Notizen

Wissenswertes zum Eurovision Song Contest (ESC) 2018 in Lissabon

07.05.2018, Portugal, Lissabon: Blick auf einen überdimensionalen Würfel mit dem Logo des Eurovision Song Contest (ESC). Am 12. Mai 2018 findet das Finale des Eurovison Song Contest in Lissabon statt. Foto: Jörg Carstensen/dpa

Vorfreude bei den Fans, Lampenfieber bei den Künstlern: An diesem Samstag, dem 12. Mai, steigt die große Eurovision-Sause in Lissabon. Lange galt Netta aus Israel als Top-Favoritin, aber jetzt hat sie plötzlich Konkurrenz. Belgien ist diesmal nicht im Finale.

Der Eurovision Song Contest (ESC) ist im Prinzip eine einfache Sache: Dutzende Interpreten aus ganz Europa (und darüber hinaus) singen für ihr Land um die Wette, und am Ende küren die Zuschauer und die Jurys einen Sieger. Doch die Regularien und Feinheiten haben es in sich. Nachfolgend einige Fakten und Regeln zum populärsten Song-Wettbewerb der Welt in Form von Fragen & Antworten:

– Woran hat es gelegen, dass der belgische Beitrag diesmal nicht im Finale ist?

08.05.2018, Lissabon, Portugal: Sennek singt für Belgien im ersten Halbfinale des Eurovision Song Contest das Lied „A Matter Of Time“. Foto: Jörg Carstensen/dpa

Sennek ist im Halbfinale ausgeschieden. Dabei seien sich so viele Kommentatoren sicher gewesen, dass sie es locker ins Finale schaffe. Auch Horst Senker, der für den BRF in Lissabon dabei ist, hatte anfangs wenig Zweifel. Doch die Stimmung sei nach ihrem Auftritt spürbar gekippt: Der Song sei klasse, meinten zwar viele, sei aber nicht gut rübergekommen. Schuld daran sei die Inszenierung gewesen: „Sennek trat inmitten einer Gruppe von Fans auf, besser wäre es dem Lied bekommen, wenn sie allein auf der Bühne gestanden hätte, lautete die Kritik. Alles in allem sei ihr Auftritt nicht elegant genug gewesen, das habe sie viele Punkte gekostet. Daran habe auch das schwarze Kleid seinen Anteil gehabt…“

– Worum geht es eigentlich beim Eurovision Song Contest?

Conchita Wurst beim ESC 2014 in Kopenhagen mit der Trophäe bei der Siegerehrung. Foto: epa

Es soll die beste Komposition Europas gefunden werden, es geht also prinzipiell um die Qualität eines Songs, nicht um den Auftritt selbst. So bekommt der Komponist den Preis, nicht der Intrepret – auch wenn der natürlich im Rampenlicht steht. Initiiert wurde der europäische Musikwettbewerb 1956 von der Europäischen Rundfunkunion (englisch: EBU), einem Zusammenschluss meist öffentlich-rechtlicher Sender aus Europa. Man wollte eine europaweite Show kreieren, die gute Einschaltquoten bringt. Damals nahmen nur sieben Länder teil. Beim 63. ESC in Lissabon in diesem Jahr sind es 43 Nationen.

– Früher sagte man häufig „Schlager-Grand-Prix“ – stimmt das heute noch?

Nein, die Schlager der Anfangsjahre wurden im Lauf der Zeit immer stärker durch Popsongs ersetzt. Heute hört man beim ESC vor allem internationalen Mainstream-Pop, doch es gibt auch immer wieder Ausnahmen von Heavy Metal über folkoristische Polka bis zu Rap.

– Dürfen nur europäische Länder teilnehmen?

Nein, es dürfen alle Mitglieder der EBU (oder assoziierte Staaten) mitmachen, das sind vor allem Länder Nordafrikas und des Nahen Ostens. So ist Israel regelmäßig mit von der Partie und hat schon dreimal gewonnen. Marokko nahm nur 1980 teil.

– Und warum ist Australien dabei?

„Down Under“ wurde 2015 eingeladen, als der ESC 60 Jahre alt wurde, weil es in Australien eine recht große Fangemeinde gibt. Seitdem ist das Land fest dabei.

– Warum gibt es zwei Halbfinale und ein Finale?

Schlagzeile von bild.de nach der Pleite von 2015, als Deutschland 0 Punkte bekam.

Mit dem Ende des Kalten Krieges ist die Zahl der europäischen Staaten und damit EBU-Mitglieder sprunghaft angestiegen – und damit auch die der ESC-Teilnehmer. Aber eine einzelne Show mit 43 Teilnehmern wäre viel zu lang und unübersichtlich. Also gibt es zwei Qualifikationsrunden.

– Aber nicht jeder muss sich qualifizieren, Deutschland zum Beispiel ist immer im Finale. Warum eigentlich?

1996 schaffte Deutschland zum ersten und einzigen Mal nicht den Sprung zum ESC-Finale. Die Bundesrepublik ist aber der größte Geldgeber der EBU und ein sehr großer Fernsehmarkt, also wurde die «Big Four»-Regelung (heute: «Big Five») beschlossen: Die finanzstarken Länder Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien sind automatisch für das Finale qualifiziert, ebenso der Gastgeber. Alle anderen müssen in die Halbfinals.

– Und wie läuft die Abstimmung im Finale?

