Gesellschaft

Traumberuf Landwirt: Drei ostbelgische Filmporträts räumen mit Vorurteilen auf – „MUH-tig in die Zukunft“

Vorstellung der Berufskampagne „Leben, Liebe, Landwirtschaft - MUH-tig in die Zukunft“ sowie der neuen dualen Ausbildung zum Landwirt am Mittwoch in Herresbach: Ministerpräsident Oliver Paasch, Bildungsministerin Lydia Klinkenberg, die Pädagogische Beraterin im IAWM, Christiane Weling, und der Bio-Landwirt David Meyer (v.l.n.r.). Foto: Serge Heinen

Die Geschichten der Bio-Landwirte Elena Theissen und David Meyer sowie des selbstständigen Dienstleisters Christoph Baum sind Teil einer Kampagne, die im Auftrag von MP Oliver Paasch (ProDG) im Ministerium der DG entstand. Ziel ist es, über das Berufsbild des Landwirtes zu informieren, um junge Menschen von der Attraktivität des Berufs zu überzeugen.

Landwirte haben nicht immer den besten Ruf. Von Massentierhaltung und der Verunreinigung der Umwelt ist die Rede. Hinzu kommt, dass der Job sehr zeitintensiv ist.

Schwarz-Weiß-Malerei war aber noch nie hilfreich. „Die Realität der Landwirte sieht anders aus. Besonders im Grünland Ostbelgien“, weiß Bio-Landwirt David Meyer.

Bildungsministerin Lydia Klinkenberg bestaunt eine Kuh anlässlich der Vorstellung der Berufskampagne und der Einführung der dualen Ausbildung zum Landwirt im Stollenhof in Herresbach. Foto: Serge Heinen

„Kritische Fragen sind gut, aber es gibt auch viel Unkenntnis“, ergänzt die Kollegin Elena Theissen. Kaum ein Beruf ist so abwechslungsreich und anspruchsvoll wie der des Landwirtes. Landwirte versorgen die Bevölkerung mit hochwertigen Lebensmitteln wie Milch, Eiern, Fleisch oder Getreide.

Moderne Landwirte sind hochqualifizierte Fachkräfte. In der Ausbildung lernen sie, wie sie umweltgerecht und ressourcenschonend mit Boden, Pflanzen und Tieren sowie mit modernster Technik umgehen.

Unter dem Motto „Leben, Liebe, Landwirtschaft – MUH-tig in die Zukunft“ stellen die drei Landwirte typische Klischees der Realität gegenüber. Anhand von persönlichen Geschichten wird deutlich, dass der Beruf des Landwirtes im Wandel ist. Und dieser Wandel ist dringend notwendig, denn circa ein Drittel der ostbelgischen Hofinhaber wird in den nächsten 15 Jahren einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin suchen. Der Altersdurchschnitt der Landwirte liegt zurzeit bei über 50 Jahren.

„Leben, Liebe, Landwirtschaft“: Eine sichtlich zufriedene Kuh im Stollenhof in Herresbach. Foto: Serge Heinen

Ministerpräsident Oliver Paasch erklärt: „Die typisch ostbelgische Wald- und Wiesenlandschaft wird in erheblichem Maße durch unsere Landwirtinnen und Landwirte geprägt und durch adäquate Pflege erhalten. 94 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen werden hierzulande zudem für die Milchproduktion genutzt in immer noch vielen kleinen und überschaubaren Familienbetrieben. Sie als unverzichtbare Merkmale unserer Region zu erhalten, ist nicht nur in unser aller Sinne, sondern auch eine Herausforderung; wohl wissend, dass auch die Landwirtschaft einem Fachkräftemangel begegnen muss und zahlreiche Hofbetreiber innerhalb der nächsten Jahre vor der Frage der Nachfolge stehen.“

Mit unserer Berufskampagne und der neuen dualen Ausbildung hoffe man, für dieses Anliegen zu sensibilisieren und hier und dort auch Interesse zu wecken an diesem spannenden, modernen und besonderen Beruf“, so Paasch.

