Leserbrief

Philipp Gonay: Schreibweise PHILIPP häufiger anwenden

Es ist nicht meine Absicht, mich in persönliche Angelegenheiten, wie die Namenswahl der Kinder, einzumischen, ich möchte nur meine Meinung und Sichtweise der Dinge kundtun, und besonders möchte ich zum Nachdenken über den Zusammenhang von Vornamen und Kulturkreis (Sprachgruppe) anregen.

Ich bin etwas enttäuscht darüber, wie wenig selbstbewusst wir deutschsprachigen Belgier doch sind.

Wir hatten mal einen König, der wurde in Flandern Boudewijn, in der Wallonie Baudouin und bei uns Balduin genannt. Dennoch schrieb die Presse immer Baudouin. Nun kriegen wir einen neuen König, der offiziell auf Französisch PHILIPPE, auf Flämisch FILIP und auf Deutsch PHILIPP heißt. Er wird sicherlich davon auch Gebrauch machen. Unsere einzige deutschsprachige Tageszeitung aber schreibt den Namen in der französischen Version. Auf Nachfrage schrieb man mir, dass auch in der Redaktion darüber diskutiert wurde und man anfangs die deutsche Schreibweise bevorzugte. Man hat sich aber vom „juristischen Dienst des Premierministers Di Rupo“ sagen lassen, dass Philippe auch die deutsche Schreibweise sei !!!

Natürlich gibt es in der DG auch Männer mit diesem Namen, die Philippe schreiben, besonders diese, die in Malmedy geboren sind. Ok, ist jedem seine Sache. Ein König aber ist eine offizielle Figur und repräsentiert alle drei Kulturen des Landes. Dies soll auch am Namen erkennbar sein. Unsere Zeitung ist sich ja auch (hoffentlich) ihrer Verantwortung bewusst, denn sie hat Macht über die Entwicklung unserer Sprache und Identität.

Ich habe bestimmt nichts gegen unsere französischsprachigen Nachbarn, aber ich weiß auch, dass wir uns durch das einfache Abkupfern der wallonischen Meinung nicht unbedingt bei unseren flämischen Freunden beliebt machen.

Dies mag für viele ein banales Detail sein, aber wenn man so heißt und bereits tausend Mal Diskussionen über die Schreibweise seines Namens geführt hat und sich gegen Aussagen wie „Philippe oss doch e fransische Naam, oder?“ wehren muss, hat dies eine andere Dimension (Philipp ist übrigens ein griechischer Name und bedeute Pferdefreund).

Oder schreiben wir in Zukunft „Apostel Philippe-us“ oder Zappelphilippe ? ;-))

Ich hoffe, damit auf Verständnis zu stoßen und hoffe, dass die deutsche Schreibweise PHILIPP häufiger angewendet wird…

21.7.2013 Philipp Gonay, Dürler

13 Antworten auf “Philipp Gonay: Schreibweise PHILIPP häufiger anwenden”

  1. Zaungucker

    „Ich bin etwas enttäuscht darüber, wie wenig selbstbewusst wir deutschsprachigen Belgier doch sind.“

    Ich auch, Herr Gonay, ich auch.
    Statt selbstbewusst den Namen unseres Königs in unserer Muttersprache zu schreiben, lassen wir uns von unseren Nachbarn die französische Schreibweise aufzwingen (Baudouin statt Balduin, Phlippe statt Philipp). Allerdings haben wir immer kurioserweise Leopold immer ohne „é“ geschrieben. Und wir reden auch nicht von König „Albèr“, so wie die deutschen Medien das tun.

    Wenn wir nun schon nicht unsere Version „Philipp“ gebrauchen können/sollen/dürfen, dann müssten wir logischerweise die Schreibweise der Flamen übernehmen, die ja bekanntlich die Bevölkerungsmehrheit in Belgien darstellen und deren Idiom dem unseren verwandter ist als das der Wallonen.

    Man muss gleichzeitig bedenken, dass Sprache und Macht eng verbunden sind. Aus der Geschichte kann man immer wieder ersehen, dass der Sieger den Besiegten seine Sprache aufzwingt. Gerade die Ostbelgier, aber auch die Flamen, Südtiroler, Polen, Elsässer und und,und, können davon ein Lied singen.

    Was nun die Bemerkung von „Vereidiger“ betrifft, so stimmt das nicht.
    Die unselige Rechtschreibreform hat, statt für klare Verhältnisse zu sorgen, auf allen Gebieten der Orthographie (oder Orthografie, ganz nach Belieben) für viel Verwirrung gesorgt. Zwar schreibt man Delfin, aber weiterhin Philosophie und eben auch Philipp
    (Logischer wäre gewesen, das „ph“ überall konsequent durch „f“ zu ersetzen, so wie im Niederländischen, und dabei auch gleich das „th“ durch ein einfacher „t“ zu ersetzen. Aber das wäre wohl zu gewagt gewesen…

    So müssten wir also bei „Philipp“ bleiben, wenn „der juristische Dienst der Kanzlei des Erstminister“ uns denn ließe. Das GE hat sich jedenfalls laut eigenem Bekunden (Sa. 20.07. S; J „In eigener Sache“) dem Obrigkeitststaat kritiklos unterworfen.

    • Zaungucker

      Was ist schon „W“eltbewegend ?
      Wenn wir nur über solche Themen diskutieren dürften, würde der Umfang unserer Tageszeitung auf ein oder zwei Seiten zusammenschnurren.
      99 von 100 Beiträgen in diesen oder anderen Foren wären komplett überflüssig.

  2. Germano-Belgier

    Meiner Meinung nach sollte die Schreibweise von Eigennamen nicht verändert werden, sei es der Vor- oder der Nachname. Für mich gilt die Schreibweise welche die Eltern ausgesucht haben, bzw. wie es in Personalausweis, Geburtsurkunde, etc. steht
    Oder soll zB der „Herr Müller“ in der Wallonie mit „Mr. Meunier“, und in Flandern mit „Dhr. Molenaar“ angesprochen werden?

    • Alemannia4ever

      Sehe ich genauso. Sollte auch für Städtenamen auf Straßenschildern so gelten: Weiß der Durchschnittsdeutsche, dass er etwa „Trèves“ folgen muss, um nach Trier zu gelangen? Weiß der Durchschnittswallone, dass er Lüttich folgen muss, um nach „Liège“ zu kommen? Ich möchte nun gar nicht erst von Bergen/ Mons, Jodoigne/ Geldenaeken, etc. sprechen.

  3. Zaungucker

    Na, Herr Gonay, einen Erfolg können Sie nach Ihrem Leserbrief hier aber schon verbuchen.
    Heute schon im GE „Das Wort den Parteien“ gelesen?

    PFF-Fraktionsvorsitzender Emil Dannemark gebraucht ganz ungeniert die deutsche Schreibweise „Philipp“ ganz ohne „e“:
    „Philipp spricht Deutsch…“
    Ob da der Juristische Dienst der Kanzlei des Premierministers“ einschreiten wird?

    • Und der gute Emil D. bestellt auch ein Läfff
      (Leffe), im Gegensatz zu seinem Monschauer Amtskollegen, der nach einem LeffE (mit der Betonung von E am Ende) verlangt. Es ist aber dasselbe Bier.

  4. gerhards

    Hauptsache er weiss das er gemeint ist..ich selber bestehe aber schon auf Herr Gerhards obwohl unser Brieftrager schonmal Djeraar ruft ;-) So ist das im “ noch“ Mehrsprachigen Belgien….So wirklich brenzlig wird’s beim Notarzt oder in der Apotheke da MUSS man auf deutsch bestehen sonst ist Schluss mit lustig

  5. Apostrophus

    „So ist das im ” noch” Mehrsprachigen Belgien….So wirklich brenzlig wird’s beim Notarzt oder in der Apotheke da MUSS man auf deutsch bestehen sonst ist Schluss mit lustig“

    Toller Satzbau, tolle Grammatik, tolle Rechtschreibung! Gratuliere!

    Sie sind sicher auch einer von diesen „perfekt zweisprachigen“ Ostbelgiern?

    • gerhards

      Wenn man in 50ern in Kelmis geboren wurde hat man so seine Problemchen, da haben sie recht. Zuhause wurde Platt geredet, auf der Arbeit deutsch und die Behörden haben damals französisch verlangt.
      Meinen Kindern habe ich daher nur deutsch beigebracht und französisch haben sie, sobald es möglich war abgewählt und sich intensiv mit englisch befasst.
      Deutsch und englisch sind DIE Sprachen die man im Berufsleben benötigt, insofern haben sie recht.
      Allerdings, sollten sie aus unserer Gegend stammen wird es ihnen schwerfallen ohne Platt durchs Leben zu kommen, nur so als Empfehlung. Adieda!

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