Gesellschaft

Formel-1-Boss Ecclestone kauft sich für 100 Millionen Dollar frei – Skandalös? Unmoralisch?

Formel-1-Chef Bernie Ecclestone. Foto: dpa

Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hat seinen Bestechungsprozess vor dem Landgericht München hinter sich gebracht – und bleibt ein freier Mann. Gegen die Zahlung von 100 Millionen Dollar wird das Verfahren eingestellt. Skandalös? Unmoralisch?

„Der zur Last liegende Vorwurf wurde in wesentlichen Teilen nicht erhärtet“, erklärte der Vorsitzende Richter Peter Noll am Dienstag im Landgericht München. Wie die Agentur dpa berichtet, kann Ecclestone weiter Chef der Formel 1 bleiben, die er zu einem Milliardengeschäft aufgebaut hat und bis heute unangefochten beherrscht.

Durch die Einstellung des Verfahrens ist der 83-Jährige offiziell unschuldig und nicht vorbestraft. Im Fall einer Verurteilung wäre er seinen Job als Geschäftsführer der Motorsport-Königsklasse los gewesen.

Geldauflage problemlos zu stemmen

Der Staatsanwalt hatte der Einstellung mit Blick auf das hohe Alter Ecclestones, die lange Verfahrensdauer und andere mildernde Umstände zugestimmt.

Der 83-jährige Bernie Ecclestone hat es mit der Formel 1 zu einem Vermögen gebracht. Foto: Shutterstock

Der 83-jährige Bernie Ecclestone hat es mit der Formel 1 zu einem Vermögen gebracht. Foto: Shutterstock

Die Geldauflage kann Ecclestone wohl problemlos stemmen: Mit der Formel 1 wurde der Brite reich und galt lange als einer der vermögendsten Männer Englands. 99 Millionen Dollar der Geldauflage fließen an die Staatskasse, eine Million geht an die Deutsche Kinderhospizstiftung.

Da sich die Höhe der Geldauflage bei der Einstellung eines Strafprozesses nach der Vermögenslage richtet, erreichte sie bei Ecclestone die enorme Höhe von umgerechnet fast 75 Millionen Euro. Milliardär sei Ecclestone allerdings nicht, sagte der Richter nach Durchsicht der Unterlagen zu seinen Vermögensverhältnissen.

Bestechung und Anstiftung zur Untreue

Der Formel-1-Chef musste sich seit Ende April wegen Bestechung eines Amtsträgers und Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall vor Gericht verantworten.

Die Anklage hatte ihm vorgeworfen, dem ehemaligen BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld beim Besitzerwechsel der Rennserie gezahlt haben. Im Gegenzug kassierte er von der BayernLB eine Beraterprovision von 41 Millionen Dollar für seine Arbeit beim Formel-1-Verkauf.

Als Ausgleich dafür will Ecclestone der Landesbank zusätzlich zu seiner Geldauflage eine Entschädigung von 25 Millionen Euro zahlen. (dpa/tagesschau.de)

 

19 Antworten auf “Formel-1-Boss Ecclestone kauft sich für 100 Millionen Dollar frei – Skandalös? Unmoralisch?”

  1. Jürgen Margraff

    Die Farm der Tiere, Ruyard Kipling, da gab’s schon Tiere die gleicher waren als ihre Artgenossen – aber solche Sperenzien sind nicht nur in der deutschen Justiz geläufig – hierzulande werden die „Dicken“ nicht weniger gleich behandelt als „Drüben“

  2. Hoeneß hat den Staat keinen Cent gekostet, aber über viele Jahre jedes Jahr mehr Steuern gezahlt als die kläffenden Köter, die ihn aufhängen wollten, in ihrem ganzen Leben. Jetzt sitzt er, kostet den Staat und zahlt erst mal gar keine Steuern. Ecclestone subventioniert einen Staat, der den Prozeß wohl verloren hätte, mit 75 Millionen Euro und wieder bellen die Frustikanten. Eine Verfahrenseinstellung aus diesem Grunde kommt in Deutschland jährlich 180.000 mal vor.
    Was mich alleine ärgert, ist, dass Deutschland jetzt wieder 75 Millionen mehr hat, um Krieg zu spielen.
    Hier sollte man sich eher um die teuren Autorennen der Formel Lambertz Sorgen machen, weil die den hiesigen Steuerzahler belasten. Wenn der alte Lambertz einen Chauffeur braucht, soll er das Gelbe Kreuz anrufen.

  3. Es reicht!

    Ich finde die Geldstrafe war eine gute Idee. Mit dem Geld können vielen geholfen werden und der Bayrische Staat kann das Geld gut brauchen. Die Kinderhospizstiftung kann das Geld gut gebrauchen und somit kostet uns das Verfahren keinerlei Gerichts und Gefängniskosten mehr. Durch dieses Urteil gibt es nur Gewinner. Dies ist doch eine gute Sache. Der Fussballmanager wollte jedoch seinen Millionen behalten uns sitzt seine Strafe lieber ab.

      • schlechtmensch

        Nicht nur das Herr Berens. Es gibt in dem Zusammenhang ja bereits einen Verurteilten (wegen Bestechlichkeit). Das Problem ist jetzt nur dass es zwar einen Bestochenen gibt aber rechtlich gesehen keinen Bestecher. Wenn ich der betroffene Verurteilte wäre, würde ich ausflippen. Dass ein Schmiergeldverfahren durch Schmiergeld beendet wird ist allerdings schon fast lustig und zeigt die Dekadenz unserer Gesellschaft.

        • @schlechtmensch

          Herr Gribkowski (ich hoffe den habe ich richtig geschrieben) wurde nicht wegen Bestechlichkeit sondern wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Somit existiert das von Ihnen beschriebene Problem gar nicht. Auch die Frage nach dem angeblichen Schmiergeld lässt sich ganz einfach mit einem bisschen Logik klären. Herr G. war einer der Direktoren der Bayerischen Landesbank und damit öffentlich-rechtlicher Amtsträger. Für den gilt ein anderer Kodex als (z.B) den Direktor der Sparkasse Wuppertal. Dies kann Herr Ecclestone nicht wissen. Das englische Bankensystem kennt keine öffentlich-rechtlichen Landesbanken. Natürlich schützt Unwissenheit nicht vor Strafe, sie wirkt aber, unter Umstäden, strafmildernd. Hinzu kommt das davon auszugehen ist das Herr Ecclestone bei einer Verurteilung Revision eingelegt hätte. Vermutlich hätte er, aufgrund seines fortgeschrittenen Alters, das Ende des Rechtsweges nicht mehr erlebt. Also hat das Gericht dem unwürdigen Theater weise ein Ende gesetzt.

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