Nachrichten

US-Studie: Menschen unter 40 sollten nur ganz wenig Alkohol trinken oder sogar ganz auf Alkohol verzichten

Ein Kneipenwirt reicht in einer Gaststätte einem Gast ein Bier. Menschen unter 40 Jahre sollten einer neuen Studie zufolge deutlich weniger Alkohol trinken als bisher angenommen. Foto: Christoph Soeder/dpa

Männer vertragen mehr als Frauen, zwei Bier am Tag sind kein Problem – so heißt es oft. Eine Forscherteam räumt nun mit diesen Klischees auf und gibt selbst Empfehlungen. Die dürften so manchem nicht schmecken.

„Jeder nur einen winzigen Schluck!“ Geht es nach der neuesten Studie, sollten sich Menschen unter 40 Jahren strikt an das legendäre Zitat aus dem Filmklassiker „Die Feuerzangenbowle“ halten.

Genauer: Jüngere Frauen sollten höchstens zwei Esslöffel Wein oder 100 Milliliter Bier pro Tag trinken, wie ein internationales Forscherteam in der Fachzeitschrift „The Lancet“ schreibt. Noch drastischer lautet die Empfehlung für jüngere Männer – höchstens ein Schnapsglas (40 ml) voll Bier oder zwei Teelöffel Wein.

Mit Bier gefüllte Gläser stoßen an. Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Wie viel Alkohol am Tag noch gesund ist, lautet eine der wohl am häufigsten untersuchten Fragestellungen. Ähnlich häufig wird analysiert, inwiefern Alkohol gesundheitsfördernd wirkt.

Die renommierte Mayo Clinic in den USA hält fest: „Moderater Alkoholkonsum für gesunde Erwachsene bedeutet normalerweise bis zu 1 Drink pro Tag für Frauen und bis zu 2 Drinks pro Tag für Männer.“

Als ein Drink gelten demnach 355 Milliliter Bier oder 148 Milliliter Wein – zwei 0,33-Liter-Flaschen Bier täglich wären für Männer also vollkommen im Rahmen.

Der britische Gesundheitsdienst NHS empfiehlt maximal 14 Einheiten Alkohol pro Woche – umgerechnet 6 Pints Bier oder 10 kleine Gläser Wein. Und das Robert Koch Institut schreibt: „Die Grenzwerte für riskante Alkoholtrinkmengen liegen bei mehr als 10 Gramm pro Tag für Frauen und 20 Gramm für Männer.“ 10 Gramm reiner Alkohol entsprechen einem kleinen Glas Bier, einem Glas Sekt oder einem doppelten Schnaps.

Ein Trinkgelage. Foto: Shutterstock

Die „Lancet“-Studie widerspricht nun nicht nur diesen Angaben, sondern auch der Annahme, dass Männer mehr Alkohol unbeschadet vertragen als Frauen. Anders sehe es bei über 40-Jährigen aus, schreiben die Wissenschaftler. In dieser Altersgruppe könnten ein oder zwei Drinks sogar helfen, Herzkrankheiten, Infarkten und Diabetes vorzubeugen. Die Auswertung habe ergeben, dass die Menge an Alkohol, die konsumiert werden kann, ohne die Gesundheitsrisiken zu erhöhen, im Laufe des Lebens ansteigt.

„Unsere Botschaft ist einfach: Junge Leute sollten nicht trinken, aber ältere Menschen könnten von kleinen Mengen profitieren“, sagte Co-Autorin Emmanuela Gakidou von der University of Washington. „Auch wenn es unrealistisch sein dürfte, dass junge Erwachsene auf das Trinken verzichten, halten wir es für wichtig, die neuesten Erkenntnisse zu kommunizieren, damit jeder fundierte Entscheidungen über seine Gesundheit treffen kann.“

Das Forscherteam fordert strengere Leitlinien, um jüngere Erwachsene vor den Gesundheitsgefahren des Alkoholkonsums zu warnen sowie maßgeschneiderte Beratung, abhängig von Alter und Wohnort.

Beck’s Bier-Flaschen laufen in der Brauerei zum Reinigen über das Band. Foto: picture alliance / dpa

Die Forscher hatten das Risiko von Alkoholkonsum für 22 verschiedene Gesundheitsfolgen untersucht, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs, aber auch Verletzungen, etwa im Verkehr oder bei Streitigkeiten. Grundlage war das Großprojekt Global Burden of Disease (übersetzt: Globale Krankheitslast), das weltweit systematisch Daten zu Gesundheit erfasst.

Ihre Schlussfolgerung: Selbst ein konservativer Ansatz für das niedrigste Maß an sicherem Konsum sei als Empfehlung für jüngere Bevölkerungsgruppen immer noch zu hoch, sagte Co-Autorin Dana Bryazka, ebenfalls von der University of Washington.

Organisationen fordern nun einen Wandel im Denken. Die Wissenschaft habe in den vergangenen Jahren in Hunderten Studien deutlich bewiesen, dass Alkohol den menschlichen Körper vielfach schädigt, sagte Richard Piper, Chef von Alcohol Change UK. „Wir waren uns dessen vorher nicht bewusst, und zu viele von uns trinken weiterhin, als ob diese Revolution unseres Wissens nicht stattgefunden hätte.“ (dpa)

10 Antworten auf “US-Studie: Menschen unter 40 sollten nur ganz wenig Alkohol trinken oder sogar ganz auf Alkohol verzichten”

  1. Hier geht ein wenig durcheinander, ob Männer und Frauen unterschiedlich viel „vertragen“, ob also bei der gleichen Trinkmenge unterschiedliche Blutalkohol-Werte erreicht werden, oder ob Alkohol für Männer und Frauen gleich „gesund“ ist. Zur letztgenannten Frage trifft die Studie Aussagen. Zur ersten Frage gilt, dass Alkohol bei Frauen tatsächlich stärker wirkt, was mit der unterschiedlichen Gewebestruktur zu tun hat.

  2. Corona2019

    Hätte nie gedacht dass ich eines Tages schreiben werde , das Altern auch einen Vorteil haben kann .
    Da ich über 40 bin, darf ich ja dann hier mit den anderen über 40 anstoßen 🍻
    Schönen Sonntag.

  3. der heilige josef

    Was wohl Winston Churchill zu dieser Studie gesagt hätte, schließlich trank er schon seit seiner Schulentlassung zum Frühstück seinen ersten Whiskey und danach zündete er sich die Morgenzigarre an. So ging das Tag für Tag und auf einmal war er 90 Jahre alt.

  4. Man braucht keine Studie um zu wissen dass Alkohol schädlich ist, auch in kleinen Mengen.
    Jedes Bier, jedes Glas Wein enhält dieses Gift welches diesen kleinen Rausch auslöst der uns allen so angenehm ist.
    Gift für das Nervensystem, für Leber, Bauchspeicheldrüse, Blase, Rachen, Speiseröhre und Magen.
    Das alles ist nicht schlimm, man muss es nur wissen damit man den Schaden begrenzt.
    Aber man soll sich auch nichts vormachen: jedes Glas eines alkoholischen Getränkes ist eines zuviel.
    Und ja, ich trinke auch gerne mal ein Bier…

  5. Gastleser

    Hausarbeit führt auch zu schwersten Unfällen – sofort einstellen!
    Verkehr, Arbeit und Sport sind auch potentiell tödlich.
    Viele Menschen sterben auch im Bett oder verschlucken sich beim Essen – was tun?

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern