Gesellschaft

Flämische Politikerin will längere Schultage, um Eltern zu entlasten – Paasch skeptisch

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Die frühere Parteivorsitzende der flämischen Sozialisten (SP.A), Caroline Gennez, hat sich für längere Schultage ausgesprochen. Ein Schultag soll künftig von 8 Uhr bis 18 Uhr dauern, dafür aber auch die Hausaufgaben sowie Freizeitaktivitäten wie Sport und Musik beinhalten. Ziel des Vorschlags ist es, berufstätige Eltern zu entlasten. Ein Modell auch für die DG? Unterrichtsminister Oliver Paasch (ProDG) ist da skeptisch.

Aus den Schulen sollen echte Lebensgemeinschaften werden, unterstrich Caroline Gennez in einem Interview über ihr jetzt erschienenes Buch „De Verschilligen“ (Die Unterschiede).

Die Politikerin stieß mit ihren Vorschlägen in der flämischen Öffentlichkeit auf wenig Gegenliebe. Zwar sei es für viele Eltern schwierig, die Schulzeiten ihrer Kinder und die Anforderungen der Arbeitswelt unter einen Hut zu bringen, jedoch sei es nicht die Aufgabe der Schulen, dieses Problem zu lösen, schrieb die Tageszeitung „Het Nieuwsblad“. Die Schulen müssten schon jetzt viel zu oft erste Hilfe leisten bei der Erziehung der Kinder, was eigentlich Aufgabe der Eltern wäre.

Noch mehr Arbeit auf die Bildungseinrichtungen abzuwälzen, wäre verantwortungslos, so die Zeitung. Außerdem sei es fraglich, ob es für die Kinder gut wäre, künftig zehn Stunden am Tag in der Schule zu verbringen.

Außerschulische Betreuung wird immer wichtiger

Schulgebäude mit Sportplatz: Mehr Freizeit in der Schule? Foto: Shutterstock

Schulgebäude mit Sportplatz: Mehr Freizeit in der Schule? Foto: Shutterstock

DG-Unterrichtsminister Oliver Paasch war ebenfalls für den Vorschlag von Gennez nicht zu begeistern, wie er gegenüber „Ostbelgien Direkt“ einräumte. Die DG befasse sich zwar mit ähnlichen Themen wie Gennez, aber mit völlig anderen Zielsetzungen, so Paasch. „Auch wir sind bemüht, neue Wege zu finden, die es Eltern ermöglichen, ihren Beruf und die Schule ihrer Kinder besser miteinander zu vereinbaren. Und natürlich beschäftigen wir uns auch intensiv mit dem Thema Hausaufgaben. Frau Gennez spricht also schon ernste Themen an.“

Schulkinder verbringen laut Paasch schon heute sehr viele Stunden im Schulgebäude. Es gibt an mehreren Standorten in der DG zusätzlich zur Schule Angebote der außerschulischen Betreuung, die auch von sehr vielen Schülern in Anspruch genommen werden.

Aufwertung von Kunst und Sport

„Die Themen, die Frau Gennez anspricht, sind meiner Ansicht nach durchaus relevant, aber ich halte nicht viel von den Lösungen, die sie vorschlägt“, sagte der DG-Unterrichtsminister. „Mit einer Verlängerung des Schultages würden die Probleme, die es tatsächlich gibt, nicht gelöst.“ Man müsse vermeiden, den Leistungsdruck von Schülern und Lehrern nicht noch weiter zu erhöhen, denn dies könnte kontraproduktiv sein.

Caroline Gennez: Aus Schulen sollen Lebensgemeinschaften werden. Foto: Belga

Caroline Gennez: Aus Schulen sollen Lebensgemeinschaften werden. Foto: Belga

Macht es nicht trotzdem Sinn, beispielsweise Sport, Musik und andere Freizeitbeschäftigungen in den Unterricht zu integrieren?

