Viele waren am Sonntag im Europasaal des Ministeriums erschienen: die honorigen Gastgeber und die Familie des Autors sowieso, aber auch viele Freunde, langjährige Weggefährten, Kritiker oder einfach nur neugierige Literatur-Interessenten.
Lesungen von Freddy Derwahl sind stets ein Ereignis, zumal – wie im Falle seiner Lebenserinnerungen „Auf dem Marktplatz“ – das Buch bereits im Vorfeld engagiert und kontrovers diskutiert wurde.
In ihrer Begrüßung wies Kulturministerin Isabelle Weykmans die rund 80 Gäste auf die breite Förderung kultureller Aktivitäten in der DG hin, wobei das Kulturdekret der Regierung Garant für eine nachhaltige, lebendige ostbelgische Kulturszene sei.
Parlamentspräsident Alexander Miesen unterstrich seinerseits die Lebensleistung des Schriftstellers und langjährigen BRF-Journalisten. Seine zahlreichen Veröffentlichungen – nicht zuletzt als Lyriker – hätten ganz wesentlich dazu beigetragen, dass auch ostbelgische Literatur zu den kulturellen Visitenkarten unserer Gemeinschaft gehöre. Dabei sei Derwahl nie nur Zeitzeuge und Kommentator gewesen. Den Lauf bestimmter Dinge in der jüngeren Geschichte Ostbelgiens habe er zeitweilig und in gewissem Maße sogar mit beeinflussen können.
Nach so viel Lob aus dem Munde der Politiker revanchierte sich Ostbelgiens Vorzeigeschriftsteller mit einigen kurzweiligen Auszügen aus seinem jüngsten Werk.
Der inzwischen 72-jährige Eupener hat sich zeit seines Lebens voll und ganz der Literatur verschrieben. Um aber als Schriftsteller zu Höhenflügen ansetzen zu können, muss man schon in die Tiefe gehen. Und das beherrscht Derwahl wie kaum ein anderer.
Wenn es ums Schreiben geht, schenkt der Autor sich nichts: Er wird existenziell und geht dabei oft an die persönliche Substanz. Doch auf diese Art und Weise entstehen Texte, die ihren Reiz auch beim mehrfachen Lesen nicht verlieren.
Es ist nicht unbedingt immer die Leichtigkeit des Seins, sondern manchmal das glatte Gegenteil, aus dem der starke literarische Stoff gestrickt ist.
Freddy Derwahl ist ein profunder Denker. Er besitzt eine feine sprachliche Klinge: Oft ist sie spitz, auch schon mal gülden. Doch stets versteht es der Schriftsteller, seine persönlichen Lebenserinnerungen und Geschichten, wovon einige inzwischen zum kollektiven Bewusstsein Ostbelgiens gehören, auf wundersam unterhaltsame Weise zu erzählen. Keine Frage: Das Buch ist es wert, immer wieder gelesen zu werden.
Eine weitere Lesung findet an diesem Mittwoch, dem 10. April, um 20 Uhr im Café „Trottinette“ des St. Vither Kulturzentrums Triangel statt. Auch hier ist jeder willkommen, der Eintritt ist frei. In seinem Buch hat Freddy Derwahl der Eifel ein besonderes Kapitel gewidmet. Politiker wie Johann Weynand, Albert Gehlen und Lorenz Paasch spielen im politischen Teil eine wichtige Rolle.
Das 324 Seiten umfassende Werk ist im KBV-Verlag, Hillesheim, erschienen und in Buchhandlungen in Eupen, Kelmis und St. Vith erhältlich. (gk)
Freddy Derwahl, „Auf dem Marktplatz – Lebenserinnerungen“, kbv Verlag, Edition Eyfalya, Hillesheim, 324 Seiten, 24 Euro
Also ich verstehe wirklich nicht, warum immer so viel über diesen Menschen geschrieben wird! Ok, er war Journalist, das war sein Beruf, dafür wurde er bezahlt! Ist er international bekannt, hat er besondere Leistungen für die Menscheheit erbracht oder sucht er weiter finanzielle Vorteile?
Freddy Derwahl war nicht nur Journalist, sondern er hat auch eine Reihe von hervorragenden Büchern geschrieben, die teilweise die Grenzen der Euregio überstiegen, wie z.B. die beiden Biographien „Der kleine Sim“ und „Anselm von Grün“. Also: Bevor Sie meckern, erst mal besser machen.
Mit seiner Autobiographie wird Freddy Derwahl finanziell nicht reich, er bereichert vielmehr das Kulturleben. Nachfolgend ein Rechenexempel: Wenn 1.000 Exemplare verkauft werden und das Autorenhonorar bei 10 Prozent (oft nur 8 Prozent) liegt, dann würde er brutto 2.400 Euro (2,40 Euro x 1.000) verdienen.
