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EU-Notfallplan für Gas tritt kommende Woche in Kraft

Illustration: Shutterstock

Der europäische Notfallplan zur Vorbereitung auf einen möglichen Stopp russischer Gaslieferungen tritt kommende Woche in Kraft. Am Freitag nahm das Gesetz die letzte formelle Hürde, wie die tschechische Ratspräsidentschaft mitteilte.

Der Plan sieht vor, dass alle EU-Länder ihren Gaskonsum ab Anfang August bis März nächsten Jahres freiwillig um 15 Prozent senken, verglichen mit dem Durchschnittsverbrauch der letzten fünf Jahre in dem Zeitraum. Vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine hat Russland seine Lieferungen an die EU bereits drastisch reduziert.

Falls nicht genug gespart wird und es weitreichende Versorgungsengpässe gibt, kann im nächsten Schritt ein Unionsalarm mit verbindlichen Einsparzielen ausgelöst werden.

08.03.2022, Mecklenburg-Vorpommern, Lubmin: Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 und der Übernahmestation der Ferngasleitung OPAL (Ostsee-Pipeline-Anbindungsleitung). In Lubmin bei Greifswald endet die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1, durch die seit 2011 russisches Erdgas nach Deutschland fließt. Foto: Stefan Sauer/dpa

Die Hürde dafür ist allerdings hoch: Es bräuchte die Zustimmung von mindestens 15 EU-Ländern, die zusammen mindestens 65 Prozent der Gesamtbevölkerung der Union ausmachen. Gleichzeitig haben sich mehrere Länder – etwa Spanien und Italien – für den Fall Ausnahmen von den verbindlichen Sparzielen ausgehandelt und wollen weniger als 15 Prozent sparen. Der Notfallplan gilt zunächst für ein Jahr.

Um das EU-Einsparziel von 15 Prozent zu erreichen, muss Deutschland so viel Gas einsparen wie fünf Millionen vierköpfige Haushalte durchschnittlich im Jahr verbrauchen. Nach einer Rechnung der Deutschen Presse-Agentur basierend auf Daten der EU-Kommission muss die Bundesrepublik von Anfang August bis März nächsten Jahres gut zehn Milliarden Kubikmeter weniger Gas verbrauchen, um das von allen EU-Ländern beschlossene Ziel zu erreichen. Damit muss die Bundesrepublik in absoluten Zahlen mehr sparen als alle anderen EU-Länder.

Das liegt daran, dass Europas größte Volkswirtschaft auch am meisten Gas konsumiert. Insgesamt muss die EU rund 45 Milliarden Kubikmeter Gas weniger verbrauchen – Deutschland müsste also mit 10,35 Milliarden Kubikmetern fast ein Viertel davon einsparen. Das steht in Proportion zur wirtschaftlichen Kraft der Bundesrepublik, denn sie ist auch für fast ein Viertel der EU-Wirtschaftsleistung gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) verantwortlich.

Andere Länder müssen zwar mengenmäßig weniger Gas sparen, dies steht aber teils nicht in Proportion zu der Wirtschaftsleistung. Auf Platz zwei bei der Einsparmenge liegt Italien mit über acht Milliarden Kubikmetern – im Vergleich zum BIP ist das verhältnismäßig viel. Frankreich muss ungefähr fünf Milliarden Kubikmeter weniger verbrauchen, das ist verglichen mit der Wirtschaftsleistung eher wenig. (dpa)

14 Antworten auf “EU-Notfallplan für Gas tritt kommende Woche in Kraft”

  1. Was ich nicht so wirklich verstehe,die EU (z.B.Deutschland Niedersachsen,Holland Nordsee,Griechenland) sitzt selber auf Gasvorkommen,die für Jahrzehnte reichen würden.Wieso ist man so masoschistisch bzw.ideologisch verbohrt,diese nicht anzuzapfen.Lieber nimmt man den Niedergang der Wirtschaft,die Verarmung der Bevölkerungund wahrscheinlich sogar Kältetote in Kauf.

    • Walter Keutgen

      Boku, weil die grüne Bewegung auf keinem Fall zulassen will, dass irgendetwas, das in der EU die Umwelt verunstaltet, unternommen wird. Einige sind sogar gegen die Windräder, weil sie Schatten auf die Wohnungen werfen. Nachteile dürfen nur und dann stiekum außerhalb der EU entstehen.

    • @Filou.Wenn ich richtig informiert bin haben die Grünen in Deutschland ca 25%.Wie ist es möglich,dass 75% der Bevölkerung von den Grünen in Sippenhaft genommen wird? Klar bin ich auch für Umweltschutz,aber Eins nach dem Anderen und mit Augenmass (wie es andere Nationen auch machen) aber nicht mit der Brechstange.Westeuropa verkommt so zur Lachnummer der ganzen Welt.Wir verlieren unseren Wohlstand und die BRICS nehmen dankend an.Wie kann man nur so blöd sein ?

      • Robin Wood

        @Boku
        Ich sehe es wie Sie, Naturschutz ja, aber nicht mit der Brechstange.
        Man sollte nicht vergessen, dass die 25% Grünen-Wähler zum grössten Teil im Mittelstand und höher angesiedelt sind. Das ist das Problem. Neubauer, Greta und Co. sowie deren Mitstreiter spüren es nicht wirklich, wenn die Energiepreise steigen. Die können sich das leisten. Dass es inzwischen Menschen europaweit gibt, die jetzt schon die Rechnungen nicht zahlen können, ist denen gar nicht bewusst. Sie leben in ihrer eigenen Blase.

        • @Robin Wood.Mit Ihnen zusammen würde ich schon gerne eine Partei gründen,wobei ich befürchte,dass wir relativ schnell als staats- bzw. verfassungsfeindlich eingestuft würden.Ist natürlich nur ein Scherz.

    • besserwisser

      Greta ist verschwunden, ihr ist wohl das Gas ausgegangen, nicht alles was blüht ist grün.
      Nachdem und ihre Familie gut Geld abkassiert haben mit dem Umweltgequatsche ruhen die sich auf Lorbeeren aus …… Sind die Kohle am zählen und lachen uns aus.

      • Robin Wood

        @besserwisser
        Greta und die Klimademonstranten sind in Urlaub. Ich habe vor zwei, drei Wochen gelesen, sie würden Sommerpause machen und im Herbst wieder mit Aktionen beginnen.
        So schlimm kann es mit dem Klima nicht stehen, wenn die Freitags-Hüpfer Urlaub machen können.

  2. Guido Scholzen

    Es kommt ja nicht nur auf die Gaslieferungen an, sondern auch, wie voll die Gasspeicher sind, oder noch sind.
    Schauen wir uns diese Grafik von AGSI an (aggregated gas storage inventory – staatlich kontrollierte Bevorratung von Erdgas in Gasspeichern.)
    https://i.ibb.co/rmxrRNT/Gas-Deu-2020-2022.jpg

    Hier ist die Füllmenge der deutschen Gasspeicher angezeigt von Juni’2020 bis Juli’2022
    Wie hier zu sehen ist, waren diese nicht immer voll, genau wie momentan, obwohl die Russen in der Vergangenheit lieferten.
    Was war der Grund?
    Seit einigen Jahren wurden in D’land wegen der (nutzlosen) Energiewende zahlreiche Kohle- und Kernkraftwerke abgeschaltet, und es wurde im Gegenzug immer mehr russisches Gas verwendet, um den nötigen Strom (auch für die Grundlastfähigkeit) zu produzieren.
    Gaskraftwerke, die sonst nur angeschaltet wurden, um den Strombedarf in Spitzenzeiten zu decken, liefen fast rund um die Uhr, denn Sonne+Wind lieferten nur zu bestimmten Zeiten und dann auch nie genug. Dass die deutschen Gasspeicher schon in früheren Jahren oft sehr leer waren, ist ein Resultat der Energiewende, und nicht erst die Invasion der russischen Armee in die Ukraine. Aber der Ukraine-Konflikt ist ein Beschleuniger für das Versagen der Energiewende, aber das will sich in kein grünversiffter Politiker eingestehen.
    Die Medien werden die Staatsschafe bestimmt nicht auf diese Weise informieren. es bleibt beim politisch korrekten Manipulieren. Da wird nur geredet, was das Publikum hören soll, nicht was das Volk wissen muss.
    Man merke:
    je mehr alternative Energien in D’land -> desto mehr russisches Gas wurde gebraucht.
    Es war die grüne Politik , die D’land immer abhängiger machte von Russland.

    • Ja, „es klappert die Mühle am rauschenden Bach“ ist ja auch viel romantischer als ein Stahlwerk. Und Zahnbehandlungen ohne Sedierung sind viel spannender als das was heute so üblich ist. Sie haben den Durchblick….

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