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Die Wucht des Klimawandels am anderen Ende der Welt: Verzweiflung nach der neuen Flut im Großraum Sydney

04.07.2022, Australien, Sydney: Eine Mannschaft des NSW State Emergency Service (SES) ist in einem Rettungsboot zu sehen, als die Straßen in Windsor, nordwestlich von Sydney, vom Hochwasser des Hawkesbury River überflutet werden. Foto: Bianca De Marchi/AAP/dpa

Im Januar schwitzten die Menschen an der Westküste Australiens noch bei über 50 Grad. Ihre Landsleute an der Ostküste kämpfen hingegen erneut gegen massive Überflutungen. Die neue Regierung verspricht, die Klimakrise anzugehen – aber wie?

Teile der australischen Ostküste stehen nur vier Monate nach den historischen Überschwemmungen vom März erneut unter Wasser. Die Situation ist teilweise so dramatisch, dass die Regierung das Hochwasser im Bundesstaat New South Wales zur Naturkatastrophe erklärt hat, um schneller Gelder für die Flutopfer freimachen zu können.

Besonders betroffen ist die Metropole Sydney. Im Großraum der Millionenstadt mit dem weltberühmten Opernhaus wurden ganze Gebiete meterhoch überflutet.

05.07.2022, Australien, Yarramalong: Kinder paddeln mit Kajaks im Hochwasser an der Central Coast nördlich von Sydney. Foto: Jeremy Piper/AAP/dpa

Innerhalb von nur vier Tagen sei mehr Niederschlag gefallen als in London in einem ganzen Jahr, rechneten Meteorologen vor. Das verdeutlicht, was für Sturzbäche da vom Himmel gekommen sind. Verantwortlich ist ein mächtiges Tiefdruckgebiet zwischen Australiens Ostküste und der Nordinsel Neuseelands, das feuchte Luft und schwere Wellen an die Küste von New South Wales treibt.

„Wegen der früheren überdurchschnittlichen Niederschläge im Sommer und in Teilen des Herbstes fällt dieser Regen auf feuchte Böden und volle Wasserspeicher“, schrieb der Klimaexperte Mark Howden von der Australian National University im „Sydney Morning Herald“. Die Folge: Die Flüsse schwellen in Windeseile an und treten über die Ufer.

Howden warnte, dass sich solche extremen Wetterereignisse in Zukunft häufen werden, „wenn wir nicht jetzt handeln“. Es müsse schnell ein klarer Plan her, um die Auswirkungen der globalen Erderwärmung zu bekämpfen. Denn Australien leidet ganz besonders unter den Folgen des Klimawandels – Hitzewellen, Buschbrände und Hochwasser in immer größerem Ausmaß und immer kürzeren Abständen sind die Folge.

05.07.2022, Australien, Windsor: Ein Mann paddelt mit seinem Boot auf einer überfluteten Straße am Stadtrand von Sydney. Foto: Mark Baker/AP/dpa

Erst im März hatte es in Sydney und weiten Teilen von New South Wales und Queensland verheerende Überschwemmungen gegeben. Viele Australier leiden noch unter den zerstörerischen Folgen der historischen Fluten und fürchten nun schon wieder um ihre Existenz.

Für die Regierung von Premierminister Anthony Albanese ist die Krise die erste große Bewährungsprobe. Der Labor-Chef, der erst seit Mai neuer Regierungschef ist, hat den Kampf gegen den Klimawandel zu einem zentralen Punkt seiner Agenda gemacht. Um diese schneller voranzutreiben, plant er ein neues „Mega-Ministerium für Klimawandel, Energie, Umwelt und Wasser“.

Die konservative Vorgängerregierung von Kohle-Befürworter Scott Morrison stand hingegen wegen ihrer passiven Klimapolitik schwer in der Kritik. Albanese, der am Dienstag von einer Reise nach Europa zurückerwartet wird, wollte sobald wie möglich persönlich ins Katastrophengebiet reisen.

Die Betroffenen waren derweil verzweifelt. „Wir werden verkaufen. Wir können das nicht noch einmal durchmachen“, zitierten Medien einen Mann namens Darren Morgan, der seit mehr als 20 Jahren in Sydneys Vorort Lansvale lebt. Sein Haus wurde innerhalb von 48 Stunden gleich zwei Mal von Sturzfluten überschwemmt.

05.07.2022, Australien, Yarramalong: Das Hochwasser fließt durch Yarramalong und schneidet die Stadt an der Central Coast nördlich von Sydney ab. Foto: Jeremy Piper/AAP/dpa

Insgesamt gab es bis Dienstag eine Evakuierungsorder für 50.000 Menschen. Hunderte Anwohner forderten in der Nacht Hilfe an. Die Einsatzkräfte rückten immer wieder aus, um Häuser leer zu pumpen und Menschen zu retten. Fast 20.000 Haushalte waren ohne Strom. Straßen standen meterhoch unter Wasser, Brücken wurden unterspült. Der Bahnverkehr war nach Erdrutschen teilweise unterbrochen.

Manche Gebiete, wie das Congewai Valley in der Hunter-Region, waren wegen der Wassermassen von der Außenwelt abgeschnitten. Vermutlich werde es Tage dauern, bis das Gebiet wieder zugänglich sei, hieß es. „Die Hauptstraße ins und aus dem Tal wurde über Nacht weggespült“, sagte die Anwohnerin Jill Crawford-Lane. „Jede Familie hier ist betroffen, wir können sogar unsere Nachbarn nicht mehr erreichen, die nur einen Kilometer entfernt wohnen.“

Regionalpremier Dominic Perrottet forderte die Menschen auf, sich an die Anweisungen der Behörden zu halten. „Wenn eine Evakuierungsorder vorliegt, dann verlassen Sie bitte Ihr Haus.“ Die Krise sei „alles andere als vorbei“, so der Politiker: Auch für den Rest der Woche würden in Teilen von New South Wales starke Regenfälle erwartet. (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

 

57 Antworten auf “Die Wucht des Klimawandels am anderen Ende der Welt: Verzweiflung nach der neuen Flut im Großraum Sydney”

    • Dann haben Sie diese nicht verstanden, denn es wird nicht geleugnet, daß es einen Wandel gibt, sondern, daß er menschengemacht ist. Sie verstehen nichts, kann das sein?!?!?
      Übrigens, vor 4.000 Jahren waren die Alpengipfel eisfrei. Heizt es, daß Ötzi zuviel grillte, da oben?
      Ihr seid iq-negativ, und das System liebt euch!

  1. @ Fakt
    Es wird immer Leute geben, die sich mit normalen Argumenten, Beweisen und tatsächlichen Fakten, nicht von ihrer Meinung abbringen lassen, weil sie eben einfach dagegen sind. Das heißt aber nicht, dass das richtig ist, was diese Leute da verbreiten.
    Seien es nun die Reichsbürger, oder die sog. Coronaleugner, die nicht müde werden zu erzählen, dass COVID nur eine harmlose Grippe ist, seien es die Klimawandelleugner, oder oder. Deshalb ist das was diese Menschen so von sich geben, aber noch lange kein Fakt. Es ist deren Meinung, sonst nichts.

  2. Gastleser

    Ich warte erstmal auf die versprochene Eiszeit, dann darauf dass der Kölner Dom am Meer liegt und dann auf die ausgestorbenen Eisbären.
    Alles wissenschaftliche Schätzungen…
    Peak oil have ich vergessen, das Ozonloch ist auch verschollen…
    Stromsparen war auch mal voll Öko – was für ein Energie Siegel hat eigentlich ein Tesla?

  3. @ Monthy
    Klar kommen da viele Faktoren zusammen, die den Globus wärmer werden lassen. Nur das größte Stück von der Torte, trägt nun einmal der Mensch!
    Zweitens geht es ganz sicherlich um die Folgen! Hätte die Erderwärmung keine Folgen, wäre sie unerheblich, und nicht weltweit diskutiert!
    Wenn es schon nicht bei Ihnen ankommt, dass Stürme, Überschwemmungen, Steinbrüche usw daraus resultieren, dann vielleicht die Botschaft, was jeden einzelnen Steuerzahler diverse Katastrophen kosten, und wenn es „nur“ die Versicherungsbeiträge sind, die da teurer werden

    • Heike, weltweit diskutiert, tatsächlich? In den meisten Ländern wird nur diskutiert wie man daraus möglichst viel Kohle abschöpfen kann.
      Und genau das ist das eigentliche Ziel, Umverteilung von Vermögen.
      Wenn sie Versicherungen usw die letzten 100 Jahre richtig analysieren würden, würden sie ggf auch die Gründe ihrer Behauptung verstehen, die ja an sich nicht falsch ist

    • Es gibt nur einen Klimawandel weil der Mensch in der Lage ist den Wechsel zu registrieren. Klimawandel gab es immer wieder nur gab es entweder keine Menschen oder die Menschen waren noch nicht in der Lage den Wandel zu analisieren. Ob der Mensch den Wandel beschleunigt ist der Erde egal.

      • @ Atheist
        Sicher ist es der Natur egal, diese reagiert, und der Mensch muss einfach nur Ohren /Augen/Mund schließen, dann ist alles gut? Das Geschrei, als die Unterstadt , Dolhain, Verwiers usw letztes Jahr abgesoffen ist, kann man nicht wirklich überhören! Ebenso der Ort Schuld, und da ist mit Verlaub, keine Talsperre abgelassen worden! Die Mure in Österreich.., einfach nicht registrieren, dann ist es nicht passiert! Tolle Logik

      • Meine Meinung ist, dass man nicht alles immer nur ignorieren ( Wenn A. Flemming den Pilz in seinem Labor ignoriert hätte, hätten wir heute kein Antibiotikum), bzw. auf irgendwelche Politiker schieben kann, oder sagen ist alles normal.Gibts alles gar nicht, alles erfunden …

        • Alle und Keiner sind Schuld an dem Klimawandel. Alle, weil jeder von uns einen Teil dazu beiträgt und Keiner weil sich ein Klimawandel mit oder ohne Mensch ereignet hätte, früher oder später.
          Wir müssen lernen damit umzugehen. Ich sehe leider nicht dass wir das können. Alle Maßnahmen nützen nichts wenn nicht alle mitmachen. Das Problem ist dass ein Großteil nicht mitmachen kann weil das Geld und die Möglichkeiten fehlen und ein kleiner Anteil der Menschheit nur auf eigene Gewinnmaximierung aus ist.
          Das Problem sind aber nur bedingt die fehlenden Maßnahmen sondern allein die Tatsache dass es viel zu viele Menschen auf dem Planeten gibt.
          Und dieses Problem löst die Erde von selbst.

  4. Guido Scholzen

    Und schon wieder geht die Welt unter in Down-Under.
    Und viele dachten, es wäre vor einigen Jahren schon mal abgebrannt:
    https://ostbelgiendirekt.be/flammeninferno-in-australien-233952#comment-267070

    Armes Australien? Normales Australien!
    die Regenzeiten Australiens sind unberechenbar.
    Wir lesen dazu bei vielen Quellen folgendes:
    „Grundsätzlich gilt, dass es nicht die EINE Regenzeit gibt, die sich auf bestimmte wiederkehrende Wetterphänomene in eingrenzbaren Gebieten beschränkt. Diese Jahreszeit ist unvorhersehbar. Jahre heftiger Niederschläge folgen Saisons ohne starken Regen. Hinzu kommen unterschiedliche regionale Ausprägungen.“
    Fazit: wir haben es hier eindeutig mit WETTER zu tun.

  5. @ Guido Scholzen
    Auch wenn es zwecklos ist, versuchen Sie doch zumindest einmal, nicht alles nur punktuell zu sehen! Nicht Australien nur für sich , oder nur Italien, nur die Dolomiten, oder Sibirien( Pernafrostböden) . Global ist doch einiges im Argen! Das eine baut auf das andere auf!

  6. Heike, leider werden Sie hier kaum Gehör finden.
    Es gibt genug hirnlose Theorien um die Realität zu verweigern. Angst, Neid, Egoismus oder Selbstgefälligkeit bringen abstruse Theorien.
    Und wenn man gar kein Argument mehr hat, wird einfach weggeschaut.

    • @5/11: Was machen denn Sie konkret, um den Klimawandel aufzuhalten? Jetzt sagen Sie nicht, dass Sie ja ein E-Auto fahren. Schließlich fahren die Dinger hauptsächlich mit dreckigem Strom.

      • Walter Keutgen

        Logisch, niemand kann etwas tun um den Klimawandel aufzuhalten. Wenn die Klimatheorien stimmen, müssten alle in der Welt den CO2-Ausstoß sofort stoppen. China und Indien werden das aber auf keinem Fall oder viel später als wir. Außerdem müsste man dann der Atmosphäre CO2 entziehen. Das geht in natürlicher aber langsamer Weise durch Pflanzen. In Island experimentiert man mit einer Fabrik, die CO2 endgültig in der Tiefe im Gestein bindet. Ein echtes Verbrechen, denn das nimmt den Kohlestoff aus dem Lebenskreiskauf heraus. Die Verfechter dieser Methode, hoffen dreißig dieser Fabriken in der Welt zu bauen.

        • Ach Herr Keutgen

          Es geht um die Verhältnismäßgkeit. Es gibt zuviel Co2, das können die Pflanzen nicht mehr binden. Außerdem bedeutet zuviel CO2, zuviel Verbrennung, zuviel Verbrennung bedeutet zuviel Kosten für Energie. Ihre Verweise auf China und Indien erinnern mich an Lemminge. Siend Sie ein Lemming?

      • @Logisch: Ich mag Autos, die ihre Kraft aus richtiger Mechanik schöpfen. Diese batteriebetriebenen Zeitbomben waren noch nie mein Ding und werden es auch nicht. Höchstens als Rasenmäher: da fragt Gott sei Dank noch keiner danach, wieviel Halme noch bleiben, bis dass er fertig gemäht hat.
        Es geht auch nicht darum, als Einzelgänger viel oder weniger zu tun.
        Es geht um das ewige Abstreiten, dass wir das Limit für unseren Planeten überschritten haben.
        Wer das Problem nicht erkennt oder wegschaut, kann keine Lösungen finden. Er wird sich weiterhin beschweren, Stuss erzählen und die Verantwortung immer auf den Nachbarn schieben…

        • @5/11: „Wer das Problem nicht erkennt oder wegschaut, kann keine Lösungen finden.“

          Ob man das Problem erkennt oder nicht, ändert nichts an der Tatsache, dass es kindisch ist zu glauben, dass man den Klimawandel aufhalten könnte. Alleine Kohlekraftwerke schießen nach wie vor wie Pilze aus dem Boden. Auch der Flug- und Autoverkehr nimmt er zu als ab. Die Erneuerbaren liefern bei Dunkelflaute keinen Strom. Und die Politiker setzen überall auf Wachstum, was den Ressourcenverbrauch und CO2-Ausstoß immer weiter antreibt. Mit anderen Worten: Es gibt kein zurück mehr. Keiner, der den Wohlstand kennt, will darauf verzichten. Und all die anderen, die ihn noch nie kennengelernt haben, wollen ihn auch eines Tages besitzen. Gerade wir, die seit Generation in Wohlstand leben, haben kein Recht, der benachteiligten Bevölkerung, die auch ein Stück von diesem Kuchen haben will, dies zu verweigern.

  7. Hans Eichelberg

    Mehr Grundstücke am Strand, durch Klimawandel:

    „Der frühere US-Präsident Donald Trump hat sich spöttisch über die sich verschärfende Klimakrise geäußert. „Wir werden ein bisschen mehr Grundstücke am Strand haben, was nicht das Schlechteste auf der Welt ist“, sagte er am Samstagabend (Ortszeit) bei einem Wahlkampfauftritt in Anchorage im US-Bundesstaat Alaska.“
    „Ich habe gehört, dass die Ozeane in den nächsten 300 Jahren um ein Achtel Zoll (knapp 0,32 Zentimeter) ansteigen werden. Wir haben größere Probleme als das.“

    Trump ließ offen, was die Quelle für diese Zahl sein soll.

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