Topnews

Streit um Krim: Trump geht Selenskyj an – Ukraine lehnt Gebietsabtretungen an Russland kategorisch ab

23.04.2025, USA, Washington: US-Präsident Donald Trump spricht mit Reportern vor dem Weißen Haus. Foto: Alex Brandon/AP/dpa

US-Präsident Trump will eine Abmachung für ein Kriegsende in der Ukraine präsentieren – und macht der Ukraine schwere Vorwürfe. Ein Treffen in London ist den USA dagegen nicht so wichtig.

US-Präsident Donald Trump wirft dem ukrainischen Regierungschef Wolodymyr Selenskyj vor, mit seiner Haltung den Krieg mit Russland unnötig zu verlängern. Selenskyj Weigerung, die Besetzung der Krim durch die Russen zu akzeptieren, sei „sehr schädlich für die Friedensverhandlungen“, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social, nachdem die US-Regierung den Druck auf beide Seiten ohnehin schon erhöht hatte.

Es seien solche aufhetzende Äußerungen, die es schwierig machten, diesen Krieg beizulegen, schrieb Trump. Selenskyj hatte Gebietsabtretungen an Russland zuvor kategorisch ausgeschlossen. „Da gibt es nichts zu bereden. Das steht außerhalb unserer Verfassung», sagte der Staatschef in Kiew mit Blick auf von Russland annektierte ukrainische Gebiete wie die Schwarzmeerhalbinsel Krim.

22.04.2025, Ukraine, Kiew: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht während einer Pressekonferenz. Foto: Evgeniy Maloletka/AP/dpa

Trumps Vize-Präsident JD Vance sagte am Mittwoch, beide Seiten müssten einen Teil des Territoriums, das sie derzeit kontrollieren, aufgeben – ohne Details zu den Gebieten zu nennen. Den Russen und Ukrainern sei ein „eindeutiger Vorschlag“ für die Friedensverhandlungen unterbreitet worden.

Es sei an der Zeit, dass „sie entweder Ja sagen“ oder sich die USA aus dem Verhandlungsprozess zurückziehen, sagte Vance während seiner Indien-Reise. US-Außenminister Marco Rubio hatte zuvor seine Teilnahme an einem vermeintlichen Gipfeltreffen in London abgesagt.

Gesprochen wurde am Mittwoch in der britischen Hauptstadt dann nur noch auf Beraterebene, nicht unter Außenministern. Eine Sprecherin des US-Außenministeriums gab logistische Gründe für Rubios Abwesenheit an – die Erwartungen an schnelle Fortschritte in London für einen Frieden in der Ukraine wurden deshalb gedämpft. Große Ergebnisse wurden im Anschluss an die Sitzung auch nicht verkündet.

Vor einer Woche hatte der US-Minister noch ein ähnliches Treffen in Paris besucht. Die „New York Times“ berichtete, Rubio habe am Dienstag beschlossen, die nächste Phase der Gespräche auszulassen. Das Treffen in London sei danach herabgestuft worden, schrieb das Portal „Politico“.

– US-Sondergesandte nach Moskau? Vance äußerte sich dafür umso deutlicher in Indien. Die USA hätten ein „außerordentliches Maß“ an Diplomatie betrieben und versucht, „die Dinge aus der Perspektive sowohl der Ukrainer als auch der Russen zu verstehen», sagte der Trump-Vize, er sprach von einem «sehr fairen Vorschlag“ .

23.04.2025, Indien, Agra: US-Vizepräsident J.D. Vance und seine Familie besuchen den Taj Mahal. Foto: Kenny Holston/Pool The New York Times/dpa

Einen genauen Zeitraum, bis wann beide Seiten «Ja» sagen müssten, nannte er nicht. US-Medien zufolge war auch der US-Sondergesandte Steve Witkoff nicht in London dabei. Er soll demnach in den kommenden Tagen erneut nach Moskau reisen, um erneut mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über eine Beendigung des Angriffs zu beraten.

„Wir werden sehen, ob die Europäer, die Russen und die Ukrainer letztendlich in der Lage sind, diese Sache über die Ziellinie zu bringen“, sagte Vance. Er sei aber „ziemlich optimistisch“. Das Ziel sei ein „langfristiger“ Frieden. „Wir hoffen, dass uns die Russen und Ukrainer auf halbem Weg entgegenkommen“, sagte Vance.

– Verwirrung in London: Dass Rubio nicht nach London gereist war, hatte für einige Verwirrung gesorgt. Der britische Außenminister David Lammy teilte auf der Plattform X mit, er habe mit Rubio telefoniert. Großbritannien arbeite mit den USA, der Ukraine und Europa zusammen, um Frieden zu erreichen und die illegale Invasion des russischen Präsidenten zu beenden, schrieb Lammy.

In London fehlte auch der französische Außenminister Jean-Noel Barrot, stattdessen nahm Präsidentenberater Emmanuel Bonne an den Beratungen teil. Berlin entsandte – wie bereits nach Paris – den Kanzlerberater für Außen- und Sicherheitspolitik, Jens Plötner, zu den Verhandlungen.

– Konflikt zwischen Kiew und Washington die Ursache? Rubios Absage erfolgte kurz nachdem Selenskyj Gebietsabtretungen ausgeschlossen hatte. Zuvor hatte es Medienberichte gegeben, wonach Trumps „letztes Angebot“ eine juristische Anerkennung der von Moskau annektierten Schwarzmeerhalbinsel Krim als russisch beinhalte. Daneben werde die Besetzung weiterer unter russischer Kontrolle stehender ukrainischer Gebiete faktisch geduldet.

17.04.2025, Frankreich, Paris: US-Außenminister Marco Rubio vor hochrangigen Gesprächen über die Ukraine und ihre Sicherheit in Paris. Foto: Julien de Rosa/POOL AFP/dpa

Moskau solle sich im Gegenzug verpflichten, die Invasion entlang der derzeitigen Frontlinie einzufrieren, berichtete die „Financial Times“ unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Das Einfrieren der Front ist laut Militärexperten des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) dabei noch kein Garant für einen künftigen Frieden. Russland könne die Pause in den Kampfhandlungen für weitere Aufrüstung und eine spätere Wiederaufnahme der Aggression nutzen, vor allem wenn im Abkommen ein Moratorium auf westliche Waffenhilfe an die Ukraine festgeschrieben sei.

Zudem wollte Kremlsprecher Dmitri Peskow nicht bestätigen, dass Moskau überhaupt mit der Möglichkeit eines Stopps der Kämpfe an der aktuellen Frontlinie einverstanden sei. Es kursierten derzeit viele Falschmeldungen in den Medien, doch mögliche Konturen einer Einigung wären nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Gleichzeitig spekulierte er selbst öffentlich darüber, dass das avisierte hochrangige Treffen in London wegen Differenzen zwischen Kiew und Washington gescheitert sei.

– Konsequenzen für die Ukraine: Ein Rückzug der USA – in dem Fall womöglich auch als Unterstützer – würde für die Ukraine eine massive Schwächung in ihrem Abwehrkampf gegen die russische Invasion bedeuten. Das von Präsidentenberater Andrij Jermak geführte hochrangige ukrainische Verhandlerteam in London reagierte vorerst gelassen. Außenminister Andrij Sybiha postete am frühen Mittag ein Foto mit Lammy, in dem er Großbritannien für die Unterstützung dankte. Das Team werde über Möglichkeiten zur Stärkung der Ukraine und der Erreichung eines dauerhaften Friedens reden, schrieb er. (dpa)

5 Antworten auf “Streit um Krim: Trump geht Selenskyj an – Ukraine lehnt Gebietsabtretungen an Russland kategorisch ab”

  1. Trump ist eine Witzfigur, den keiner mehr respektiert.
    Hätte er nicht diese militärische Schlagkraft hinter sich,würde ihn keiner mehr beachten.
    Der Ukrainer sollte auch mal begreifen,das es an der Zeit ist,aufzugeben und das Leid seines Landes und deren Einwohner zu beenden.
    Keine Seite wird gewinnen, und die Ukraine brauchen wir nicht in der NATO oder in der EU.
    Er sollte schnell seinen Reichtum einpacken und abhauen.
    Die Russen bekommen ihn eh früher oder später.

  2. Selenskyj hat doch letztlich keine andere Alternative. Stellen die USA die Unterstützung komplett ein, marschieren die Russen innhalb von Tagen in Kiew ein, und das kann die EU nicht verhindern, trotz der starken Worte aus Brüssel. Die totale Niederlage der Ukraine ist auch nicht im Interesse der EU, die Ukraine in ihrer jetzigen Form als neutraler Pufferstaat zwischen sich und Russland ist viel besser als Russland an der polnischen Grenze zu haben. Das haben die Politiker alle verstanden, nur offen aussprechen, das wagen sie noch nicht….

  3. Tartaren

    Die Vertreibung der Krimtataren 1944 war eine tragische Episode in der Geschichte der Krim. Die Krimtataren, eine muslimische Minderheit auf der Krim, wurden am 18. Mai 1944 von den sowjetischen Behörden unter Josef Stalin deportiert. Etwa 230.000 Menschen wurden in Viehwaggons in die zentralasiatischen Republiken der Sowjetunion, insbesondere nach Usbekistan, Kasachstan und Tadschikistan, deportiert.

    Die Gründe für die Deportation waren angebliche Kollaboration mit den deutschen Besatzern während des Zweiten Weltkriegs. Viele Krimtataren wurden jedoch ohne Grund oder aufgrund von falschen Anschuldigungen deportiert. Die Bedingungen während der Deportation waren katastrophal, und viele Menschen starben auf dem Weg oder in den ersten Jahren nach ihrer Ankunft in den neuen Siedlungsgebieten.

    Die Deportation der Krimtataren wird heute als Völkermord oder ethnische Säuberung angesehen. Die internationale Gemeinschaft hat die Deportation verurteilt, und die Ukraine hat 2015 offiziell die Deportation als Völkermord anerkannt.

    Die Krimtataren kämpfen seitdem für ihre Rechte und ihre Rückkehr auf die Krim. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kehrten viele Krimtataren auf die Krim zurück, aber sie mussten feststellen, dass ihre Häuser und Grundstücke von anderen besetzt worden waren.

    Die Situation der Krimtataren hat sich nach der Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014 weiter verschlechtert. Viele Krimtataren werden von den russischen Behörden verfolgt, und ihre politische und kulturelle Identität wird unterdrückt.

  4. Hugo Egon Bernhard von Sinnen

    Selenskyj lehnt ab.
    Naiv sind Leute ,die etwas anderes geglaubt haben. VDL will von uns , ihre zusätzlichen 800 Milliarden € !!! und an diesem Plan, hat Selenskyj sich zu halten. Wir werden von Kapitalverbrecher regiert und in Russland oder den USA, ist das leider auch nicht anders.

  5. Die Vorschläge von Trump sind doch ein schlechter Witz. Die Ukraine soll 4 Provinzen plus Krim an Russland abgeben und sein Atomkraftwerk an die USA. Wie kann man als Weltgemeinschaft wirklich über die Veränderung von Landesgrenzen nachdenken? Als EU muss unbedingt mehr gemacht werden als nur die eigene militärische Resterampe an die Ukraine zu verschenken. Es braucht endlich mal die härtesten möglichen Sanktionen gegen Russland und mehr Einsatz der EU.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern