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Globale CO2-Emissionen weiter auf Rekordniveau

Foto: Pixabay

Hochwasser, sengende Hitze und Trockenheit: Die Klimakrise war in diesem Jahr vielerorts besonders spürbar. Doch aller Warnungen zum Trotz: Am CO2-Ausstoß der Welt ändert sich bislang kaum etwas.

Trotz drastischer Warnungen zur Klimakrise bleiben die globalen CO2-Emissionen auf Rekordniveau. Es gebe „keine Anzeichen für einen Rückgang“, teilte eine Wissenschaftlergruppe am Donnerstag mit, die den Forschungsbericht „Global Carbon Budget 2022“ (GCB) verfasst hat.

Die Gesamtemissionen – aus Landnutzung und Verbrennung fossiler Brennstoffe – dürften sich demnach in diesem Jahr auf 40,6 Milliarden Tonnen belaufen. Das ist nur wenig niedriger als der bislang höchste Wert aus dem Jahr 2019 (40,9 Milliarden Tonnen).

10.11.2022, Ägypten, Scharm el Scheich: Demonstranten halten eine Weltkugel hoch und rufen Slogans während einer Demonstration der ägyptischen Allianz der zivilen Kräfte für den Klimawandel am Rande
der UN-Weltklimakonferenz COP27. Foto: Gehad Hamdy/dpa

Den GCB-Bericht hat ein Team um Pierre Friedlingstein von der University of Exeter (Großbritannien) im Fachjournal «Earth System Science Data» veröffentlicht. Der von Menschen verursachte CO2-Ausstoß gilt als Hauptursache für die Klimaerwärmung. Daneben spielen auch andere Treibhausgase wie Methan und Lachgas eine Rolle.

Sollten die CO2-Emissionen in den kommenden Jahren weiterhin so hoch bleiben, wird die Menge an CO2, die für eine 50-prozentige Chance zum Einhalten des 1,5-Grad-Ziels noch ausgestoßen werden darf, laut dem Bericht in neun Jahren verbraucht sein. Das Ziel sieht vor, die globale Erwärmung bis ins Jahr 2100 auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen.

„Wir sehen einige positive Entwicklungen, aber bei Weitem nicht die tiefgreifenden Maßnahmen, die jetzt eingeleitet sein müssten, um die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu halten“, wird Julia Pongratz von der Ludwig-Maximilians-Universität München, Mitautorin des Berichts, in einer Uni-Mitteilung zitiert. Zu den positiven Entwicklungen gehört, dass 24 Staaten in den vergangenen Jahren trotz wirtschaftlichen Wachstums ihren CO2-Ausstoß verringert haben.

Dennoch liegt der weltweite CO2-Ausstoß durch die Nutzung von fossilen Brennstoffen in diesem Jahr dem Bericht zufolge bei voraussichtlich 36,6 Milliarden Tonnen. Das ist ein Prozent mehr als 2021 und ebenso viel höher als 2019, also vor der Coronavirus-Pandemie.

19.08.2020, Niedersachsen, Hohenhameln: Die Sonne geht hinter dem Kohlekraftwerk Mehrum im Landkreis Peine auf. Die globalen CO2-Emissionen bleiben auf Rekordniveau. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Die Erhöhung ist den Forschern zufolge hauptsächlich auf den höheren Ölverbrauch durch den wieder gestiegenen Flugverkehr zurückzuführen. Die Emissionswerte für 2022 wurden aus Daten bis einschließlich Oktober auf das gesamte Jahr hochgerechnet. Insgesamt basiert der Bericht auf Daten globaler Messnetzwerke, Satellitendaten, statistischen Erhebungen und Modellrechnungen.

Dass der Gesamtwert der menschengemachten CO2-Emissionen 2022 etwas niedriger ausfällt als 2019 hängt mit dem geringeren CO2-Ausstoß durch Landnutzung zusammen. Die Erhöhung der CO2-Emissionen durch die Abholzung von Wäldern kann inzwischen etwa zur Hälfte durch Aufforstungen anderswo ausgeglichen werden. Deshalb liegt der CO2-Ausstoß aufgrund der Landnutzung 2022 bei schätzungsweise 3,9 Milliarden Tonnen, im Vergleich zu 4,6 Milliarden Tonnen im Jahr 2019.

Nach dem Rückgang der globalen CO2-Emissionen auf 38,5 Milliarden Tonnen im ersten Pandemiejahr 2020 sind die Werte etwa wieder auf dem Niveau vor der Pandemie. Eine erhoffte „Green Recovery“, also eine Krisenbewältigung mit Hilfe eines nachhaltigeren Wirtschaftssystems, hat es offenbar nicht gegeben.

