Europäische Hoffnungen auf ein Einlenken von Donald Trump in letzter Minute haben sich nicht erfüllt. Seit diesem Mittwoch treffen neue US-Zölle direkt auch die EU. Die nimmt US-Produkte ins Visier.
US-Präsident Donald Trump hat ungeachtet von Warnungen der EU neue Importzölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte einführen lassen. Die Antwort auf Brüssel folgt prompt. Ist das nun der Beginn des gefürchteten Handelskriegs zwischen Europa und den Vereinigten Staaten? Fragen und Antworten im Überblick:
– Was genau ist am Mittwochmorgen passiert?
Um 5.01 Uhr MEZ ließ Trump neue Zölle in Höhe von 25 Prozent auf die Einfuhr von Stahl und Aluminiumprodukten in die USA in Kraft treten. Bereits rund eine Stunde später kündigte die EU Gegenmaßnahmen an. Vom 1. April an werden demnach wieder EU-Extrazölle auf die Einfuhr amerikanischer Produkte wie Bourbon-Whiskey, Videospielkonsolen, Boote und Erdnussbutter fällig. Der Zollsatz soll zum Teil bei 50 Prozent liegen – zum Beispiel für Motorräder, wie sie der bekannte Hersteller Harley-Davidson in den USA baut.

07.03.2025, USA, Washington: US-Präsident Donald Trump hält eine unterzeichnete Durchführungsverordnung im Oval Office des Weißen Hauses.Foto: Uncredited/Pool/dpa
Die Pläne der für die EU-Handelspolitik zuständigen Europäischen Kommission sehen zudem vor, ab Mitte April in Abstimmung mit den Mitgliedstaaten noch zahlreiche weitere Importe mit Gegenzöllen zu belegen. Sie sollen Unternehmen treffen, die amerikanische Agrarprodukte wie Geflügel, Rindfleisch, bestimmte Meeresfrüchte, Nüsse, Eier, Milchprodukte, Zucker und Gemüse in die EU verkaufen. Zudem soll es auch EU-Extrazölle auf weitere Industrieprodukte wie Textilien, Lederwaren, Haushaltsgeräte, Werkzeuge, Kunststoffe und Holzprodukte geben. Der Zollsatz könnte bei 25 Prozent liegen.
– Was bedeutet der Zollstreit für Wirtschaft und Jobs?
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht erhebliche Gefahren. Konkret prognostiziert sie steigende Preise, Probleme in Lieferketten und das Risiko von Jobverlusten. „Zölle sind Steuern. Sie sind schlecht für Unternehmen und noch schlechter für die Verbraucherinnen und Verbraucher“, sagt sie.
Ökonomen teilen diese Sicht. Die entstehende Unsicherheit wirke sich negativ auf die Investitionen von Unternehmen und die Wirtschaft im Allgemeinen aus, analysiert Samina Sultan vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW). „Das dürfte auch Arbeitsplätze auf beiden Seiten des Atlantiks gefährden.“
– Welche Produkte könnten teurer werden?
Grundsätzlich alle, die von den Zöllen betroffen sind. „Wie viel teurer hängt etwa davon ab, wie hoch die Nachfrage danach ist oder ob man die Produkte leicht ersetzen kann, durch gleichwertige Produkte aus Europa“, erklärt Ökonomin Sultan. Bei Jeans halten Experten die Auswirkungen zum Beispiel für überschaubar. Auf dem Markt hierzulande spielten Produkte, die direkt aus den USA kommen, keine große Rolle. Die wichtigsten Herstellerländer seien China, Bangladesch und die Türkei.
– Ist das jetzt der Beginn eines großen europäisch-amerikanischen Handelskriegs?
Das hängt wohl vor allem von Donald Trump ab. Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank in Liechtenstein, sieht die Gefahr einer Eskalationsspirale. Im Gegensatz zum Handelskonflikt zwischen EU und USA in Trumps erster Amtszeit könnten die US-Strafmaßnahmen nur der Auftakt einer ganzen Reihe von Zöllen sein. „Ein globaler Handelskrieg nimmt also langsam Fahrt auf“, sagt er. Trump hat bereits angekündigt, auch auf Autos und andere Waren aus der EU neue Zölle verhängen zu wollen.Als Folge von erhöhten US-Zöllen gegen China könnten zudem Waren aus Fernost verstärkt nach Europa strömen, sagt Rolf Langhammer, Ökonom am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW). „Zu befürchten ist ein Negativsummenspiel, bei dem alle verlieren.“
– Wie geht es jetzt weiter?
Kommissionspräsidentin von der Leyen betont, dass die EU verhandlungsbereit ist. „Wir sind fest davon überzeugt, dass es in einer Welt voller geoökonomischer und politischer Unsicherheiten nicht in unserem gemeinsamen Interesse liegt, unsere Volkswirtschaften mit solchen Zöllen zu belasten“, sagt sie.
– Was könnte die EU Trump anbieten?
Nach Einschätzung der EU-Kommission könnten die Europäische Union und Trump etwa einen neuen Deal zum Ausbau amerikanischer Exporte von Flüssiggas (LNG) schließen. „Wir bekommen immer noch viel LNG aus Russland, warum also nicht stattdessen amerikanisches LNG einsetzen, das günstiger für uns ist und unsere Energiepreise senkt“, sagte von der Leyen bereits nach einem Telefonat mit Trump nach dessen Wahl. Zudem wäre es möglich, mehr Militärtechnik und Agrargüter aus den USA zu importieren und die Importzölle für US-Autos zu senken. Diese lagen zuletzt mit zehn Prozent deutlich über dem US-Zollsatz in Höhe von 2,5 Prozent.

