Gesellschaft

800 Jahre Nikolaus-Schützen: Hat das Schützentum noch Zukunft?

Mitglieder der Kgl. St. Nikolaus-Bürgerschützen-Gesellschaft Eupen 1213 mit der Jubelkönigin 2013.

Am kommenden Sonntag, dem 25. August, erreichen die Feierlichkeiten zum 800-jährigen Jubiläum der Kgl. St. Nikolaus-Bürgerschützen-Gesellschaft Eupen 1213 mit dem Jubelschützenfest ihren Höhepunkt. Anlass genug, sich mit der Geschichte und den Besonderheiten dieser Gesellschaft zu beschäftigen und zu hinterfragen, ob das Schützentum in der modernen Welt noch seinen Platz hat.

Angefangen als religiöse Bruderschaft, mauserte sich der Verein zu einer festen Größe der hiesigen Kulturlandschaft. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Schützenwesen Bestandteil der Vereinigung.

Präsident René Zimmermann setzt zum Schuss an.

Präsident René Zimmermann setzt zum Schuss an.

Die Kgl. St. Nikolaus-Bürgerschützen-Gesellschaft Eupen ist so alt wie Eupen. Sie ist auch die erste Vereinigung, die 1921 in dem Gebiet von Eupen-Malmedy, das durch den Versailler Vertrag an Belgien fiel, „königlich“ wurde.

Bei einer Geschichte von 800 Jahren ist es nicht leicht, diese in der gebotenen Kürze wiederzugeben. Deshalb verweisen wir diejenigen, die der Werdegang der Kgl. St. Nikolaus-Bürgerschützen-Gesellschaft Eupen 1213 im Detail interessiert, auf die Festschrift im PDF-Format am Ende dieses Berichts.

Schnelllebigkeit und Übermaß an Freizeitangeboten

Trotz (oder gerade wegen?) der langen Geschichte ihres Vereins haben die Nikolaus-Schützen mit einem Mitgliederrückgang zu kämpfen.

Der Schießsport hat eine große Tradition. Hat er auch noch eine große Zukunft?

Der Schießsport hat eine große Tradition. Hat er auch noch eine große Zukunft?

„In den letzten Jahren sind die Schnelllebigkeit und das Übermaß an Freizeitangeboten nicht spurlos an uns vorbeigegangen“, bekennt Präsident René Zimmermann, „von den Mitgliedszahlen aus früheren Zeiten können wir heute nur träumen. Dieses Los teilen wir aber mit den meisten anderen Vereinen.“

Dennoch bleibt Zimmermann zuversichtlich: „Ich glaube an ein Weiterleben des Schützentums, welches aus den tiefsten Wurzeln unserer Kultur und unserer Werte entstanden ist. Die heutige Gesellschaft hat mehr denn je starke Wurzeln und feste Werte nötig. Und so wird auch in Zukunft unser Verein zusammenstehen und nach wie vor noch lange Zeit seine gesellschaftliche Rolle ausfüllen.“

Das heutige Überangebot an Freizeitmöglichkeiten scheint also dem Schießsport zuzusetzen. Es drängt sich die Frage auf, ob das Schützenwesen in der heutigen Gesellschaft überhaupt noch seinen Platz hat.

Es geht um mehr als ums bloße Schießen

Den Mitgliedern des Vereins stellt sich diese Frage jedoch überhaupt nicht. Sie scheinen keinerlei Zweifel zu hegen, dass der Sport zur hiesigen Kultur gehört und dort auch nicht wegzudenken ist.

Angelika van de Beeck, Jubelkönigin 2013.

Angelika van de Beeck, Jubelkönigin 2013.

„Ich bin seit meinem 14. Lebensjahr bei den Schützen“, so Angelika van de Beeck. Sie ist die amtierende Schützenkönigin der Nikolaus-Schützen: „Ich bin ein Vereinsmensch, das Zusammensein tut gut.“ Seit 41 Jahren ist sie aktiv und bekleidet zudem das Amt der Kassiererin. Ihr ist anzumerken, dass es hier um mehr geht als ums bloße Schießen und um einen sportlichen Wettkampf.

