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Autofahrer bekommt während der Fahrt immer mehr Hilfe, künftig kann er sogar am Steuer frühstücken…

Gino Decoster (links) und Michael Johnen auf dem Brüsseler Automobilsalon im Januar 2016 an einem ausgestellten Wasserstoff-Fahrzeug von Hyundai. Foto: OD

„Ostbelgien Direkt“ weilte am Dienstag auf dem Automobilsalon. Dabei beobachteten wir u.a. ostbelgische Kfz-Lehrlinge beim Wettbewerb „Skillsbelgium“, weswegen übrigens auch DG-Minister Harald Mollers nach Brüssel gekommen war. Außerdem unterhielten wir uns mit Michael Johnen und Gino Decoster über das Auto von heute und morgen.

Michael Johnen ist Hyundai-Automobilhändler und Präsident des Berufsverbandes TRAXIO DG (früher Federauto DG), Gino Decoster Koordinator der Kfz-Abteilung des ZAWM in Eupen.

OD: Herr Johnen, wie würden Sie die wirtschaftliche Lage der Automobilbranche im Moment bewerten? Gut, weniger gut, sehr gut?

Johnen: Ich würde sagen, sie ist allgemein relativ stabil. Es gibt trotzdem ein leichtes Wachstum von 3-4%. Der Salon trägt natürlich viel dazu bei. Solch eine Messe ist für viele eine willkommene Gelegenheit, ein neues Auto zu kaufen.

OD: Und wo genau gibt es Wachstum?

Johnen: Vor allem dort, wo man Neues zu bieten hat. Neue Modelle, neue Technik, auch Umwelttechnik. Die Hersteller machen bisweilen interessante Angebote in Form von Recycling-Prämien, Eco-Bons usw. Das fördert natürlich den Verkauf.

OD: Welches sind denn heute die wichtigsten Neuheiten beim Otto Normalauto?

Hyundai-Vertreter Michael Johnen: Natürlich ist der Autobauer aus Fernost wieder Sponsor bei der Fußball-EM in Frankreich. Foto: OD

Hyundai-Vertreter Michael Johnen: Natürlich ist der Autobauer aus Fernost wieder Sponsor bei der Fußball-EM in Frankreich. Foto: OD

Johnen: Neu ist vor allem, dass die Fahrzeuge immer mehr Assistenzsysteme haben.

OD: Was kann man sich darunter konkret vorstellen?

Johnen: Das kann Ihnen Gino Decoster bestimmt näher erläutern.

OD: Herr Decoster, welches sind diese Assistenzsysteme, die dem Autofahrer das Fahren leichter machen?

Decoster: Da gibt es zum Beispiel das automatische Bremsen. Wenn sich das Fahrzeug einem Hindernis nähert bei maximal 50 km/h, dann werden automatisch die Bremsen aktioniert. Zudem haben wir heute den Spur-Assistenten. Dieser erkennt die Fahrbahnlinien und sorgt dafür, dass das Auto in der Spur bleibt. Es wird also, falls erforderlich, gegenlenken, damit das Fahrzeug in der Spur bleibt.

OD: Und was noch?

Decoster: Es gibt noch die dynamische Regelung der Geschwindigkeit. Das heißt, dass das Fahrzeug automatisch langsamer wird, sobald das Auto, das voran fährt, sein Tempo drosselt. Sobald das Auto vorne beschleunigt oder die Straße verlässt, erhöht sich die Geschwindigkeit automatisch auf den vorher festgelegten Wert. Erwähnen sollte man auch noch das automatische Einparken.

OD: Sie meinen damit nicht den akustischen Parkpiloten, den es ja schon länger gibt?

Decoster: Nein, den gibt es in der Tat schon länger. Neu ist das automatische Einparken. Das System sucht die passende Parklücke und lenkt das Fahrzeug in die Parklücke.

OD: Man spricht neuerdings viel vom fahrerlosen Auto? Was hat es damit auf sich?

