Gesellschaft

„Die Schuld der 68er“: Die Antwort des ehemaligen Papstes Benedikt XVI. auf die Missbrauchskrise

01.06.2018, Vatikan, Vatikanstadt: Der emeritierte Papst Benedikt XVI. Foto: Daniel Karmann/dpa

Der frühere Papst Benedikt meldet sich aus dem Off zum heikelsten Thema für die katholische Kirche zurück. In einem Schreiben macht er die Liberalisierung der Sexualität für die Missbrauchskrise verantwortlich – und erntet Kritik.

Der emeritierte Papst Benedikt hat die sexuelle Revolution der 1968er Jahre und die Säkularisierung der westlichen Gesellschaft für den sexuellen Missbrauch von Kindern in der katholischen Kirche verantwortlich gemacht.

Theologen kritisierten den Aufsatz des früheren Katholiken-Oberhauptes, der am Donnerstag unter anderem von dem katholischen Nachrichtennetzwerk CNA veröffentlicht wurde. Darin heißt es, Benedikt habe den Text nach Rücksprache mit dem amtierenden Papst Franziskus für das bayerische „Klerusblatt“ geschrieben. Der Vatikan äußerte sich dazu zunächst nicht.

Die Hippie-Jugend Ende der 1960er Jahre. Foto: Shutterstock

Wenige Tage vor seinem 92. Geburtstag sorgt der gebürtige Bayer wieder mit einer Veröffentlichung für Aufsehen. Seit seinem spektakulären Rücktritt als Papst im Jahr 2013 lebt er zurückgezogen hinter den Vatikan-Mauern. Er hatte damals versprochen, „für die Welt verborgen“ zu bleiben. Doch daran hält er sich nicht immer.

Sein Aufsatz erscheint in einer Zeit, in der sein Nachfolger unter einem enormen Druck steht. Die Missbrauchskandale in Ländern wie Deutschland, Chile und den USA haben nicht nur die katholische Kirche, sondern auch Franziskus‘ Pontifikat in eine Krise gestürzt. Vor eineinhalb Monaten hatte der Argentinier deshalb die Bischöfe aus aller Welt zu einem Gipfel in den Vatikan eingeladen.

Benedikt führt die Krise vor allem auf außerkirchliche Entwicklungen zurück. Er nennt die Liberalisierung der Sexualität und die „Abwesenheit“ von Gott in der heutigen Gesellschaft. Eine Welt ohne Gott sei eine Welt ohne Moral: „Es gibt dann keine Maßstäbe des Guten oder des Bösen.“ Von Machtstrukturen, die Franziskus immer wieder als Grund für Missbrauch anführt, ist nicht die Rede.

„Auch Pädophilie als erlaubt und als angemessen diagnostiziert“

Die Revolution von 1968 habe „völlige sexuelle Freiheit“ erkämpfen wollen, „die keine Normen mehr zuließ“, schreibt der Ex-Papst. „Zu der Physiognomie der 68er Revolution gehörte, dass nun auch Pädophilie als erlaubt und als angemessen diagnostiziert wurde.“ In den Jahren von 1960 bis 1980 seien „die bisher geltenden Maßstäbe in Fragen der Sexualität vollkommen weggebrochen“ und eine „Normlosigkeit entstanden, die man inzwischen abzufangen sich gemüht hat“.

Unabhängig davon habe sich zeitgleich „ein Zusammenbruch der katholischen Moraltheologie ereignet, der die Kirche wehrlos gegenüber den Vorgängen in der Gesellschaft machte“. Erst jetzt erkenne man mit „Erschütterung, dass an unseren Kindern und Jugendlichen Dinge geschehen, die sie zu zerstören drohen“.

25.03.1969, Niederlande, Amsterdam: Kurz nach ihrer Hochzeit geben der ehemalige Beatle John Lennon und seine Frau, die japanische Künstlerin Yoko Ono, am 25. März 1969 in einem Bett im Hilton Hotel in Amsterdam sitzend eine Pressekonferenz. Foto: AnP/epa/dpa

Katholische Theologen äußerten Kritik. Es sei „verblüffend“, „eine freizügige Kultur und progressive Theologie für ein internes und strukturelles Problem verantwortlich zu machen“, erklärte Julie Hanlon Rubio, Professorin an der kalifornischen Privatuniversität Santa Clara, auf Twitter. Sie bezeichnete Benedikts Analyse als „zutiefst fehlerhaft“ und „zutiefst beunruhigend“.

Brian Flanagan, Dozent an der Marymount University im amerikanischen Virginia, twitterte: „Das ist ein beschämendes Schreiben.“ Die Annahme, dass der Missbrauch von Kindern durch Geistliche ein Ergebnis der 1960er Jahre und eines angeblichen Zusammenbruchs der Moraltheologie sei, sei eine „peinliche, falsche Erklärung für den systematischen Missbrauch von Kindern und dessen Verschleierung“.

Benedikts Schreiben sei ein §entlarvender Text“, sagte Matthias Katsch von dem deutschen Opferverband Eckiger Tisch dem Bayerischen Rundfunk. Eigene Fehler und die „Verantwortung der Institution“ Kirche würden darin nicht benannt.

Während der Amtszeit von Papst Benedikt XVI. war ans Licht gekommen, dass weltweit zahlreiche Kinder von Geistlichen missbraucht wurden. Papst Franziskus räumte zuletzt ein, dass die Vertuschung der Taten in der Vergangenheit üblich war.

Im Zusammenhang mit der Missbrauchskrise wird immer wieder gefordert, die Sexualmoral der Kirche und die Ehelosigkeit der Priester zur Diskussion zu stellen. Benedikt aber warnt in seinem Schreiben davor, das Problem mit der Erneuerung der Kirche lösen zu wollen. „Die Krise, die durch die vielen Fälle von Missbrauch durch Priester verursacht wurde, drängt dazu, die Kirche geradezu als etwas Missratenes anzusehen, das wir nun gründlich selbst neu in die Hand nehmen und neu gestalten müssen. Aber eine von uns selbst gemachte Kirche kann keine Hoffnung sein.“ (dpa)

66 Antworten auf “„Die Schuld der 68er“: Die Antwort des ehemaligen Papstes Benedikt XVI. auf die Missbrauchskrise”

  1. Kritiker

    Die wahren Gründe der Pädophilie liegen m.E. an einer Fixierung (Steckenbleiben) in einer frühen Sexualphase (anale oder vorgenitale Phase).in der Kindheit. Zudem gibt es in der katholischen Kirche zahlreiche geschlossene Kreise (z.B. Internate, Kinderheime usw.), die für den Kinderschänder „ideal“ sind. Schließlich wurden die schlimmen Vorfälle ständig verneint und vertuscht.
    Wenn man ferner bedenkt, dass etwa 30 Prozent der Geistlichen homophil sind (wesentlich mehr als der Bevölkerungsdurchschnitt, der bei 5 bis 10 Prozent liegt), dann verwundert der massive Kindesmissbrauch in der Kirche nicht, zumal Pädophilie verhältnismäßig vier Mal häufiger bei Homosexuellen als bei Heterosexuellen vorkommt.
    Der Papst bzw. die katholische Kirche sollte also vor der eigenen Haustüre kehren.

  2. Pensionierter Bauer

    Selbstverständlich sind es die 68er Schuld, die 68er sind Schuld dass nicht mehr über alles was nicht sein darf geschwiegen werden muss und nur das ist das Problem des Ratzinger.
    Trotz überzogener Forderungen ist es ein großer Verdienst der damaligen Studentenbewegung, dass die Gesellschaft offener geworden ist. Ich selbst wurde in einer Zeit erwachsen, als man noch nichts gegen die Lehrpersonen und schon gar nichts gegen den Pastor sagen durfte. Diese Zeit fand ich alles andere als Lustig. Ich musste als Kind die Angst und Demut meiner Eltern vor dem Pastor miterleben.

      • Und diesen Ihrer Dauerbrenner lassen Sie unter einem Artikel zu Kindermissbrauch vom Stapel.
        Dann hoffe ich mal auf Ihre Einsicht, dass auch Sie Formulierung und Platzierung dieses Beitrags als unglücklich und missverständlich bewerten.

          • Sich auf den Schein zu verlassen ist trügerisch. Die Motive sind nur mir bekannt. Mit Sicherheit ziehe ich es vor, mich mit Schlauheiten hervorzutun, anstatt wie manch einer mit Dämlichkeiten hausieren zu gehen.

            Im konkreten Falle:
            – ist Ihnen das übersehen nicht gelungen
            – haben Sie sich entschlossen heute mal die unangenehmen Dinge zu erledigen
            – standen Sie unter Zwang.
            Um Ihnen weitere derartige Unannehmlichkeiten zu ersparen, empfehle ich Ihnen sich nicht in einer Diskussion mit mir verwickeln zu lassen. Tun Sie einfach was Ihnen Spass macht.