Paasch: „Das wäre schwierig, denn Einrichtungen wie die Musikakademie zum Beispiel und die diversen Sportvereine sind ja nicht Teil des Unterrichtswesens. Eine Aufwertung von Kunst und Sport innerhalb des Schulunterrichts muss zwar verstärkt stattfinden, aber es würde meiner Ansicht nach keinen Sinn machen, Freizeitaktivitäten in den täglichen Schulablauf zu integrieren.“

Abschließend hob Minister Paasch hervor, dass die DG schon bemüht sei, Angebote zu schaffen für die Zeit außerhalb der klassischen Schulzeit. Im Übrigen werde die DG mit der Umsetzung der sechsten Staatsreform neue Möglichkeiten erhalten, die außerschulische Betreuung anders zu gestalten und auszubauen. (cre)

 

22 Antworten auf “Flämische Politikerin will längere Schultage, um Eltern zu entlasten – Paasch skeptisch”

  1. Kommunist

    Ein Vorschlag, der mal wieder rein ökonomisch motiviert ist und die selbstverantwortliche Entfaltung von Kindern und Jugendlichen untergräbt. Könnte aus einen sozialistischen oder kommunistischen Regime stammen.

  2. Mr. Eupen

    Meiner Meinung nach hat die Frau einen an der Klatsche, ist ja nicht so, dass die Kinder bereits von 8 bis 15 Uhr in der Grundschule und in der Sekundarschule von 8 bis spätestens 16:30 Uhr in der Schule sind. Es muss ja jetzt noch länger sein. Was ist mit den Kindern? Die freuen sich endlich nach Hause zu kommen und ihre Eltern ssehen zu können, oder auch endlich ein bisschen Zeit für sich zu haben. Außerdem hat es andersherum zu laufen, der Arbeitgeber sollte seine Mitarbeiter entlasten, indem er die Arbeitszeiten verkürzt bei gleichbleibendem Lohn, was leider Wunschdenken ist, aber meiner Meinung nach ist die Familie wichtiger als der Job

  3. rousseaux bellinda

    Sorry, aber für mich hat die gute Frau einen an der KLatsche. Die Kinder und Jugendliche haben doch jetzt kaum Freizeit, abgesehen von den Ferien. Wenn sie erst mal im Berufsleben stehen , werden sie no
    ch früh genug mit Arbeitstagen von 10….Stunden und mehr konfrontiert.

  4. Schlechtmensch

    Ich bin dafür die ausserschulische Betreuung vor Ort zu organisieren, damit die Kinder nicht morgens und abends noch durch die Gegend gekarrt werden müssen. Die Räume sind ungenutzt nach Schulschluß und man muß nur das Personal tauschen. Die Eltern können dann ausserhalb der normalen Unterrichtszeiten selber entscheiden wielange ihr Kind dort bleibt und sind somit beruflich flexibel. Ausserdem sollten die Hausaufgaben entweder abgeschafft oder erheblich verringer werden. Es wird soviel unnützes Zeug gelehrt da kann man sich einiges sparen.

    • Und gleich die Matratze zum Schlafen in der Schule mitbringen – Frühstück geht auch – am Wochenende zu Hause, natürlich ohne Aufgaben, reicht vollkommen aus (+ Fußball, Musikschule, Turnen, Ballett, Fernsehen, PC, Gamaboy, Handy…..)
      „Lieber Gott, lass es Eltern regnen!“

      • Schlechtmensch

        Ich habe ihre Kritik nun drei mal gelesen aber nicht wirklich verstanden was sie mir sagen wollen. Wenn beide Eltern berufstätig sind gibt es Situationen wo man entweder morgens oder abends sein Kind zur ausserschulischen Betreuung bringen muß. Evtl. nur für eine halbe oder eine Stunde. Wir nutzen das regelmäßig. Leider sind die Zeiten vorbei in denen der Mann arbeiten ging und die Mutter zu Hause bei den Kindern blieb. Das können sich heute viele Menschen nicht mehr leisten. Da muß man schon flexibel sein.
        Was meine Aussage mit einer Matzraze zu tun haben soll ist mir schleierhaft. Gemeinsam Frühstücken tun die Kindergartenkinder übrigens heute schon im Kindergarten.

        • Einfach mal in Minuten ausrechnen, wie viel Zeit Sie an einem normalen Schultag mit Ihrem Kind verbringen, d.h. das Kind sehen, mit ihm reden, spielen, usw. Dann mal 5 machen und über Ihre wöchentlichen Eltern-Erziehungspflichten nachdenken!

        • Christophe Heuschen

          Gemeinsames Frühstücken gibt es nur, da viele Kinder daheim kaum noch frühstücken. Das ist eher ein Schlag ins Gesicht, für die Eltern welche kaum noch Zeit für Ihre Kinder haben.

