Gesellschaft

Papst liegt seit drei Wochen im Krankenhaus – Autor Freddy Derwahl schreibt ein Gedicht: „Für Franziskus“

Bild links: Papst Franziskus winkt. Bild rechts: Schriftsteller Freddy Derwahl. Foto: Ana Brigida/AP/dpa

Seit bald drei Wochen liegt Franziskus im Krankenhaus. Der an einer Lungenentzündung leidende Papst wird inzwischen nahezu dauernd mit zusätzlichem Sauerstoff versorgt – entweder durch eine Atemmaske oder durch Kanülen. Der Eupener Schriftsteller Freddy Derwahl (79) widmet dem Kirchenoberhaupt ein Gedicht: „Für Franziskus“ (siehe unten).

Der 88-jährige Papst trägt im Krankenhaus inzwischen über Nacht eine Maske auf Mund und Nase, mit der er mechanisch beatmet wird. Tagsüber wird er in der Regel mit einem Schlauch über die Nase versorgt, wie aus seiner Umgebung verlautete.

05.03.2025, Italien, Rom: Der mexikanische Maler Roberto Marquez stellt ein von ihm gemaltes Bild von Papst Franziskus vor dem Krankenhaus Agostino Gemelli in Rom auf. Foto: Gregorio Borgia/AP/dpa

An diesem Freitag liegt das Oberhaupt der katholischen Kirche seit drei Wochen im Gemelli-Krankenhaus in Rom – so lange wie noch nie. Nach mehreren Atemnot-Anfällen in den vergangenen Tagen verbrachte er nach offiziellen Angaben eine Nacht ohne Komplikationen. „Die Nacht ist ruhig verlaufen, der Papst ruht sich noch aus“, hieß es in einer knappen Mitteilung des Heiligen Stuhls.

Der gebürtige Argentinier leidet an einer schweren Lungenentzündung, die beide Lungenflügel erfasst hat. Mindestens vier Mal hatte Franziskus in der Klinik Atemnot-Anfälle, was teilweise auch mit Krämpfen und Erbrechen verbunden war. Anschließend bekam er auch tagsüber eine Maske zur mechanischen Beatmung aufgesetzt. Betont wird in seinem Umfeld, dass er nicht künstlich beatmet werde.

Mit einer Prognose zum weiteren Verlauf halten sich die Ärzte zurück. Franziskus ist seit März 2013 Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken. Mit seinen 88 Jahren ist er der zweitälteste Papst der Geschichte. (dpa)

Für Papst Franziskus

sie melden du ringst manchmal um atem
wie mag das sein umgeben von ärzten
an tagen und nächten vielleicht deinen schwersten
wenn hinter vatikanischen mauern die vertuscher beraten

als du kamst hast du nur „buona sera“ gesagt
ein flaneur aus der sixtinischen kapelle
erst jesuit dann papabile auf die schnelle
völlig unbekannt doch weltweit gefragt

was ist wenn junge schwestern dich berühren
ist da nicht endlich eine hand etwas trost
unser herr war darüber nie erbost
sein herz konnte es dankbar erspüren

falls du schon mit den engeln reist
frei von pontifikalen messen
bleibt dein erster segen unvergessen
den rest regelt der heilige geist

freddy derwahl, stockem im februar 2025

31 Antworten auf “Papst liegt seit drei Wochen im Krankenhaus – Autor Freddy Derwahl schreibt ein Gedicht: „Für Franziskus“”

  1. Ist das jetzt so ein neuer Trend alles klein zu schreiben? Nicht einmal die Angelsachsen schreiben alles klein. Es liest sich etwas schwerer, unflüssiger für mich. Denke es ist künstlerische Freiheit.

  2. Joethe junior

    Die Kleinschreibung ist in der gesamten zeitgenössischen deutschen Lyrik keineswegs unüblich.
    Es soll keine Probleme schaffen, sondern die Lesbarkeit erleichtern, flüssiger machen.
    Wie der Germanist Alfred Strasser („Mit leichtem Gepäck“) und der ostbelgische Dichter Bruno Kartheuser nachweisen wird dieses Stilmittel auch oft in der ostbelgischen Gegenwartsliteratur benutzt.
    Gäbe es den politisch gekillten „Krautgarten“ noch, wäre diese Schreibweise keine Seltenheit.
    Derwahl hat diese in Ostbelgien 1975 in den „Kirschbäumen“ erstmals benutzt. In der von Dr. Michel Kohnemann herausgegebenen Literatur-Anthologie „Nachrichten aus Ostbelgien“ erschienen auch die Gedichte von Marcel Bauer, Carlo Lejeune und Suzanne Visé in Kleinschrift.
    Der Wiener André Heller singt: „Sei Poet, spring einen Salto durch die Alphabete…“

  3. Guido Scholzen

    Gedicht für den Papst?
    Oder ist das Werk von Freddy Derwahl doch eher ein Gedicht über den Papst?
    Das fällt mir spontan aus dem Mittelalter Dantes ‚Göttliche Kömödie‘ ein, wo Dante bei der Beschreibung des Papsttums nicht darüber hinweg kommt, sämtliche Päpste seiner Zeit zu verspotten.
    Derwahl schreibt im letzten Vers ‚den rest regelt der heilige geist’😏😇
    Bei Dante landen sämtliche Päpste in der Hölle.😁😈
    Nur ein Papst kommt ins Fegefeuer, und allein der Apostel Petrus ist im Paradies.

