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Viel zu viel Müll: Verbot für Besteck, Teller und Strohhalme aus Plastik Thema im EU-Parlament

Trinkhalme aus Plastik liegen auf einem Tisch. Plastikteller, Strohhalme und andere Einmalprodukte aus Kunststoff sollen in der EU bald nicht mehr erhältlich sein. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Einmal benutzen und dann in den Müll damit: Plastik-Wegwerf-Produkte sind praktisch – aber auch schädlich für Klima und Meere. In der EU soll es künftig Plastikstrohhalme und Ähnliches nicht mehr geben. Doch sind die Verbote mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein?

Die Temperaturen steigen, die Abende werden länger, auf Terrassen und in Parks wird schon „angegrillt“. Noch gehören Plastikbesteck, Plastickteller und Plastikstrohhalme für viele zur Grillparty dazu. Am Abend wandert alles in den Müll, kein Stress mit Abspülen oder Scherben. Doch damit soll in absehbarer Zeit Schluss sein.

An diesem Mittwoch will das EU-Parlament das Verbot von Einweg-Plastikprodukten beschließen, für die es geeigneten Ersatz gibt.

Es ist einer der letzten Schritte in einem Verfahren, für das sich die Politik schon ausgiebig gefeiert hat. Nach dem Votum in Straßburg müssen formell noch die Mitgliedstaaten grünes Licht geben. 2021 soll das Verbot greifen, dann verschwinden viele Produkte aus den Supermarktregalen.

Einweggeschirr aus Pappe und Messer, Gabeln, und Becher aus Plastik liegen zusammen auf einem Tisch. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Die EU hofft, so den Ausstoß von Kohlendioxid bis 2030 um insgesamt 3,4 Millionen Tonnen zu verringern. Bis dahin sollen auch Umweltschäden im Wert von 22 Milliarden Euro vermieden werden.

Alternativen gibt es längst, ob aus Pappe, Holz, Glas oder Bambus. Die sind in der Herstellung nicht immer ökologisch besser als Plastikprodukte, vor allem wenn sie nicht mehrmals verwendet werden.

Aber das EU-Verbot ist gemünzt auf das Plastik an den Stränden und in den Meeren. Dort ist es lebensgefährlich für Tiere und landet als Mikroplastik über die Nahrungskette auch auf den Tellern der Menschen. Experten warnen eindrücklich: 2050 könnte mehr Plastik in den Ozeanen schwimmen als Fische.

Um das zu verhindern, reicht es nicht, in der EU auf kleine Rührstäbchen im Kaffee, auf Wattestäbchen und Luftballon-Halter aus Kunststoff zu verzichten. Bei der UN-Umweltkonferenz in Nairobi wollte unter anderem die Bundesregierung in Verhandlungen über eine UN-Konvention zum Schutz der Meere vor Vermüllung einsteigen – das hat nicht funktioniert. Enger zusammenarbeiten wollen die Staaten aber. Allen sei klar, dass etwas passieren müsse, hieß es in Nairobi – in vielen Ländern wird Müll kaum gesammelt, geschweige denn recycelt.

Kampagne „Eine Welle gegen Einweg“ von Miteinander Teilen, dem Viertelhaus Cardijn und der Stadt Eupen. Foto: Gerd Comouth

In der Tat ist Plastikvermüllung ein globales Problem, der allergrößte Anteil des Abfalls gelangt Forschern zufolge aus zehn großen Flüssen ins Meer. Aber viele Industriestaaten haben eine Vorbildfunktion und können zeigen, wie Wohlstand und Konsum nachhaltig funktionieren.

Das nach viel Gezerre verabschiedete Verpackungsgesetz, das seit Januar in Kraft ist, schraubt Recyclingquoten nach oben und soll dafür sorgen, dass Hersteller auf leichter wiederverwertbare Materialien setzen.

Umweltschützern geht all das nicht weit genug. Sie fordern etwa Mehrweg-Quoten für Getränke, Abgaben auf Einwegflaschen, Steuern auf Plastik, einen Preis auch für dünne Plastiktüten für Obst oder Gemüse, verbindliche Ziele zur Müllvermeidung und schärfere Regeln für den Müllexport, damit deutscher Plastikabfall nicht anderswo in der Landschaft landet. (dpa)

15 Antworten auf “Viel zu viel Müll: Verbot für Besteck, Teller und Strohhalme aus Plastik Thema im EU-Parlament”

  1. Pensionierter Bauer

    Dies ist wie so vieles in den letzten Jahren auch wieder nur eine von den Grünen initiierte Symbolpolitik. Weil die Menschen in den Entwicklungs- und Schwellenländern es nicht auf die Kette bekommen eine anständige Müllentsorgung auf die Beine zu stellen, werden uns in Europa weitere Verbote aufgezwungen.
    Was mich, genau wie viele Andere auch, ärgert ist nicht die Tatsache dass die Grünen solchen Schwachsinn verlangen, sondern dass die anderen Parteien denen auch noch hinterherlaufen.

    • Dicke Pupillen

      Oh nein, wir müssen etwas Gutes für unsere Erde tun. :-(
      Frag mich sowieso wer dem Ende von Plastikbesteck nachtrauert bringt doch keinem was.

      Als kleines Kind hab ich ähnlich argumentiert: „die anderen dürfen das, warum ich nicht?“

      meine Muter: „weil die anderen nicht cool sind“

    • DerPostbote

      „Mama, Tobias spielt das auch, dann will ich das auch haben!!“

      Also soll die EU nun genauso unreflektiert handeln, wie es China tut? Warum darf ein Land bzw. in diesem Fall ein Länderbund nicht mit gutem Beispiel voran gehen? Es gibt alternativen zum Plastikgeschirr. Bei Familienfesten und Grillen ➝ Metallbesteck. Bei Zeltfesten, etc. ➝ Holzbesteck.

      Ich trauere dem Plastik bestimmt nicht nach. Unsere Straßen, unsere Umwelt,… werden es uns danken.

      • DenAhlen

        Ich trauere dem auch nicht nach! Aber nennt das Kind beim Namen! Plastikverpackungen und Besteck sind Unsinn. Die kann man verbieten jauch ohne falsche Behauptungen aufzustellen. Dieser Plastik liegt im Strassengraben, das sieht jeder der die Augen öffnet. Es wird aber immer so hinstellen, als ob wir in Europa unseren Müll in die Meere kippen! Das stimmt nicht! Und wenn ihr schon dabei seit, dann verbietet auch Getränkedosen!

        • Walter Keutgen

          DenAhlen, Plastikverpackungen landen nicht im Graben, sondern im Hausmüll, der verbrannt wird. Bei weniger Plastik muss halt in der Müllverbrennungsanklage mehr Öl verbraucht werden. In Brüssel soll es ja schon Leute mit ihren Kesseln Fleisch kaufen. Wenn sie sauber sind, hat die AFSCA nichts dagegen. Wie sauber ist denn sauber? Zurück zu der Plastikverpackung: Obst und Gemüse gehören in Einwegverpackungen, denn es gibt auch Schimmel und Fäulnis. Früher verpackten Verkäuferinnen sie in Papiertüten. In Brüssel sind Jutesäckchen schon Pflicht. Normalerweise müssten sie vor jedem Einkauf heiß gewaschen werden. Außerdem Kessel, Jutesäckchen, Textilbeutel und zu Fuß oder per Rad zum Supermarkt?

          Einmalzeug ist natürlich nicht gut, es gibt aber Anwendung dafür. Nur, ist der Plastikersatz wirklich ökologisch? Wieviel landwirtschaftliche Fläche wird denn für nachwachsende Rohstoffe verschwendet?

          • DenAhlen

            „Wieviel landwirtschaftliche Fläche wird denn für nachwachsende Rohstoffe verschwendet?“ Nicht ein Hektar! Land kann man für die Produktion von Rohstoffen NUTZEN, aber das Land ist immer noch da!
            „Ist der Plastikersatz ökologisch?“ Anders herum gefragt: ist das was in Punkto Verpackungen in Kühlregal abgeht ökologisch? Und noch ne Frage: auf den Etikett deiner Wäre, steht da auch drauf woraus die Verpackung besteht und welche Stoffe die Verpackung an die Nahrung abgibt? Und dann meine letzte Frage: warum wird nur der Plastik für den Endkunden verboten? Es redet ja keiner davon Plastikverpackungen im HANDEL zu verbinden. Die dürfen weiterhin Ist und Gemüse einzeln in Folie verpachten, nochmal eine Dose drum herum machen etc…

            • Walter Keutgen

              DenAhlen, Flächen, die für nachwachsende Rohstoffe gebraucht werden, sind nicht für Nahrungsmittelproduktion verfügbar. Ich hätte nicht das Wort „landwirtschaftliche“ benutzen sollen. Baumwollefelder sind doch auch landwirtschaftlich. Verpackungswerkstoffe für Lebensmittel unterliegen jedenfalls in Frankreich und Italien strengen Regeln. Plastikverpackungen im Handel sollen durchaus verboten oder durch „freiwillige Abmachungen“ abgeschafft werden, anvisiert ist 2022. Natürlich sind Endkundenverpackungen für den Aktivismus am sichtbarsten.

              • DenAhlen

                „Flächen, die für nachwachsende Rohstoffe gebraucht werden, sind nicht für Nahrungsmittelproduktion verfügbar“.
                Faserkulturen, wie Leinen oder Hanf … sind wirtschaftich nicht sehr interessant, weil sie in der Konkurrenz zum billigen Kunststoff oder Baumwolle stehen. Meist sind diese Kulturen Teil einer Fruchtfolge, weil viele Nahrungsmittel-Kulturen auf Dauer mit sich selbst unverträglich sind (einseitige Auslaugung und höreres Risiko für Krankheiten). Sinn und Zweck einer Fruchtfolge ist es die Böden wieder ins Gleichgewicht zu bringen! Es ist doch besser dieses Fläche für Faserproduktion sinnvoll zu nutzen als sie brach liegen zu lassen, oder! Und wenn sie antworten, dann sehen Sie das mal aus der Sicht eines Landwirten, für den der Erlöss der landwirtschaftlichen Produktion zum Leben reichen muss. Es geht also überhaupt keine Produktionsfläche für Nahrungsmittel verloren. Und, wie schon erwähnt, sehr rentabel ist das nicht und wenn der Landwirt etwas anderes, zB Lebensmittel, in der Fruchtfolge integrieren kann, dann wird das auch gemacht! Leinen erbringt nur allerhöchstens 1000 €/ha an Faserertrag, Hanf ist da schon etwas besser (maximal 1500 €/ha), aber auch schwieriger zu verarbeiten und noch weniger nachgefragt. Wenn die Nachfrage steigt, dann könnte das natürlich etwas verändern. Aber daran glaube ich noch nicht.

  2. Walter Keutgen

    Plastikteilchen in unserer Nahrungskette sind doch die mikroskopischen Kügelchen in der Schminke. Die sollten verboten werden. Wird aus Rücksicht auf die Industrie erst werden, wenn ihre Zahl denn ein Problem darstellen wird.

    • Walter Keutgen

      Weitere Quellen von Plastikteilchen:

      1. Abrieb von Autoreifen
      2. Auswaschen von Kleidung mit synthetischen Fasern
      3. Der gewöhnliche Plastik in der Umwelt zerfällt in Teilchen bevor er chemisch umgewandelt wird. Z.B. auch in Komposten.

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