Neues Ausbildungsangebot für motivierte Einsteiger

So kündigt das Institut für Aus- und Weiterbildung im Mittelstand (IAWM) zeitgleich zur Veröffentlichung der Kampagne eine duale Ausbildung für angehende Landwirte an, die im kommenden Ausbildungsjahr starten wird.

Bio-Landwirt David Meyer im BRF-Interview anlässlich der Vorstellung der Berufskampagne und der Einführung der dualen Ausbildung zum Landwirt in Herresbach. Foto: Serge Heinen

„Die Herausforderungen für unsere Landwirte sind vielfältig. Mit einer dualen Ausbildung wollen wir dazu beitragen, dass der würdevolle Umgang mit den Tieren im Einklang mit der Natur und modernster Technik sich nicht widersprechen und es auch in Zukunft in Ostbelgien erfolgreiche Landwirtschaftsunternehmen mit gut ausgebildeten Mitarbeitern geben wird“, so die geschäftsführende Direktorin des IAWM, Dr. Verena Greten.

Die Lehrlinge werden den praktischen Teil der Ausbildung in ostbelgischen landwirtschaftlichen Ausbildungsbetrieben absolvieren, während der theoretische Teil der Ausbildung an der Käthe-Kollwitz-Schule in Aachen stattfindet.

Bildungsministerin Lydia Klinkenberg (ProDG) sieht in der neuen dualen Ausbildung eine Chance zur Gewinnung neuer Fachkräfte: „In Ostbelgien gibt es bereits einige Angebote zur berufsbegleitenden und schulischen Aus- und Weiterbildung im Bereich der Landwirtschaft, die auch sehr gut funktionieren. Mit dieser Lehre soll keineswegs ein Konkurrenzangebot geschaffen werden. Vielmehr erhoffen wir uns neue Zielgruppen für den Beruf begeistern zu können.“

Am 1. Juli beginnt die Lehrvertragsperiode, während der sich die Interessenten für eine duale Ausbildung in Ostbelgien einschreiben können.

INFO – Interessierte können sich die dreiteilige Porträtreihe vom 2. – 17. Juni 2021 unter www.ostbelgien-landwirtschaft.be sowie Ostbelgien Info Facebook und Instagram ansehen.

Weitere Informationen zur dualen Ausbildung in der Landwirtschaft sind auf der Webseite des IAWM einsehbar unter www.iawm.be/ausbildungsangebot/berufe-von-a-bis- z/beruf/landwirt-in/#jobStage

23 Antworten auf “Traumberuf Landwirt: Drei ostbelgische Filmporträts räumen mit Vorurteilen auf – „MUH-tig in die Zukunft“”

  1. Krisenmanagement

    Eine Frage stellt sich mir. Wird diese Duale Ausbildung im Rest Belgiens anerkannt. Die Ausbildung in Deutschland für Landwirte wird in Belgien nicht anerkannt. Wer darf eigentlich ausbilden? Es gibt eigentlich keine Meister in Belgien. Die Subventionen und die Betriebsprüfungen werden von der Wallonischen Region betreut. Oder will die DG das auch noch betreuen. Na dann gute Nacht. Die Frage nach der Dualen Landwirtsschaftsausbildung wurde von anderen Landwirten vorgeschlagen, die nicht im grünen kreis beheimatet sind, wie Elena Theissen und David Meyer. Nun stehen hier andere und heimsen die Lorbeeren ein. Die Ausbildung sollte doch nicht unter dem Einfluss des Bauernbundes stattfinden. Die bisherige Ausbildung des grünen Kreises ist nicht ganz unproblematisch. Vielen Lehrkräften fehlt die politische Neutralität. Die berufsbegleitende Landwirtschaftsausbildung funktioniert nicht reibungslos. In diesem Abschlussjahrgang sind fast die Hälfte der zukünftigen Landwirte durchgefallen. Der Lernstoff entsprach nicht dem Prüfungsstoff. Das spricht nicht gerade für die Qualität des Unterrichts. Aber warum findet der Berufsschulunterricht in Aachen statt? Das ist doch für die Eifeler Schüer viel zu weit.

