Gesellschaft

Schüler hinterfragen ihr Konsumverhalten: Wandern daheim statt einer klimaschädlichen Flugreise?

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Seit Monaten fordern junge Leute in ganz Europa mehr Einsatz für den Klimaschutz. Für „Friday-for-Future“-Demos lassen Schüler den Unterricht sausen. Opfern sie auch die beliebten Flugreisen nach dem Abitur?

Zelten irgendwo in der Nähe statt mit dem Flieger Richtung Mallorca zu jetten nach dem Abi? Dem Klima zuliebe auf die Fernreise-Partysause verzichten und CO2-neutral in der Region wandern?

Überall bereiten sich zurzeit Schüler auf ihre Abschlussprüfungen vor – und danach stehen oft Reisen per Billigflieger an. Ist das noch unverändert angesagt und akzeptiert in Zeiten der Demos „Fridays for Future“, bei denen seit Monaten junge Leute für Klimaschutz auf die Straße gehen?

Bei einigen herrscht eine „Doppelmoral“

„Fliegen ist uns zu klimaschädlich“, sagen Ira (18) und Celina (17) während einer Freitagsdemo in Dortmund. Für die Abschlussfahrt nach England habe ihr Berufskolleg bewusst die anstrengendere Bus-Variante gewählt. „Nach dem Abitur wollte ich eigentlich eine Weltreise machen. Das werde ich aber nicht tun. Fliegen ist eine Vollkatastrophe für das Klima, das habe ich jetzt begriffen“, erzählt Gesamtschülerin Franka Wenz.

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Bei den Kundgebungen, aber auch in vielen Schulen landauf landab wird nun diskutiert, ob auch eigene drastische Opfer geboten sind. Johannes Strehler von der Schülervertretung Hessen beobachtet: „Das Thema Flugverzicht ist stark in die Köpfe eingezogen.“ Man könne das aber nicht in Zahlen messen. „Seit den Freitagsdemos ist klimaneutrales Reisen auf jeden Fall ein großes Thema in den Schulgemeinschaften.“ Auch Zelten in der Nähe mache vielen Spaß. „Keiner fliegt heute mehr einfach so.“

Dagegen meint Markus, ein Schüler aus dem Ruhrgebiet, bei einigen herrsche eine „Doppelmoral“: Also Demo Yes, Flugverzicht No. „Wir wollen mit unserer Truppe nach dem Abi mit dem Zug nach Belgien. Aber ich glaube grundsätzlich schon, wenn eine Mehrheit für einen Flug nach Mallorca stimmt, dass dann viele nicht Nein sagen und sich anschließen.“

Timon Nikolaou von der NRW-Landesschülervertretung berichtet: „Eine generelle Auswirkung auf das Flugverhalten sehen wir nicht. Aber mit den Freitagsdemos findet eine Politisierung statt.“ Die Schüler hinterfragten ihr eigenes Konsumverhalten. „Einzelne sind konsequent und verzichten auf Flugreisen. Das könnte sich in die Richtung noch weiterentwickeln.“ Der 18-Jährige findet: „Wenn man 12, 13 Jahre Schule hinter sich bringt, ist es nicht verwerflich, das zu feiern, auch wenn das eine Flugreise einschließt.“

“Flugscham“ im Greta-Thunberg-Land Schweden

Im Greta-Thunberg-Land Schweden kursiert schon die Wortschöpfung „Flugskam“ (Flugscham), auch von einem „Greta-Effekt“ mit Blick aufs Fliegen ist dort die Rede. Ob sich so ein Trend auch bei Schul-Absolventen in Deutschland entwickeln werde, sei schwer abzuschätzen, es gebe keine Erhebungen dazu, sagt „Fridays-for-Future“-Mitorganisatorin Carla Reemtsma. Sie hat einen bundesweiten Überblick über die Freitagsdemos und spricht von einem „hohen Bewusstsein, lieber auf die Bahn umzusteigen“.

Wandern statt Fliegen? Foto: Shutterstock

Ähnlich äußert sich Theresa Kah, die bei der ARD-Talksendung „Anne Will“ mit ihren pointierten Forderungen an die Politik jüngst für Aufsehen sorgte: „Ich glaube, dass sich auf jeden Fall auch viele Abiturienten bei Fernreisen hinterfragen.“

Die Studentin (19) sieht Anzeichen für einen Bewusstseinswandel: „Mein Abi-Jahrgang vor zwei Jahren hätte nicht auf eine Flugreise verzichtet. Aber da verändert sich gerade was.“ Kerosin solle besteuert, das Fliegen teurer und das Bahnfahren günstiger werden.