  3. Jezt sind die Ministranten ja nach Rom da werden die Priester, Kardinäle und Bischöfe sich ja freuen Endlich noch mal Kinder ficken. Diese Arschgesichter ein normaler Bürger der sowas gemacht hätte würde schon längst hinter Gittern sitzen

  4. @Ric: Warum ? Weil von „Pressearbeit“ keine Rede sein kann. Zeugen die Artikel von OD denn von ernsthafter Recherche, präziser Formulierung und Ausgewogenheit in der Auswahl der Themen ? Die Presse verkommt leider immer mehr zum Kladderadatsch, zum Kaffeeklatsch, und OD ist da nicht nur voll dabei, sondern Vorreiter. Warum sonst wirft OD z.B. das Privatleben des Eupener Prinzen in das anonyme und heuchlerische Haifischbecken hier ?

    • Horst G. Laber

      Herr Cremer,
      es wird nun aber langsam Zeit, dass sie „von Geistlichen“ durch „durch Geistliche“ ersetzen. Es sind ja nicht die die Kinder der Geistlichen. Deutsche Sprach‘ – schwere Sprach‘ :-)

      • Walter Keutgen

        Horst G. Laber, in meiner Kindheit habe ich noch im Deutschunterricht gelernt, dass für Personen „von“ und für Dinge „durch“ gilt. Aber die Mode ändert sich bekanntlich. Nur ist sie kein Grund, Leute, die etwas unmodern sind, zurechtzuweisen.

  5. Bill Gates

    Was weis denn so ein alter 92 jähriger „heiliger“Junggeselle über Sexualität ???
    Das immer weniger Leute in die Kirche gehen ist doch kein Wunder.In spätestens 20 Jahren haben wir sowieso keine Priester mehr. Falls das stimmt was die da immer predigen, dann werden diese Pädophilen ja auch eines Tages vor Gottes Gericht kommen. (Aber nur, falls das stimmt)

  6. Vereidiger

    Dieser Mann sollte sich jeglichen Kommentars enthalten und seinem Nachfolger nichts ins Wort reden!

    Er hat einfach nichts von der Missbrauchsthematik verstanden. Er hat nicht verstanden, dass das Problem nicht erst seit wenigen Jahrzehnten grassiert, sondern unverändert seit Jahrhunderten! Und beilebe nicht nur in der Kirche! Es war ein Fehler, dass er damals Papst geworden ist. Ein Glück, dass er dann tatsächlich abgetreten ist…

  7. Peer van Daalen

    Pädophilie-affines Verhalten war auch im innersten Kern der 68er Bewegung kein Verhalten, was geächtet worden war. Im Gegenteil!

    Schon vergessen? Frankfurt a.M., die Häuser in der Bockenheimer Landstraße und am Kettenhofweg, Daniel Cohn-Bendit, Jürgen Trittin, Volker Beck … Googelt selbst …!!!

    Trotzdem sollte dieser Schwachkopf Joseph Ratzinger seine Fre… halten!

  8. Bei der Frage, inwiefern unsere Gesellschaft dem schlimmen Delikt „sexueller Kindesmissbrauch“ gegenüber Vorschub leistet, möchte ich einige Thesen zur Diskussion stellen:
    – Heutzutage gibt es gewisse Kreise, die die Pädophilie als „neue Liebe“ darzustellen versuchen. Zudem verharmlosen manche Politiker und Psychologen die Pädophilie.
    – Beim heutigen Starkult ist die „Kindfrau“ in. Bereits in den 1960er und 1970er Jahren galten beispielsweise France Galle und David Cassidy als Teenager-Idole.
    – Die sexuelle Revolution (1960er Jahre) führte bisweilen zu Zügellosigkeit und Ausschweifungen, bei denen Kinder zu Opfern wurden. Bei der Übersättigung suchte man bei Kindern neue Reize.
    – Bei der immer noch grassierenden Aids-Gefahr scheint der Verkehr mit unberührten und unschuldigen, oft wehrlosen Kindern risikolos.
    – Manche Männer haben Angst vor der Frau und suchen sich ein unreifes Kind als Partner. Außerdem sind wehrlose Kinder die schwächsten Mitglieder in unserer Gesellschaft.
    – Unsere heutige Gesellschaft ist häufig „vaterlos“. Männer übernehmen kaum noch die Rolle des Erziehers, des Lehrers bzw. des Vorbilds.
    – Unsere Gesellschaft propagiert zunehmend das Lustprinzip, zu dem auch der Sextourismus gehört.
    Die Sexualität wird heute mehr und mehr instrumentalisiert und getrennt von der Liebe.
    – Unsere liberale Gesellschaft wertet die Homosexualität und Bisexualität (eine Minderheit von etwa 5 bis 10 Prozent unserer Gesellschaft) zu sehr auf.
    – Unsere Art der Unterhaltung wird immer infantiler bzw. kindischer. Man denke nur an zahlreiche billige Fernsehshows mit Kindern und Jugendlichen.

  9. Der Deal anlässlich des Abgangs diese Mannes war ja wohl ein anderer: Kloster, Kontemplation und Gebet, Zurückhaltung (im Kirchensprech: Klappe halten).

    Wenn ihm denn aber noch nach Betätigungsgebieten zumute ist, mein Vorschlag:
    – der inzwischen zur Juristin ausgebildeten Michelle Martin einen Wohnraum anbieten (sie sollte ja eigentlich ähnlich verbracht werden)
    – sofern ein Depp Dutroux rauslässt, den gleich mit aufnehmen
    – mit diesen eine Gesprächsrunde (open end) zu diesem Themenkreis durchziehen (eventuelle seelsorgerische Ansätze willkommen)
    – da Ganze protokollieren und 100 Jahre unter Verschluss halten
    – dann zur Empörung (Erheiterung verbietet sich hier) der dann lebenden Menschen veröffentlichen.

    Nun wirklich nicht mehr in jungen Jahren, kommen mir angesichts dieser Ratzinger-Aktion mehr und mehr Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Respekts vor dem Alter.

    • Der. hat Recht

      Wenn es dem jetzigen Papst Franziskus nicht bald gelingt, die klerikalen „Pädophilen-Ringe“ aufzudecken und hart zu bestrafen (am besten hinter Schloss und Riegel bis zum Lebensende), dann wird sich die machtbesessene katholische Amtskirche definitiv auflösen. Das wäre das endgültige Aus.

      • Das wäre schade für die Basis der Kirche, die sich um mehr Offenheit und Toleranz bemüht. Aber für die Amtskirche, die sich viel zu weit von den urchristlichen Werten und von der gelebten Realität in der Gesellschaft entfernt hat, wird dieser massive Missbrauchsskandal das Aus bedeuten.

        • Was dann?

          Gut. Aber wenn es keine offizielle Kirche mehr geben wird, was wird es dann geben? Was oder wer wird dann ethische Werte vermitteln? Irgendwelche Philosophen oder Weise?
          Denn die Gesellschaft und wir brauchen Gebote, Ideale, Normen, Fechte, Regeln + Werte.

          • Ratzinger trat zurück, ein weiser und begrüßenswerter Entschluss.

            1) Dies war (wie in meinem Post angeführt) an Regeln gebunden, die eindeutig verletzt wurden.
            2) Wenn andere „seine“ Stimme genutzt haben, wurden die Regeln durch diese verletzt.
            3) Die in „Ratzingers“ Beitrag angeführten Erklärungen kann man nur zwischen reiner Rechtfertigungsrhetorik und infam einordnen.
            Bei 1-3 ist also von den von Ihnen gewünschten Idealen, Normen, Regeln und Werten keine Rede. Das Ganze, formell (1-2) und inhaltlich (3), als Meinungsbildung innerhalb der Kirche (aha) oder als Aktionen schwarzer Schafe zu verniedlichen, hält auch keinem moralischen Anspruch stand.

            4) Ihrer Befürchtung mit einer Abschaffung der Amtskirche wird die Welt zu einem gewissen-, moral-, normenlosen Spielfeld, dass von jeglicher Ethik befreit ist oder einer zweiten Liga von Amateuren (Philosophen, Weise) überlassen wird, kann man so nicht stattgeben.

            Sollte der Fall der Abschaffung der römisch-katholischen Amtskirche eintreten verbleiben weiterhin:
            – katholische Pfarreien und Bistümer, die sich lediglich nicht mehr auf Rom Berufen
            – protestantische, reformierte und orthodoxe (und noch weitere) Bekenntnisse
            – Angebote der jüdischen und muslimischen Bekenntnisse
            – hinduistische und buddhistische Bekenntnisse.
            Ob diese Alternativen dem Einzelnen nun angemessen oder überhaupt erstrebenswert bleibt dahingestellt, jedoch kann man keinem der o.a. Normen- und Ethiklosigkeit vorwerfen.

            Nicht zu vergessen, dass keiner davon mehr als 5.000 Jahre Bestand hat. Wenn man dann in der Lage ist, zu akzeptieren dass die Menschheit auch vorher Normen und Regeln fand und anwendete und wenn man sich nicht darauf beschränkt alles vorher als diverse Horden aufeinandereinprügelnder Steinzeitmenschen abzuwerten, ist da schon noch einiges im Angebot.

            • @ Der.

              Als aufmerksamer Leser dieses Forums müsste Ihnen aufgefallen sein das wir gestern kurz vor dem Niveau „diverser Horden aufeinandereinprügelnder Steinzeitmenschen“ standen. Heute sind wir einen gewaltigen Schritt weiter.
              Bezüglich Normen und Regeln enthalte ich mich jeglichen Kommentars da der Beitrag sonst wieder im Nirwana landet.

    • @ Der.

      Ich kann mir nicht vorstellen das der Altersdemente Herr Ratzinger diesen geistigen Müll selbst verfasst hat. Was ich mir aber vorstellen kann ist das einer seiner früheren Adepten ihn verfasst und unter seinem Namen den Medien zugespielt hat. Vielleicht ist das der untaugliche Versuch von den Problemen innerhalb der Kirche abzulenken.

  10. perverse Triebtäter

    Das Profil der pädophilen Täter: Fakt ist, dass perverse Täter, die bis zu 80 Prozent aus dem nächsten Umfeld (Familie, Heim, Internat, Kirche, Schule, Verein usw) des Kindes stammen, ihre pädophilen Neigungen als normal bezeichnen. Die Entwicklung eines „Kinderschänders“ bis zur Reifezeit ist häufig durch eine Fixierung im Kindesalter gekennzeichnet. Bisweilen ist er als Junge selbst missbraucht worden und wird später, falls nicht therapiert, oft selbst zum Täter.
    Der Pädophile sucht Kontakte zu Minderjährigen und vergreift sich manchmal an 250 bis 300 Kindern pro Jahr. Das Alter seiner Lustobjekte liegt bei 10 bis 16jährigen, zuweilen auch bei wesentlich jüngeren. Die Kinder sind zumeist von auffallender Schönheit. Die Eltern der Opfer sind indes oft autoritär, devot, realitätsfern und unwissend. Der Pädophile sieht sich indes in seiner Verführer-Rolle als ideal und väterlich. Währenddessen verhält er sich nicht nur im sexuellen Sinne pervers, sondern auch im gesetzlich-moralischen. Er sieht die Kinder als Verführer, als triebhaft und wollustig; in Wirklichkeit projiziert er seine abartigen Vorstellungen und Wünsche auf die Kinder. Auffallend ist zudem, dass der Pädophile die gesetzliche Strafe für seine Übergriffe nicht versteht, weil er seine Perversion zum Gesetz erhebt. Ohnehin ist nur der neurotische Täter, der unter seinen Neigungen leidet, therapiefähig.
    Die Frage nach höheren Strafen, die durchaus eine Signalwirkung haben könnten, schreckt die gewissenlosen Täter leider nicht ab. So sind dramatische Fehlentwicklungen, wie seit 2010 massiv in der Kirche aufgedeckt, nicht auszuschließen. In der Tat werden 60 bis 70 Prozent der Täter rückfällig. Immer wieder erweist es sich, dass der Pädophile ein krankhafter Wiederholungstäter ist. Der Täter ist zumeist weder einsichtig noch therapiefähig. Man müsste ihn von der Gesellschaft verbannen und hinter Schloss und Riegel setzen, denn auch die umstrittene Kastration kann nichts bringen, da sich die Sexualität allein im Kopf abspielt.

    • Hinter Schloss und Riegel

      Wenn das so ist, gehören diese perversen Täter, also auch viele Geistliche, für immer (bis zum Lebensende) hinter Schloss und Riegel. Aber wer räumt da endlich radikal auf?
      Der Papst oder der liebe Gott, wenn es Ihn gibt?

      • Schloss, Riegel aber sicher auch Therapie.
        Jedoch nicht „auch viele Geistliche“.
        Autoritätspersonen und Personen mit Fürsorgepflicht (Geistliche, Lehrer, Ärzte, Trainer und Betreuer, …) unterliegen einer noch höheren moralischen Anforderung. Daher erscheint mir das „auch“ besser durch insbesondere ersetzt. Wohlgemerkt die Schuldigen.

        • Zu Der: Sie haben Recht. Bei der Analyse der perversen Täter dürfen wir nicht die wehrlosen Opfer vergessen: die Kinder. Denn es könnten auch unsere Kinder oder Enkelkinder sein.
          Deshalb gilt umso mehr: Täter aufdecken und konsequent bestrafen.

          • Zu Okay: Das Profil der wehrlosen Opfer
            Der sexuelle Missbrauch bedeutet die sexuelle Ausbeutung eines Kindes durch einen Erwachsenen. Die Formen des Missbrauchs können von reinem Voyeurismus bis hin zur körperlichen Vergewaltigung reichen. Dabei braucht das Kind Zeit und muss eine Reihe von Entwicklungsstadien durchlaufen, um in der Jugendzeit langsam sexuell zu reifen. Währenddessen sagen verschiedene Statistiken etwas über die Häufigkeit des sexuellen Missbrauchs aus: Nach einer englischen Untersuchung werden 3 von 1000 Kindern missbraucht. In den USA dagegen werden 15 Prozent der Frauen unter 14 Jahren missbraucht. In Italien beziehen sich immerhin 8 Prozent der Anrufe bei der anonymen Telefonhilfe auf einen sexuellen Übergriff, und nach einer französischen Statistik sind 50 Prozent der Delikte inzestiös.
            Das Alter der missbrauchten Kinder liegt bei Jungen zumeist im Vorschulalter unter 7 Jahren. Bei den Mädchen sind 40 Prozent der Opfer unter 10 Jahren und 71 Prozent der Opfer unter 12 Jahren. Der Täter, häufig unter 40 Jahren, ist dem Kind fast immer bekannt, in der Hälfte der Fälle ist es sogar der eigene Vater. In der inzestiösen Familie sind die Rollen von Vater und Kind ohne klare Strukturen. Während der Vater als patriarchal, aber sozial angepasst dargestellt wird, wirkt die Mutter eher schwach, labil und unterwürfig. Ohnehin übt der Vater in der inzestiösen Familie eine starke Kontrollfunktion aus und wird nicht selten als pathologisch bezeichnet. Oft sind auch alle Beziehungen innerhalb der inzestiösen Familie krank.
            Der Inzest ist ein Tabu und in allen Gesellschaften verboten. Spätestens seit dem Ödipus-Mythos wissen wir, dass der Inzest Unglück bringt. Das Kind verinnerlicht das Inzest-Tabu. Es gibt ihm Sicherheit, Geborgenheit und Vertrauen, und es legt die Rollen innerhalb der Familie fest. Die Folgen des Nichteinhaltens des Inzest-Tabus sind verheerend. Bei inzestiösen Übergriffen wird das Kind orientierungslos und verwirrt. Es erlebt ein Trauma und entwickelt Angst- und Schuldgefühle. Die spätere sexuelle Entwicklung des Kindes verläuft disharmonisch. Ferner zeigt das Kind starke Abwehrmechanismen bei anhaltendem Missbrauch. Es wirkt versteinert und abwesend, und das Trauma kehrt im Erwachsenenalter ständig zurück. Fast immer ist die spätere Sexualentwicklung gestört: Die frühe Sexualisierung kann entweder zur Anbiederung (Prostitution) oder zur Gefühlskälte (Frigidität) führen. Zudem können missbrauchte Jungen später selbst zu Tätern werden. In jedem Fall verschlimmert das Schweigen des Opfers, das bisweilen durch Drohungen des Tabus erpresst oder erkauft wird, die Schuldgefühle. Das beharrliche Schweigen führt zu einem selbstzerstörerischen Teufelskreis, in dem das Kind die Reaktionen der anderen fürchtet.

  11. Polarlicht

    Was dieser verwirrte Geist von sich gegeben hat, ist ein Klatsch ins Gesicht für jedes Missbrauchsopfer der RK! Andere jetzt für die Schweinereien verantwortlich zu machen, ist allerletzte. Aber immerhin ein Lichtblick, mit solchen Thesen ist die RK bald auch den letzten gläubigen Christen quitt! Amen

  12. Marcel scholzen Eimerscheid

    Man sollte die Kirche mal im Dorf lassen.

    Immer wieder gab es Zeiten, die pruede oder weniger pruede waren. Ein stetiges Auf und Ab. Und Benedikt begreift nicht, dass selbst die Kirche einem stetigen Wandel unterworfen ist. Sexuellen Missbraucht gibt es ueberall. Warum soll die Kirche da eine Aufnahme bilden. Da hat man es auch „nur“ mit Menschen zu tun und nicht mit Goettern. Das Pflichtzoelibat fuer Priester sollte abgeschafft werden, um die Kirche aus den Negativschlagzeilen herauszufuehren und mehr Glaubwuerdigkeit zu verleihen. Denn sonst koennten wirklich andere Religionen an Raum gewinnen.

    • Kritiker

      Nein, die Aufhebung des Zölibats würde nichts bringen. Denn Die wahren Gründe der Pädophilie liegen m.E. an einer Fixierung (Steckenbleiben) in einer frühen Sexualphase (anale oder vorgenitale Phase).in der Kindheit. Zudem gibt es in der katholischen Kirche zahlreiche geschlossene Kreise (z.B. Internate, Kinderheime usw.), die für den Kinderschänder „ideal“ sind. Schließlich wurden die schlimmen Vorfälle ständig verneint und vertuscht.
      Wenn man ferner bedenkt, dass etwa 30 Prozent der Geistlichen homophil sind (wesentlich mehr als der Bevölkerungsdurchschnitt, der bei 5 bis 10 Prozent liegt), dann verwundert der massive Kindesmissbrauch in der Kirche nicht, zumal Pädophilie verhältnismäßig vier Mal häufiger bei Homosexuellen als bei Heterosexuellen vorkommt.

        • Was wäre den Ihrer Meinung nach der korrekte(re) Prozentsatz?
          Bringen Sie hier Ihre Überzeugung zum Ausdruck, dass Jugendromane und Sendungen im Kinder-TV schlecht recherchiert sind? Oder reine Phantasieprodukte?
          Was änder sich (in Analyse und Bewertung) @Kritikers Beitrag, wenn die Zahl eine geringere (sagen wir 1%) wäre?

          Beachtenswert: die angeführten 30% bei Geistlichen werden nicht beanstandet.

          • Kritiker

            Der Prozentsatz der Homosexuellen in unserer Gesellschaft schwankt zwischen 5 und 10 Prozent. 5 Prozent ist ein Minimum und 10 Prozent ein Maximum. Einer repräsentativen Umfrage zufolge lag der Prozentsatz in Deutschland vor einigen Jahren bei 7,2 Prozent.
            Nichtsdesstotrotz ist der Prozentsatz bei katholischen Geistlichen um 5 bis 6 Mal höher, d.h. bei sage und schreibe 30 Prozent. Das ist extrem hoch.

    • Ich pflichte @Marcel zu, dass die Abschaffung des Zölibat schon vonnöten ist, kann aber auch dem @Kritiker nicht widersprechen, dies als Lösung aller Dinge zu betrachten.

      In welcher Form erfolgt die Abschaffung des Zölibat?
      1) Am Beispiel der orthodoxen Anwendung (erst Heirat, dann Weihe) ist für den aktuellen Bestand katholischer Priester nichts gelöst.
      2) Auch die protestantische Variante ist nicht für die vollkommene sexuelle Befreiung verfügbar.
      3) Gegebenefalls können dann Priester mit „Freundinnen“ heiraten. Erspart die „Heimlichkeit“. Diese sind aber nicht Teil der „verwerflichen“ Akteure.
      4) Eine Öffnung zu gleigeschlechten Beziehungen ist wohl schwierig zu erwarten.
      5) Dass die Verschiebung der „moralischen“ Richtschnur auch die „heimliche“ Richtschnur in „akzeptabler“ Form verschiebt, ist nicht zu erwarten. Etwas plastischer und so vorsichtig wie möglich formuliert: potentielle Missetäter nutzen die legitimen Angebote der „unmoralischen“ Gewerbe und lassen somit zumindest von Kindern ab. Logik der sich eröffnenden Alternativ“angebote“.

      Fazit:
      – die Abschaffung des Zölibat bringt etwas und ist zu befürworten
      – einen blauen Himmel mit Sonnenschein wird dies nicht bewirken
      – Leugner, Ghostwriter, Verniedlicher ob nun Ratzinger oder nicht sowie die tatsächlichen Missetäter sind weiterhin mit aller Härte der Gesetze zu verfolgen.

      • Marcel scholzen Eimerscheid

        100 Prozent einverstanden mit ihrem Fazit. Eine ideale Loesung gibt es nicht. Nur fuer die Zukunft bin ich optimistisch, weil es immer weniger Priester und Ordensleute geben wird. Sterben aus wie die Dinosaurier.

        Auch wenn es den Kirchenoberen nicht gefaellt, so wird die Kirche wird immer mehr zum einer von Laien getragen Organisation. Und da wird es schwieriger etwas zu verstecken.

        • Zu Marcel Scholzen Eimerscheid:Das stimmt, aber die wenigen engagierten Laien werden das marode Schiff „katholische Kirche“ nicht steuern können. Meine Forderungen wären:
          – Abschaffen bzw. Freistellung des Zölibats
          – Zulassung von Frauen als Geistliche
          – Gleichstellung der homosexuellen Liebe (Mann – Mann, Frau – Frau), auch bei Geistlichen (momentan sind bereits 30 Prozent der Priester homosexuell)
          – Die katholische Amtskirche müsste unbedingt bescheidener, einfacher, demütiger und transparenter (Aufdecken des Kindesmissbrauchs) werden. Zurück zu den urchristlichen Werten (Barmherzigkeit,Fürsorge für die Armen und Ausgestoßenen unserer Gesellschaft, Nächstenliebe) und Wurzeln (das positive Wirken Jesu, Jesus als Leit- und Vorbild).
          – Gleichstellung der protestantischen Kirche (immerhin mehr als 500 Millionen Mitglieder)
          – Aussöhnung der Weltreligionen (Forderung von Hans Küng)
          – Religion sollte bereichern und verbinden, und nicht spalten und Kriege provozieren

          • Zu Okay: Ja, das sind Ideale, die die katholische Kirche und der heutige Papst nicht so ohne weiteres verwirklichen werden. Die Umsetzung dieser Ideale werden wir nicht mehr erleben, denn die „Mühlen in Rom“ mahlen sehr langsam.
            Gewiss sollten Religionen bereichern und verbinden, denn der Mensch (im Gegensatz zu den Tieren) ist ein sinnsuchendes Wesen. Und die Religion kann Orientierung, Richtung und Sinn im Leben geben.

