlich..

  6. Stratege

    Die Mutter ist im Show Business nicht richtig angekommen, jetzt wird eben die Tochter vermarktet .Sie wirf quer durch die Welt geschafft ,überall dorthin wo keiner mehr hingehen/fliegen oder fahren darf weil es zu viel CO2 kostet. Bei Greta’s Managern ist es ja für den guten Zweck.Erinnert doch an alte Prediger : Weihwasser prefigen und Champagner trinken.

  7. nonstop nonsens

    Liebe Greta-Fans!! Wo soll denn der ganze Strom her kommen? Schon alleine für die ganzen E-Fahrzuge, Atomstrom, nein danke! Braunkohle, oh nein der Wald! Windenergie, nicht bei uns! Man kann ja für eine Sache sein aber dann darf man nicht gegen alles andere sein, sonst kommt man nicht zu einem Ergebniss!! Der Strom ist nur ein Thema von vielen, ich könnte hier unendlich viele Fragen stellen deren Antworten immer ausschweifen aber nie zu einer klaren Antwort kommen. Man kann ja rufen : NEIN NEIN NEIN, aber dann sollen auch ordentlich Lösungen parat sein!!!!!!

  8. besserwisser

    Vielleicht bekommt Greta den Orden gegen den tierischen Ernst in Aachen wegen des Starken Humors waerend ihrer Rundreisen in der Welt???
    Schliesst Tihange ist schon vergessen?? Themawechsel……dank Greta

  9. Wer kommerzielle Kontakte zu Asien hat weiß dass dort alte Menschen grossen Respekt genießen. Ein junger Verkäufer hat keine Chance dort ohne die Begleitung eines „alten Hasen“ Geschäfte zu machen. Der „Greta-Wahn“ der sich in den westlichen Gesellschaften zeigt löst im Rest der Welt nur Kopfschütteln aus. Kein Asiatischer (oder Russischer, Arabischer…) Politiker macht einen Kottau vor einem 15 jährigen Mädchen und der kranken Ideologie dahinter. Na ja, wo die Oma „eine alte Umweltsau“ ist weil sie sich ein Kottelet brät, da ist manches ausser Kontrolle geraten. Wer rettet uns vor den Umweltrettern….

  10. Mit Herzblut dabei.

    Eines muß man den Wahnsinnigen lassen: Sie sind mit Herzblut dabei. Nichts lassen sie unbeachtet, alles wird kapputgemacht, und umso ekelhafter, umso glücklicher scheinen sie zu sein. Das ist es doch, was sie wollen: Den Kampf der Generationen provozieren und schüren. Degeneration pur.

  11. Belgofritz

    Prima! Einen besseren Beweis, wie links-grün der WDR ist und wie Kinder politisch vorgesteuert werden (sicherlich auch mit Einwilligung der begeisterten Bessermenschen-Eltern ob der guten Sache), kann es doch gar nicht geben.

  12. Maria Heidelberg

    Im Mittelalter wurden Menschen verbrannt, die sich dem „Konkordat“der römisch katholischen Kirche widersetzen. In der Schule lernt man, dass das unter Anderem Hexen waren.
    Kennt ihr das Reichskonkordat von 33?
    Gilt heute noch. Wo ich wieder bei Franz von Papen wäre.

    Heute machen Hexen offensichtlich Karriere.

    Haben wohl Angst vor dem Scheiterhaufen.

  13. Der Vater von Greta Thunberg : „Wir vliegen nicht mehr und sind nun Veganer. Nicht für das Klima, sondern um unsere Tochter vor ihrer Depression zu retten“
    Und die Schulstreiks, Demos und das laute Geschrei überall? Auch nicht fürs Klima, sondern nur um ein krankes Kind von seiner Depression zu heilen?

  14. Maria Heidelberg

    @Mondschein bei dem Eber: Wenn Sie sich demnächst mir gegenüber als nicht mehr zu extrem outen, geh ich vielleicht mit Ihnen auch mal ins Theater und trink danach mit Ihnen Sie zwei anstatt ein Bier. Die Bootsfahrt überspringen wir dann, okay?! :-)

  15. Nach meiner Meinung hat Ostbelgien Direkt mit diesem Artikel an Seriösität verloren. Es sollte in erster Linie Aufgabe der Presse sein über Fakten zu berichten und nicht darüber zu spekulieren ob ein Thema bzw. eine Person nächstes Jahr noch wichtig ist oder nicht. Mit diesem Artikel giesst Ostbelgien doch nur Öl ins Feuer und stachelt die Befürworter und die Gegner gegeneinander auf. In den Kommentaren, ob sie nun Pro oder Kontra sind, kann ich keine neuen Argumente entdecken. Einzig die agressive Stimmung bleibt weiter erhalten.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern