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DG-Ministerin Klinkenberg: „Lesekompetenz für Erfolg des weiteren Bildungs- und Lebenswegs entscheidend“

Kinder lesen in einer Grundschule. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Vor einer Woche tagte in Brüssel erneut der europäische Rat der für Bildung zuständigen Minister. Lydia Klinkenberg (ProDG) war als belgische Wortführerin mit dabei. Anlässlich der Veröffentlichung der Ergebnisse der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU 2021) sprachen die europäischen Bildungsminister über Maßnahmen zur Förderung der Lesekompetenz.

Im Rahmen des EU-Bildungsministerrats sagte Lydia Klinkenberg in ihrer Rede: „Die jüngsten PIRLS- und PISA-Resultate zeigen deutlich, dass die Förderung der Lesekompetenz unsere Kernaufgabe bleiben muss. Die neuen Medien und das Internet haben das Freizeitverhalten unserer Kinder und Jugendlichen verändert. Sie lesen immer seltener Bücher. Die Leseförderung findet oftmals ausschließlich in der Schule statt.“

Pierre Cartuyvels, der stellvertretende ständige Vertreter Belgiens in der Europäischen Union, und DG-Ministerin Lydia Klinkenberg beim EU-Bildungsministerrat. Foto: European Union

Weiter betonte Klinkenberg: „Besondere Unterstützung bei der Förderung der Bildungssprache und der Lesekompetenz benötigen zugezogene fremdsprachige Schüler und Schüler aus sozio-ökonomisch benachteiligten Familien. Die Ergebnisse der IGLU-Studie 2021 zeigen, dass in Belgien Schüler, die zu Hause nicht oder kaum in der Unterrichtssprache kommunizieren, schlechtere Ergebnisse erzielen als jene, die daheim immer oder fast immer die Unterrichtssprache sprechen. Allerdings hat die Lesekompetenz bei jenen Schülern am stärksten abgenommen, die zu Hause die Unterrichtssprache sprechen.“

Die neuen Medien und das Internet haben das Freizeitverhalten unserer Kinder und Jugendlichen verändert. Sie lesen immer seltener Bücher. Foto: Shutterstock

Zum aktuellen Stand der Dinge sagte die Bildungsministerin der DG: „Um die Lesekompetenz zu verbessern, werden den Lehrern in den drei Gemeinschaften Belgiens Bildungsstandards mit klaren Kompetenzerwartungen an die Hand gegeben. In allen drei Gemeinschaften wird zudem die Sprach- und Lesedidaktik in der Lehrerausbildung verstärkt. Die Lehrer werden befähigt, in allen Fächern und Schulstufen durchgehend die sprachlichen Kompetenzen der Schüler in der Bildungssprache zu fördern. Zur durchgängigen Sprachbildung der Schüler werden geeignete Förderinstrumente entwickelt, um alle Schüler vom Kindergarten bis zum Ende der Sekundarstufe zu unterstützen.“

Auch müssen laut Klinkenberg die Lehrer über die Erstausbildung und Weiterbildung noch besser befähigt werden, Leseschwächen frühzeitig zu diagnostizieren und Mittel zur Differenzierung und individuellen Förderung einzusetzen. Gerade in den ersten Jahren der Grundschule müssen mehr zeitliche Freiräume geschaffen werden für den Erwerb der Grundkompetenzen im sprachlichen und mathematischen Bereich. Denn diese seien für den Erfolg des weiteren Bildungs- und Lebenswegs entscheidend, betonte die Ministerin abschließend in ihrer Rede.

Illustration: Pixabay

Lydia Klinkenberg: „Unsere Schülerinnen und Schülern sind in den Ergebnissen der IGLU-Studie nicht vertreten, da die Deutschsprachige Gemeinschaft 2021 nicht an der Studie teilgenommen hat. Die Resultate unserer Nachbarregionen und die der anderen europäischen Länder deuten auf einen deutlichen Rückgang der Lesekompetenz hin. Dieser Trend ist Anlass zur Sorge, wenn man weiß, dass insbesondere die Lesekompetenz von immenser Bedeutung für die Bildungschancen und das lebenslange Lernen ist. Aus diesem Grund hat die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft bereits vor einigen Jahren die Förderung der durchgängigen Sprachbildung in das regionale Entwicklungskonzept aufgenommen und somit zu einem der zentralen Ziele der Bildungspolitik erklärt. Um zu gewährleisten, dass in allen Stufen und Fächern sprachsensibler Unterricht erteilt wird und die Bildungssprache durchgängig gefördert wird, haben wir mit einer wissenschaftlichen Begleitung eine Handreichung für die Schulen erstellen lassen, die im nächsten Schuljahr die Lehrpersonen bei der durchgängigen Sprachförderung unterstützen soll. Die Autonome Hochschule Ostbelgien bietet zudem entsprechende Weiterbildungen für Lehrer an.“

22 Antworten auf “DG-Ministerin Klinkenberg: „Lesekompetenz für Erfolg des weiteren Bildungs- und Lebenswegs entscheidend“”

  1. Lassen Sie bitte die Sprachkompetenz aus den naturwissenschaftlichen Fächern raus (das schließt Mathematik im 1. Schuljahr ein!). Das Niveau ist bereits tief genug. Für weitere Hintergrundinformationen verweise ich an Herrn Prof. Dr. Bernhard Krötz. Keine Sorge, er hat einen Youtube Kanal – niemand muss etwas lesen…

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    Zum aktuellen Stand der Dinge sagte die Bildungsministerin der DG: „Um die Lesekompetenz zu verbessern, werden den Lehrern in den drei Gemeinschaften Belgiens Bildungsstandards mit klaren Kompetenzerwartungen an die Hand gegeben. In allen drei Gemeinschaften wird zudem die Sprach- und Lesedidaktik in der Lehrerausbildung verstärkt. Die Lehrer werden befähigt, in allen Fächern und Schulstufen durchgehend die sprachlichen Kompetenzen der Schüler in der Bildungssprache zu fördern.
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    Na dann teste ich einmal meine Lesekompetenz und frage mich wieso den Pädagogen diese Kompetenzen und die nötigen didaktischen Fähigkeiten fehlen? Was haben die denn bisher gelernt wenn deren Fähigkeiten augenscheinlich nicht ausreichen um den Schülern die nötigen Lesekompetenzen zu vermitteln? Sagen wir es einmal allgemein verständlich, lt. Ministerin sind die Lehrer unfähig den Schülern das Lesen beizubringen. Aber womöglich fehlt den Lehrern die nötige Lesekompetenz um das aus den Ausführungen ihrer Ministerin heraus zu hören. Aber was soll’s, sie unterrichten ja eh die „letzte Generation“… 😁

  3. Peter Müller

    Nicht schreiben ,lesen und sprechen. Wie soll ein zugezogenes Kind das lernen. Die gehen zur Schule ,weil es Pllicht ist. Sobald sie das Schultor verlassen haben, wird in ihrer Landessprache kommuniziert, Zuhause sowieso. Wer von den Eltern soll den Kinden denn mit den Aufgaben der Schule weiterhelfen. Das Problem sind nicht die Kinder ,sondern das System. Und die Leher haben keine Lust mehr, was ich 100% verstehen kann.

  4. Robin Wood

    In unserer Familie wurde und wird viel gelesen. Den Kleinkindern wurde immer vorgelesen, das Interesse an Büchern und lesen so nebenbei geweckt.
    Heute werden viele Kinder vor dem Fernseher „geparkt“, wenn die Eltern keine Zeit für sie haben. Zudem sieht man aktuell schon Kinder ab drei Jahren mit dem Laptop oder dem Handy der Eltern rumspielen. Hier ein Spiel, dort ein Spiel, von Lesen kaum eine Spur. Die meisten Jugendlichen unterhalten sich per sms oder Whats app und benutzen Smileys oder Abkürzerungen wie z.B. „lol“.
    Die Errungenschaften der Technik sind schön und gut, aber mal ganz altmodisch ein Buch lesen, scheint zum grossen Teil aus der Mode gekommen.

  5. Viel Rummel um?

    Es muss immer wieder etwas kritisiert werden, um Debatten zu schwingen, dabei sind Wir immer die besten, denn die anderen sind….!? Sind nicht diese kleinen Rechteckigen Dinger etwas (an vielem) Schuld?!

  6. Bei PISA sehen die Ergebnisse ähnlich aus.
    Die mangelnde Lesekompetenz ist ein Dauerbrenner… auch heute noch sind viele Lehrerinnen überzeugt, dass der Leselernprozess am Ende des 2. Schuljahres abgeschlossen ist. Dass Lesen aber viel mehr beinhaltet als bloßes Dekodieren bleibt vielen verborgen.
    Dabei sind die Stufen der Lesekompetenz bei IGLU und PISA so klar aufgelistet, dass auch der Laie sie verstehen müsste.
    So lange in der Schule jedoch das Hauptaugenmerk auf isolierte Grammatik gelegt wird, werden wir nie die Zeit finden, den Schülern die Lesekompetenz zu vermitteln und diese täglich zu trainieren. Übung macht den Meister!

  7. Blickfeldweite trainieren... Holzauge sei wachsam....

    Die Technik des schnellen Lesens lehrt uns, seit langem, dass durch ein Training der physikalischen Blickfeldweite der Augen sowohl Lesekompetenz als auch Kurz- und Langzeitgedächtins erheblich verbessert werden… Wenn aber, schon im Kindesalter aus rein kommerziell motiviertem Treiben/Abzocken, die Kinder verleitet werden, mit Starren und Daddeln auf eine Fläsche von 6 cm x14 cm ihr Blickfeld zu reduzieren, braucht man sich über die Feststellungen der möchtegernkompetenterscheinenden Frau Ministerin nicht wundern… Aber wer wird schon den von der Politik selbst induzierten Mangel beheben wollen ? Demnächst sind wieder Wahlen…. Die brauchen doch die ‚Dummen‘, die nicht richtig lesen/schreiben/denken können um sich ihre Zukunft zu garantieren !… Die EU macht es uns vor und in DE organisiert man sich ja schon die 16 Jährigen, die noch manipulierbar sind… (https://…/2022-11/wahlrecht-europawahl-bundestag-wahlalter-16-jahre?)

  8. Bürgsreicher

    Na das ist ja interessant. Seit inzwischen Jahrzehnten verblödet die Unterrichtspolitik die Kinder und Jugendlichen mit ihrer Digital-Manie, drängt die Schreibschrift mehr und mehr zurück oder müllt Lehrer wie Schüler mit schwachsinnigen Programmen zu. Und jetzt beschwert man sich darüber, dass die Kiddies nicht mehr lesen können?
    Richten sollen das wie immer die Lehrer, die sich gefälligst dementsprechend weiterzubilden haben. Faules Pack! Und zwar bei denen weiterbilden, die die Misere zu verantworten haben. Na denn, ein weiteres Spielfeld im bunten Park der schief gelaufenen ProDG’schen Pädagogikexperimente ist eröffnet.

  9. Ich finde, dass in der Grundschule zu viele Nebentätigkeiten (Schwimm-Marathon, Agora-theater, Müllaufheben, Vorbereitung das Schulfestes, See-oder Schneeklasse,,,) sind und dadurch viel Zeit für das Über und Wiederholen des Lernstoffes fehlt.

  10. Leseverständnis ist eine genetisch bedingte Fähigkeit. Und so wie bei allem anderen auch, entwickeln kann sich diese nur im Rahmen dieser Grenzen. Schule und Lehrer*Innen 😁 können keine Wunder vollbringen. DbddhkP….

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