Alle Teilnehmer-Länder dürfen im Finale ihre Punkte vergeben, auch diejenigen, die bereits in den Halbfinals ausgeschieden sind (also auch Belgien). Seit 2016 ist das Prozedere aber etwas komplizierter: Nach dem Auftritt der 26 Kandidaten können die Zuschauer per Telefon, SMS und App ihre Stimme abgeben. Zuvor haben bereits nationale Fachjurys aus Sängern und Komponisten ihre Stimme abgegeben. Verkündet werden dann zunächst die Jury-Wertungen – dabei bekommt jedes Land Punkte, das in der Jurywertung in den Top 10 landet. Das beste Land bekommt zwölf, das zweitbeste zehn, das drittbeste acht Punkte, dann geht es einzelpunkteweise runter bis eins. Nach den Jurys werden dann die Publikumspunkte vergeben, nach dem gleichen Prinzip. Gewinner ist das Land mit den meisten Punkten.

– Hat Belgien schon mal den ESC gewinnen können?

ESC-Gewinnerin Sandra Kim (rechts) bei ihrer triumphalen Rückkehr aus Norwegen am Flughafen Zaventem am 4. Mai 1986. Foto: Belga

Ja, einmal. 1986 mit Sandra Kim. Die damals erst 13-Jährige gewann im norwegischen Bergen mit dem Lied „J’aime La Vie“. Die Lütticherin wurde in Belgien zum gefeierten Star. Noch am Abend gratulierte der damalige Premierminister Wilfried Martens der Sängerin zum Sieg. Eine Woche später trat die ESC-Siegerin im ZDF bei „Wetten dass..?!“ auf. Sandra Kim wird wohl für immer die jüngste Gewinnerin bleiben, denn 1990 wurde das Mindestalter der Teilnehmer auf 16 Jahre festgelegt.

– Kann es dieses Jahr Überraschungen geben oder gewinnen immer dieselben?

Das Gewinnerfeld ist bunt gemischt, den Sieger kann man nur schwer voraussagen – eine Überraschung ist eigentlich immer möglich. Immerhin stehen diesmal wieder einige Nationen im Finale, die noch nie zuvor gewonnen haben, die bei den Buchmachern aber hoch im Kurs stehen, zum Beispiel Zypern, Litauen und Tschechien. Der Rekordgewinner Irland (7 Siege) ist ebenso dabei wie Dreifachsieger Israel mit der Top-Favoritin Netta und dem Song „Toy“. Deutschland, das 1982 mit Nicole („Ein bißchen Frieden“) und 2010 mit Lena („Satellite“) gewann, hofft diesmal auf einen Platz wenigstens im Mittelfeld, nachdem es in den vergangenen Jahren nur für hintere Ränge gereicht hat. (dpa)

HINWEIS – RTBF („La Une“) und ARD übertragen das ESC-Finale am Samstagabend um 21 Uhr live.

6 Antworten auf “Wissenswertes zum Eurovision Song Contest (ESC) 2018 in Lissabon”

  1. I hope the Germans love their children too

    Schade, dass Belgien nicht dabei ist.
    Schade für die sympathische Sängerin und den schönen Song. Da spielt mit Sicherheit auch die Stimmen- und Punktezuschieberei der Ostländer eine Rolle und nicht nur das Kleid und der Autritt.

    Schade auch für die Tihangegegner.
    Wäre doch eine tolle Gelegenheit gewesen beim belgischen Song werbewirksam Kinder lustige Transparente in die Kamera halten zu lassen.

  2. Mischutka

    Kurz gesagt : Ich habe die beiden Vorentscheidungen (Di/Do. auf ONE) gesehen und mich anschließend gefragt, was das „Ganze“ noch soll. Da kommen „Lieder“ durch, da hätten wir, die Kommentatoren auf dieser Seite, glatt mithalten können… (☺). (Versuchen wir es doch mal 2019 – Gruppe „die Grausamen“).
    Der Beitrag aus Belgien war echt sehr gut – 100 Mal besser als manches andere Gekreische. Und am heutigen Abend geht dann die Punkteschieberei wieder los – wie in den letzten Jahren gewohnt. Bestimmt auch deshalb, weil manche Gruppen überall in Europa auftreten, produziert werden usw…. dann reise wieder viele Fanatiker über die Grenze u von dort aus für das eigene Land zu stimmen (wie in den Jahren zuvor) usw….usw… Dann : es kommt nicht mehr auf das Lied, die Stimme oder den Song an, sondern ob der Sänger ein „schöner geiler Mann“ ist (Jugendsprache) und ob die Sängerin sehr „sexy“ auf die Jungs wirkt. Ein tiefer Ausschnitt zählt mehr als ein schön vorgetragenes gutes Lied. Dann werden alle „Lieder“ schon seit vielen Wochen überall in TV-und Radiosendungen „verkauft“ und sind alle im Internet zu hören. Vor vielen Jahren wurden ja alle disqualifiziert, die den Beitrag auch nur ganz kurz vorher irgendwo veröffentlicht hatten ….. Das war noch ein echter Wettbewerb. Heute ist es nur Kommerz. Wie beim Fußball…….

  3. Mischutka

    Noch etwas : Heute in der „Bild-Zeitung“ ein „schöner“ Vorbericht. Sollte man mal lesen. Respekt vor dem Journalisten, der das SO in Schland veröffentlicht !
    Vergangene Woche konnte man auch noch lesen, daß diese Conchita Knackwurst (o.s.ä.) jetzt wieder ein „Mann“ werden will. Ob er dann im kommenden Jahr als „Amadeus Kartoffelsalat“ singt ???

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