Gesellschaft

Klimastreiks: In Deutschland droht ein Schuldirektor Unterrichtsschwänzern mit Bußgeld von 1.000 Euro

18.01.2019, Rheinland-Pfalz, Mainz: Schüler, Studenten und Auszubildende demonstrieren in der Innenstadt von Mainz, um auf die Gefahren des Klimawandels aufmerksam zu machen. Foto: Maximilian Brock/dpa

Jede Woche gehen in ganz Europa Schüler gegen die aktuelle Klimapolitik auf die Straße und bleiben dem Unterricht fern, anstatt die Schulbank zu drücken. In Belgien geschieht dies zumeist am Donnerstag, im Ausland freitags im Rahmen der Aktion „Friday for Future“. Die meisten Schulen haben bisher die Schülerstreiks geduldet, doch jetzt will der Direktor einer Schule in Bayern ein deutliches Zeichen setzen.

Wer dem Unterricht fernbleibt, um an einer Klima-Demo teilzunehmen, muss mit einem Bußgeld rechnen, das bis zu 1.000 Euro pro Schüler betragen kann.

Wie „Bild“ am Mittwoch berichtete, will Wolfgang Hansjakob vom Münchner Wilhelm Hausenstein Gymnasium über das Schulreferat Anzeige erstatten. Das Recht dazu gebe ihm das Bayerische Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen, Artikel 119.

Wenn ganz bewusst gegen Spielregeln, gegen Gesetze und gegen die Schulordnung verstoßen werde, müssten Eltern und Schüler auch bereit sein, die Konsequenzen zu tragen.

Die Schülerstreiks spalten überall die Öffentlichkeit. Während die eine Seite Verständnis äußert, ja es sogar lobenswert findet, dass sich die Jugend Sorgen macht um ihre Zukunft und ihre Stimme erhebt, kann die andere Seite über die Proteste nur den Kopf schütteln.

Die geläufigste Argumentation PRO Schülerstreiks:

Das Demonstrationsrecht ist für Schüler eines von ganz wenigen Mitteln, um an der Demokratie teilhaben zu können. Deshalb sollte man ihnen dazu die Möglichkeit geben – ohne schlechte Noten oder Strafen fürchten zu müssen.

Die geläufigste Argumentation CONTRA Schülerstreiks:

Die Schulen sind der falsche Gegner. Natürlich wird der Klimawandel die Jugend von heute am meisten treffen. Deshalb tut diese gut daran, darauf aufmerksam zu machen. Aber das kann sie genauso außerhalb der Schulzeit tun. Wenn Streiks quasi als Unterricht angerechnet werden, könnten demnächst Schüler auch für andere Themen streiken und gleiches Recht für sich verlangen. (cre)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

19 Antworten auf “Klimastreiks: In Deutschland droht ein Schuldirektor Unterrichtsschwänzern mit Bußgeld von 1.000 Euro”

  1. Endlich sorgt jemand für Ordnung. Wird dann bestimmt demnächst von der Regierung abgesägt. Bin ich froh das meine Kinder sich mit dem Thema ausdeinandergesetzt haben und den Blödsinn durchschaut haben.

  2. Das Contra Argument kann ich nicht ganz nachvollziehen…. Arbeitsnehmer streiken auch nicht an ihren freien Tagen…. Die Proteste würden auch nur halb so viel Aufmerksamkeit bekommen, wenn sie am Wochenende stattfinden würden…. Bildung kann man immer noch nachholen aber ein kaputtes Klima kann man nicht mehr rückgängig machen.

    • Mithörer

      @ Ben
      Schulpflicht ist Schulpflicht und durch Gesetze geregelt. Wenn ich an einem Wochentag streike, bezahlt mir mein Arbeitgeber für diesen Tag keinen Lohn. Können sie es jetzt nachvollziehen?

  3. Der andere

    Erschreckend, wie schlecht die allgemeine Meinung über die Jugendlichen ist. Die Kundgebungen am Donnerstag oder Freitag sind völlig gerechtfertigt. Würden sie am Wochenende stattfinden, würde es niemanden interessieren. Nur so wie es läuft können die Jugendlichen- und das mit Recht- auf das Problem Umwelt aufmerksam machen. Die “ gewählten volksberzreze“ reden seit jahren drüber, vetanszalten millionen teure klima gipfel, aber raus kommt dabei nur heisse Luft.
    Sollten die Schüler tatsächlich mit bussgeldern bestraft werden, wäre es nur gerecht, wenn der ganze unterrichtsausfall aus Gründen des lehrermangels( sparwahn) ebenfalls mit viel höheren bussgeldern bestraft würden.

    • Sehr geehrter Herr „der andere“.Sie haben wahrscheinlich den Unterricht oft geschwänzt, das zeigt Ihre mangelhafte Rechtschreibung. Und so wird es auch der heutigen Jugend gehen, wenn sie weiter die Schule schwänzt.

  4. DenAhlen

    Der Herr Schuldirektor hat dazu kein Recht! Vor Gericht würde der Herr Schuldirektor sehr wahrscheinlich verlieren, weil das Grundrecht auf Bewegungs- und Meinungsfreiheit über Artikel 119 des bayerischen Gesetzes über das Erziehungs- und Unterrichtswesens steht. Er kann. Schüler der Schule verweisen oder die Versetzung in Frage stellen wenn die Schüler eine gewisse Anzahl Tage gefehlt haben oder die Schulordnung missachten, ungeachtet der Schulnoten. Mehr aber auch nicht!

  5. Gemein(d)e

    Es sind immer die gleichen Sorten von Menschen die streiken und es ist davon auszugehen das wegen dem Streik einige durchfallen werden. Klar kann man streiken das kann jeder für sich selber entscheiden und sich selber seine Zukunft unmittelbar verbauen.
    Aber haben wir nicht auch diese Verantwortung unseren Kindern gegenüber zu verhindern, dass sie unmittelbar Ärger bekommen auch wenn sie es selber noch nicht erahnen können?
    Ein Jahr später im Beruf kostet ein wenig mehr als 1000 € , und gerade die ersten Jahre sind die wichtigsten um sich etwas Vermögen aufzubauen bevor man bei Mama auszieht , und die Kosten anfangen.
    Aber hey , jeder macht was er will. Ich werde leider nie Enkel haben, deswegen ist mir egal was die Schüler tun. Ich selber achte darauf nicht all zuviel Müll zu hinterlassen.

    Btw . Hier in Eupen sind Schüler am Freitag Müll aufsammeln gegangen im Ramen der Schulzeit das finde ich einen produktiven Streik und die Schüler waren stolz hinterher etwas gemacht zu haben das etwas nützt.

  6. Publizist

    Dass junge Menschen ausgerechnet die Schule schwänzen müssen/wollen/können, um eine politische Zielrichtung zu unterstützen, ist bedenklich.
    Es gibt direktere Themen als Klimaschutz: Rassismus, Islamisierung, Ausbeutung durch Nichteinhaltung von Mindeslöhnen, Investitionen in Infrastruktur, Mobbingopfer, Kriminalität, Drogenabhängigkeit, und alles, was damit verbunden ist.
    Langsam stelle ich mir auch die Frage, ob Klimaschutz tatsächlich das dringendere Problem ist, wenn es andere Sorgen gibt; und deren Lösung bzw. Preventivmaßnahmen werden auf die lange Bank geschoben.

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