Bravo, gutes Kalkül. Selbst bei 2.000 verkauften Exemplaren (4.800 Euro) oder gar 3.000 Exemplaren (7.200 Euro) würde Freddy Derwahl nicht reich.
Also: Kultur sollte man nicht berechen, sondern genießen. Ich habe sein Buch genossen.
Er war auch mal ein Pff’ler
Das stimmt. Parteipolitisch war Derwahl ein Oppurtunist. Er hatte so ziemlich alle Parteifarben in seinem Leben. Dagegen hat er literarisch einiges. Chapeau.
Einige seiner Bücher werden ihn überleben.
Ja, mit Sicherheit einige Biographien, Erzählungen und Romane. Die wird man auch dann noch lesen, wenn Freddy Derwahl einmal für immer seine Augen zugemacht hat. Aber hoffentlich wird er noch einige spannende Bücher verfassen. Deshalb: Beste Gesundheit für die nächsten Jahre.
Genau. Freddy Derwahl soll noch lange leben und weiterhin Bücher schreiben.
Übrigens: Sein neues Werk ist wirklich lesenswert und spannend
Sicherlich ein Buch für jeden Ostbelgier, der gerne liest.
Genau. Das wünsche ich Herr Derwahl auch.
In der Tat: Beste Gesundheit braucht Freddy Derwahl. Eine schwere Krankheit vor zwei Jahren war der Anlass, diese Autobiographie zu verfassen. Momentan ist er gesundheitlich stabil und freut sich zu Recht über den Erfolg seines neuen Werks.
Irgendwie komisch – er hat immer auf alle eingedroschen (und dabei nicht schlecht vom System profitiert), und jetzt heben die Eingedroschenen ihn aufs Schild…
Bin nicht so auf dem laufenden wie du!? Bitte erkläre mal was du meinst. Danke!
In der Tat: Derwahl hat nie mit Kritik gespart und ist deshalb oft in Schwalitäten geraten.
War es Mut oder Opputunismus?
Das kann ich nicht beurteilen.
Genau!
Kritisch denken!
Wie ist das gemeint: pro oder contra?
Ich sehe da absolut nicht klar. Wie ist das gemeint?
Überbewertet! Absolut überbewertet! Nettes Lokalkolorit, mehr aber auch nicht. Vor allem aber piefig.
Sie sollten das literarische Werk von Freddy Derwahl nicht abwerten und minimalisieren.
Er hat m.E. die Euregio kulturell bereichert. Er kann sehr gut erzählen und schreiben.
Ob das „piefig“ ist, weiß ich nicht. Warum immer so negativ !!!
Lokal- bzw. Regionalkolorit ja, aber „piefig“. Das ist schon beleidigend. Und der Lokal- bzw. Regionalkolorit ist m.E. wie das Salz in der Suppe. Ohne diesen Kolorit wären beispielweise seine Bücher „Die Füchse greifen Eupen an“, „Bosch in Belgien“ und „Das Haus im Farn“ fade und öde.
Gewiss wird Derwahl nie zur Weltliteratur gehören, aber für unsere Region ist er schon eine literarische Lichtgestalt. Seine Romane haben nämlich nicht nur Kolorit, sondern auch Sinn und gelegentliche Tiefe. Bei allem Neid: Derwahl kann sehr gut formulieren und schreiben.
Märchen Oma: Das ist Quatsch. So können Sie Derwahls Bücher nicht reduzieren.
Derwahl hatte zumeist eine „Message“ (Botschaft) in seinen Werken.
Zuerst: Besser machen, dann motzen.
Das ist pejorativ und beleidigend. Pfui, pfui, pfui.
Diese Bemerkung war überflüssig.
Derwahl kann schreiben.
Ja sehe ich auch so. Der profilierteste ostbelgischer Literat nach dem Krieg! Man braucht ihn nicht zu idealisieren, aber warum dieses Bashing. Man sollte seine Werke lesen und jeder darf es mögen oder auch nicht. Ich verstehe nicht warum vielen diese Freiheit nicht gegeben ist und dann den Autor entwerten. Der oft „religiöse (mystische) Hintergrund“ oder „den „Sumpf einer oberflächlich verstandenen, fast promiskuitiven „Modernität“ zu überwinden“ (Heinrich Böll) sind spannende Themen, die Anlaß geben zum Nachdenken, müssen ja nicht geteilt werden. OS ( wohl Oswald Schröder?) in seinem Bericht im Grenz-Echo überlässt es nicht dem Autor seine Passagen zu lesen, sondern erwähnt was er nicht vorgelesen hat. da ist Neid zu spüren. Ich ziehe es vor sich mit dem Werk als mit dem Autor auseinanderzusetzen
die beiden PFF Politiker auf dem Bild werden vielleicht auch mal Bücher schreiben ….
Je ne sais rien, mais je dirai TOUT.