AKTUALISIERT – Bislang gibt es gegen das Coronavirus keinen Impfstoff und kein zugelassenes Medikament. Nun hat die EU-Kommission einem vielversprechenden Wirkstoff unter Auflagen die Zulassung für den europäischen Markt erteilt.
Der Wirkstoff Remdesivir wird in Europa unter Auflagen als erstes Mittel zur Therapie von Covid-19 zugelassen. Die Entscheidung gab die EU-Kommission am Freitag bekannt.
“Die heutige Zulassung eines ersten Medikaments zur Behandlung von Covid-19 ist ein wichtiger Fortschritt im Kampf gegen das Virus“. erklärte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Doch Remdesivir – Handelsname Veklury – ist durchaus umstritten.
WAS IST REMDESIVIR?
Das Mittel der US-Pharmafirma Gilead Sciences wurde ursprünglich zur Behandlung der Viruserkrankung Ebola entwickelt, aber nie für diesen Einsatz zugelassen. Später gab es Hinweise darauf, dass es gegen Coronaviren wirken könnte. Remdesivir wird per Infusion verabreicht und hemmt ein Enzym der Viren, das für deren Vermehrung nötig ist.
WIE IST DIE STUDIENLAGE?
Es wurden mehrere Studien zu Remdesivir veröffentlicht, aber aus vielen ließen sich kaum Schlüsse auf eine Wirksamkeit ziehen. Im Mai präsentierte ein internationales Team jedoch erste positive Ergebnisse im „New England Journal of Medicine“ („NEJM“). Rund die Hälfte der 1063 Probanden bekam Remdesivir. Die andere kam in die Kontrollgruppe.
WELCHE ERFOLGE KANN REMDESIVIR VERZEICHNEN?
„Wir haben nachgewiesen, dass das Medikament bei einer Covid-19-Erkrankung den schweren Verlauf abmildert und die Krankheitsphase um etwa vier Tage verkürzt“, sagt der an der Studie beteiligte Infektiologe Gerd Fätkenheuer von der Uniklinik Köln der Deutschen Presse-Agentur.
Die Patienten mit Remdesivir hatten eine Genesungszeit von 11 Tagen, die der Kontrollgruppe von 15. Remdesivir sei insgesamt sehr gut verträglich, sagt Fätkenheuer. Die Studie verzeichnete in der Kontrollgruppe sogar mehr Nebenwirkungen als bei Patienten mit Remdesivir. In beiden Gruppen starben jedoch Menschen am Coronavirus. Die Autoren schreiben im „NEJM“, die Gabe antiviraler Mittel alleine reiche wahrscheinlich nicht zur Therapie aus.
GIBT ES KRITIK AN EINER ZULASSUNG?
Ja. Der namhafteste Kritiker in Deutschland ist Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Er betont, bisher gebe es keinen publizierten Beleg dafür, dass Remdesivir die Sterblichkeit senke. „Es gibt keine Evidenz dafür, dass wir hier Leben retten.“ Erfolgreiche Behandlung bedeute für ihn unter anderem auch substanzielle Sterblichkeitsreduktion. Und die sei nach derzeitigem Stand nicht gegeben.
“Es fehlen definitiv valide und verlässliche Langzeitergebnisse für Covid-19-Patienten“, betont Janssens zudem. „Und prinzipiell würden wir uns in der Intensivmedizin wünschen, dass solche Studienergebnisse durch eine weitere Studie bestätigt werden.“
Fätkenheuer weist die Kritik zurück: „Wenn man liest ‚vier Tage weniger krank gewesen‘, sagt man vielleicht: Naja, was soll’s? Macht das soviel aus? Aber es ist natürlich ein himmelweiter Unterschied, ob jemand auf die Intensivstation kommt und künstlich beatmet wird, oder ob ihm das erspart bleibt. Und das kann von diesem Medikament abhängen, solche Fälle haben wir in der Studie gehabt.“
WER SOLL MIT REMDESIVIR BEHANDELT WERDEN?
Das Mittel sei in der Studie sowohl bei leichter wie bei schwer erkrankten Patienten getestet worden, berichtet Fätkenheuer. Die Studie habe gezeigt, dass vor allem Patienten in einer frühen Phase der Krankheit von Remdesivir profitierten.
WAS KOSTET DAS MEDIKAMENT?
Eine fünftägige Behandlung mit Remdesivir wird nach Unternehmensangaben bei Bestellung durch die US-Regierung 2.340 Dollar (etwa 2.000 Euro) pro Patient kosten. Der Forscher Fätkenheuer kritisierte den Preis als „enorm hoch“. „Ich würde schon erwarten, dass gesamtgesellschaftliche und ethische Gesichtspunkte bei einem Medikament wie Remdesivir eine Rolle spielen“, sagte der Infektiologe dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. (dpa)
Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:
Eupener Krankenhaus seit einem Monat Covid-19-frei. #Coronavirus #Covid19 https://t.co/4UOvk6hCUt
— Ostbelgien Direkt (@OstbelDirekt) July 3, 2020
HINWEIS – Eupener Krankenhaus seit einem Monat Covid-19-frei. https://ostbelgiendirekt.be/krankenhaus-eupen-covid-19-frei-254602
AKTUALISIERT – Erstmals wird in der Europa ein Medikament gegen Covid-19 zugelassen: Wie gut ist Remdesivir? https://ostbelgiendirekt.be/wie-gut-ist-remdesivir-254568
Finde man sollte mit solchen Meldungen noch nicht an die Öffentlichkeit gehen . Dadurch könnte die Gefahr bestehe ,das die Menschen die Gefahr des Virus auf die leichte Schulter nehmen und somit wieder eine
Pandemie auslösen .
Zumal die virale Phase nicht die ist, wo die Leute sterben. Nach der viralen kommt die Phase, wo das Immunsystem überdreht und dann schlussendlich die Phase, wo geschädigte Organe ausfallen. Ein Medikament, was die Viren hemmt, bringt aber nur in der ersten Phase eine Wirkung.
Kaputalismus im Endstadium : „In einem Bericht für das Journal of Virus Eradication wurden die Herstellungskosten für Remdesivir und andere mögliche Medikamente in Indien abgeschätzt. Mindestens würde die Herstellung des antiviralen Medikaments pro Behandlungstag 0,93 US-Dollar kosten, eine zehntätige Behandlung käme also dann auf etwa 10 US-Dollar, wofür Gilead aber 7500 US-Dollar ansetzt. Darin sind natürlich nicht Forschungs- und Entwicklungskosten enthalten.“
https://www.heise.de/tp/features/Pharmakonzern-legt-Preis-fuer-Remdesivir-auf-390-US-Dollar-pro-Ampulle-fest-4799521.html