  4. Marcel Scholzen Eimerscheid

    „was ist wenn junge schwestern dich berühren“ ist auch sehr vieldeutig.

    Es stellen sich viele Fragen :

    Was ist gemeint mit „Schwestern“ ? Das weibliche Mitglied eines religiösen Ordens ? Oder vielleicht etwas anderes ?

    Welche Art des „Berühren“ ist gemeint ?

    Wann und wo geschieht das ganze ?

    Auch hier Zweideutigkeiten. Sehr interpretiertbar auch diese Textzeile….,

    • Bücherwurm

      In der Gemelli-Klinik wirken auch Ordensschwestern. Dass sie jung sind und den Papst „berühren“, ist in den Bereich der Spekulation zu verweisen. Oder in den Bereich des Wunschdenkens des Autors (Projektion!). Jedenfalls ist diese Zeile unfreiwillig komisch.

      • Ein alter Eupener

        Dass sich unser alter kranker Papst Franziskus über die guten Hände ihn pflegender Schwestern freut, kann nur der missverstehen, der eine solch schwere Situation noch nicht erlebt hat. Es bedeutet Trost und Herzensfrieden in der Not. Daran dankbar literarisch zu denken hat mit „Spekulation“ nichts zu tun. In der (noch etwas ) frauenfürchtenden Männer-Kirche ist es sogar ein starkes Zeichen.

  5. Noch ein Gedicht

    Genesungswünsche für Papst Franziskus

    In Rom, wo sanfte Winde wehn,
    sieht man den Papst in Sorgen stehn.
    Sein Herz so gütig, voller Licht,
    doch Krankheit trübt sein Angesicht.

    Ein Hirte, stark in Wort und Tat,
    der stets für andre Hoffnung hat.
    Nun ruht er selbst in stiller Zeit,
    bis Gott ihn heilt und Kraft verleiht.

    Die Welt erhebt ihr innig‘ Flehn,
    dass bald mag Besserung geschehn.
    Mit Glauben, Liebe, Zuversicht –
    Gott schenke ihm sein heilend Licht!

  6. Wilhelm Busch

    Jedes Gedicht von Wilhelm Busch gefällt mir besser, dass liegt aber wahrscheinlich daran, dass ich zu „dumm“ bin um diese neuen Formen von Gedichten zu verstehen🙄😵‍💫.
    Kunst unterliegt eben auch dem Wandel der Zeit. In der Malerei gibt es auch „Kunstwerke“, die für mich nur eine mit vielen Farben vollgeschmierte Leinwand sind.

    Aber das ist nun mal so, schon zu meiner Zeit hieß es in der Schule nach jedem Gedicht: „Was will der Dichter uns damit sagen …“ und dann ging die Philosophiererei los! Warum schreibt der Dichter nicht einfach was er sagen will, hätte man dann fragen können, tat man aber besser nicht, das konnte sehr unangenehme Folgen haben.

    Na ja, es heißt ja immer „künstlerische Freiheit“, das versteht eben nicht Jeder!

  7. Joethe sehr senior

    Man muss Herrn Cremer danken, dass auf OD auch über Poesie diskutiert werden kann. Von vielen Kunden unserer Staatsmedien als „Stänkerer“ diffamiert, geniert er sich nicht auch die Randgebiete unserer Sprache zu Wort kommen zu lassen und zum Thema zu machen. Sogar wenn es sich um Satzzeichen oder Kleinschrift handelt.

    Auch wenn beleidigte Politiker und Richter sie am liebsten mundtot machen würden, sind Derwahl, Kartheuser, Bauer und Cremer weiter lesenswert. Ob sie nun über RDG-Gedöns, Schlommefurt, Vennland, Missbrauch oder den kranken Papst schreiben. Hauptsache: ohne Scheuklappen.

  8. Hubert Schmitz

    Warum nur
    kann man den armen, alten Mann nicht in Ruhe und Würde sterben lassen?
    Ich finde es grausam, was man alles anstellt und möchte, wenn es eines Tages bei mir so weit ist, auf keinen Fall so behandelt werden!
    Aus genau diesem Grunde habe ich eine Patientenverfügung formuliert.

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