Eileen Hager vom Landesschülerausschuss Berlin berichtet aus einer Debatte des Gremiums: „Es geht für viele prioritär darum, was bezahlbar ist.“ Schon der Abiball und die Klamotten seien teuer. Als Party-Abschluss seien Flugreisen weiter ziemlich gefragt, denn: „Sie sind auch billiger als Bahnfahrten. Verständlich, dass viele fliegen wollen.“

Einige Beispiele für ein Umdenken gibt es aus Baden-Württemberg: So habe eine Abschlussstufe die Tour nach Kroatien noch auf den Bus umorganisiert. In einer Realschule seien Reisen grundsätzlich für tabu erklärt worden, sofern sie per Flugzeug stattfinden sollten, berichtet Schülerbeiratssprecher Roman Jauch. Um CO2 zu sparen, gebe es Klassen und Kurse, die Wandertage in der Region wählten. Jauch betont: „Das Gremium appelliert an Schulen und Schüler, Flugreisen zu überdenken und an die Politik, Bus und Bahn attraktiver zu machen.“ (dpa)

15 Antworten auf “Schüler hinterfragen ihr Konsumverhalten: Wandern daheim statt einer klimaschädlichen Flugreise?”

  1. Ja NUR alles Abiturienten aus Deutschland !!! Wäre doch eher mal interessant zu wissen was die gesamten BELGISCHEN Abiturienten davon halten und wie diese es tun würden, und mit ALLEN sind alle aus Belgien gemeint und nicht NUR die paar aus der DG.
    WARUM muss man hier deutsche Studien lesen ? Anscheinend weil man solche hier in Belgien gar nicht erst durchführt ausser vllt die eine oder andere Umfrage wie es um die Sprachenkompetenzen, sprich dem französischem, bestellt ist.

    • Nun, das Thema Schuleschwänzen für’s Klima scheint in Belgien schon durch zu sein. Bei den letzten Donnerstagsdemonstrationen fürs Klima waren gerade mal ein paar Hundert anwesend: Kinder, Schüler, Studenten, Opas und Omas und auch noch Landwirte mitgerechnet.
      Am Donnerstag (Schulferien) ein Happening mit gerade mal 200 Menschen am Strand. Mat hat sich halt zufällig getroffen.
      Die Abiturienten sind gerade unterwegs (sehr oft mit Flugzeug) und hinterlassen ihren Fussabdruck.
      Keine Zeit und Lust mehr auf Klima.

  2. Ryanair zittert schon??
    In ein paar Wochen spricht niemand mehr vom Schuleschwänzen fürs Klima. In Kürze wird dann eine neue Sau durchs Dorf getrieben und die Politikdarsteller können ihre Hände da lassen, wo sie waren. Wahlweise in deren Schoß oder besser noch in unseren Taschen.

  3. yogaschüler

    Die Grünen sind dabei am schlimmsten? An Scheinheilligkeit nicht zu überbieten. Wollen uns das Dieselautofahren verbieten ohne Rücksicht auf die Autoindustrie die vor die Hunde geht. Hauptsache zum Yogakurs nacht TIbet fliegen. Die wahren Grünen waren die auch so lebten wie Sie ihre ideale hatten waren die Fundis aber die haben die Grünen ja rausgeschmissen aus Angst nicht Gesellschaftsfähig zu sein. FAkt ist die Grünen waren in der Regierung und haben es nicht geschafft den Atomausstieg in Stein zu meisseln. So wird schon jetzt an durch die FANCK Gutachten erstellt um die Laufzeitverlängerung nach den Wahlen um weitere Jahrzehnte durchzuwinken.

  4. https://www.achgut.com/artikel/claudia_roth_in_den_spuren_von_claas_relotius
    Als es in Deutschland noch so richtig fies kalt war, brach Claudia Roth zu einer zweiwöchigen Reise in wärmere Gefilde auf, die als Fact-finding-mission deklariert wurde. Als ob ausgerechnet Claudia Roth sich noch eine Meinung über den Klimawandel bilden müsste, reiste sie mit einer Delegation, die aus ihr und zwei gleichgesinnten MdBs bestand, über Bangladesch und Australien auf jene berühmten Inseln im Südpazifik, die seit Jahrzehnten ebenso wie die ARD und das ZDF gegen ihren Untergang ankämpfen. Und zurück, wieder über Australien, nach Berlin, wo inzwischen die ersten Krokusse durch die Wiese vor dem Reichstag brachen.
    …..
    Heuchler wählen Heuchler!

  5. Meine Erfahrung zum Thema:
    vor 2 Wochen (start Osterferien) am Fh BRU: Flüge ausgebucht, Terminals voller Schüler mit pinken, schwarzen, oder sonstigen Einheitspullis oder T-Shirts…
    Am Zielflughafen das gleiche Bild!!
    Rückreise ->gleiches Bild, umbuchen fast unmöglich!!
    Wieder in BRU, genau Sie wissen schon..

    Es werden Gaga Demos abgehalten, macht ja Spass. Hinterfragt wird der ganze Blödsinn nicht, geschweige denn das angefangen wird zu verzichten…

  6. Hihi ich lach mich tot… wenn ich fliege habe ich überhaupt kein schlechtes Gewissen… ist doch nur ein Flug von… 80 000 täglich !!!!! Da sollen die doch mit dem Zug rumreisen, super bei 35 Grad und überfüllften Wagons… ich liebe das Flugzeug auf jeden Fall !

  7. Kritiker

    Die Grundidee ist gut, ja fast genial. Die Realität sieht jedoch ganz, ganz anders aus.
    Der westliche Mensch degradiert immer mehr zum „Konsum- und Luxusaffen“.
    Und diie jungen Leute sind oft ein „Abziehbild“ ihrer unvorbildlichen Eltern.

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