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Voeren

"50 Jahre Ungerechtigkeit und Widerstand": Ein Protestplakat in Voeren. Foto: OD

Der 1. September 2013 ist für einen Teil der Einwohner von Voeren ein Tag der Freude, für andere jedoch ein Tag der Trauer. An diesem Sonntag jähren sich zum 50. Mal die Festlegung der Sprachgrenzen in Belgien und die Zuteilung von „Fourons“, wie das nördlich von Aubel und Bleyberg gelegene Gebiet im Französischen genannt wird, an die Provinz Limburg und an Flandern.

Seit 50 Jahren ist Voeren damit eine Exklave der Provinz Limburg. Seit dieser Zeit ging von dieser kleinen Gemeinde immer wieder Unruhe aus. Die Bevölkerung war gespalten in eine flämisch- und eine wallonischgesinnte Gruppe. Dies führte Ende der 1970er Jahre und Anfang der 1980er Jahre einige Male zu Krawallen zwischen den beiden Gruppen.

1982: José Happart gewinnt die Wahl

Ab 1963 wurde das Voergebiet ein permanenter Krisenherd im Sprachenstreit zwischen Flamen und Wallonen.

Ab 1963 wurde das Voergebiet ein permanenter Krisenherd im Sprachenstreit zwischen Flamen und Wallonen.

Bei den Gemeinderatswahlen von 1982 ließ sich einer der kämpferischsten Wallonischgesinnten, der Obstbauer José Happart, als Bürgermeisterkandidat nominieren und gewann die Wahl.

Die Tatsache, dass der französischsprachige Happart als Bürgermeister einer flämischen Gemeinde kein Wort Niederländisch sprach, führte zu erheblichen Spannungen bis hin zu Regierungskrisen auf höchster Ebene. Der Konflikt wurde erst im Jahr 1989 beendet, als Happart durch einen flämischen Kollegen ersetzt wurde.

Bei den Wahlen von 2000 trat aufgrund von EU-Regelungen eine Neuerung ein. Alle in der Gemeinde wohnhaften EU-Staatsangehörigen durften an den Gemeinderatswahlen teilnehmen. Aufgrund der Grenznähe zu den Niederlanden lebten damals in Voeren etwa 17% Niederländer (2005 waren es 22%).

Dieser Anteil reichte für die niederländischsprachige Partei „Voerbelangen“ (Interessen von Voeren) aus, um die Wahl mit 53% der Stimmen zu gewinnen und die bisher regierende wallonischgesinnte Partei, „Retour à Liège“ (Zurück zu Lüttich), in die Opposition zu verweisen.

Ortsschilder und Wegweiser nur noch einsprachig

Blick auf Sint-Martens-Voeren. Foto: Wikipedia

Blick auf Sint-Martens-Voeren. Foto: Wikipedia

2006 gewann „Voerbelangen“ 61% der Stimmen, die in „Retour @ Libertés“ (Zurück zu den Freiheiten) umbenannte wallonischgesinnte Opposition nur noch 39%. Bürgermeister ist seit 2000 der Flame Huub Broers.

Im Dezember 2006 beschloss die Flämische Regierung, alle noch offiziellen französischsprachigen Gemeinde- und Ortsnamen in Flandern, auch in sogenannten „Fazilitäten-Gemeinden“ wie Voeren, abzuschaffen. Demnach sollen die französischen Bezeichnungen sowohl von Ortsschildern und Wegweisern als auch aus behördlichen Dokumenten verschwinden.

Voeren besteht aus 6 Ortschaften: ’s-Gravenvoeren, Sint-Pieters-Voeren, Sint-Martens-Voeren, Moelingen, Remersdaal, Hagelstein und Teuven.

8 Antworten auf “Voeren”

  1. Suggestion

    Ohne dieses damalige Superspektakel wären die beiden „Happarts“ wohl ihr Leben lang auf ihren Äpfeln sitzen geblieben.

    Der damalige Zirkus hat stark geholfen auch politisch Karriere zu machen.

    Was lernt uns das: auch mit Fallobst kann man politisch ganz nach oben kommen!

    Der Begriff: zurück zu den Freiheiten wäre ein tolles Schlachtwort für 2014 oder?

  2. Öppe Alaaf

    Also irgendwie klingt das für mich so, als müssten die DG ler ab 2014 ganz schnell niederländisch sprechen lernen und ab 2020 heisst es dann wohl Kellemaere statt Kelmis und es ist Schluss mit dem Deutschgedöns in Belgien.

    En avant les flamands.

    Das ist anscheinend ganau das, was in anderen Threads immer wieder gefordert wurde. Aber diejenigen, die das fordern werden die Konsequenzen nicht mehr erleben…50 Jahre sind eine lange Zeit.

    Öppe „ist immer noch stolz auf die DG“ Alaaf

  3. Es fehlt der Hinweis auf die Ortschaften Comines/Warneton bzw. Komen/Waasten. Diese wurden zum gleichen Zeitpunkt der Wallonie angegliedert, obwohl hier auch etliche Flamen wohnten bzw. noch immer wohnen. Diese haben nie solch ein Aufhebens gemacht wie die Wallonen in Voeren.

  4. gerhards

    Wenn das eh schon nicht’s mit der Autonomie bei uns wird, dann bin ich Germ bereit das wir zu Flandern kommen.
    Dann hat das hickhack hier endlich ein Ende.
    Da unser Platt und flämisch Recht ähnlich sind, wird Platt ja Amtssprache.
    Alleine dafür würde es sich lohnen!

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