Auf dem Autosalon ist die elektronische Information mittlerweile allgegenwärtig. Foto: OD

Michael Johnen (links) und Gino Decoster konsultieren die Informationen auf einem Tablet. Foto: OD

Decoster: Es gibt schon mehrere Hersteller, die das autonome Fahren praktizieren, zum Beispiel in Deutschland oder in den USA. Das Prinzip funktioniert so, vereinfacht ausgedrückt, dass ein Fahrzeug zum Pilotfahrzeug bestimmt wird und alle anderen ihm folgen. Das bedeutet, dass der Fahrer die Hände vom Lenkrad nehmen kann.

OD: Auch in einer Stadt wie Eupen?

Decoster: Nein, in einer Kleinstadt wird das nicht funktionieren. Das geht nur auf großen Verkehrsachsen.

OD: Also künftig werden die Autofahrer auf der E40 zwischen Lüttich und Brüssel während der Fahrt am Steuer frühstücken können…

Decoster: …oder etwas anderes, ja.

OD: Herr Johnen, Stichwort VW-Skandal: Spüren Sie die Auswirkungen?

Johnen: Nein, der Belgier ist da anders als der Deutsche. Der Belgier ist resistent. Wenn er die Marke wechselt, also wenn er VW verlassen sollte, dann nicht wegen dieser Affäre.

OD: Wie schickt sich das Elektro-Auto?

Johnen: Das läuft, würde ich sagen, noch sehr schleppend, vor allem weil der Kunde nicht die nötige Autonomie hat. Außerdem ist der Verkaufspreis für gebrauchte Elektro-Autos sehr schwach. In Zukunft sollten meiner Ansicht nach mehr Wasserstoff-Fahrzeuge gebaut werden. Dafür aber müsste es mehr Tankstellen geben. Momentan gibt es in Belgien nur zwei oder drei Wasserstoff-Tankstellen. Das wäre eine dankbare Aufgabe für den Staat.

OD: Inwiefern?

Johnen: Nun, solange das Öl spottbillig ist, baut niemand eine Wasserstoff-Tankstelle. Würde der Staat die Mineralölsteuer erhöhen, um das daraus generierte Geld für den Bau von Tankstellen mit alternativen Energien zu verwenden, hätten alle etwas davon.

OD: Das tun unsere Politiker aber nicht. Sie erhöhen zwar die Steuern auf Benzin und Diesel, aber das Geld fließt dann in den Staatshaushalt, um für egal was ausgegeben zu werden.

Michael Johnen (links) bei einem Treffen mit u.a. DG-Ausbildungsminister Harald Mollers (2.v.r.). Foto: OD

Michael Johnen (links) bei einem Treffen mit u.a. DG-Ausbildungsminister Harald Mollers (2.v.r.). Foto: OD

Johnen: Genau das ist der falsche Weg.

OD: Sprechen wir mal über Ihr Sponsoring. Sie und Hyundai sind ja viel präsent, zum Beispiel bei großen sportlichen Events wie dem Eupener Osterlauf, aber auch bei anderen Veranstaltungen. Ist das jetzt die Marketing-Strategie von Hyundai ganz allgemein, oder ist das etwas, woran Ihnen persönlich sehr gelegen ist?

Johnen: Das hat angefangen, als ich mich vor rund 20 Jahren für die Marke Hyundai entschied. Damals hatte ich mich dazu entschlossen, erst einmal den generierten Gewinn ins Marketing zu investieren. Auch wenn ich heute nicht mehr den gesamten Gewinn für Sponsoring und Marketing aufwende, habe ich trotzdem diese Strategie beibehalten. Und das hat nicht nur geschäftliche Gründe……

OD: …sondern…

Johnen: …mir ist daran gelegen, auf diese Weise soziale Aktivitäten zu unterstützen…

OD: Geben Sie’s zu, Sie wollen Ritter werden…

Johnen: …nein, überhaupt nicht. Das Menschliche ist mir einfach wichtig. Ich muss nicht unbedingt die maximale Gewinnbeteiligung haben. Man muss nicht jeden Tag 20 Steaks essen. Wenn man im Leben etwas erreicht hat, sollte man anderen auch etwas gönnen. Ich möchte auch meinen Kindern eines Tages nicht nur Geld hinterlassen, sondern auch eine gewisse Vision, in diesem Fall den Sinn für ein gewisses soziales Engagement. (cre)

