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LESERBRIEF – Hausaufgaben oder Schulaufgaben?

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Wer sich heute mit Meistern, Unternehmern und Eltern über das Bildungsniveau der Schüler unterhält, hört oftmals Kritik. Die allgemeinen Kenntnisse und die Allgemeinbildung der jungen Leute gehe stark zurück. Zudem ließen Pünktlichkeit, Verantwortungsbewusstsein, Zuverlässigkeit und Einsatz nach.

Das Sinken des Bildungsniveau bestätigen auch immer wieder Studien, wie die PISA-Studie von 2020 oder die IGLU-Studie von diesem Jahr. Beide bestätigen eine Abnahme der Lesekompetenz. Zwar hat die DG nicht an der IGLU-Studie teilgenommen, doch ist davon auszugehen, dass die Lesekompetenz hier nicht wesentlich besser als in den anderen Landesteilen ist. Die DG wird also reagieren, könnte man meinen. Nun wurde am vergangenen Montag im Parlament der DG ein Maßnahmendekret für das Unterrichtswesen mit großer Mehrheit verabschiedet. Nur Vivant stimmte dagegen.

Mit diesem Dekret wurde u.a. die Abschaffung der Hausaufgaben eingeläutet. Zwar wurden sie (noch) nicht gänzlich abgeschafft, jedoch für die Primarschule stark eingeschränkt. Laut unserer Unterrichtsministerin sei dies nur ein erster Schritt. Weitere werden also folgen und die Tatsache, dass Hausaufgaben von nun an Schulaufgaben heißen und größtenteils in der Schule gemacht werden sollen, deutet auf das Ziel einer Abschaffung hin. Einige Parlamentarier lehnen sogar ab, dass Schüler zu Hause Wortschatz erlernen oder sich auf Tests vorbereiten sollen. Dies gehöre in die Schule.

Die langfristige Abschaffung der Hausaufgaben reiht sich in einer Reihe von Maßnahmen ein, die mit dem Erhöhen des Bildungsniveau rein gar nichts zu tun haben. So wurden an einigen Sekundarschulen die Weihnachtsprüfungen abgeschafft. Immer mehr Schulen erteilen Prüfungsdispenzen und die Diskussion zur Abschaffung der Punktebewertung und des Sitzenbleibens schreitet weiter voran. Argumentiert wird die Reduzierung der Hausaufgaben in der Primarschule u.a. damit, dass Kinder Kinder sein dürften und nach der Schule Zeit zum Spielen bräuchten.

Die abnehmende Lesekompetenz ist aber nicht auf einen Mangel an Zeit zum Spielen wegen der Hausaufgaben, sondern insbesondere auf einem ungebremsten Konsum digitaler Medien, also der Nutzung digitaler Endgeräte, oder sagen wir einer übertriebenen Bildschirmzeit zurück zu führen. Welches Kind liest noch regelmäßig Bücher?

Hier sollte die Regierung ansetzen und Eltern intensiv über die negativen Folgen der ausufernden Nutzung aufklären, anstatt selbst massiv Endgeräte für Schulen und Schüler anzuschaffen, deren Mehrwert selbst unter Lehren und Schülern höchst umstritten ist.

04.07.2023 Alain Mertes – Vivant Ostbelgien

21 Antworten auf “LESERBRIEF – Hausaufgaben oder Schulaufgaben?”

    • Welch verachtender Kommentar – wo hat Herr Metes denn jetzt was falsches gesagt?!
      Es ist leider ein Fakt, dass digitale Endgeräte gerade seit den 2010er Jahren massiv im Aufschwung sind und dubiose Platformen wie Tiktok und co. zielen nur auf Unterhaltung und Anzocke ab, statt zu bilden oder zu fördern. Klar befinden wir uns in einem immer digitaleren Zeitalter, aber die teils sträfliche Unwissenheit über die Nutzung diese Endgeräte und deren Angebote werden auf absehbarer Zeit eine Zombiegeneration hervorbringen, die nicht mal mehr ihre eigenen Schuhe binden kann.

      Aber Hauptsache gegen die einzige Opposition hetzen – großartig! Sie haben nichts verstanden

    • Falsch analysiert.
      Das sinkende Bildungsniveau wird eher dadurch bestätigt das die Regierungsparteien immer noch in Amt und würden sind, einige Protagonisten gefühlt ewig dort ihr Unwesen treiben während Pflegestand, Krankenversorgung, Bildung usw… konsequent abgewürgt wird.