    • Walter Keutgen

      Krisenmanagement, im Detail verstehe ich nicht, was Sie schreiben, weil ich davon nichts kenne. Ich habe aber gehört, dass Landwirt in Belgien (oder der Wallonie) ein geschützter Beruf ist. Man muss ein Diplom haben, ich weiß nicht welches oder den elterlichen Hof übernehmen. Frage: Ist denn die im Artikel beschriebene Ausbildung von belgischen Staat oder der Wallonischen Region zur Führung eines Landwirtschaftsbetriebes anerkannte? Ist sie zur Vorbereitung auf eine weiterführende agronomische Schule anerkannt?

      Der Artikel lobt wieder einmal die so genannte biologische Landwirtschaft in den Himmel. 20% weniger Ertrag bei Hunger in der Welt. Mag sein, dass das für unsere Gegend dank der höheren Preise und Subventionen rechnet.

      • Krisenmanagement

        @Walter Keutgen die Höfe Theissen und Meyer befinden sich in der Eifel. Die Wahl der Biologischen Bewirtschaftung ist für viele Bauern eine Existenzfrage. Dazu kommen noch die schwierigen Bedingungen der Eifel. Die meisten Eifeler Betriebe sind zu klein, um konventionell zu funktionieren. Die Bezahlung der Produkte ist einfach zu schlecht. Ich denke nicht, dass man mit dieser DG eigenen Ausbildung nicht in Belgien auf weiterführende Schulen gehen kann. Das ist faktisch eine Ausbildung in Deutschland. Ich könnte mir vorstellen, dass diese Ausbildung beim Landwirtschaftsministerium nicht anerkannt wird.

  2. Kompliment an die Macher,
    Respekt und beste Wünsche für die jungen Landwirte. Enthusiasmus und Tatendrang gehören zu jedem Start in die Selbstständigkeit.
    Schade nur das ein junger Mensch sich mindestens 500 000 €uro in die Hand nehmen muss um ein unsicheres Einkommen zu erwirtschaften.

  3. Eiflerin

    Ich hoffe, die Kühe und Kälber bekommen kein Corona, da er gestern erst gepostet hat, das er die zweite Spritze bekommen hat. Oder, weis er nicht, dass der Geimpfte nach der Spritze für einige Tage ansteckend ist? Oder, es war kein richtiger Impfstoff! :-)

  4. der heilige josef

    Der heutige Landwirt ist nur noch ein billiger Sklave der global agierenden Handelskonzerne, die durch ihre Marktmacht die Erzeugerpreise drücken. Viele Landwirte sind durch Investitionen in neue tiergerechtere Stallungen und in den Maschinenpark hoch verschuldet. Auch sind die Betriebe im internationalen Vergleich gar nicht wettbewerbsfähig, so das der Etat, der Agrarsubventionen der europäischen Union einer der größten ist, für den alle Steuerzahler der EU aufkommen müssen. Die Niederlande haben daher attraktive Programme zur weiteren Reduzierung landwirtschaftlicher Betriebe aufgelegt, die Flächen werden renaturiert und die Landwirte umgeschult und in andere Branchen vermittelt. So hofft man das dadurch auch die Nitratbelastung der Böden reduziert werden kann.

      • der heilige josef

        Nur mal ein Beispiel zur Lage der westeuropäischen Landwirtschaft, ohne unsere Agrarsubventionen wäre die heimische Zuckerrübe längt verschwunden . Sie sollten sich nur mal, mit dem jährlichen EU Agrarbericht zur Zuckerrübe im Vergleich zum Zuckerrohr befassen. Dann erkennen sie das hier eine Feldfrucht nur dadurch existiert, weil sie mit Milliarden künstlich beatmet wird.