            • Theologe

              Ja: Was Religion im positiven Sinn zu vermitteln vermag, das kann uns keine Moral und Philosophie geben: den Sinn des Lebens.
              Denn im Angesicht des Todes brauchen wir Menschen Hoffnung und Trost.

              • Alfons van Compernolle

                In Angesicht unser aller Sterblichkeit, brauchen wir Sterblichen vor allem Aufrichtigkeit & Offenheit und ganz bestimmt keine theologische Schoenrederei mit Verweis auf „den Himmel“ ! Was Ratzinger macht , ist verlogen und Schoenrederei, ein Leugnen dessen was seit Jahrhunderten selbst im Vatican an Missbrauch, Vergewaltigungen, ja selbst Morde , geschieht! Der (Zwangs) Zoelibat und das leugnen muessen seiner (auch sexuellen) Beduerfnisse laest Pastoren & Moenche und Ordensschwestern sich an die ihnen anvertrauten Wehrlosen vergreifen.
                Ratzinger vergisst, dass die meisten Kinderschaedereien in den ihm als Kardinal unterstellten Internaten geschehen sind.
                Ratzinger vergisst , dass, wenn auch im Mittelalter, der Papstthron eine Frage der „Bestechung“ gewesen ist und er vergisst , dass diverse Papste, mit ihren geliebten Frauen und Lustknaben im Vatican zusammen gelebt haben. Die Theologische Moral sowohl bei den Katholiken als auch bei den Evangelischen und andere Religionen, siehe Islam , ist unehrlich und mehr als nur Doppelsinnig,
                sie sind seelische „Kaputt-Macher“ fuer Menschen diese der jeweiligen Religionsgemeinschaften anvertraut wurden !
                Ich bestreite nicht das Bestehen eines „Gottes“ , weil ich als Physiker
                & Maschinenbauer weder „Ja“ noch „Nein“ beweisen kann.
                So soll Bitte ein Jeder Glauben an was er moechte, ich bestreite aber die moralische Autoritaet einer jeden Religion.
                Zum Schluss muss dann noch auf die Tatsache hingewiesen werden, dass die Kathl. Kirche ein erhebliches „Aktien-Packet“ der Firma
                „Condomie“ besitzt ! Condomie einer der groessten Kondomproduzenten !
                Ich Glaube kaum, dass wenn Gott tatsaechlich bestehen sollte, dass er irgendeine Kirche oder Religion noetig hat.
                Sollte es ein Fegefeuer geben, so Glaube ich, dass dort doch sehr sehr viele „Theologen“ auf ewig brennen muessen !

                  • Alfons van Compernolle

                    Ja, legal, sicher ! Aber nach der kathol. Lehre und Moral
                    mindestens 3000 Jahre laenger im Fegefeuer knistern fuer jeden kathol. Kinderschaender im schw. Nachthemd und fuer den Papst als gottes Stellvertreter auf Erden und seine Luegen & Vertuschungen ewige Verdammnis !

  13. Kritiker

    Zu Theologe: Ja, im Angesicht des Todes brauchen wir Menschen Hoffnung und Trost. Nach unserem Tod gibt es theoretisch drei Möglichkeiten:
    1. Wir kommen aus dem Nichts und gehen wieder ins Nichts zurück (atheistisch-materialistische Sicht)
    2. Es gibt ein „geistig-seelisches Jenseits“ (christliche Sicht)
    3. Wir werden so oft wiedergeboren, bis wir ins Jenseits oder Nirwana als „Lichtwesen“ aufsteigen. (hinduistische Sicht)
    Das können wir evtl. erwarten oder hoffen. Jeder möge sich die Möglichkeit aussuchen, die ihm am ehesten zusagt. Abgesehen von einem „möglichen Leben nach dem Tod“ sollten wir uns vor allem menschlich und sozial verhalten. Und deshalb können wir auch keinen Kindesmissbrauch dulden. Im Gegenteil: Wir müssen ihn aufdecken und schärftens verurteilen.

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