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New York sinkt ab – auch durch die Bebauungslast

02.03.2016, USA, New York City: Zwei Touristen fotografieren in New York die Skyline von Lower Manhattan mit ihrem Smartphone. Foto: Gregor Fischer/dpa-Zentralbild/dpa

New York könnte künftig stärker von Überflutungen betroffen sein als andere Küstenstädte.

Zum Anstieg des Meeresspiegels durch den Klimawandel kommt ein Absinken des Untergrunds um durchschnittlich ein bis zwei Millimeter pro Jahr. Die Absenkung hängt sowohl von der Bebauung ab als auch vom Untergrund selbst.

Während die auf Felsgestein gegründeten Wolkenkratzer kaum einsinken, sind küstennähere Bereiche mit weicherem Untergrund deutlich stärker betroffen. Das berechnet ein Team um Tom Parsons vom United States Geological Survey in Menlo Park (US-Bundesstaat Kalifornien) im Fachjournal „Earth’s Future“.

28.04.2020, USA, New York: Blick auf Teile von Manhattan. (Luftaufnahme). Foto: Cory Bush/U.S. Air/Planet Pix via ZUMA Wire/dpa

Der Wirbelsturm Sandy sorgte 2012 dafür, dass Teile der Metropole von Meerwasser überflutet wurden. Die starken Regenfälle des Wirbelsturms Ida brachten 2021 das Abwassersystem zum Überlaufen, wieder standen Teile der Stadt unter Wasser. Studien zufolge dürfte der Klimawandel für mehr Wirbelstürme im Raum New York sorgen, außerdem könnte der Meeresspiegelanstieg an der US-Ostküste drei- bis viermal stärker ausfallen als anderswo auf der Welt.

Und auch die hohen schweren Gebäude in New York City steigern die Überflutungsgefahr. Mittels Modellierungen und Schätzungen bestimmte das Team um Parsons das Gesamtgewicht der Gebäude in New York City auf 764 Millionen Tonnen.

Die konkrete Absenkungsrate hängt auch von den Bodenarten ab. Demnach haben Lehmböden und künstlich aufgefüllte Flächen ein Absenkungspotenzial durch die Bebauung von 7,5 bis 60 Zentimetern, mit einem Mittelwert von gut 29 Zentimetern. Andere Böden sind weniger anfällig, der Auflast nachzugeben, mit Mittelwerten von 6 bis 12 Zentimetern.

Für Felsgestein ermittelten die Forscher ein Absenkungspotenzial von 0 bis 0,5 Zentimetern. Denn bei diesem Untergrund verformt sich die Erde bereits unmittelbar nach dem Bauen, danach kaum noch.

29.04.2020, USA, Jersey City: Die Skyline von Manhattan. Foto: Mark Lennihan/AP/dpa

Zudem gibt es im Raum New York eine natürliche Absenkung des Bodens, die noch immer von der letzten Eiszeit herrührt. Die Gebäudelast leiste lediglich einen Beitrag zur Absenkung, betonen die Autoren. Auch im Norden von Staten Island, wo die Gebäudelast gering ist, seien starke Absenkungen beobachtet worden.

Die Wissenschaftler warnen vor einem sorglosen Umgang bei der Entwicklung der Stadt. So seien nach dem Wirbelsturm Sandy 90 Prozent der Gebäude in überschwemmungsgefährdeten Gebieten nicht nach den Standards für Überschwemmungsgebiete gebaut worden. Die Entnahme von Grundwasser könne zu weiteren Absenkungen führen.

Wegen der Auffüllung von Nebenflüssen bringen der East River und der Harlem River kaum noch Sedimente in den Hafen von New York. Das mache die Stadt anfälliger für Überflutungen durch Nordostwinde und Wirbelstürme, schreiben die Geologen. Betroffen sein dürfte vor allem Lower Manhattan: Die Südspitze des zentralen Bezirks liegt gerade einmal ein bis zwei Meter über dem Meeresspiegel. (dpa)

14 Antworten auf “New York sinkt ab – auch durch die Bebauungslast”

    • Joseph Meyer

      @Eifel_er
      Dass es durch die Weltklimaerwärmung zu immer stärkeren und vermehrten Wetterextremen kommen wird, das haben viele Experten schon bestätigt.
      Auch das ist ja ein Grund, denke ich, warum die Weltbevölkerung keine vollkommen unnötigen Kriege und keine Aufrüstung braucht! Die ganze Aufmerksamkeit und Energie muss in die Vorbeugung von Schäden durch Wetterextreme gehen und in die Hilfe vor Ort zur Verhinderung von „Klimaflüchtlingen“.

  1. Ach, das ist doch noch gar nichts, hier geht es richtig unter Wasser…
    https://www.luzernerzeitung.ch/international/jakarta-sackt-ab-ld.1055660
    …..
    Während der Boden unter Venedig etwa 2 Millimeter im Jahr nachgibt, sackt Nordjakarta jedes Jahr bis zu 25 Zentimeter ab. Vier Millionen Menschen leben inzwischen in Vierteln, die bis zu vier Meter unter dem Meeresspiegel liegen. Geschützt werden sie derzeit nur von nässenden Mauern wie der, die im Stadtteil Muara Baru die Fluten zurückhält. Dass Jakarta die am schnellsten sinkende Stadt weltweit ist, hat politische Ursachen: Trotz des ungehemmten Wachstums wurde in den vergangenen Jahrzehnten keine adäquate Infrastruktur für Millionen neue Einwohner geschaffen. So kommt es, dass heute nur etwa 60 Prozent der Haushalte an das Leitungswassernetz angeschlossen sind. Etwa die Hälfte der Hauptstädter lebt von Wasser aus illegal gebohrten Brunnen. Auch die vielen Grossbaustellen beziehen ihr Wasser meist direkt aus dem Boden unter den Füssen der Arbeiter. Öffentliche Gebäude dürfen sogar legal Wasser aus eigener Bohrung nutzen: kein Ministerium, das eine Wasserrechnung zahlt. Das Resultat: Der weiche Untergrund aus Sand und Lehm, auf dem Jakarta gebaut ist und in dem das Grundwasser gespeichert ist, wird leergesaugt und sinkt dabei in sich zusammen wie ein misslungenes Soufflé. Dass die Depots trockenfallen, obwohl in diesen Breitengraden fast täglich tropische Wolkenbrüche niedergehen, erscheint erst einmal paradox. Doch sind heute 97 Prozent des Stadtgebietes mit Asphalt und Beton versiegelt. Regenwasser kann nicht versickern und fliesst – statt die Reservoirs aufzufüllen – ungenutzt ins Meer ab.
    /////
    Und alle beteiligten Politiker singen unisono das Lied vom „Klimawandel“, dann sind sie nämlich unschuldig wie die Jungfrau Maria… 🤑

    • Zuhörer

      Mit der Müllentsorgung ist es in vielen Asiatischen Ländern so wie in Indonesien. Einfach in den Flüssen Entsorgen, und fertig. Und in Europa werden Strohhalme verboten.

      Hier in unserem kleinen Belgien werden auch Riesige Hotels, eines neben das andere am Meer gebaut. Ob der Boden da weiter mitmachen kann? Wenn nicht, dann ist es wieder gut für uns den Klimawandel…

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