  5. Ich stufe mich selbst eher als Frauenversteher ein und begegne sie im allgemeinen mit Respekt. Bei einigen Politikerinnen aber, wie etwa hier die Frau Gennez oder beispielsweise auch die Frau OnkelNIX, habe ich den Eindruck, dass diese Frauen einen „Riss in der Schüssel“ haben. Bis 18 Uhr in der Schule, echt bekloppt, und dann noch zusätzlich eine Menge Hausaufgaben, beendet etwa gegen 22.30 Uhr und ab ins Bett, da -Achtung – Schulbeginn um 07.00 Uhr Wecken um 05.30 Uhr für die Kinder aus den Nordgemeinden der Eifel die nach Sankt zur Schule fahren.

    N.B Bei unseren Nachbarn in D träumen manche von einer Ganztagsschule und wären höchst zufrieden, wenn diese wie derzeit in Belgien ablaufen würde. Von wegen bis 18 Uhr IN der Schule

  6. Unverständnis

    Der letzte Eintrag von PATRIOT hat mich doch verwundert, weil er zeigt, das der Vorschlag nicht richtig gelesen wurde.
    Heute haben die Kinder bis 16 Uhr Schule, dann müssen sie zuhause alleine über ihren Hausaufgaben brüten, weil die meisten Eltern nicht mehr in der Lage sind ihnen zu helfen. Den Schulstoff haben wir im waren Leben nun mal nicht nötig.
    Somit ist der Vorschlag die Schüler bis 18 Uhr schulisch zu betreuen (incl. Hausaufgaben und evtl. Sport und soziale Bildung) doch gar nicht falsch. Wenn die Schüler denn nach 18 Uhr zuhause ankommen, dann haben sie Zeit sich mit ihren Eltern und Freunden die Zeit zu vertreiben ohne die Hausaufgaben noch im Nacken zu haben.
    Und den Kindern von immigrierten Familien würde das auch sehr helfen, denn diese jungen Leute können von zuhause oft gar keine Hausaufgabenhilfe erwarten.
    Diskutieren wir den Vorschlag der Frau Gennez mal positiv, nicht gleich polemisch dagegen sein. Ich als Jugendlicher wäre damals sehr froh gewesen wenn mir nach der Schule noch geholfen worden wäre.

  7. Grundsätzlich finde ich die Idee, dass die Schüler ihre Hausaufgaben noch innerhalb der Schulzeit machen sollen, gar nicht so falsch. Dann verlassen sie das Schulgebäude und können sich dann ganz an ihrer Freizeit erfreuen. Die Frau Politikerin will ja nicht die Zahl der Unterrichtsstunden von 6 oder 7 auf 10 erhöhen. Der Unterrichtsalltag soll ganz anders gestaltet werden.

  8. Hätte mal allgemein einen Denkanstoß, über den man vielleicht diskutieren könnte, den ich einfach in den Raum stellen möchte, ohne ihn in irgendeiner weise als Patent-oder Lösungsmittel hinstellen zu wollen.
    Folgendes : Als ich noch“ Volksschüler“ war, gab es den schulfreien Mittwochnachmittag
    noch nicht (übrigens Samstags morgens war auch noch Schule, das aber nur nebenbei).Wie wäre es denn, wenn man am Mittwochnachmittag, anstatt die Schüler nach Hause zu schicken, diese
    weiter in der Schule blieben und dann
    die Stunden, wie bis zum üblichen Schulende an den anderen Schultagen, zu nutzen, den Schülern Nachhilfeunterricht zu geben,Schulaufgaben usw.zu machen.
    Das Lehrpersonal wäre sowieso vor Ort und die Eltern bräuchten sich nicht organisatorisch zu betätigen, wer sich um ihre Kinder kümmert, bis sie von der Arbeit kommen. Aber wie gesagt, ist nur ein Gedanke….

    • Kettenis1

      Ja, stimmt, es sind strenge Tage fuer die Kids, doch sprechen Sie mal mit Senioren, so um die 80 Jahre, welche Fußwege diese zu bewältigen hatten als Schüler . Da war auch nichts mit Feierabend und spielen.
      Hatte man Landwirtschaft musste auch noch dort angepackt werden

  9. Wir sind damals nach der Schule an Spielplätzen, im Park, am See oder sonst wo spielen gegangen. Da waren unsere Eltern auch entlastet, wenn wir denen nicht in den Füssen hingen. Wieso müssen die Kinder denn heute eingepfercht werden?