Die heutige Schriftführerin Helene Heimsch trat vor mehr als 10 Jahren den Nikolaus-Schützen bei, weil ihr damaliger Mann und lange Jahre vorher auch die Schwiegereltern Mitglieder waren. 2007 hat Helene Heimsch das Amt des Schriftführers übernommen. „Durch meine Vorstandsarbeit bin ich dem Verein tief verbunden“, sagt sie heute. 2009 wurde sie Schützenkönigin (die Liste aller Könige seit 1920 finden Sie in der Festschrift im PDF-Format anbei).

Ein gutes Auge und eine ruhige Hand

Dieses undatierte Archivfoto zeigt die Nikolaus-Schützen mit dem Nikolaus vor dem Eupener Rathaus.

Dieses undatierte Archivfoto zeigt die Nikolaus-Schützen mit dem Nikolaus vor dem Eupener Rathaus.

„Schützen haben einen sicheren Stand auf festem Boden, ein gutes Auge und eine ruhige Hand. Diese Eigenschaften, die man braucht, um ins Schwarze zu treffen, sind im übertragenen Sinne auch gute Voraussetzungen für das Leben“, so Bürgermeister Karl-Heinz Klinkenberg in der Festschrift zum Jubiläum.

DG-Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz stellt seinerseits fest: „Das Aufrechterhalten von Bräuchen über mehrere Jahrhunderte hinweg schweißt die Menschen zusammen und wirkt identitätsstiftend. Das ist etwas, wofür es sich einzusetzen lohnt! Folgendes Zitat des Dichters Friedrich von Schiller bringt diesen Gedanken auf den Punkt: ‚Hier gilt es, Schütze, deine Kunst zu zeigen: Das Ziel ist würdig, und der Preis ist groß‘.“ (jm)

Die Festschrift der Nikolaus-Schützen zum 800-jährigen Jubiläum

Die Webseite der Nikolaus-Schützen

 

6 Antworten auf “800 Jahre Nikolaus-Schützen: Hat das Schützentum noch Zukunft?”

  1. Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum! Welche Zukunft? Nachwuchssorgen? Auch der Volksmusik und dem deutschen Schlager hatte man zur Zeit ein baldiges Ende mangels Nachwuchs vorhergesagt. Nichts von all dem ist eingetreten. Vielleicht wird es bei jungen Menschen eines Tages „cool“ sein, einem Schützenverein anzugehören.

    • Naja, wenn ein Schützenverein modernes Waffenzeugs, ein variierten Waffenstand und keine traditionellen Uniformen mit sich bringen würde, wäre man auch eher dran interessiert. Als Teilnehmer _solch_ einen Vereines würde man hier in der Gegend jedoch relativ flott als Bekloppten abgetan.

  2. Meine Söhne (20 und 15 Jahre) wissen gar nicht mehr, was ein Schützenverein in Raeren ist, die sind aus der öffentlichen Wahrnehmung einfach verschwunden. Um so überraschter war ich, als ich vor kurzem einen Schützenumzug im benachbarten Schmidhof sah; da waren noch 20 – 30 Mitglieder im Schützenzug angetreten. Ob die Landesgrenze da auch eine Mentalitätsgrenze darstellt?

    • gerhards

      Lieber Raerener, es liegt daran das die Schützen in früheren Zeiten als pro deutsch galten und wohl auch waren.
      Deshalb hielt sich die Begeisterung bei uns in Grenzen ;-)
      Ich denke das sollte heute wohl hoffentlich vergessen sein, Sie können gerne einen Schützenverein in Raeren wieder aufleben lassen.
      Ansonsten kann man auch in Schmidthof mitmachen. Die Grenze ist nur auf dem Papier “die Geistige Haltung“ dürfte gleich sein.

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