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Busunglück von Siders auch zehn Jahre später ein Rätsel: 28 Tote, darunter 22 Kinder

Der Tunnel von Siders, in dem am 13. März 2012 das schreckliche Busunglück geschah. Foto: Keystone

Am 13. März 2012 verunglückte in einem Tunnel in Siders im Schweizer Kanton Wallis ein belgischer Bus. 28 Menschen kamen ums Leben: 22 Kinder aus Belgien, deren Lehrer sowie die beiden Busfahrer. 24 weitere Personen wurden verletzt, davon drei besonders schwer. Bis heute bleibt die Ursache ein Rätsel.

Bei den Opfern handelt es sich überwiegend um Schüler im Alter von etwa zwölf Jahren aus zwei Schulen in Heverlee (Provinz Flämisch-Brabant) und Lommel (Provinz Limburg).

Der mit 52 Personen besetzte Bus fuhr auf die Autobahn in Richtung Sitten und geriet nach zwei Kilometern gegen 21.15 Uhr aus noch ungeklärten Gründen auf die rechte Seite, auf er die Randsteine berührte. Daraufhin prallte der Bus frontal in das Ende einer Nothaltebucht des Tunnels, die unglücklicherweise in einer rechtwinklig zur Fahrtrichtung stehenden Wand endet.

Ruhezeiten und Tempolimit eingehalten

In einer Pressekonferenz äußerte sich der zuständige Untersuchungsrichter Olivier Elsig, es gäbe bei der Ursachenforschung drei Hypothesen: ein technisches Problem, ein Gesundheitsproblem des Fahrers oder menschliches Versagen. Er betonte, dass alle Kinder angegurtet waren und dass der Bus in einem guten Zustand war.

Die Auswertung des Fahrtenschreibers ergab, dass die vorgeschriebenen Ruhezeiten sowie die Geschwindigkeitsbegrenzungen eingehalten wurden. Eine Interaktion mit anderen Verkehrsteilnehmern wurde nach Sichtung der Überwachungsbilder des Tunnels ausgeschlossen. Eine Autopsie des Fahrers wurde angekündigt.

Ort des tragischen Geschehens, des Busunfalls im Tunnel von Siders, Schweiz, März, 2012. Die Mauer wurde nach der Katastrophe mit einer neuen Leitschranke versehen. Foto: Wikipedia / Orphée

Mitte Juni 2012 gab der Oberstaatsanwalt des Kantons Wallis, Olivier Elsig, nach dreimonatiger Untersuchung in Brüssel bekannt, dass sich die Ermittler auf den Fahrer des Busses und auf „menschliches Versagen oder Krankheit“ konzentrieren würden. Der 34-jährige übernahm das Steuer zwei Minuten vor dem Unglück, nachdem sein 52-jähriger Kollege die schwierige Bergstrecke von Saint-Luc hinunter ins Tal bewältigt hatte.

Die Geschwindigkeit im Tunnel, in dem 100 km/h erlaubt waren, habe zwischen 99 und 100 km/h betragen. Ungefähr 75 Meter vor dem Kollisionspunkt sei der Bus auf die rechte Bordsteinkante gefahren und mit 27 Metern pro Sekunde (= 97,2 km/h) drei Sekunden später ohne markante Richtungsänderung oder Bremsung in die ebenfalls auf der rechten Seite befindliche Nothaltebucht geprallt.

Mängel in der Wartung oder technische Defekte wurden aufgrund der Unfallaufnahme, der Auswertung der Fahrtschreiber-Diagrammscheiben und der Expertise am Unfallfahrzeug sowie einem identischen Bus von den Ermittlern ausgeschlossen, ebenso die Möglichkeit der Einwirkung von Dritten und Mängel an der Straße oder am Tunnel.

Zum 10. Jahrestag Gedenkfeier mit De Croo in Siders

Die These, der Fahrer hätte vor dem Unfall am DVD-Gerät hantiert, erschien den Ermittlern ebenfalls wenig wahrscheinlich. Der Fahrer hätte laut Olivier Elsig aufstehen, das Steuer loslassen und sich umdrehen müssen, um das in einer Nische hinter ihm befindliche Gerät erreichen zu können.

Ein Teil der Eltern ist davon überzeugt, dass der Busfahrer schuld an dem Unglück ist. Dies ist nach Medienberichten auch der Grund dafür, weshalb die Vornamen der beiden Chauffeure von der Gedenkplakette zu Ehren der Opfer entfernt worden sind.

