In Ostbelgien lassen die Rechtschreib-Kenntnisse junger Menschen nach allgemeinem Dafürhalten arg zu wünschen übrig, auch wenn hiesige Schüler bei einem Test besser abgeschnitten haben als Jugendliche in der Bundesrepublik. Darüber unterhielt sich „Ostbelgien Direkt“ mit Prof. Dr. Heinz Bouillon, Mitglied des Rates für deutsche Rechtschreibung.
Bouillon (63), gebürtiger Weywertzer, ist Professor an der Fakultät „Philosophie, Arts et Lettres“ der Universität Neu-Löwen (UCL), deren Dekan er von 2004 bis 2009 war.
OD: Herr Professor, worauf führen Sie zurück, dass sich der Sprachgebrauch im Allgemeinen und die Rechtschreibkenntnisse im Besonderen verschlechtert haben? Ist dies eine Frage des Schulunterrichts oder der Spracherziehung?
Bouillon: Ich denke, es ist in erster Linie eine Frage der Spracherziehung. Diese findet in den eigenen vier Wänden und natürlich auch in der Schule statt. Sie findet jedoch vor allem in den Medien statt. Die Schüler schreiben zum Beispiel laufend SMS. Die SMS-Sprache ist eine Sprache, die ganz frei ist. Sie ist auch legal frei, denn die offizielle deutsche Rechtschreibung gilt nur für Schulen und Behörden. Privat ist jeder frei, so zu schreiben, wie er will. Das tun die Schüler auch. Das Problem ist nur, dass sie diese freie Sprache in ihr schulisches Leben übertragen, wo diese Sprache allerdings nicht die Norm darstellt. Das gilt aber nicht für alle Schüler. Es gibt auch Jugendliche, deren SMS in einwandfreiem Deutsch formuliert sind.
Keine kontrollierte Sprache
OD: Welche Folgen hat dies für die Spracherziehung?
Bouillon: Die Spracherziehung ist heute ganz anders als vor Jahren. Das hängt auch damit zusammen, dass sich die Schüler im Internet direkt bedienen und auch in den Sozialen Netzwerken unterwegs sind. Dort gibt es praktisch keine kontrollierte Sprache. Es wird oft so geschrieben, wie man spricht. Wenn es dann wieder zu einem kodifizierten Sprachgebrauch kommt, so wie in der Schule, dann wird oft die außerhalb des Schulunterrichts verwendete Sprache einfach übernommen. Doch die erscheint den Lehrern dann als mangelhaft.
OD: Sie haben ja sicher auch Kontakt zu vielen Philologen. Stellt man auch in anderen Sprachgruppen zunehmend Mängel bei der Rechtschreibung fest, oder sind dies spezifische Probleme in den deutschsprachigen Ländern?
Bouillon: Ich habe kürzlich an einer Doktorarbeit über SMS teilgenommen, und in der Tat gibt es das Problem der mangelnden Rechtschreibkenntnisse nicht nur im deutschen Sprachraum, sondern eigentlich überall. Das hat, wie schon gesagt, hauptsächlich mit den neuen Medien, aber auch mit den ungezwungenen modernen Austauschformen zu tun.
Rechtschreibung wichtiges Selektionskriterium
OD: Wie könnte man jungen Menschen zu verstehen geben, dass gute Rechtschreib-Kenntnisse für sie sehr wichtig sind?
Bouillon: Indem man ihnen klar macht, dass der Sprachgebrauch, wozu auch die Rechtschreibung gehört, ein ganz wichtiges Selektionskriterium ist. Wenn man den Sprachgebrauch vernachlässigt, dann wird man später möglicherweise dadurch benachteiligt, zum Beispiel bei einer Stellenausschreibung. Die Beherrschung der Sprache kann den Ausschlag geben. Eine gute Rechtschreibkompetenz signalisiert kohärentes Sprachwissen und Kenntnis eines vorgegebenen Kodes.
