Nachrichten

Erhöhte Brandgefahr durch Trockenheit: Belgien hat viel zu wenig Feuerwehrleute – „Wir fahren gegen die Wand“

30.11.2018, Belgien, Brüssel: Feuerwehrleute bei einem Löscheinsatz in der belgischen Hauptstadt. Foto: Shutterstock

In Zeiten des Klimawandels ist Belgien nicht ausreichend gegen die durch Trockenheit verursachten Brände gewappnet. Oberst Marc Gilbert vom Königlichen Feuerwehrverband von Belgien schlägt Alarm.

„Angesichts der globalen Erwärmung und der damit einhergehenden Naturkatastrophen gibt es nicht genug Berufsfeuerwehrleute. Infolge der globalen Erwärmung und der Naturkatastrophen (Überschwemmungen, Brände …), die immer häufiger auftreten und in Zukunft noch zunehmen werden, bin ich sehr besorgt. Wir steuern direkt auf die Wand zu“, sagte Gilbert in einem Interview mit Sudpresse.

Ein Feuerwehrmann kämpft gegen einen Waldbrand. Foto: Marios Lolos/XinHua/dpa

In unserem Land gibt es einen Mangel an Berufsfeuerwehrleuten. Wir operieren derzeit mit 12.500 freiwilligen und 5.000 Berufsfeuerwehrleuten.

Der freiwillige Feuerwehrmann hat einen anderen Beruf. Wenn er gerufen werden muss, kommt er manchmal von weit her – und das kostet Zeit. Außerdem kann er nur eine begrenzte Anzahl Stunden leisten.“

Laut Gilbert spiegelt die Zahl von 17.500 Feuerwehrleuten für Belgien nicht die Realität wider: „Es kommt vor, dass ein Berufsfeuerwehrmann in einem anderen Gebiet als freiwilliger Feuerwehrmann arbeitet. Die Behörden zählen diesen Mann als zwei Feuerwehrmänner, obwohl es nur einen gibt. Ich würde sagen, dass es in Belgien 10.000 Feuerwehrleute geben muss. Und selbst das ist nicht genug. Im Sommer ist die Lage noch problematischer, wenn Feuerwehrleute im Urlaub sind, was ja auch logisch ist. Doch gerade im Sommer werden sie bei Feld-, Busch- und Waldbränden gebraucht, die aufgrund der globalen Erwärmung immer häufiger auftreten.“

16.07.2021, Belgien, Brüssel: Annelies Verlinden, föderale Innenministerin. Foto: Hatim Kaghat/BELGA/dpa

Auf die Frage, ob Belgien wegen der stetig steigenden Zahl von Bränden nicht über ein Löschflugzeug (Canadair) zur Brandbekämpfung verfügen müsste, meinte Gilbert, ein Canadair sei nicht unbedingt nötig, wohl aber bräuchte Belgien zusätzliche Hubschrauber, die das Feuer mit großen Wasserbeuteln („Bambi Bucket“) besprühen könnten. Davon gebe es momentan zwei. „Meiner Meinung nach wären zwei oder drei weitere Hubschrauber nötig, damit wir insgesamt fünf Hubschrauber haben, d. h. einen für zwei Provinzen.“

Und was sagt Innenministerin Annelies Verlinden (CD&V) dazu? Laut Gilbert gar nichts: „Frau Verlinden macht sich nicht einmal die Mühe, uns zu antworten. Stattdessen will sie die Finanzmittel des Zivilschutzes im Jahr 2023 um 10 Prozent kürzen. Das bedeutet, dass jede Rettungszone bei der Ausrüstung sparen muss oder Feuerwehrleute, die in den Ruhestand gehen, nicht ersetzen kann.“ (cre)

11 Antworten auf “Erhöhte Brandgefahr durch Trockenheit: Belgien hat viel zu wenig Feuerwehrleute – „Wir fahren gegen die Wand“”