    • Besorgte Mutter

      @Carl Jung, was heißt hier „für mehr Hausaufgaben“?
      Im Raume steht die Einschränkung um nicht zu sagen die Anschaffung der Hausaufgaben.
      Hier positioniert sich Vivant ganz klar dagegen und dies ist gut so.
      Wenn Sie wüssten wieviele Defizite des Lehrpersonals wir als Eltern in der Schulzeit unserer Kinder ausgleichen mussten. Aus diesem Grund haben wir uns auch immer den gesamten Unterricht angeschaut.

  1. Wieso sollen die Hausaufgaben abgeschafft werden? Was soll das? Wo führt das Ganze noch hin? So ein Blödsinn!
    Die Schüler werden 6 Jahre lang geschont und dann kommen sie in die Sekundarschule, Hochschule, sowie erste Arbeitsstelle und kennen nichts von (alleine) lernen, arbeiten nach Feierabend, usw… dann wundert man sich dass diese Generationen nichts mehr auf die Reihe bekommen! Dass die Kinder nicht mit Hausaufgaben überschüttet werden sollen, ok, aber Hausaufgaben sind wichtig sei es für das Kind aber auch für die Eltern um einfach einschätzen zu können wo ist mein Kind dran und wo liegen die Schwierigkeiten!

  2. Robin Wood

    Den letzten beiden Absätzen von Herrn Mertes kann ich besonders zustimmen.
    Zuerst einmal sollten unsere Kinder ohne viel Technik lesen, rechnen und schreiben lernen. Erst wenn das richtig funktioniert, sollte man sie mit digitalen Techniken konfrontieren. Die Erwachsenen machen es aber vor. Man sehe sich Menschen auf dem Bürgersteig an, wie viele laufen mit dem Handy in der Hand rum, achten kaum auf ihre Umgebung. Oder im Restaurant sehe ich Familien, deren Kinder, kaum dass sie sitzen, ihr Handy herauskramen und während des ganzen Abend darauf rumtippen – es wird geradezu widerwillig weggelegt, um zu essen.
    Die Kinder/Jugendlichen sind in zig Chat-Gruppen, Foren usw. unterwegs. Sie sind permanent erreichbar und wollen dies auch sein, um ja nichts angeblich Wichtiges zu verpassen. Auch dieses Verhalten stresst und es lenkt von den wichtigen Dingen im Leben ab wie z.B. in der Schule aufmerksam sein und sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Davon abgesehen müssen die Kinder auch auf das Studium vorbereitet werden, sofern sie nicht eine Lehre beginnen. Und im Studium muss man viel und selbstständig lernen, aber wie sollen die Jugendlichen das dann von einem Tag auf den anderen bewältigen, wenn sie Jahre zuvor geschont wurden? Oder wird das Studium demnächst auch „vereinfacht“?

  3. Wie kann das sein?

    Wieso behauptet Vivant, als einzige Partei gegen die neue Regelung gestimmt zu haben, wenn in einem anderen Artikel steht, dass die CSP gegen die Regelung gestimmt hat? Ist Vivant etwa auf Wählerfang, da sie die Einzige wahre Opposition sind? LOL

  4. An Herr Mertes

    Bleiben Sie doch bitte bei der Wahrheit: Nicht nur Vivant, sondern auch die CSP hat gegen die Regelung gestimmt. Wenn Sie das bei der Abstimmung nicht mitbekommen haben, können Sie das auch hier auf OD in dem entsprechenden Artikel nachlesen.
    MfG

    • Alain Mertes

      An „Wie kann das sein?“ und „An Herr Mertes“: In der Tat ist meine Aussage, dass nur Vivant gegen das Maßnahmendekret gestimmt habe, im Kontext des Geschriebenen verwirrend. Zur Klarstellung: Das Maßnahmendekret enthielt insgesamt 183 verschiedene Artikel, von denen aber etwa nur 6 Artikel die Hausaufgaben betrafen. Diesem Gesamtdokument mit 183 Artikeln, das wir im Parlament als Maßnahmendekret bezeichnen, haben die Mehrheit und die CSP zugestimmt, ECOLO enthielt sich und nur Vivant stimmte dagegen. Diese Aussage bezog sich auf das Gesamtdokument. Da mein Leserbrief aber sonst nur die Änderungen im Bereich der Hausaufgaben behandelt, kann so ein falscher Eindruck entstehen. Die CSP hat die Änderungen im Bereich Hausaufgaben ebenfalls abgelehnt. Der Vollständigkeit halber möchte ich jedoch erwähnen, dass sie dies mit einer komplett anderen Begründung tat. Die CSP erklärte in ihrem Redebeitrag u.a., dass sie sich eine andere Herangehensweise bei der Reduzierung bzw. Eingrenzung der Hausaufgaben gewünscht hätte. Sie hatte dazu einen Abänderungsvorschlag eingereicht, der jedoch von allen anderen Parteien abgelehnt wurde. Der Ansatz der CSP war gewesen, grundsätzlich die Erteilung von Hausaufgaben zu verbieten und nur in 3 Ausnahmefällen Hausaufgaben zu erlauben: 1. für die Testvorbereitung, 2. für die Lektüre, 3. zum Erlernen von Vokabeln. Ich hoffe, ich konnte hiermit den Sachverhalt klarstellen und aufzeigen, dass Vivant als einzige Partei prinzipiell gegen Einschränkungen für Schulen und Lehrer bei der Vergabe von Hausaufgaben ist.

