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Ex-US-Präsident Jimmy Carter mit 100 Jahren gestorben

12.09.2018, USA, Atlanta: Jimmy Carter, ehemaliger US-Präsident, beantwortet Fragen von Kursteilnehmern während seines alljährlichen Town Hall Meetings mit Studienanfängern der Emory University. Foto: Curtis Compton/Atlanta Journal-Constitution/AP/dpa

Carter engagierte sich auch nach seiner Zeit im Weißen Haus für den Frieden, gedankt wurde es ihm mit dem Friedensnobelpreis. Nun ist der Ex-Präsident gestorben.

Der frühere US-Präsident Jimmy Carter ist tot. Der 39. Präsident der Vereinigten Staaten starb am Sonntag in Plains im US-Bundesstaat Georgia im Kreise seiner Familie, wie Carters Stiftung mitteilte. Carter wurde 100 Jahre alt. Er regierte von 1977 bis 1981 im Weißen Haus.

Carter hinterlässt 4 Kinder, 11 Enkelkinder und 14 Urenkel. „Mein Vater war ein Held – nicht nur für mich, sondern für alle, die an Frieden, Menschenrechte und selbstlose Liebe glauben“, zitierte die Stiftung Carters Sohn Chip. Geplant seien öffentliche Trauerfeiern in Atlanta und der US-Hauptstadt Washington.

23.04.2012, USA, Chicago: Der frühere US-Präsident Jimmy Carter (r) und der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow reichen sich beim Diskussionsforum der Friedensnobelpreisträger in Chicago die Hand. Foto: Tannen Maury/EPA/dpa

Nach seiner ersten Amtsperiode wurde der Demokrat nicht wiedergewählt. Er verlor die Wahl damals gegen den Republikaner Ronald Reagan. Im Jahr 2002 wurde Carter für seinen „jahrzehntelangen Einsatz zur friedlichen Lösung internationaler Konflikte“ der Friedensnobelpreis zuerkannt.

Carter war der älteste noch lebende frühere US-Präsident, und keiner seiner Amtsvorgänger erreichte ein höheres Alter als er. Vor ihm starben seine Frau Rosalynn, mit der er 77 Jahre lang verheiratet war, und ein Enkelkind.

Im November erfüllte er sich einen Wunsch und stimmte bei der US-Präsidentenwahl per Brief ab. Carter hatte zuvor deutlich gemacht, die Demokratin Kamala Harris unterstützen zu wollen.

Der Gesundheitszustand Carters war zuletzt schlecht – er wurde am 1. Oktober 100 Jahre alt. Bereits vor rund anderthalb Jahren brach er nach mehreren Krankenhausaufenthalten seine medizinische Behandlung ab und begab sich in häusliche Pflege.

Der älteste noch lebende Nachfolger Carters ist jetzt der derzeitige Amtsinhaber Joe Biden (20. November 1942), gefolgt von Donald Trump (14. Juni 1946), George W. Bush (6. Juli 1946), Bill Clinton (19. August 1946) und Barack Obama (4. August 1961).

13.07.1977, USA, Washington: Der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt (l) wird am 13.7.1977 vor dem Weißen Haus in Washington vom damaligen US-Präsident Jimmy Carter begrüßt. Im Hintergrund Rosalynn Carter (l) und Hannelore (Loki) Schmidt. Foto: —/UPI/dpa

Carter hatte 2015 eine Krebserkrankung öffentlich gemacht, die er allerdings überwinden konnte. In den vergangenen Jahren war Carter wegen Stürzen mehrfach ins Krankenhaus gebracht wordearter hatte sich nach seinem Ausscheiden aus dem Weißen Haus immer wieder in die Politik eingemischt. Entgegen den Gepflogenheiten hatte der Demokrat auch nachfolgende Präsidenten kritisiert – auch den Republikaner und designierten Präsidenten Trump.

Carters Amtszeit wurde vor allem von der Geiselnahme von Diplomaten in der US-Botschaft in Teheran 1979 und durch die missglückte Befreiungsoperation im Jahr darauf überschattet. Nach seinem Ausscheiden aus der Präsidentschaft gründete Carter gemeinsam mit Ehefrau Rosalynn in Atlanta das Carter Center zur Förderung von Demokratie, Menschenrechten und wirtschaftlicher Entwicklung. Bis ins hohe Alter widmete er sich aktiv seinem humanitären Engagement.

Im November 2019 hatte Carter bei einem Gottesdienst in seiner Heimatstadt Plains deutlich gemacht, dass er mit Gelassenheit auf den Tod blicke. „Ich habe Gott nicht darum gebeten, mich am Leben zu lassen“, sagte er. „Ich bat Gott, mir eine angemessene Einstellung zum Tod zu geben. Und ich stellte fest, dass ich mit dem Tod ganz und gar im Reinen war.“ (dpa)

10 Antworten auf “Ex-US-Präsident Jimmy Carter mit 100 Jahren gestorben”

  1. Pensionierter Bauer

    RIP!
    Bei seinem Amtsantritt sagte er, „es solle während seiner Amtszeit kein amerikanischer Soldat mit einer Waffe in der Hand sterben“, daran erinnere ich mich noch gut.
    Leider ist ihm das nicht geglückt. Es war der verunglückte Versuch der Geiselbefreiung in Teheran, wobei einige US Soldaten ums Leben kamen. Einiges hat er geschafft, aber er blieb trotz sehr guten Willens im Allgemeinen ein glückloser US Präsident.
    Im Gegensatz dazu, hatte er wohl viel Glück in seiner ehelichen Beziehung erfahren, denn diese hielt fast 80 Jahre und nur der Tod konnte sie beenden.