„Es ist ganz klar, dass wir hier eine Chance verpasst haben“, sagte Judith Hauck vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven, Mitautorin des Berichts, bei einer Online-Pressekonferenz.

11.11.2022, Ägypten, Sharm El-Sheikh: Klimaaktivisten nehmen an der Demonstration „Fridays for Future“ während der UN-Klimakonferenz COP27 teil. Foto: Gehad Hamdy/dpa

Im Vergleich zu 2021 zeigen sich 2022 allerdings unterschiedliche Entwicklungen: In den USA steigt der CO2-Ausstoß um 1,5 Prozent, in Indien um sechs Prozent, im Rest der Welt (ohne China und EU) um 1,7 Prozent. Dagegen verringern sich die CO2-Emissionen in China um etwa 0,9 Prozent, hauptsächlich wegen der restriktiven Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie und der Baukrise.

In der EU sinken die Werte für CO2 um 0,8 Prozent, vor allem wegen des geringeren Verbrauchs von Erdgas infolge der Energiekrise und des Kriegs gegen die Ukraine. Während in der EU die CO2-Emissionen aus Erdgas um zehn Prozent sanken, erhöhten sich die Emissionen aus Kohle um 6,7 Prozent und aus Öl um 0,9 Prozent.

Wenn die weltweiten menschengemachten CO2-Emissionen bis 2050 auf null sinken sollen, müssten sie durchschnittlich um 1,4 Milliarden Tonnen pro Jahr gesenkt werden.

Beim Kampf gegen den Klimawandel geht es laut Jan Christoph Minx vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change gGmbH (MCC) in Berlin nicht mehr um die eine oder die andere Maßnahme: „Wir müssen alles tun!“, sagte er bei einer Pressekonferenz. Es komme auf jedes Zehntelgrad an, um das die Erde sich nicht erwärmt, ergänzte Pongratz. (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

18 Antworten auf “Globale CO2-Emissionen weiter auf Rekordniveau”

  1. 9102Anoroc

    Das es bei den erneuerbaren Energien noch zu guten Erfindungen kommt, habe ich ja immer vermutet.
    Etwas Neues wird im Moment getestet und nennt sich Winddrache .
    Wegen der Flexibilität was die Höhe dieses Stromerzeugers betrifft, soll die Effizienz doppelt so hoch sein wie bei einem Windrad , die kosten dürfte wohl auch wesentlich günstiger ausfallen.
    Wahrscheinlich wird es eine Erfolgsgeschichte , durch die wir in Zukunft nicht unbedingt zusätzliche Atomkraftwerke benötigen.
    Denn wer unbedingt den CO2 Ausstoß verringern möchte , der möchte doch auch sicherlich saubere Lösungen und keine Atomare Müll Abfallanlage in der Nähe seines Wohnortes haben.

  2. delegierter

    Man will den Autofahrer zwingen zum E-Auto, weis aber nicht woher die Rohstoffe und der Strom für die Batterien kommen soll. Dabei würde schon ein umrüsten der Schiffe einen Großteil an Einsparungen bringen.
    Es wird soweit kommen, daß Europa zur grünen Lunge für den Rest der Welt werden wird. Die Araber, Russen und Chinesen kommen dann her zum regenerieren und wir selber müssen Europa verlassen weil wir uns das Leben nicht mehr leisten können.

  3. Zuhörer

    Hier auf Ostbelgien Direkt fährt man auch schon auf der Klima Schiene.
    Haben Sie denn kein anderes Thema?
    Dann kann ich auch den Fernseher einschalten.
    Steht die Welt denn Still? Geschieht denn nichts anderes als Klima auf der Welt?

  4. Robin Wood

    Geschichte wiederholt sich. Die Menschen lernen nicht daraus.
    Wie bei Corona wurden nur die Experten gehört und medial verbreitet, die die Impfung als das Allheiltmittel sahen und dass die Menschheit ohne sterben würde, während viele andere Experten (die öffentlich diffamiert wurden, obschon es weltweit angesehene Wissenschaftler waren) Studien erstellten, die vor Impfungnebenwirkungen sowie Corona-Massnahmen, PCR-Test usw. warnten. Nun stellt sich immer mehr heraus, dass diese anderen Experten Recht hatten.

    Jetzt werden nur die Untergangs-Experten gehört, aber die, die Vorschläge zum Leben mit dem Klima haben, bleiben unbeachtet.
    Komischerweise haben dieselben Experten, die uns nun den Hitzetod prohezeien, vor Jahren vor einer Eiszeit gewarnt – auch aufgrund von Computer-Modellen und Berechnungen.
    Das Klima ändert sich seit tausenden von Jahren, ob mit oder ohne Mensch.
    Wir sollten – analog zum Virus – nicht gegen das Klima kämpfen oder es „retten“ wollen, sondern endlich lernen MIT dem Klima zu leben: andere Bauweisen, schauen was man wo unter welchen Bedingungen anbauen kann usw.

  5. ////
    …. teilte eine Wissenschaftlergruppe am Donnerstag mit, die den Forschungsbericht „Global Carbon Budget 2022“ (GCB) verfasst hat.
    …..
    Den GCB-Bericht hat ein Team um Pierre Friedlingstein von der University of Exeter (Großbritannien) im Fachjournal «Earth System Science Data» veröffentlicht. Der von Menschen verursachte CO2-Ausstoß gilt als Hauptursache für die Klimaerwärmung.
    ////
    Dass Wissenschaftler die ein „Global Carbon Budget“ erstellen das CO2 als Hauptursache einer postulierten Klimaerwärmung sehen ist eine Selbstverständlichkeit, warum sollten sie sonst so ein Budget erstellen? Diese Aussage ist für die Klimadiskussion letztlich wertlos, da nicht ergebnisoffen. Wer im Vatikan an der Aufzählung von Wundern arbeitet, dessen Aussagen zur Plausibilität von Wunder ist wertlos. 40,6 Mrd T CO2 sind nur ein Problem für den, der darin ein Problem sieht. Ansonsten ist es einfach nur eine Feststellung, mehr nicht….

  6. Belgofritz

    Während wir kleinen Europäer unsere Gesellschaften spalten, uns schuldbewusst ob unserer industriellen Historie geißeln, das E-Auto als Rettung betrachten und im kleinen Belgien die Autobahnbeleuchtung abschalten wollen, nutzen Riesenreiche fossile Energien auf Teufel komm‘ raus, um mit Raketen und Panzern Ihre Nachbarn zu überfallen oder Ihre Industrie zu befeuern.
    Es ist, als würde man den Bruch einer Talsperrenmauer beklagen und sich um den tropfenden Wasserhahn kümmern.

    • Joseph Meyer

      @Belgofritz
      Sie haben ja recht mit Ihrer Anspielung auf Russland und den Ukraine-Krieg, aber einseitige Darstellungen, finde ich, schaden eher, als dass sie nutzen!
      Warum nennen Sie nicht auch gleichzeitig die USA mit ihren 700-800 militärischen Stützpunkte überall auf der Welt und den hunderten Kriegen – inklusive Ukraine (!) – die sie angestiftet und mit Waffenlieferungen im Gang gehalten haben und halten, wobei sie sich diesen ganzen Wahnsinn von uns allen über ihren „Goldesel streck´ dich“, den „Dollar only for Oil“, finanzieren lassen, und inzwischen auch über ihr ach so „sauberes“ Fracking-Gas …
      Warum nennen Sie nicht auch China, Australien, Polen, Kanada mit ihrer Kohlenliebe,
      warum nicht auch alle anderen ÖL- und Gasförderer, …

  7. DR ALBERN

    @ Joseph Meyer, alle Kriege sind Arbeitsplatzbeschaffungsmassnahmen, besonders für die einträchtige Waffenindustrie! Scholz sagte vor einigen Wochen im TV, Deutschland bemühe sich bereits jetzt um Grossaufträge beim Wiederaufbau der Ukraine zu erzielen, obschon der Krieg noch nicht vorbei ist!

  8. Der Zyniker

    Weil es gerade zum Thema CO2 passt, und Kinder & politischer Eingriff in die Erziehung in einer anderen News gerade thematisiert wird.

    Es wird eine Promo-Aktion/Selbstporträt der Initiative „Das Haus der kleinen Forscher“ aus Anti-Grün/Linker-Ideologie Perspektive kritisiert. Bei der Initiative handelt es sich um eine durch 12 Millionen Euro an Steuergelder unterstützte Stiftung in Deutschland, die sich um Kita-Pädagogik kümmert.

    YouTube – Achtung Reichelt!
    Kita-Kinder lernen, ihre Eltern zu überwachen: Die ekelhafteste Polit-Propaganda seit dem DDR-Ende [41:54]
    https://www.youtube.com/watch?v=22qDqJaUQcE

    Was ist den eure Meinung dazu?
    Einfach nur Gegen-Propaganda zur Grünen Politik oder handelt es sich dabei wirklich um konstruktive Kinder-Pädagogik, die Ihr auch in unserer Region befürworten würdet?


    Erwähnte Ostbelgien Direkt News
    Gender, LGBTQ und Agoras „ER-SIE-ES-Pädagogik“ im Parlament der DG: Jerusalem (Ecolo) kam im Frauenrock
    https://ostbelgiendirekt.be/lgbtq-gender-und-er-sie-es-336308

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