OD: Spielt vielleicht auch eine Rolle, dass wir in einer stressigen Zeit leben, in der man eben nicht unbedingt die Zeit hat, einen Brief, eine E-Mail oder eine SMS mehrmals durchzulesen, bevor man ihn bzw. sie abschickt?
Bouillon: Früher gab man sich tatsächlich viel Mühe, wenn man zum Beispiel einen Brief schrieb. Warum? Weil man davon ausging, dass der Brief länger oder sogar für immer aufbewahrt wurde. Wenn es sich um einen Liebesbrief handelte, war dies ganz bestimmt der Fall. Deshalb nahm man sich viel mehr Zeit dafür. Heute gibt es E-Mails und SMS, doch die sind so flüchtig, dass sie entweder sofort oder schon nach kurzer Zeit vernichtet werden. Dies alles gehört zum Vergänglichen, und für vergängliche Dinge gibt man sich weniger Mühe.
OD: Können Sie in drei Sätzen drei Gründe nennen, weshalb sich gute Kenntnisse der deutschen Rechtschreibung lohnen?
Bouillon: 1. Weil sie ein Ausdruck von Respekt sind vor demjenigen, der das, was ich geschrieben habe, liest. 2. Weil sie ein Selektionskriterium sein können, beispielsweise bei einer Bewerbung. 3. Weil sie eine große Hilfe sind beim Erlernen einer Fremdsprache.
DG-Schüler besser als die aus Deutschland
Zum Problemfeld Rechtschreibung holte „Ostbelgien Direkt“ auch die Meinung von DG-Unterrichtsminister Oliver Paasch (ProDG) ein. Vor etwa 2 Jahren habe der Rat für deutsche Rechtschreibung eine internationale Vergleichsuntersuchung im deutschsprachigen Europa durchgeführt, um die Rechtschreibung von Schülerinnen und Schülern in Europa bewerten und miteinander vergleichen zu können, so Paasch: „Wenn ich mich recht erinnere, haben unsere Schüler dabei den 2. Platz belegt. Die Rechtschreibung von Schülerinnen und Schülern aus der DG war z.B. besser als diejenige von Schülerinnen und Schülern aus der BRD.“
Der Minister räumte allerdings ein, dass in Sachen Rechtschreibung einiges im Argen liegt: „Dass die Situation in Deutschland, Österreich oder Südtirol noch schlimmer aussieht, darf darüber nicht hinwegtäuschen! Wir haben deshalb vor einigen Jahren damit begonnen, im Rahmen eines Gesamtkonzeptes zur Förderung der deutschen Sprache Verbesserungsvorschläge auszuarbeiten und umzusetzen. Ich denke da z.B. an die Verabschiedung von Rahmenplänen für das Fach Deutsch vom 1. Primarschuljahr bis zum Abitur, neue Weiterbildungen für Deutschlehrer u.a. in Zusammenarbeit mit dem Rat für deutsche Rechtschreibung, die Einrichtung einer Fachberatungsgruppe für Deutschlehrer, etc. Außerdem haben wir vor kurzem in Zusammenarbeit mit einer Beratungsstelle aus Aachen ein Pilotprojekt zum Umgang mit Lese-Rechtschreibeschwierigkeiten (LRS) in Burg Reuland durchgeführt. Die Ergebnisse sind ermutigend und in ein entsprechendes Konzept eingeflossen, das nun vom Zentrum für Förderpädagogik umgesetzt wird.“ (cre)
Herzlichen Glückwunsch zu diesem Artikel! Pflegen wir nicht auch unser Haus, unser Auto, unser Hobby, weil wir vielleicht auch eine persönliche Beziehung hierzu haben und stolz hierauf sind? Ich wünsche mir sehr, dass wir gerade in Ostbelgien Wert u.a. auf die deutsche Rechtschreibung legen, die letztlich ein Teil unserer Sprache und Kultur ist.
In Ostbelgien sprechen die wenigsten wirklich deutsch und das nicht erst seit Erfindung der SMS. Hierbei rede ich nicht vom Gebrauch unseres sympathischen rheinischen Dialektes sondern von unserer Grammatik und dem allgemeinen Sprachgebrauch.