14 Antworten auf “Autofahrer bekommt während der Fahrt immer mehr Hilfe, künftig kann er sogar am Steuer frühstücken…”

  1. Geisterfahrer

    Mit all den Kenntnissen des Herrn Ministers, verhandelt dieser sicher gerade in einer wichtigen Debatte über ein Fahrerloses Ministerauto. Somit könnten in den nächsten Haushalten all die Ministerchofföre ein gespart werden?

  2. Eastwind

    Herr Johnen, ich bin 100 Prozent mit Ihnen einverstanden, dass der Staat Erneuerbare Energien fördern muss, zum Beispiel durch die massive Förderung von Zapfsäulen für Strom und Wasserstoff, aber bitte nicht durch eine Erhöhung der Steuern auf Sprit. Die niedrigen Ölpreise sind ein Segen für viele Haushalte. Die Leute werden genug geschröpft. Weshalb also jetzt wieder diese Entlastung zunichtr machen? Die Politiker sollen endlich damit anfangen, ihre Apparat abzubauen. Die Politik warnt immer vor Rechtspopulismus, aber sie selbst sind es, die ihn fördern. Die Leute sind es leid, sie haben die Politik kotzesatt, weil den bestverdienenden Politikern nichts Gescheiteres einfällt. Das Geld muss man dort nehmen, wo es ist. Es gibt Geld genug, um Erneuerbare Energien zu fördern. Dafür braucht man keine neue Steuern.

    • Ostbelgien Direkt

      Herr Wahl, vielleicht wäre nicht unbedingt das Frühstücken während der Fahrt ein Fortschritt. Das ist ja hier eher als Karikatur gedacht. Es wäre aber schon sehr hilfreich, wenn der Autofahrer während der Fahrt auf der Autobahn Lüttich-Brüssel dank des autonomen Fahrers telefonieren, E-Mails lesen und schreiben oder was weiß ich machen könnte. Ich persönlich ziehe u.a deshalb den Zug vor, weil man im Zug während der Fahrt lesen, schreiben und telefonieren kann und sich nicht aufs Fahren konzentrieren muss. Und wenn ich keine Zeit mehr habe, um zu frühstücken, dann frühstücke ist halt während der Zugfahrt. Gruß

  3. Der Mediengott

    Man kann auch so im Auto essen, nur die doofen Krümmel sind nervig. Tesla und ja sogar China mit Mercedes bauen schon ordentliche E Autos. Volkswagen und Co sind noch weiterhintendran….Leicht verpennt und ja leider is ein Tesla zu teuer, die sollten wie damals eine Ford T Modell herstellen mit der gleichen Reichweite wie die Limousinen. (500km)….

  4. Gefahr pur!

    Und wenn man auch noch bedenkt, wie künftige Autofahrerinnen in Holland an den Führerschein kommen werden, kann man getrost sagen, daß zu Fuß gehen wohl viel ungefährlicher sein wird – wo keine Autos fahren…
    Mit welchen Idiotien sich diese Industrie erhofft, ihre Sch… zu verkaufen!

  5. delegierter

    mir persönlich wäre es lieber die Autos bekämen serienmäßig ein luftgefedertes Fahrwerk. Denn trotz immer mehr Abgaben für Autofahrer werden die Straßen nicht besser. Viele Straßen, nicht nur in Ostbelgien und Belgien, dienen da optimal als Testgelände. Unsere Geldbeutel wegen der vielen und teuren Reparaturen und unser Rücken würden es danken.

    • Turm von Babel

      Stimmt so. Zu allererst bedient sich mal die Politik selbst an der vielen Autosteuern. Die Strassen, ganz besonders in Ostbelgien, die kommen zurletzt dran. Das ist Tradition seit Jahren.

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