08.03.2025, USA, Louisville: In der Brough Brothers Distillery in Louisville, Kentucky, USA, sind Bourbonfässer zu sehen, in denen sich das Produkt befindet. Foto: Jon Cherry/FR171965 AP/dpa
– Was sind die Druckmittel der EU?
Die Extra-Zölle der EU könnten manche US-Unternehmen, empfindlich treffen. Trump hatte bereits in seiner ersten Amtszeit von 2017 bis 2021 Sonderzölle auf die Einfuhr von Stahl- und Aluminiumprodukten eingeführt und dies „mit Interessen der nationalen Sicherheit“ begründet. Die EU reagierte damals schon mit Vergeltungszöllen auf US-Produkte wie Bourbon-Whiskey und Motorräder – und Hersteller wie Harley-Davidson beklagten negative Auswirkungen.
Man versuche, die USA dort zu treffen, wo es weh tue, sagte ein EU-Beamter am Mittwoch in Brüssel. Das bedeute, dass man eine Liste von Produkten habe, die einen hohen ikonischen und symbolischen Wert besitzen. Um möglichst großen politischen Druck aufzubauen, werden zudem Produkte ins Visier genommen, die aus der Heimat von einflussreichen Parteifreunden Trumps kommen. So soll es etwa neue EU-Zölle auf Sojabohnen geben, die unter anderem in Louisiana, der Heimat von Repräsentantenhaussprecher Mike Johnson, produziert werden.
– Warum führt Trump die Zölle überhaupt ein?
Trump will die USA als Produktionsstandort stärken und Handelsdefizite abbauen. Ihm ist es zum Beispiel ein Dorn im Auge, dass europäische Unternehmen deutlich mehr Waren in den USA verkaufen als amerikanische Firmen in der EU.
Die EU-Kommission argumentiert, dass die USA aber mehr Dienstleistungen in die EU verkaufen als umgekehrt. Berücksichtige man sowohl Waren als auch Dienstleistungen, habe es etwa 2023 nur einen geringen Überschuss von 48 Milliarden Euro gegeben. Das entspreche drei Prozent des gesamten Handels zwischen den USA und der EU. (dpa)
Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:
Das Spiel läuft doch immer nach demselben Schema, alle kündigen Vergeltung an, am Ende bekommt Trump doch das was er will. Die Zölle sind für ihn doch nicht der Zweck sondern nur Mittel zum Zweck…
https://www.nau.ch/news/amerika/noch-hohere-us-zolle-gegen-kanada-vom-tisch-66934003
…
Im Laufe des Tages gelang es Handelsminister Howard Lutnick und dem Premier von Ontario, Doug Ford, den zugespitzten Konflikt zu entschärfen. Lutnick und Ford hätten ein produktives Gespräch über die Wirtschaftsbeziehungen geführt, teilte das Ministerium mit. Lutnick werde sich 13. März in Washington mit Ford treffen, um über das Freihandelsabkommen USMCA zu sprechen. Im Gegenzug erklärte sich Ontario bereit, seinen 25-prozentigen Aufschlag auf Stromexporte nach Michigan, New York und Minnesota auszusetzen.
….
////
Im Endeffekt ging es Trump nur darum die USMCA Verträge neu zu verhandeln….
Das erinnert beinahe daran, wie Trump die Banken behandelt hat, als seine Casinos in Atlantic City in „finanzielle Schwierigkeiten“ gerieten: Lange genug auf den Putz hauen, und du bekommst, was du willst.
Man sollte wie es Kanada gemacht hat in den Warenhäuser alle Produkte mit kleinen Flaggen am regal Kennzeichen . Dort wurden alle Produkte mit Amerikanischer Flagge zu Ladenhüter .
Der Oran-Utan begreift einfach nicht, dass bei einem Handelskrieg alle verlieren.
Nur das die Medien wieder die Vorgeschichte ignorieren. Bisher war es nämlich (beispielsweise) so, dass die USA auf Autos aus der EU 2,5 % Importzölle berechneten. Die EU jedoch verlangte 10 % Importzölle auf Autos aus den USA. Trump hat der EU ein Ultimatum gestellt um diese Importzölle anzugleichen und die EU hat nicht reagiert. Daher hat Trump jetzt reagiert und er treibt es, wie immer, auf die Spitze um eine Reaktion zu erzwingen. Das nennt man regieren!
Den gleichen Handelskrieg hatte Trump ja schon 2018 angezettelt. Damals ist er schnell zurückgerudert. Wird er auch jetzt tun, denn die Anleger reagieren verunsichert, was auch jetzt zu Börsenabstürzen führt.
Ja, echt blöd von der EU. Wo es doch so einfach ist. Und bitte Chlorhuhn bzw. ClenbuterolBullenfleisch für einen Kilocentpreis erlauben, warum soll es nicht genauso billig werden wie in den USA. Danke Donald
Wenn man so wenig Wissen hat wie sie, logisch, sollte man vermeiden anderen Begriffs stutzigkeit vorzuwerfen oder gar sich in einer derart herablassenden Art zu äußern.
Das sagt einiges über sie aus
Ich hab ne verrückte Idee: einfach wieder im eigenen Markt kaufen und einkaufen und jeder soll seinen Kram machen! Würde vor allem die hiesigen Unternehmen, gerade die kleineren, besser über Wasser halten. Aber Geiz ist geil, deswegen immer schneller ins Verderben