Da muss man sich in Eupen nur links und rechts umschauen oder sich Bröschüren/Werbungen etc. mal durchlesen. Früher war auch nicht unbedingt alles besser, auch wenn ich oben genannte Punkte im Artikel gut nachvollziehen kann.
Und in der Tat gibt es das Problem der mangelnden Rechtschreibkenntnisse.Fragen Sie mal nach, bei der
(noch) Medienministerin Isabelle Weykmans.Die,kann
das, anhand Ihrer Mail(BRF Frühverrentung-„Das war jetzt
schon das Warmlaufen ;).” nur bestätigen!!
Hier mal was Lustiges aus dem Internet zum Thema:
„Neue Rechtschreibung“
Bitte durchlesen und schon mal an die Zukunft gewöhnen:
Erster Schritt: Wegfall der Großschreibung
einer sofortigen einführung steht nicht mehr im weg, zumal schon viele grafiker und werbeleute zur kleinschreibung übergegangen sind.
zweiter schritt: wegfall der dehnungen und schärfungen
diese masname eliminirt schon di gröste felerursache in der grundschule, den sin oder unsin unserer konsonantenverdopelung hat onehin nimand kapirt.
driter schrit: v und ph ersetzt durch f, z ersetzt durch s, sch verkürzt auf s
das alfabet wird um swei buchstaben redusirt, sreibmasine und setsmasinenen fereinfachn sich, wertfole arbeitskräfte könen der wirtsaft sugefürt werden.
firter srit: g, c und ch ersetst durch k, j und y ersetst durch i
ietst sind son seks bukstaben auskesaltet, di sulseit kann sofort fon neun auf swei iare ferkürtst werden, anstat aktsik prosent rektsreibunterikt könen nütslikere fäker wi fisik, kemi oder auk reknen mer kepflekt werden.
fünfter srit: wekfal fon ä, ö, ü-seiken
ales uberflusike ist ietst auskemertst, di ortokrafi wider slikt und einfak. Naturlik benotikt es einike seit, bis diese fereinfakung uberal riktik ferdaut ist, fileikt ein bis swei iare. Anslisend durfte als nekstes sil di fereinfakung der nok swirikeren und unsinikeren kramatik anfisirt werden.
Ps: mein ansats fur den 6. srit: wekfal der lerseiken dadurkspartmanfilplats
Ich denke nicht dass es ein bis zwei Jahre dauern wird.
Wenn man die verschiedenen Kommentare hier durchliest bemerkt man dass die meisten schon viel von dieser „neuen Rechtschreibung“ implementiert haben.
Oder liegt es einfach nur an dem Durcheinander der Buchstaben auf der Tastatur? :-)
Der Prof. Dr. hat’s auf den Punkt gebracht : Aus den ungezwungenen modernen Austauschformen entsteht und entwickelt sich entsprechende Umgangssprache und das ist auch völlig normal.
Wenn man jahrelang eine Sprache studieren muss, um die von einer elitären Gruppe vorgegebene Norm zu erreichen, ist auch was falsch im System ! Otto-Normal-Verbraucher redet halt lieber, wie der Schnabel, bzw. das Dialekt gewachsen ist und das ist auch gut so !
Das Ist eine Frage des Schulunterrichts !
„Jedermann hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person“ Durch den Schulzwang wird Kindern das elementare Recht entzogen. Die Polizei kann durch direkte Gewaltanwendung das Kind zur Schule bringen. Man kann sagen dass die Schule einem Teilzeitgefängnis gleicht Ist…
Unter dem Sicherheitsaspekt: Jeder dritte Schüller ist das Opfer von Mobbing durch Lehrer oder durch andere Schüler…Der Pädagoge und Socialwissenschaftler Ulrich Klemm und die Berliner Kinderrechtsinitiative K.R.A.T.Z.A. argumentieren dass die Schule als Institution gleich gegen mehrere Rechte der AEMR verstösst.
Man wird die geistige Elite auch in Zukunft an ihrer Sprache, wenn schon nicht in der Form, so doch im Inhalt erkennen.