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Reger Austausch in Wiesenbach über die Gefahren des Bienensterbens

Das Thema des Abends stieß auf großes Interesse. Rund 130 Besucher wohnten der Diskussion über das Bienensterben im Saal Wisonbrona in Wiesenbach bei.

Mit rund 130 Teilnehmern fand am Donnerstag in Wiesenbach der Diskussionsabend „Was denkst Du – Stirbt die Biene, stirbt der Mensch?“ statt. Der ostbelgische EU-Abgeordnete Pascal Arimont (CSP-EVP) und sein Luxemburger Kollege Georges Bach (CSV-EVP) hatten namhafte Experten in den Saal Wisonbrona eingeladen, um dem Problem des Bienensterbens auf den Grund zu gehen.

Aus der Fragestellung „Stirbt die Biene, stirbt der Mensch?“ entwickelte sich eine spannende Diskussion. Das Fazit: Jeder Einzelne kann etwas tun, um den Bienen das Leben zu vereinfachen.

„Bei der Sensibilisierung für das Thema Bienensterben geht es nicht nur um die Bedeutung der Biene für unser Ökosystem. An dem Beispiel der Biene lässt sich gut veranschaulichen, wie wir in Zukunft mit unserer Umwelt umgehen müssen und welche Konsequenzen das für jeden Einzelnen von uns hat – vom Verbraucher, dem Hobby-Gärtner bis hin zu den Landwirten“, erklärte Gastgeber Pascal Arimont zu Beginn der Veranstaltung.

Bereits das Albert Einstein zugeschriebene Zitat „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben” führte bei den Experten zu einem lebhaften Austausch.

Die Expertenrunde mit dem ostbelgischen EU-Angeordneten Pascal Arimont (rechts).

Die Expertenrunde mit dem ostbelgischen EU-Abgeordneten Pascal Arimont (rechts).

Bienenkenner Prof. Dr. Bernd Grünewald vom Institut für Bienenkunde der Goethe-Universität Frankfurt wies darauf hin, dass die Honigbiene noch nicht unmittelbar vom Aussterben bedroht sei – zumindest solange es noch Imker gebe. Allerdings machten sich starke Veränderungen bei der Bienenpopulation deutlich.

Die Gründe für das Sterben der Biene seien jedoch nicht nur bei den Pestiziden zu suchen, so Grünewald. Andere Elemente, wie der Klimawandel und insbesondere das Fehlen von Rückzugsgebieten durch die verstärkte Ausbreitung landwirtschaftlicher Monokulturen stellten ein mindestens ebenso großes Problem dar.

Der Vertreter der Europäischen Kommission, Dr. Michael Flüh, betonte die erfolgreichen Bemühungen der Kommission, gegen eine Reihe von Klagen seitens der Industrie und Widerstände der Mitgliedstaaten ein Verbot bedeutender bienengefährdender Neonicotinoide durchzusetzen. Jedoch seien auch im Bereich der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik Schritte nötig, um das Bienensterben anzugehen.

Die Rolle des Teufels Anwalt übernahm Dr. Christian Maus, seines Zeichens Vertreter von Bayer CropScience. Auf kritische Nachfragen betonte Maus, dass Bayer zwar keine Naturschutzorganisation sei, jedoch intensive Forschung zu bienenschonenden Alternativen betreibe. Eine reine Fokussierung auf die Pestizide und Insektizide greife seiner Meinung nach zu kurz, um das Phänomen des Bienensterbens in seiner Gänze greifbar zu machen.

Pestizid- und insektizidkritisch formulierte der Vorsitzende der europäischen Berufsimker, Walter Haefeker, einige Vorbehalte gegen die Aussagen des Bayer-Vertreters. Seiner Meinung nach gehe es verstärkt darum, die Industrie zur Förderung intelligenter digitaler Pflanzenschutzmechaniken zu bringen, die ein Minimum an Chemie beinhaltet. Hier biete sich für Europa die Chance, zum globalen Marktführer zu werden.

Honigbienen im Ourtal.

Honigbienen im Ourtal: In Ostbelgien haben die Bienen eine bessere Daseinsgrundlage als anderswo.

Gleichfalls betonte der lange Jahre im Silicon Valley beheimatete Haefeker die Bedeutung kleiner familiärer bäuerlicher Strukturen. Diese sorgten aktuell besser als die industrialisierten Großbetriebe für eine vernünftige Bestellung der Ackerflächen. Für Milchbauern, die in Ostbelgien in der Überzahl sind, könne eine bienenschonende Arbeitsweise durchaus zu Marktvorteilen führen, wie Haefeker am Beispiel eines Pilotprojekts zur Einführung eines Bienenschutz-Labels verdeutlichte. Zusätzlicher Druck auf die kleineren bäuerlichen Strukturen müsse, wie etwa durch die aktuell diskutierten Freihandelsabkommen, auch aus diesem Grund unbedingt vermieden werden.

Helmuth Veiders, Vertreter des ostbelgischen Bauernbundes, wies ebenfalls auf die Bedeutung der in Ostbelgien noch vorherrschenden Familienbetriebe für den Landschaftsschutz hin. Seiner Meinung nach müsse garantiert werden, dass die Rückzugsgebiete (Blumenwiesen, etc.) auch landwirtschaftlich gepflegt werden dürften. Dies sei mit den aktuellen Vorgaben der europäischen Agrarpolitik, durch die bestimmte Landstreifen teilweise brachliegen müssen, nicht gewährleistet.

Für die regionalen Imker sprach Eric Fonk von der in Ostbelgien noch guten Daseinsgrundlage für Bienen. Anders als in vielen anderen Teilen der Welt gebe es noch viel natürliches Rückzugsgebiet. Allerdings müsse auch der ostbelgische Verbraucher lernen, in seinem Garten nicht immer auf die chemische Keule zurückzugreifen und Mut zur Blumenwiese zu zeigen. Beim Einkauf im Geschäft sollte zudem verstärkt auf Produkte regionaler Herkunft gesetzt werden.

Zum Ende der Veranstaltungen zogen Pascal Arimont und Georges Bach das Fazit, dass die europäische Politik initiativ werden müsse, insbesondere was die Förderung bienenschonender Praktiken in der Auseinandersetzung mit der Chemie-Lobby angehe. Die beiden Abgeordneten sicherten zu, das Thema weiterhin zu bearbeiten und notwendige Sensibilisierungsarbeit in Brüssel zu leisten.

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