        • Lesen Sie weiter unten, scheinbar haben Sie das System noch nicht verstanden. Da hilft der Agrarbericht (den ich übrigens kenne) auch nicht.
          Hier wird so vieles „künstlich“ beatmet, eigentlich kann alles außerhalb der EU billiger hergestellt werden, schaffen wir alles ab und leben von Importen und Bürokratie

    • Mockingjay

      Die Agra-Subventionen haben nichts mit der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Landwirtschaft zu tun, es sind eigentlich nur versteckte Subventionen für Nahrungsmittelkonzerne wie Nestle oder Danone. Für ihren maximalen Profit brauchen diese Konzerne möglichst billige Agra-Rohstoffe und die geiz ist geil Mentalität vieler Verbraucher tut ihr übriges. Der europäische Bauer ist eben kein Farmer der fast menschenleeren Great Plains, der Tiere in riesigen Feedlots ohne jedwede Umweltauflage halten darf. Die vermeidliche Wettbewerbsfähigkeit dieser Art von Landwirtschaft ist weit entfernt von Nachhaltigkeit oder Mindeststandards bei der Tierhaltung.
      Landwirte in Europa sind meist gut ausgebildete Bauern, die in einer relativ günstigen Klimazone ihre Betriebe haben.
      Der Glaube, wir müssten die Welt ernähren ist ein Ammenmärchen der Nahrungsmittelindustrie und Bauernverbände, sowie deren starker Lobby in Brüssel.
      Ohne die riesigen (GVO) Sojaimporte aus Südamerika hätten wir nicht dieses Ausmaß an Massentierhaltung in Europa und besonders kein Nitratproblem, wie beispielsweise in den Niederlanden oder Teilen Deutschlands.
      Die Niederlande wollen keineswegs, wie Sie behaupten, alle Flächen renaturieren, sondern sie wollen einen ausgeglicheneren Viehbesatz erreichen. Die Niederlande haben erkannt, dass ihre bisherige Landwirtschaftsweise nicht nachhaltig war, die Nitrat-Belastung des Grundwassers stetig zunahm und die Wasseraufbereitung immer teuer wurde. Der Landwirt wird meines Wissens lediglich für die Stilllegung der Ställe und Abschaffung der Mastschweine vom Staat entschädigt.

      • Mock, stimmt soweit,
        und weiter noch um unsere Industrie beim Export bei Laune zu halten. Nur wenn wir fleißig irgendein Zeug importieren, das hier so niemals hergestellt werden dürfte, nehmen die jeweiligen Länder uns verschiedene Industriegüter ab,….
        Und was die Subventionen so allgemein betrifft, ohne wird in unseren Breitengraden schon lange nichts mehr gemacht, investiert. Egal wo, egal was, immer gibt’s von irgendwo her noch verschiedene Zuschüsse
        Toll sind z.B. die deutschen Medien die sich gerne über die Agrarsubventionen auslassen und selber +- genau soviel an Subventionen einstreichen, nur das lässt man dann unerwähnt

  5. Justus Bauer

    Ist schon lustig hier sogar einen Ministerpräsidenten im Stall zu sehn? Da kann ja fast nichts mehr schief gehen? Der Hl Josef hat Recht. Unsere Landwirte stehen unter dem Druck der Konzerne, und deren gibt’s dabei so einige:
    Das fängt bei der Politik an, setzt sich fort bei den Futter- und Düngemittelhersteller, dann folgen die Molkereien, Schlachthöfe, Kaufhaus-Multis, sogar der Verbraucher spielt dabei eine gewisse Rolle.
    Der Beruf ist sowas von weit weg mit dem vom Nachkriegsbauern. Damals ging alles gemächlich und sachlich über die Bühne. Heute ist der Bauer Grossteils ein „armes Luder“, getrieben von all den obigen.
    Geschweige all der Präsenzen die dieser Beruf verlangt, am Tag und bei Nacht. Risikoreich dazu. Nicht zu vergessen all die Auflagen „von Oben“! Man könnte ein Buch drüber schreiben.

  6. Muh war die richtige Lösung.
    Mgbs und Walhorn war ein schlechter Traum.
    Die Eifeler Milchbauern waren mündig.
    Sollte diese Vereinigungen, wie sie glauben, eine PDB Vision gewesen sein, so belegt dies das die PDB auch hier richtig lag..

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