  10. Die Schultage in Belgien waren immer schon zu lang, die Ganztagsschule gehört abgeschafft. Und dann kommt, natürlich eine Sozialistin, die die Kinder komplett verstaatlichen will, damit sie überhaupt keine Zeit für eigenständiges Handeln und Denken mehr haben und so zu treudoofen Staatsuntertanen herangezogen werden. Ganz nebenbei könnten so noch mehr Stellen im öffentlichen Sektor geschaffen werden, was den Sozialisten wieder viele treue, weil staatsabhängige Wähler verschaffen würde.

  11. nachgehakt

    Ich bin für Zwangsinternat für alle Schüler mit regelmäßigem Schulhofdrill und Natursportaktivitäten… aber weshalb hat man denn dann vor Jahren die Wehrpflicht abgeschafft? (Vorsicht – Satire)

    – Ganztagsschulen sind eine tolle Sache (in unserem Nachbarland rudert man bereits seit Jahren in diese Richtung zurück)
    – Das Niveau unserer Schulen und Schüler lässt sich sehen.

    ABER;

    – die Qualität der Eltern lässt mehr und mehr zu wünschen übrig. Früher wurde immer gesagt; „Kinder machen ist nicht schwer, sie erziehen aber sehr!“ Und diese Binsenweisheit scheint heute nicht mehr zu gelten. Patchworkfamilien in denen jeder Erwachsene sich wichtiger nimmt als jedes seiner Kinder, Freizeitaktivitäten, die unabdingbar sind (Restaurantbesuche, Urlaubsreisen, Vereinsverpflichtungen…), keine Zeit mehr zu Familiengesprächen, keine Zeit mehr für gemeinsame Freizeitaktivitäten (oder wer geht heute noch am Sonntag mit seiner Familie eine Wanderung durch den Wald machen??), die Medien haben die Erziehung übernommen (oh Gott!!) – PSP, Facebook, Handy, SMS, Chats, Fernseher, Computerballerspiele….

    die Liste an Unzulänglichkeiten ist unendlich: jeder Erwachsene sollte sich mal darüber informieren, welche Daten die Kinder auf ihren Handys haben… da werden viele aus dem Staunen nicht mehr herauskommen… Ballerspiele, Jack-Ass-Videos, Mobbing-Filmchen … und vor allem Hardcore-Pornos am laufenden Band.

    Die Schule ist somit zur Ausbildung und Vermittlung von gesellschaftlichen Werten da – die ERZIEHUNG allerdings gehört in die Hände der Eltern. Wenn diese Gewaltentrennung zustande kommt, geht es unserer Gesellschaft auf einen Schlag viel besser!

  12. Also ich schliesse mich den „Contra“ Gegner gerne an, warscheinlich dürfen wir als Eltern irgendwann nur noch Kinder „werfen“ und dann ab ins staatliche Internat, damit Alle schön gedrillt werden. Grauenvoll, dieser Gedanke…man sieht doch, wo die Jungend ohne enge Bindung ans Elternhaus hingelangt :( Es sollte eher unterstütz werden, das Eltern und Kinder gemeinsame Zeiten haben, Mütter Zeit für ihre Kinder, besonders in den Prägephasen im Leben eines Kindes. Erschreckend diese Frau und ein absolutes NOGO für mich.

  13. Christophe Heuschen

    Wir Eltern sollte uns über die Tatsache bewusst werden, was wir als Aufgabe haben. Gehen wir arbeiten und möchten unsere Kinder am liebsten bereits um 07:00 zur Schule bringen und um 18:00 abholen, dann sollten wir es wohl eher lassen, Kinder in dieser Welt zu setzen. Ein Kind braucht Zeit, Zeit mit seinen Eltern, seiner Familie, seinen Geschwistern.

    Die derzeitige Politik versucht nur die derzeitigen Probleme kurzfristig zu regeln. Entstehung der Krippen, Nachschulischerbetreuung etc.
    In Japan besuchen Kinder ihre Schule ganze 12 Stunden am Tag. Dieser Trend sollte nicht zu uns rüber schwappen. Ich möchte für meine Kinder da sein, und muss dem entsprechend meinen Job anpassen, und nicht umgekehrt.
    Ja und dabei bleibt eventuell meine berufliche Vorstellung auf der Strecke, aber lieber das als meine Kinder.

    Vivant steht für Leben, wir möchten das unsere Kinder mehr Zeit mit ihren Eltern verbringen und Eltern nicht nur noch arbeiten gehen müssen um überleben zu können.

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