Kultur

Ohne die warmen Quellen wäre Karl der Große an Aachen vorbeigeritten – Drei Ausstellungen

Karlsstatue vor dem Aachener Rathaus. Foto: Andreas Herrmann

Was Beethoven für Bonn ist Karl der Große für Aachen. 1200 Jahre nach seinem Tod ist der Frankenherrscher längst zu einem Markenzeichen für die Kaiserstadt geworden. Das wird von diesem Wochenende an gleich mit drei großen Ausstellungen dokumentiert, zu denen bis zum 21. September rund 150 000 Besucher erwartet werden.

Für den deutschen Bundespräsidenten, der eigens zur Eröffnung nach Aachen kam, ist der Rummel um Karl mehr als nur eine geschickte Marketingstrategie: „Dass er Vater Europas genannt wurde, ist auch aus heutiger Sicht noch legitim“, stellte Joachim Gauck fest. Karls Werk sei in Wahrheit „nichts weniger als eine politische und kulturelle Neugründung Europas“ gewesen.

Zur Eröffnung der dreifachen Ausstellung kam eigens Bundespräsident Joachim Gauck (rechts, hier mit Oberbürgermeister Marcel Philipp auf dem Balkon des Rathauses) nach Aachen. Foto: dpa

Zur Eröffnung der dreifachen Ausstellung kam eigens Bundespräsident Joachim Gauck (rechts, hier mit Oberbürgermeister Marcel Philipp auf dem Balkon des Rathauses) nach Aachen. Foto: dpa

Auch eine Antwort auf die Frage, weshalb Karls Wahl für einen zentralen Ort seiner Machtausübung ausgerechnet auf Aachen fiel, lieferte der Bundespräsident gleich mit: „Vielleicht war es letzten Endes tatsächlich vor allem das warme Wasser, in dem es sich so angenehm baden und schwimmen lässt, das Karl dazu gebracht hat, sich am liebsten in Aachen aufzuhalten.“

War er wirklich der „Vater Europas“?

Die Antwort auf die Frage, ob Karl der Große wirklich als der „Vater Europas“ anzusehen ist, wie es ein Lobgedicht aus dem Jahr 800 behauptet, oder ob es nicht eher ein außergewöhnlicher, machtbesessener und zugleich visionärer Herrscher war, der seine Zeitgenossen in den Schatten stellte, muss der Besucher der großen Werkschau selbst finden.

Das Plakat zur Ausstellungstrias in Aachen.

Das Plakat zur Ausstellungstrias in Aachen.

Zur Ausstellungstrias gehören „Orte der Macht“, „Karls Kunst“ und „Verlorene Schätze“.

Die „Orte der Macht“ werden präsentiert im Krönungssaal des historischen Aachener Rathauses, das auf den Fundamenten der einstigen Königshalle Karls des Großen steht und wo sich seit 1950 „die Großen“ Europas zusammenfinden, um der Verleihung des Internationalen Karlpreises zu Aachen beizuwohnen.

Die Ausstellung „Verlorene Schätze“ ist in der Schatzkammer des Aachener Domes, Weltkulturerbe und Karls prachtvolle Pfalzkapelle, zu bewundern.

„Karls Kunst“ zeigt im „Centre Charlemagne – Neues Stadtmuseum“ am Katschhof auf dem Gelände der einstigen Pfalz Glanzstücke aus karolingischer Zeit. (kö)

Weitere Infos zu der dreifachen Ausstellung finden Sie unter: www.karldergrosse2014.de

 

4 Antworten auf “Ohne die warmen Quellen wäre Karl der Große an Aachen vorbeigeritten – Drei Ausstellungen”

  1. Ich habe neulich einen Dokufilm über Karl den Großen gesehen und war erschüttert, was für ein brutaler Kriegsherr der Mann war. Und der wird heute in Aachen und Europa verherrlicht? Karl der Große würde heute vor ein Kriegsgericht gestellt.

  2. Öcher Prent

    Schulpflicht?
    Na, da wird der alte Karl aber mit fremden Federn geschmückt.
    Allgemeine Schulpflicht gibt es in Frankreich erst seit 1882 und in Deutschland erst seit 1919. Allenfalls gab es ein paar Klosterschulen, die aber wohl in erster Linie der Heranbildung von Klerikern dienten. Der Adel hatte keine Zeit zum Studieren, denn der musste gegen die Sachsen kämpfen.

    Der tolle Dom?
    Karolingisch ist da nur die Struktur des Westteils und des Oktogons, der ganze Rest (Chor, Mosaiken, Marmorverkleidung, Seitenkapellen) sind späteren Datums, bis hin zur wilhelminischen Zeit. Das tut aber der architektonischen Bedeutung dieses Bauwerkes keinen Abbruch.

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