  1. Was der Feuerwehrkommandant da schildert ist vollkommen normal! Ein Feuerwehrmann übt KEINEN gefährlichen Beruf aus, so ist zumindest die Einstufung dieses Berufs bei Rentenregelungen. Seit der letzten Reform würden ihnen Gehälter für Bereitschafsdienste gestrichen und die Anzahl Schulungen erhöht. Ausrüstung und Gebäude sind veraltet oder fehlen. Das trat besonders bei der Flut im Wesertal zu Tage. Notwendiges Material wird nicht kontrolliert (Taucherausrüstung) und muss bei Bedarf von Sportvereinen ausgeliehen werden. Dazu noch Bürokratie ohne Ende und eine Corona-Impfpflicht. Hausgemachte Probleme, wie üblich.

  2. Die Wahrheit

    Bei Wald- oder Flächenbränden ist die Zahl der Feuerwehrleute nicht ganz von großer Bedeutung. Hier kommt es auf die Schnelligkeit der Löschwasserlieferung an. Eine gute Zusammenarbeit mit den Landwirten, die über die Maschinen verfügen, ist hier von größter Wichtigkeit. Ferner kennen die hiesigen Landwirte die Gegend bekanntlich am besten und wissen genau, wie und wo sie fahren können.

    • Wahrheit
      In Ostbelgien gibt es die Gileppe zum richtig löschen mit einem Hubschrauber Wasser holen und über dem Feuer abwerfen, dann in jedes Feuerwehrauto gehen Mindestens 10 000 L Wasser da braucht keiner einen Landwirt denn bis da alle hier sind kann man gleich alles abbrennen lassen und die Häuser ringsrum gleich mit

      • „… braucht keiner einen Landwirt…“
        Belgien hat selbst keine Hubschrauber für die Bekämpfung von Brände! Dieser Hubschrauber muss aus den Niederlanden angefordert werden, was seit 2015 möglich ist. Da Sie mir das sicher nicht glauben: der Link zur Internetseite der „Generaldirektion Zivile Sicherheit“ befindet sich am Ende des Kommentars. Durch dieses Abkommen haben wir dann einen einzigen Helikopter.
        Tatsache ist, dass die Landwirte in den letzten Wochen überall der Feuerwehr helfen mussten.
        In Bayern und im Spessart sind es sogar die Feuerwehren selbst, welche die Landwirte im Rahmen der Aktion „Red Farmer“ darum bitten ihre, derzeit ungenutzten, Güllefässer mit Wasser zu befüllen und einsatzbereit zu halten. Gleiches gilt für Grubber, Pflüge und Scheibeneggen, für Brände im Getreideacker.
        Landwirte schreiben sich freiwillig ein, geben der Feuerwehr ihre persönlichen Daten und die Informationen, ob sie umgehend einsatzbereit sind oder ihre Fässer erst mit Löschwasser betankt werden müssen.
        In Bothenheilingen, in Thüringen, brannte ein Großbrand im historischen Dorfkern 2 Stunden lang unkontrolliert, weil die Feuerwehr kein Löschwasser hatte!
        Und hier in Ostbelgien oder irgendwo sonst kann das auch passieren.
        https://www.civieleveiligheid.be/de/news/missions-internationales/niederlaendische-loeschhubschrauber-schneller-verfuegbar-fuer-einsaetz

      • Gastleser

        Ot:
        Das wollte ich, als ich hier vor Jahren hinzog…
        Alle Lehrgänge hatten neu gemacht werden müssen, nichts, nicht mal die G26 würde anerkannt.
        Pardon, einige 1000 Stunden Ausbildung neu machen, dem neuen Arbeitgeber erklären warum man ständig auf Abruf steht und null Anerkennung dafür – Nein.
        Den Kameraden gebührt eine ordentliche Prämie, gutes Material und eine Abschaffung der endlosen Lehrgänge.
        Sirene und Spritzenhaus wieder in jedes Dorf.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern