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Gleich 4 belgische Clubs überwintern im Europapokal

03.11.2022, Belgien, Löwen: Simon Adingra (M) von Union St. Gilloise kämpft um den Ball gegen Genki Haraguchi (l) von Union Berlin. Foto: John Thys/BELGA/dpa

AKTUALISIERT – Nach Jahren magerer Resultate der belgischen Vertreter im Europapokal, die Belgien auch einen Startplatz in der Gruppenphase der Champions League in der Saison 2023-2024 kosten werden, ist die laufende Spielzeit für die Teams der Jupiler Pro League bisher äußerst erfolgreich verlaufen. Gleich vier belgische Clubs überwintern im Europapokal.

Nachdem der FC Brügge das Achtelfinale der Champions League erreicht hatte, was seit 2015-2016 keinem belgischen Club mehr gelungen war, und die Union St. Gilloise vorzeitig als Gruppensieger und Achtelfinalist der Europa League feststand, haben am Donnerstag AA Gent und der RSC Anderlecht das 1/16-Finale der Conference League geschafft.

Die „Buffalos“ von Gent besiegten die norwegische Mannschaft von Molde in der heimischen Ghelamco Arena klar mit 4:0 durch Tore von Hjulsager (52.), Godeau (62.), Kums (80.) und Cuypers (89.).

03.11.2022, Belgien, Löwen: Simon Adingra (r) von Union SG kämpft um den Ball gegen Sheraldo Becker von Union Berlin. Foto: Bruno Fahy/BELGA/dpa

Der RSC Anderlecht setzte sich seinerseits im dänischen Silkeborg durch. Die Tore erzielten Refaelov (20.) und Raman (94.). Eine dicke Stunde spielte der belgische Rekordmeister in Überzahl nach dem Platzverweis des Silkeborg-Spielers Kynge (26.).

Diese belgische Erfolgserie kann auch nicht durch die 0:1-Heimniederlage der Union Saint-Gilloise gegen Bundesliga-Tabellenführer Union Berlin getrübt werden, denn Belgiens Vizemeister stand schon vorher als Gruppensieger und Achtelfinalist fest.

Der Bundesliga-Spitzenreiter sicherte sich durch den 1:0-Erfolg ebenfalls den Einzug in die K.o.-Runde des Wettbewerbs. Vor rund 6.000 Zuschauern im Stadion Den Dreef in Leuven – darunter einige wenige Berliner – schoss Michel (6. Minute) die „Eisernen“ zum Sieg.

Die Berliner belegen damit am Ende der Gruppenphase Platz zwei in Gruppe D hinter den bereits vorher als Gruppensieger feststehenden Belgiern und vor Sporting Braga (Portugal). (cre/dpa)

Klage des 1. FC Union Berlin gegen das von der Stadt Löwen verhängte „Betretungsverbot“ für deutsche Fans abgewiesen

Vor dem Anpfiff des Europa-League-Spiels zwischen Belgiens Vizemeister Union Saint-Gilloise und dem 1. FC Union Berlin war die Klage von Union Berlin gegen das von der Stadt Löwen verhängte Betretungsverbot für deutsche Fans abgewiesen worden.

Entgegen der Auffassung des belgischen Generalanwalts habe das Gericht eine Gefahr für die öffentliche Ordnung als gegeben angesehen, teilte Union Berlin am Donnerstagabend mit. Die Stadt habe daher zulässigerweise darauf reagiert, zudem sei die Anordnung aus Sicht des Gerichts verhältnismäßig.

Die Stadt Löwen hatte am Dienstag gegen Anhänger der Berliner ein Betretungsverbot ausgesprochen. Mit Erlass des Bürgermeisters der Stadt wurde das Verbot für Löwen und Umgebung verhängt, um eine mögliche Anreise von Union-Anhängern ohne Tickets zu unterbinden. Die Behörden drohten mit Festnahmen.

02.11.2022, Belgien, Löwen: Abschlusstraining des 1. FC Union Berlin im The King Power At Den Dreef Stadium vor dem Spiel Union St. Gilloise – 1. FC Union Berlin. Foto: Matthias Koch/dpa

Gemeinsam mit drei Union-Anhängern klagte der Berliner Club im Eilverfahren beim belgischen Staatsrat auf Außerkraftsetzung des Verbotes. Trotz des Verbots waren Fans der Eisernen in der Stadt. Über Festnahmen wurde zunächst nichts bekannt.

In der Begründung der rigorosen Maßnahme heißt es laut Verein, „dass die Anwesenheit deutscher Fans ohne Stadionkarte auf den Straßen, in der Umgebung des Stadions oder im Stadtzentrum die öffentliche Ordnung stören könnte“. Am Stadion Den Dreef sollen Ausweise kontrolliert werden. Personen mit deutschem Pass werde der Zutritt verwehrt, hieß es.