      • An Herr Mertes

        Ihre Aussage ist nicht verwirrend sondern schlichtweg falsch. Meiner Vermutung nach bewusst so geschrieben, ansonsten sollten Sie Ihre Texte vielleicht besser nochmal nachlesen bevor Sie sie verschicken.
        Nennt man im politischen Bereich dann wohl „Profil schärfen“. Im Nachhinein kann man ja immer eine Begründung aus dem Hut zaubern. Selbst wenn ich Ihnen in dieser Sache zustimme, missfällt mir Ihre Art Politik zu machen. Fundamentalopposition ohne realistische Alternative ist mir zu billig. Ich hoffe, dass der Sachverhalt hiermit tatsächlich geklärt ist.

  5. Zahlen zählen Fakten

    Back to the roots heisst es für die Arbeitgeber.
    Das heisst:
    1. Scheiss auf den Abschluss. Ist eh nicht mehr aussagekräftig, auf keiner Ebene mehr. Plagiate, schlechte Schule……das heisst: Eigene Tests
    2. Interne Ausbildung. Das war DIE Antwort auf den (echten) Fachkräftemangel in den 70er Jahren.

    Dann fluppt datt auch.

  6. Krisenmanagement

    Ich mache drei Kreuze, dass meine Jungs die Schule in Ostbelgien hinter sich haben. Wenn ich es nochmal zu tun hätte, würde ich die Schikanierereien durch Ostbelgische Schulen nicht mehr mitmachen. Das Heimschuljahr meines jüngsten Sohnes war eigentlich die positivste Erfahrung. Wenn man, welche Leute eine Schulleitung übernehmen dürfen, dann kann man nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Das Unterrichtsministerium immer in den gleichen Parteihänden ist natürlich fatal. Auch macht es keinen Sinn die Laptops immer in die Schulen mitschleppen. Es schädigt den Rücken der Kinder und macht auch keinen Sinn. Falls der PC im Unterricht zum Einsatz kommt, reicht es aus Geräte in jeder Klasse aufzustellen, die als Thin-clients betrieben werden. Die Schüler haben ein Kundenkonto und das wars.
    Es müssen viele Fragen gestellt werden: Was ist in der Corona-Zeit mit den Schülern gemacht worden? Wer unterrichtet in den Schulen? Welche Vorgaben kommen vom Ministerium? Wer leitet die Schulen? Was tut das Ostbelgische Bildungsministerium, um Quereinsteigern, das Unterrichten möglich zu machen? Wie ist der Unterricht der Lehrkräfte gestaltet? Begreifen die Schüler den Unterricht ohne Nachhilfe? Lenken Projektwochen und viele andere Sachen die Schüler zu viel ab? Wie werden die Schüler motiviert wirklich zu lernen? Oder bekommen die Schüler recht schnell den Ekel an einem Fach, weil der Unterricht nicht ansprechend gestaltet wird? Wie wird den Veränderungen der Zeit Rechnung getragen? Werden die Handys am Schuleingang in Schliessfächern weggesperrt? Die Hausaufgabe oder Schulaufgaben sind nicht der Kern des Problems. Der Fisch stinkt am Kopf. Eltern und Schüler werden oft einfach nicht ernstgenommen. Eine effektive Schulaufsicht gibt es aufgrund von Vetternwirtschaft auch nicht. https://www.youtube.com/watch?v=Fo-Q1_x5zfU Ricardo Leppe übers Vokabellernen (wurde von der PRODG als rechts diffamiert und durfte nicht im Triangel auftreten)

  7. Verfolge diese sehr schlechte Schulpolitik schon seit Jahren.
    Hier werden laufend Sachen raus gehauen,wer will diesen Schwachsinn noch verfolgen
    mit machen ?
    Seit die PDB/ProDG diesen Resort übernommen hat ,ist nur noch Chaos .

  8. Irgendwann haben die heutigen Schüler ihre Schulzeit beendet, und kommen in das Berufsleben. Da die Kinderchen nie mit Druck konfrontiert worden sind, nie gelernt haben damit umzugehen, werden die heutigen Schüler wahrscheinlich kollektiv zusammenbrechen. Das Leben ist eben nicht nur Eierpopeia, sondern es zählt auch Leistung.

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