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Segway am Ende: Der Stehroller ist ein Superflop

Der Segway sollte den Personentransport revolutionieren und die Stadt der Zukunft prägen. Doch die Hoffnung wurde nie erfüllt. Foto: Pixabay

Es sollte das Gefährt der Zukunft werden, doch der große Plan scheiterte spektakulär. Außer Apple-Mitgründer Steve Wozniak, einigen Polizisten und Touristengruppen nutzen den Segway nicht viele. Nun zieht der chinesische Mutterkonzern den Stecker.

Selten war der Hype um ein neues Produkt so groß: Der Segway sollte den Personentransport revolutionieren und die Stadt der Zukunft prägen. Seine Innovation werde Autos so überflüssig machen, wie diese einst die Pferdekutschen, versprach Erfinder Dean Kamen. Doch die Hoffnung wurde nie erfüllt – im Gegenteil.

SEGWAY-Transporter an einem autofreien Sonntag in Eupen im September 2013. Foto: OD

Die vermeintlich bahnbrechende Sensation entwickelte über die Jahre zwar einen gewissen Kultcharakter, entpuppte sich letztlich aber als großer Flop. Nun hat der einst als futuristisch geltende Stehroller ausgedient. Am 15. Juli beendet der chinesische Mutterkonzern Segway-Ninebot die Produktion des Segway Personal Transporters.

„Wir haben die schwierige Entscheidung getroffen, den Segway PT einzustellen“, erklärt Segway-Managerin Judy Cai. Die Corona-Pandemie habe Verkauf und Fertigung zuletzt zusätzlich belastet, doch das sei nicht der Hauptgrund für den Schritt, räumt sie ein. „In den vergangenen Jahren haben wir eine Übersättigung des Marktes gesehen.“

Die angekündigte und erhoffte Revolution fand nicht statt

Klartext: Es gibt keine Nachfrage mehr. Das Fortbewegungsmittel, das Benutzer durch Gewichtsverlagerung im Stehen steuern, mache nur noch 1,5 Prozent des Umsatzes aus. Der Fokus des Unternehmens liegt ohnehin auf anderen Produkten wie E-Scootern, Quads oder Robotern.

Dass es einmal so kommen würde, hätte sich Segway-Gründer Dean Kamen bei der Präsentation seiner Weltneuheit im Dezember 2001 in New York wohl nicht träumen lassen.

17.07.2009, Nordrhein-Westfalen, Köln: Der Mitbegründer der Apple Computer Company und Segway-Polo-Spieler, Steve Wozniak, spielt sich warm. Foto: Oliver Berg/dpa

Der US-Erfinder hatte damals bereits etliche andere spektakuläre Innovationen auf seinem Konto – etwa ein Dialyse-Gerät im Aktentaschenformat, eine tragbare Insulin-Pumpe und einen Rollstuhl, der Treppen hinauf und herunter klettern kann. Über ein Jahr lang fachte er die Spannung auf sein neuestes Projekt an. Es wurde spekuliert, was das Zeug hält – vom wasserstoffbetriebenen Luftkissenboot bis hin zur Supertoilette: nichts schien unmöglich.

Auch als das Rätselraten dann endlich ein Ende hatte und das unter Codenamen wie „Ginger“ oder „IT“ entwickelte Produkt endlich vorgestellt wurde, ebbte die Euphorie zunächst nicht ab. Ähnlich wie Tesla-Chef Elon Musk heutzutage nutzte Kamen die Medien clever, um die Werbetrommel zu rühren. So klapperte er mit seiner – damals noch Segway Human Transporter genannten – Errungenschaft Talkshows und Presse-Events ab.

Auch Tech-Gurus wie Apple-Mitgründer Steve Jobs und Amazon-Chef Jeff Bezos, die vorab Einblicke erhalten hatten, trugen einen Teil zum Hype bei. Bei der Versteigerung der ersten Segways im Februar 2002, wurden mehr als 100.000 Dollar geboten.

Aber die Erfindung schaffte es nie, bei der breiten Masse Anklang zu finden. Letztlich wurden keine Millionen, sondern nur rund 140.000 Segways verkauft. Wenige waren bereit, Tausende Dollar oder Euro für ein relativ schwerfälliges und unelegantes Vehikel zu berappen, mit dem man nicht schneller vorankommt als mit dem Fahrrad.

Nischendasein als skurriles Fortbewegungsmittel

So fristet der Segway bis heute ein Nischendasein als skurriles Fortbewegungsmittel für bürgernahe Polizisten, Sicherheitsdienste in Einkaufszentren oder gehfaule Touristen. Zudem gibt es Promi-Fans wie Apple-Mitgründer Steve Wozniak, der eine Leidenschaft für Segway-Polo pflegt.

Auch wenn sich das Unternehmen bis heute rühmt, einer ganzen Produktkategorie von Hoverboards bis hin zu Onewheel-Skateboards den Weg geebnet zu haben, war die Geschichte des Segway eher von Pleiten, Pech und Pannen geprägt.

Nicht überall ist der Segway zugelassen. Foto: Pixabay

Als der frühere US-Präsident George W. Bush sich 2003 als Trendsetter mit dem Segway erweisen wollte, verlor er beim Anfahren das Gleichgewicht und fiel vorne über. Das „Time“-Magazin eröffnete 2010 seine Liste der „50 schlechtesten Erfindungen“ mit dem Gerät, das eigentlich als revolutionäres alternatives Verkehrsmittel das Auto in den Städten ersetzen sollte.

Dass es auch geschäftlich nicht sonderlich gut lief, liegt auf der Hand. Im Dezember 2009 kaufte der britische Multimillionär Jimi Heselden die damals schon recht erfolglose Firma, tragischerweise stürzte er weniger als ein Jahr später mit einem Segway über eine Klippe in den Tod.

Die Firma wurde 2013 von Heseldens Familienstiftung an den US-Investor Summit Strategic Investments weitergereicht, 2015 übernahm das chinesische Start-up Ninebot. Das zieht jetzt zwar den Stecker, hat aber keine Pläne, das Segway-Werk im US-Bundesstaat New Hampshire zu schließen oder zu verkaufen. (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

8 Antworten auf “Segway am Ende: Der Stehroller ist ein Superflop”

  1. Ming Sching sin fing

    Top Produkt, aber falsches Marketing. Hab vor ein paar Jahren versucht ein Segway zu kaufen nachdem ich eine geführte Tour gemacht hatte.
    Als Privatmann konnte ich es nicht kaufen, Wiederverkäufer gab es nicht. Mindestabnahme 10 Stück bei einem Stückpreis von ca 5.500 Dollar, plus Zoll.
    Der Ninebot ist keine echte Alternative.
    Seitdem fahre ich einen E-Roller vom gleichen Hersteller.

        • Pensionierter Bauer

          Der PB hat schon soviel Hypes kommen und gehen gesehen. Da hatte man mal die Rollerblads, die Skateboards, die BMX Räder, die Vespas und und und… .
          Viele sprangen im hinterherrennenden Herdentrieb drauf an, spielten ein bisschen damit und dann standen die Dinger irgendwo in den Garagen oder Kellern herum.

          • So ist das Leben, PB.
            Kenne ne Menge Freundinnen die sind dem Trend gefolgt und haben geheiratet.
            Was soll ich sagen, genau wie bei Zitat :“Rollerblads, die Skateboards, die BMX Räder, die Vespas und und und… .
            Viele sprangen im hinterherrennenden Herdentrieb drauf an, spielten ein bisschen damit und dann standen die Dinger irgendwo in den Garagen oder Kellern herum.“

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