„Ich halte diese Maßnahme der belgischen Behörden für unverhältnismäßig und falsch. Sie bestraft mal wieder nicht die Täter, sondern viele friedliche Fußballfans“, sagte Union-Präsident Dirk Zingler. Der Erlass entspreche auch nicht dem Urteil der UEFA, die kein Reiseverbot gegen Union-Fans verhängt habe.

19.03.2017, Berlin: Fans des 1. FC Union Berlin halten Schals mit dem Vereinslogo in die Höhe. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Vor allem im Internet hagelte es Kritik an dem Beschluss der Stadt Löwen, am Donnerstag keine Fans von Union Berlin auf ihrem Territorium zuzulassen.

Union Berlins Trainer Urs Fischer hat das Fehlen der eigenen Fans im Stadion und in der Stadt Leuven bedauert.

„Es ist nicht schön. Unsere Fans sind ein Bestandteil vom Ganzen, aber wir haben es auch etwas selbst zu verantworten. Von daher gilt es, diese Entscheidung zu akzeptieren. Helfen tut es uns ganz sicher nicht“, sagte der Schweizer am Mittwoch vor der Partie bei Royale Union Saint-Gilloise am Donnerstagabend. Auch Außenverteidiger Julian Ryerson pflichtete ihm bei: „Unsere Fans helfen uns immer, pushen uns, geben uns Energie. Aber es ist, wie es ist. Wir müssen uns dementsprechend verhalten. Das werden wir gut hinkriegen.“

Der 56-jährige Fischer kritisierte allerdings auch: „Wenn sich ein paar nicht an die Regeln halten, heißt es nicht, dass es alle schlecht machen. Ich finde es einfach schade, wenn es ein paar Chaoten fertigbringen, dass dann am Schluss das Gesamte darunter leiden muss.“ (dpa/cre)

18 Antworten auf “Gleich 4 belgische Clubs überwintern im Europapokal”

  1. Sportler

    Ich kann den Verantwortlichen nur beipflichten und sehe – wie Eastwind – die derzeitigen Aggressionen im europäischen Fußball als Hauptgrund für diese strikte und proaktive Entscheidung.
    Es kann nämlich auch anders ausgehen, hier bleiben mir die Bilder vom Spiel „Lierse SK vs. Bayer Leverkusen“ aus dem Jahr 1997 in Erinnerung… da hat es leider den ganzen gegnerischen Fanblock erwischt, weil einige wenige Hooligans in der Masse der friedlichen Fans untergetaucht waren…

  2. Klaus Brauch-Dylla

    Hallo aus Brüssel, es geht nicht um Union Berlin Fans sondern der Ausschluss betrifft alle Deutschen Zuschauer*innen
    Ich war gestern relativ fassungslos aus der Union St. Gilles Geschäftsstelle, am Montag wurde meinem seit 10 Jahren in Brüssel lebenden niederländischen Schwiegersohn mitgeteilt, dass die von ihm für ihn und mich online gekauften Tickets für die Euro League gg. Union Berlin gecancelt seien, da wir Union Berlin Fans seien, was sich daraus ergäbe, dass ich Deutscher bin.
    Mal davon abgesehen, dass das Spiel nebst USG Trikot mein Geburtstagsgeschenk ist, mein Schwiegersohn und meine Enkel sich schon seit Jahren im USG -stehblock rumtreiben und ich keine Union Berlin Sympathien hege, die Begründung somit absurd ist, geht es vielen deutschen USG Fans gerade so, dass sie keine Tickets bekommen bzw ihre gecancelt werden, da die Polizei in Leuven ein vollständiges Stadionverbot für Deutsche erlassen hat, USG zwar Bedauern äußert, sich aber weigert dieser direkten Diskriminierung mit Verweis auf die UEFA entgegen zu wirken.
    Eine internationale USG-supporters group aus der Brüsseler EU-Blase versucht noch was zu erreichen, siehe https://www.beunion.eu/
    Es waren einige Deutsche auf der Geschäftstelle, alle sehr angefressen, nationale Diskriminierung in der Hauptstadt der EU beim alternativsten supporters Club der Stadt.
    Vielleicht findet sich jemand der klagt.

    Gruß, Klaus

  3. Werner Radermacher

    Was möchten denn die Anhänger von „Eisern Union“ ohne Eintrittskarte in Stadionnähe? Fahren Berliner Fussballfans, ohne eine Karte zu haben, in die belgische Provinz? Wenn diese Leute vor dem Stadion stehen, steigt bei einer Unionsniederlage die Gefahr von Krawalle. Ich habe Verständnis für den Bürgermeister.

    • Man bekommt als Deutscher Staatsbürger kein Eintrittsticket – also trifft es ALLE Deutschen weil KEINER eine Eintrittskarte hat!

      Ich finde diese Maßnahme schon etwas überzogen, obwohl ich Fußball nicht mag (egal wer spielt).
      In der EU gibt’s, meines Wissens nach, immer noch Reisefreiheit und Diskriminierung aufgrund der Herkunft ist auch per Grundgesetz verboten, auch in Leuven.
      Wenn Leuven keinen Fußball will, dann soll die Gemeinde ihr Stadion nicht dafür her geben und auf die Einnahmen verzichten. Es gibt doch sicher noch andere Stadien, warum so zimperlich?
      Wenn Leuven keine deutschen Fans will, dann sollen auch die Belgier zu Hause bleiben.

  4. Die Wahrheit

    Also, ich bin mir sicher, dass wir deutschsprachigen Belgier auch nicht erwünscht sind. Man hätte es ausprobieren sollen, wie sich die Lövener gegen die deutschsprachigen Belgier aufführen.

  5. @ Die Wahrheit: Wenn man sich als „deutschsprachiger Belgier“ aufführt wie ein Deutscher, muss man sich nicht wundern wenn man auch wie ein Deutscher behandelt wird…
    Also in dem Fall nicht so gut… ;-)

    • Die Wahrheit

      Nicht jeder Deutscher ist schlecht und nicht jeder Belgier ist gut.
      Und übrigens., die Vorfahren, der heutigen deutschsprachigen Belgier, waren doch früher meistens Deutsche. Das soll man nie vergessen. Erst die neue Grenze machte sie zu Zwangsbelgier, da braucht man nichts schön zu reden. Ich ein glücklicher Belgier, aber ich weiß noch, welche Nationalität meine Urgroßeltern hatten, bevor sie Belgier wurden.

      • Und die absolute Wahrheit ist….

        …..ganz grob zusammengefasst …..das die meissten unserer Großeltern Preussen waren ist korrekt. Unsere Ururgrosseltern waren jedoch Zwangspreussen, denn unser heutiges Ostbelgien war (nur) knapp 100 Jahre seit dem Wiener Kongress von den Deutschen besetzt und wir wurden in dieser Zeit erfolgreich eingedeutscht, nur weil eine Grenze verschoben wurde. Für einige hört die Geschichtsschreibung hier auf und es wird die Meinung vertreten das wir doch immer deutsch gewesen sind…..tja, dummerweise haben wir vorher quasi immer zu Limbourg gehört….und diese 100 Jahre Besatzung waren in den ersten 50 Jahren alles andere als glorreich und mit wirtschaftlichen Niedergang und Armut verbunden. Und die letzten Jahre, naja, WWI lässt grüßen! Seitdem sind mehr Generationen unserer Vorfahren belgisch als sie es je rheinländisch oder preußisch gewesen sind, aber das Deutsch sein was uns eingeprügelt wurde hat bei einigen Familien Nachwirkungen bis heute, vollgepackt mit Minderwertigkeitskomplexen….Für mich und die meissten OB, ich bin Belgier und habe absolut nichts gegen Deutsche…..solange sie sich benehmen…..

  6. Rabauken Nein

    Völlig richtig entschieden… ich mag Fußball und hab Sympathien für diesen Verein, doch die Fans haben Krawall gemacht und ohne Karten haben die dann auch nichts vor Ort verloren… wer zahlt nachher die Zeche? Ordnungskräfte und Allgemeinheit! Nach den Aktionen der Fans dann auch noch dreist Protest einzulegen ist Zeugnis geringer Einsicht und dies nicht von Seiten der enttäuschten Fans sondern von der Vereinsführung. Fällt im Fußball leider generell auf, dass manche Trainer, Vereine und Verantwortliche wenig zu Ruhe, Fairness und Ordnung in diesem eigentlich schönen Sport beitragen, weder auf dem Platz (z.B. im Umgang mit Schiedsrichter oder Gegner) noch außerhalb (z.B. Uneinsichtigkeit, Großmäuligkeit und Geldgier)…

  7. Wenn man sich nicht als Belgier in Belgien wohlfühlt, kann man ja seine Habseligkeiten auf Räder stellen und in sein gelobtes Land schieben…
    Gute Reise wünsche ich…
    Ich bin gerne Belgier und passe mich agerne an…
    In dem Sinne ein schönes „zwangvolles Leben in einem fremden Land“.
    @Peter Müller: …So wie Sie…

  8. Akneverkäufer

    Allein schon aus Klimagründen würde ich alle Fussballspiele ohne Auswärtsfans austragen. Sowie sämtliche Marathonveranstaltungen canceln. Warum muss man bis in die USA fliegen, oder sonst wo hin um zu schwimmen, zu laufen, Rad zu fahren, oder auch Fussball zu schauen Das kann man auch da wo man wohnt.

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