An diesem Sonntag fand in Sierre eine Gedenkveranstaltung statt, bei der auch eine hochrangige Delegation aus Belgien zugegen waren. Premierminister Alexander De Croo und frühere sowie aktuelle Bürgermeister der damals betroffenen Ortschaften waren dabei, wie auch Angehörige der Opfer und Überlebende des Unfalls. Sie wurden dazu von Ignazio Cassis empfangen, dem Bundespräsident der Schweiz. (Quelle: Wikipedia/Le Soir/flanderninfo.be)

6 Antworten auf “Busunglück von Siders auch zehn Jahre später ein Rätsel: 28 Tote, darunter 22 Kinder”

  1. Corona2019

    Bei so einem schrecklichen Unfall, kann man wohl auch noch Jahre danach den Angehörigen sein Beileid wünschen.

    Sicherheitsmaßnahmen kommen leider oft erst wenn etwas Schreckliches passiert ist.
    Und wenn ich mir jetzt die im Nachhinein installierte Leitplanke betrachte, finde ich es schon traurig das nicht wirklich Experten nach dem Unfall zu Rate gestanden haben.
    Jedenfalls würde dieses billige Blechteil einen Bus nicht von der Kante der Mauer ableiten können.
    Wenn 17 Tonnen oder mehr, dieses Teil erfassen, ist es möglich dass der Bus die Kante etwas langsamer erfasst, wird aber einen richtigen Aufprall nicht verhindern können.
    Um dies zu verhindern gehört eine Wand im gleichen Winkel wie die Leitplanke , aus vollem Beton gegossen, zwischen der Leitplanke und der Tunnel-Mauer.

    Man hat zwar unter der Leitplanke schon Betonklötze gelegt, oder befestigt, die Sorgen aber im besten Fall dafür dass der Bus kurz vor dem Aufprall vorne rechts noch abhebt.
    Diese Maßnahme hat wahrscheinlich ein Autofahrer beschlossen , bei den die neue Sicherheitsmaßnahmen mit einem Auto auch greifen würde.
    Es ist unverständlich warum man nicht bei Reiseunternehmen nachgefragt hat, wie man einen solchen Unfall verhindern könnte.
    Von Experten kann man nicht immer erwarten, dass sie Ideen haben zur Sicherheit , von Fahrzeugen die sie selber nie gefahren haben.

  2. Walter Keutgen

    Laut RTBf sprechen die Schweizer Behörden inoffiziell von Selbstmord. Da der Fahrer tot ist, kann er juristisch nicht verfolgt werden. Technische Fehler aller Art schließen sie aus.

    • Corona2019

      Solange es nur die Schweizer Behörden sind, die INOFFIZIELL davon reden, ist auch klar weshalb.
      Hätte der Fahrer dies vorgehabt,
      wählt er sicherlich nicht ein Hindernis auf der rechten Seite, es sei denn , es handelte sich um einen Rechtslenker, sprich der Bus war in GB zugelassen.?

  3. Torsten Ogertschnig

    Wann immer man von diesem schrecklichen Unglück hört, macht es einen äußerst betroffen und man ist in Gedanken bei den Angehörigen der Opfer.
    Das die Ursache bis heute nicht aufgeklärt ist, ist ebenfalls sehr tragisch, da es die Angehörigen der Opfer sicher immer und immer wieder beschäftigen wird. Dabei aber leichtfertig einen Selbstmord des Fahrers als Erklärung sich zurecht zu legen ist ebenfalls tragisch. Denn es ist leider so, wenn ein Reisebuss den Randstein mit den Reifen berührt, dann kann dies dazu führen, dass der Buss nicht mehr steuerbar ist und bei einer heftigen Lenkbewegung nach links geraten die Hinterreifen an den Randstein, was wiederum dazu führen kann, dass dadurch der Bus ins schlingern kommt und nach rechts ausbricht. Man hätte dazu eine sichere Teststrecke errichten müssen, auf welcher man Versuche durchführt, um zu ersehen, ob alleine diese Berührung des Randsteines dazu geführt hat, dass der Bus letztlich in der Haltebucht und an der Wand gelandet ist. Dies hätte bestimmt mehr Klarheit gebracht und auch den Angahörigen aufgezeigt, dass man alles daran setzt, um die Ursache zu ermitteln.
    Mein Mitgefühl ist auch heute noch, wie damals bei den Angehörigen.

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