  2. Guido Scholzen

    Jimmy Carter kann als erster „Gutmenschen-Präsident“ bezeichnet werden.
    Und als Gutmensch scheiterte er natürlich oft in der Real-Politik, wie viele anderen Gutmenschen der westlichen Welt, die nach ihm folgen sollten.
    Seine geplante Geiselbefreiung in Teheran scheiterte kläglich; der Journalist Peter Scholl-Latour nannte es mal den ‚dämlichsten Versuch einer Militäroperation‘.
    Auch ansonsten hielt Peter Scholl-Latour wenig von dem eher utopisch anmutenden Menschenrechtsdenken des Jimmy Carters.
    bei Deng Xiaopings USA-Besuch (1979) ermannte Carter seinen diktatorischen Kontrahenten aus Rot-China, er solle doch in seinem Reich die Menschrechte achten. Deng Xiaoping, der sah wie sich die Bevölkerungzahl in seinem bitter armen Land der Milliardenmarke näherte, meinte nur zu Carter: „Wieviele Menschen wollen Sie haben? 5 Millionen oder 50 Millionen?“
    Kommentar überflüssig.

      • Guido Scholzen

        @Sekundaner: Hier noch ein zusätzlicher älterer Kommentar einer Zeitung:

        Scholl-Latour kritisierte häufig die Außenpolitik der USA während Carters Amtszeit. Er betrachtete Carters Menschenrechtsagenda als idealistisch, jedoch in der praktischen Umsetzung oft als ineffektiv. Insbesondere die Reaktionen der Carter-Administration auf die Islamische Revolution im Iran 1979 und die Geiselnahme in der US-Botschaft in Teheran wurden von Scholl-Latour als Zeichen von Schwäche und mangelnder strategischer Weitsicht interpretiert.
        In seinen Werken betonte Scholl-Latour, dass die westliche Welt, einschließlich der USA unter Carter, die Komplexität und Dynamik des politischen Islam unterschätzt habe. Er argumentierte, dass die westliche Einteilung der Welt in „gut“ und „böse“ zu vereinfachend sei und nicht der Realität entspreche.

        Besser so?
        Trotz alle dem: R.I.P. Jimmy Carter.

  3. Marcel Scholzen Eimerscheid

    Als Gouverneur von Georgia führte er den „American Fighting Man’s Day“ ein. Dies war eine Solidaritätsbekundung für William Laws Calley, der von einem amerikanischen Kriegsgericht wegen Beteiligung an dem Massaker von Mi Lai während des Vietnamkrieges verurteilt wurde.

    • Guido Scholzen

      -Ich habe eine umfangreiche Schriften- und Büchersammlung von vielen Jahrzehnten. Ausserdem habe ich fast alle Grenzecho-Ausgaben vom Mai 2019 zurück bis zum Mârz 1945 (auf festplatte abgespeichert). in Sachen ‚Rückblende‘ unbezahlbar.
      -Google ist die populärste Suchmaschine, aber ich verwende meistens ECOSIA.ORG ,ein Ableger von Bing, aber angenehmer zu bedienen.
      -Wikipedia ist eine Informationssammlung, aber kein Lexikon. Wikipedia ist zensiert, weil bestimmte ‚Administratoren‘ viele relevante Themen politisch korrekt verwalten. Auch ich war jahrelang Wikipedianer, aber bei bestimmten Themen wirst du dann blockiert, es kommt keine Diskussion zustande, deshalb habe ich aufgehört, wie viele andere auch. Die Anzahl der Wikipedia-Autoren nimmt seit Jahren ständig ab aus diesem Grund.
      -Youtube ist eine Videoplattform, mehr nicht; aber keiner kommt daran vorbei. Auch BRF, die tagesschau und viele andere sind dort. Vom Erklärer der Newtonschen Gravitationsgesetze bis zum Flacherdler ist da alles zufinden. ich glaube, das letztgenannte dürfte dich interessieren.

      FAZIT: Allgemeinbildung fängt bei mir in der eigenen Sammlung an. Ohne solche Online-Wühlmäuse wie meine Wenigkeit und viele andere wüsste die digitale Gesellschaft heute weniger, weil diese Gesellschaft trotz alltäglich presenter Hochtechnologie einseitiger informiert wäre. Es geht nicht ums ‚Rechthaben‘, es geht um freie Meinungsäusserung und öffentliche Diskussion. Autoritäre Politik und Manipulation durch irgendein Monopol erkennt man daran, dass dieses eingeschränkt wird.

      Von hier aus noch ein permanentes Dankeschön an Ostbelgiendirekt.
      Unsere Region wäre schlechter informiert, wenn es nur BRF und Grenzecho gäbe.
      Auf ins Jahr 2025.

  4. Sekundaner

    „umfassend“ informieren….
    Aber ihre eigenen Quellen nicht in Frage stellen! Nur die der anderen!
    Ja, das ist schon schlimm! Solche Leute, die nicht die Ei…haben, sich zur Wahl zu stellen, aber ständig besserwisserisch der Allgemeinheit den Spiegel meinen vorhalten zu müssen. Ja, das ist schon schlimm!

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