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Das freundliche Gesicht des Fußballs: Große Begeisterung für Frauen-EM in der Schweiz

09.07.2025, Schweiz, Zürich: Fanmarsch für die Niederlande. Fans des Oranje-Teams folgen dem Bus. Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Volle Stadien, kurze Wege, nahbare Spielerinnen: Die Europameisterschaft findet bei Fußballerinnen und Fans großen Anklang.

Von „Gänsehaut pur“  und „Wahnsinn“ sprach die aus Kettenis stammenden deutsche Nationalspielerin Kathrin Hendrich und ihre Trainer Christian Wück riet den Fußballerinnen mit Blick auf den immensen Fan-Zuspruch: „Sie sollen jede Sekunde von diesem Turnier genießen. Das erlebt man nicht oft.“

Die Europameisterschaft in der Schweiz setzt bislang Maßstäbe: atmosphärisch, sportlich, logistisch. Sie habe einfach Tränen in den Augen gehabt, schilderte die erfahrene Abwehrspielerin Hendrich nach dem 2:1 gegen Dänemark ihre Gefühle, als sie die vielen schwarz-rot-goldenen Fähnchen im Stadion erblickte.

02.07.2025, Schweiz, Basel: Ein Schweizer Fan jubelt beim Fanmarsch mit seiner Tochter. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Allein über 16.000 deutsche Fans hatten im Baseler St. Jakob-Park zugeschaut. Die EM ist längst zu einem Fußball-Festival geworden. Dafür sorgen volle Stadien, kurze Wege, nahbare Spielerinnen – und als Extra-Tupfer die Karawanen von deutschen, niederländischen oder Schweizer Fans.

Dass die klischeehaft pünktlichen Züge tatsächlich pünktlich nach Basel, Zürich oder Lausanne fahren, schadet gewiss auch nicht. Klagen über zu wenig eingesetzte Bahnen gab es nur nach dem Eröffnungsspiel der Schweizerinnen gegen Norwegen.

Atmosphärisch ist die EM auch abseits der acht Stadien präsent. In vielen Bars laufen die Spiele live, die Fans schauen in Nationaltrikots. Statt Messi oder Ronaldo sind die Shirts mit Namen wie Gwinn oder Williamson beflockt. Leah Williamson übrigens, englische Nationalspielerin, Champions-League-Siegerin mit dem FC Arsenal. Das weiß man jetzt.

04.07.2025, Schweiz, St. Gallen: Die deutsche Nationalspielerin Jule Brand macht ein Selfie mit Fans. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

In den Straßen hängen die Wände voller Werbegesichter von Fußballerinnen, ein meterlanges Trikot baumelt unter dem Dach des Züricher Hauptbahnhofs, illuminiert mit wechselnden Spielerinnen-Namen. Die Aktion eines Sportartikelherstellers.

Aus Fußballerinnen werden gerade Stars. Manche sind es ohnehin schon. Auf Plakaten bitten vorwiegend junge Fans um Trikots der Spanierin Aitana Bonmatí oder Internet-Königin Alisha Lehmann aus der Schweiz. An den Bussen hoffen sie auf Fotos und Autogramme.

Auf dem Rasen bietet die EM viel Tempo und Technik, Maßstäbe setzen Spanien und Frankreich. Es kristallisieren sich Mannschaften heraus, die auf einem sehr, sehr hohen Level spielen. Aber auch generell bieten die Teams gute Leistungen. Das Ziel, „eine gewisse Euphorie für den Frauenfußball“ zu entfachen und die Menschen in die Stadien zu locken, sei bisher gegeben, resümierte der deutsche Cheftrainer Wück.

Ob die Stimmung so euphorisch bleibt, entscheidet sich womöglich an diesem Donnerstag. Dann spielt die Schweiz gegen Finnland ums Weiterkommen. Die Fans der „Nati“, nach dem 2:0 gegen Island im Hoch, hoffen auf den Viertelfinal-Einzug. Ein Punkt würde schon reichen – und weitere Fanmärsche wären wohl garantiert. Einen weiteren Turnierverlauf ohne Gastgeber-Team, das wünscht sich bei UEFA und Organisatoren niemand. (dpa/cre)

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