Handspiel oder nicht? Regelwidriges Foul oder nur eine Schwalbe? Darüber könnten Fußball-Schiedsrichter bald nach einem Blick auf einen Bildschirm entscheiden. Wie, wo und wann, das soll bereits ab der nächsten Saison ausführlich in einigen Ligen getestet werden, womöglich auch in Belgien.
Die Entmachtung der beiden Fußball-Bosse Joseph Blatter (FIFA) und Michel Platini (UEFA) scheint gerade in Sachen Videobeweis das Eis gebrochen zu haben. Auf einmal ist die Angelegenheit in Bewegung gekommen. Viele der bisherigen Vorbehalte gibt es inzwischen schon weniger.
Die Entscheidung über die Einführung des Videobeweises trifft der International Football Association Board (IFAB).
Bei dieser altmodischen Vereinigung handelt es sich um einen achtköpfigen Männerzirkel, der sich aus vier Vertretern der FIFA und je einem Repräsentanten der Fußballverbände von England, Schottland, Wales und Nordirland zusammensetzt. Die FIFA erkennt seit ihrer Gründung im Jahr 1904 die Oberhoheit des IFAB in Regelfragen an.
Die Fußball-Regelhüter wollen vor einer möglichen Einführung des Videobeweises verschiedene Varianten parallel testen lassen. Die Tests könnten über zwei, vielleicht sogar drei Spielzeiten laufen, bevor klar ist, ob Videobeweise eine Verbesserung für das Spiel wären, hieß es von Seiten des IFAB, der bei seiner Vollversammlung Anfang März 2016 in Cardiff die Einführung von Tests definitiv beschließen soll.
„Wir wollen alles untersuchen“, sagte Lukas Brud vom IFAB der Deutschen Presse-Agentur (dpa): „Ob es besser ist, das Spiel zu unterbrechen, oder nicht. Ob besser ein Schiedsrichter in einem Van außerhalb des Stadions sitzt oder der Schiedsrichter sich am Spielfeldrand die Bilder anschaut.“
Es sollten nur spielentscheidende Szenen überprüft werden, etwa ein Handspiel vor einem Torschuss. Versuche in den Niederlanden hätten gezeigt, dass es um zwei bis drei Szenen pro Spiel gehe. Geprüft werde meist, wenn der Spielfluss ohnehin unterbrochen sei.
Drei Verbände haben sich bereits offiziell dafür gemeldet: die US-Profiliga Major League Soccer, der brasilianische Fußballverband und der niederländische Verband KNVB, der die Technologie bereits seit Längerem testet. Auch Belgien könnte sich dazu bereit erklären, ab der kommenden Saison den Videobeweis zu testen. Die englische FA will Videobeweise in ihrem Pokalwettbewerb ausprobieren.
Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) unterstützt die Einführung des Videobeweises. Im November 2015 hatte sich etwa Herbert Fandel, der Vorsitzende der DFB-Schiedsrichter-Kommission, für die Einführung ausgesprochen. (dpa/wikipedia/cre)
Endlich, höchste Zeit. Wie schon bei der Torlinientechnik werden auch mit dem Videobeweis alle zufrieden sein. Der Fußball hat genug Emotion zu bieten, wenn alles nach den Regeln verläuft. Dafür braucht man nicht noch Fehlentscheidungen der Schiris.
Richtig, eine weise Entscheidung. Besonders bei EU ,Welt und anderen Pokalspielen, die eh im Fernsehn übertragen werden, ist es ja auch ganz einfach einzurichten.
Finde ich nicht. Bei SKY diskutieren mehrere ‚Experten“ minutenlang über eine Situation, ohne sie definitiv bewerten zu können. Sogar die pensionnierten Schiedsrichter geben mit Zeiten unqualifizierten Mist von sich. Torlinientechnik OK. Einmischung ins Spiel. Nein
Tätlichkeiten und unsportliches Verhalten können ja im nachhinein konsequent bestraft werden.
Stell dir einfach mal vor Belgien steht im EM-Finale und hat als Gegner Deutschland. Traumfinale – in der 89. Minute erzielt Özil ein Tor mit seiner Hand und Deutschland wird Europameister. Dann wird jeder nach dem Videobeweis schreien.
Ach, ich weiß nicht, bin zwar kein Fußballnarr, glaube aber, dass auch in diesem Bereich die zunehmende Überwachung und Computerisierung wieder ein Stück Ursprünglichkeit und Spannung wegnehmen wird, ohne alle Probleme lösen zu können.
Gewiss ist es ärgerlich, wenn ein Spiel durch eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters oder eine unentdeckte Regelverletzung verloren geht. Aber das ist eben auch ein Teil dieses Sports und macht seinen Reiz aus. Wie viele Diskussionen am Tresen drehen sich nach einem Spiel nicht um solche Fragen? Und wie wunderbar kann man die eigene Leistungsschwäche durch Kritik am Schiedsrichter verdecken.
Spielentscheidungen durch Leute am Bildschirm in einem Kontrollturm, die alle Aufzeichnunegn von einem Dutzend Kameras vor- und zurücklaufen lassen? Auch da wird manche Szene zu Kontroversen führen.
Aber wie bei Auto- und Radrennen wird die zunehmende Bedeutung der Elektronik auch im Fussball nicht aufzuhalten sein.